Internet der Dinge im Handwerk und in der Industrie #DigitalXStudio @servicerebell @holzgespuer

So lief die heutige Sendung im #DigitalXStudio:

Wie angreifbar sind vernetzte Unternehmen? #CIODebatte #IoT #Industrie40

Es ist für Renate Stuecka von IBM immer wieder überraschend, aus erster Hand zu erfahren, welche Bandbreite an unterschiedlichen Ausprägungen das Thema Sicherheit beim Internet der Dinge und bei Industrie 4.0-Konzepten in Unternehmen hat.

„Die Palette reicht von ‚konzernweite Richtlinien für den Schutz der IT-Netzwerke‘ bis zu ‚bei uns wird abends immer abgeschlossen‘. Aus diesen Zitaten von Studierenden eines dualen Studiengangs Maschinenbau wird sehr deutlich, dass es hier noch viel Luft nach oben gibt.“

Die Vorteile von oben genannten Lösungen setzen zwingend voraus, dass Dinge, Produkte, Fertigungsmaschinen vernetzt sind und autonom interagieren:

„Aus einer vernetzten Arbeitsumgebung ergeben sich zwangsläufig Risiken, für die viele Unternehmen noch gar keine Wahrnehmung entwickelt haben. Und dort, wo es eingeführte Security Werkzeuge und Prozesse gibt, tun sich oft noch erschreckende Lücken auf, wenn es um die Sicherheit der so genannten ‚Operational Technology‘ (OT) geht. Also um die wirkungsvolle Abschirmung der Controller, Netze und Maschinen in der Fertigung“, so Stuecka.

Die Risiken würden sich mit der Konvergenz von IT und OT potenzieren:

„Ein Wesensmerkmal von Industrie 4.0-Anwendungen und gleichzeitig ein weiteres Einfallstor für Angriffe. Seit Jahren beobachten Security Experten, dass Malware auch über die IT eingeschleust wird in Unternehmen und von dort ihren Weg findet in die Produktionsumgebung“, erläutert Stuecka.

Siehe auch das Interview auf dem Watson Summit in Frankfurt:

Die allermeisten Angriffe werden mit großer Verzögerung entdeckt – wenn überhaupt. Und die Attacken werden immer professioneller. Ausführlich auf dem CIO-Kurator nachzulesen.

Welche Sicherheitsstrategie sollten Unternehmen einsetzen? Lust auf Skype-Interviews für das Format CIO-Kurator-Talk zu diesem Thema, die wir live auf Facebook übertragen? Dann einfach bei mir melden.

Internet der Dinge mit Öko-Intelligenz – Überlegungen zur Post-Müll-Epoche @UweSchneidewind

In einer Pressemitteilung befördert das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie einen Gedanken zutage, den ich im vergangenen Jahr in einer Session des Nachhaltigkeitscamps in Bonn diskutiert habe: Wie man Produkte mit Öko-Intelligenz aufladen kann.

Eine Studie des Bundesumweltministeriums geht davon aus, dass die Kreislaufwirtschaft von der Digitalisierung besonders profitieren würde – gleichzeitig zeigt sie, dass das Thema bisher aber kaum systematisch angegangen wird. Dr. Henning Wilts, Leiter des Geschäftsfeldes Kreislaufwirtschaft und Dr. Holger Berg, Projektleiter im Geschäftsfeld Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie widmen sich daher dieser Thematik und arbeiten an einer „Circular Economy Literacy“, die den Weg in die digitale und ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft ebnen soll. Im neu erschienen Positionspapier „in brief“ des Wuppertal Instituts gehen die beiden Autoren ausführlich auf das Thema ein.

Obwohl das Optimierungspotenzial groß sei, ist die Realität noch weit von sogenannten geschlossenen Kreisläufen entfernt. Aus Abfällen gewonnene Sekundärrohstoffe – Rezyklate genannt – werden bislang weit unterhalb der möglichen Mengen in Produktions- und Nutzungsprozesse zurückgeführt. Das bedeutet Werteverlust, macht abhängig von volatilen Rohstoffmärkten, verringert die Ressourcenproduktivität und erhöht die Umweltverschmutzung. Die Studie „Die Digitalisierung in der GreenTech-Branche“ im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) verweist darauf, dass kein Umweltleitmarkt so stark von der Digitalisierung profitieren könnte wie die Kreislaufwirtschaft und gleichzeitig kein Sektor bisher so schlecht aufgestellt sei.

Unternehmen setzen noch zu häufig auf Primärmaterialien statt auf recycelte Rohstoffe zurückzugreifen – obwohl diese eigentlich günstiger sein könnten. Ein entscheidender Grund sind fehlende Informationen: Wo und wann Abfälle anfallen, die sich als Rezyklate einsetzen lassen, ist deutlich ungewisser als bei Primärmaterialien, wie etwa im Bergbau. Zudem hängt der Wert von Abfällen maßgeblich davon ab, wie diese Abfälle zusammengesetzt sind und was über sie bekannt ist: Was sind teuer zu entsorgende gefährliche Abfälle, was kann sinnvoll recycelt werden?

„Um den Übergang zur Kreislaufwirtschaft besser zu koordinieren, braucht es zwingend eine bessere Abstimmung von Stoff- und Informationsflüssen, um diesen Problemen zu begegnen“, sagt Wilts.

Informationen über Mengen und insbesondere Qualitäten von Produkten und den in ihnen enthaltenen Rohstoffen müssten erhoben werden und erhalten bleiben.

Viele dieser Informationsdefizite waren bisher nicht zu lösen. Die Forscher Wilts und Berg gehen aber davon aus, dass die Digitale Transformation die Lösung liefern könnte, weil sie aus mehreren Gründen eine Informationsrevolution ist und daher das Bindeglied zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft werden kann.

Lösungsansätze müssen über reine Entsorgungslösungen hinausgehen, viel früher im Produktionsprozess ansetzen und auch stärker als bisher Konsumentscheidungen einbeziehen. Oberstes Ziel: Abfälle weitgehend vermeiden und eine ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft ermöglichen. Dazu arbeitet das Wuppertal Institut an einer Circular Economy Literacy. Darin evaluieren Wilts und Berg im neu gegründeten Geschäftsfeld Kreislaufwirtschaft wie solche umfassenden Veränderungsprozesse möglich und in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Ihre Projekte sollen die verschiedenen Akteure zusammenbringen und eine strategische Zielvorstellung für eine digitalisierte Kreislaufwirtschaft in NRW, Deutschland und Europa vorgeben. Alle wollen Digitalisierung, alle wollen Kreislaufwirtschaft – aber was ist die gemeinsame Vision und wie kommen wir dahin?

Meine Überlegung: Wenn es gelingt, dass alle Gegenstände des Alltags im „Internet der Dinge“ digital vernetzt werden, könnte man sie auch mit ökologischer Intelligenz aufladen. Dann würden sie über ihre Herkunft und Ökobilanz informieren sowie Empfehlungen über eine sinnvolle Weiterverwendung zum Ende ihres Lebenszyklus geben. So fänden die Produkte allein ihren Weg von der Produktion bis zum Kunden – und wieder zurück zum Recycling oder zur Wiederverwendung. Dann würden 99 Prozent der mobilen Endgeräte nicht mehr in der klassischen Müllentsorgung verschwinden, sondern spezialisierten Logistikern signalisieren, wo man sie findet und wie man ihre verborgenen Schätze aus Gold, Platin, Kupfer, Aluminium und seltenen Metalle heben kann.

Siehe auch: Studie – Deutschland auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft?

Netzökonomische Überlegungen zur Post-Müll-Epoche – Produkte mit digitaler Öko-Intelligenz aufladen #NEO16

Müll muss nicht sein
Müll muss nicht sein

Was kommt in zehn Jahren in die Tonne? Was passiert, wenn Produkte mit digitaler Öko-Intelligenz aufgeladen werden?

In der netzökonomischen Debatte sollten wir es nicht versäumen, uns auch mit dem Kern der Ökologie zu beschäftigen: Oikos war in der Antike die Haus- und Wirtschaftsgemeinschaft, die Orientierung an der Nachbarschaft – verbunden mit dem Verzicht auf Supersysteme, die das Himmelreich auf Erden versprechen, sich aber kaum steuern lassen. Konzentriere Dich auf das, was Du selbst gestalten kannst. Übernehme Verantwortung für Dein eigenes Handeln und delegiere es nicht auf kommende Generationen.
 
So ist auch das politische Ziel zu verstehen, spätestens bis zum Jahr 2020 vollständig aus der Beseitigungswirtschaft auszusteigen und alle Deponien zu schließen. Damit verabschieden wir uns endgültig vom menschlichen Archetypus, Dinge nach dem Verlust individueller Wertschätzung einfach zu vergraben oder zu verbrennen nach dem Motto: Aus dem Auge, aus dem Sinn.
 
Das ökologische Anforderungsprofil für das 21. Jahrhundert hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) trefflich formuliert:

„Funktional, langlebig und damit kostengünstig, ressourcenleicht und emissionsarm, reparaturfreundlich, wiederverwertbar, risikoarm, fehlerfreundlich und rückholbar.“

Dabei geht es nicht nur um neue Produkte, sondern auch um Dienstleistungen und soziale Innovationen wie Carsharing oder Repair Cafés, die immer populärer werden.
 
Wenn es gelingt, dass alle Gegenstände des Alltags im „Internet der Dinge“ digital vernetzt werden, könnte man sie auch mit ökologischer Intelligenz aufladen. Dann würden sie über ihre Herkunft und Ökobilanz informieren sowie Empfehlungen über eine sinnvolle Weiterverwendung zum Ende ihres Lebenszyklus geben. So fänden die Produkte allein ihren Weg von der Produktion bis zum Kunden – und wieder zurück zum Recycling oder zur Wiederverwendung.
 
Dann würden 99 Prozent der mobilen Endgeräte nicht mehr in der klassischen Müllentsorgung verschwinden, sondern spezialisierten Logistikern signalisieren, wo man sie findet und wie man ihre verborgenen Schätze aus Gold, Platin, Kupfer, Aluminium und seltenen Metalle heben kann.
 
Man darf gespannt sein, wie der Gesetzgeber die hoheitlichen Aufgaben der Müllentsorgung gestalten wird, wenn gar kein Müll zur archaischen Beseitigung mehr anfällt. 

Das ist nur ein kleiner Aspekt, der in den Debatten über Digitalisierung stärker beachtet werden sollte. Im Gespräch mit Professor Lutz Becker entstand die Idee, Ökologie und Digitalisierung zu einem Schwerpunktthema der Next Economy Open am 1. und 2. Dezember zu machen. Vier bis fünf Schwerpunkte werden wir wohl in diesem Jahr wieder auf die Agenda nehmen. Ende März/Anfang April werden wir uns über die Programmatik, über Formate und neue Ideen in einer netzökonomischen Runde via Hangout on Air unterhalten.

Ihr werdet natürlich rechtzeitig zu der Diskussion eingeladen. Man hört, sieht und streamt sich 🙂

4.0-Begriffsgeklingel statt Taten

Industrie der Gesternzeit
Industrie der Gesternzeit

Inflationäres 4.0-Begriffsgeklingel und Konferenz-Gerede können nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir in Deutschland kaum Unternehmen wahrnehmen, die international in der ersten Liga der Netzökonomie spielen. Deutschland braucht eine Digitalisierungsstrategie, die über die Förderung der produktionsbezogenen Industrie 4.0 hinausgeht und die öffentliche Verwaltung ebenso einschließt wie das Gesundheitswesen, die Bildung und die private Nutzung des Internets der Dinge. So das Credo des “Jahresgutachtens der Expertenkommission Forschung und Innovation”, das ihr Vorsitzender Dietmar Harhoff vom Münchener Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb der Regierungschefin Angela Merkel überreicht hat. Die starke Fokussierung der Bundesregierung auf einen relativ kleinen Bereich der Digitalisierung sei nicht zielführend. So werde mit Industrie 4.0 einseitig auf Effizienzsteigerungen bei der Produktionstechnik abgehoben.

“Hier bedarf es dringend einer überzeugenden Gesamtstrategie. Die ‚Digitale Agenda‘ erfüllt diesen Anspruch nicht, auch wenn sie eine hilfreiche Sammlung von Analysen und Handlungsnotwendigkeiten liefert”, schreiben die Wissenschaftler.

Start-ups, die mit ambitionierten Geschäftsmodell-Innovationen neue Quellen der Wertschöpfung aufbauen, haben in Deutschland derzeit keinen ausreichenden Zugang zu Wagniskapital und Wachstumsfinanzierung. Die Expertenkommission erneuert ihre Empfehlung, auf die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Wagniskapital und die Einrichtung eines Börsensegments für Wachstumsunternehmen hinzuwirken.

“Kompetenzen im Umgang mit digitalen Technologien und Geschäftsmodellen sind in der Breite zu fördern – in allen Ausbildungs- und Weiterbildungssegmenten.”

Selbst bei Firmenübernahmen spielen Deutschland und Europa keine Rolle

Kritisch sehen die Studienautoren auch die deutsche Informatik, die in weiten Teilen zu abstrakt aufgebaut sei und sich nur mühsam der praktischen Anwendung nähere. Dringend raten die Autoren der Politik, der internetbasierten Wirtschaft sehr viel mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Deutschland habe seine Förderung bisher zu defensiv auf die Erhaltung und Weiterentwicklung seiner klassischen Industrien wie Autoproduktion und Maschinenbau konzentriert:

“Die derzeitige Situation ist alarmierend. Deutschland hat nicht nur in den klassischen Informations- und Kommunikationstechnologien in den letzten Jahrzehnten an Boden verloren. Viel gravierender ist, dass deutsche Unternehmen in den neuen Bereichen der digitalen Wirtschaft, in denen Kompetenzen bei der Verwendung IT-basierter Prozesse ausschlaggebend sind, bisher keine Stärken aufbauen konnten. Es sind US-Unternehmen, die die Aktivitäten in der internationalen Internetwirtschaft dominieren.”

Allein die Marktkapitalisierung von Alphabet übertrifft die aller deutschen Unternehmen in der gesamten digitalen Wirtschaft. Zu den kapitalstärksten Unternehmen der Internetwirtschaft zählen hierzulande Zalando, United Internet und etablierte Unternehmen wie Axel Springer. Selbst deren Marktkapitalisierung ist im Vergleich zur Gruppe Silicon Valley-Konzerne nur sehr langsam gewachsen. Zu den Anwendungsfeldern, die zur weiteren Expansion der digitalen Wirtschaft führen, zählen Smart Home, Internet der Dinge, neue Formen der Kommunikation wie WhatsApp, Robotik, durch Computer und Datenbrillen erweiterte Realitätswahrnehmung (augmented reality), virtuelle Realität, sowie Mobilität oder Sicherheit. Also alles Aktivitäten, die von kapitalstarken Konzernen der Internetwirtschaft in Asien und USA beherrscht werden. Und selbst bei den Übernahmen, die von diesen Unternehmen ausgehen, spielen Deutschland und Europa eine untergeordnete Rolle.

Ausführlich könnt Ihr meine Ausführungen bei den Netzpiloten nachlesen.

Bosch und das Vorgangsverfolgungssystem – Internet der Dinge mit Hängeregister

Androiden erobern nicht nur Autos, sondern Kühlschränke, Waschmaschinen - und das ist kein Mythos.
Androiden erobern nicht nur Autos, sondern Kühlschränke, Waschmaschinen – und das ist kein Mythos.

Meine Kolumne über die Industrie 4.0-Schläfrigkeit der deutschen Wirtschaft hat ja einige Geister aufgescheucht. Obwohl die provokative These, ob Google nun das neue Bosch sei, ja eher metaphorisch gemeint war. Schaut man aber etwas genauer hinter die Kulissen, dann ist an der These mehr dran, als einigen Führungskräften in Deutschland lieb sein kann.

Etwa der Google-Kauf von Nest Lab:

„Während bei uns wild an komplexen Netzwerkplänen für das Internet der Dinge gebastelt wird, nehmen die Amis den vernetzten Kunden als Ausgangspunkt für die Entwicklung von smarten Services. Und sie nehmen sich einen Markt nach dem anderen vor, anstatt alles mit allem vernetzen zu wollen. Der entscheidende Unterschied ist die Denke: Die einen sind geprägt durch ihre langjährige Erfahrung als Hardware-Hersteller, Nest dagegen greift wie ein Internetunternehmen Märkte an, in denen sich in den letzten 50 Jahren nichts fundamental geändert hat“, schreibt etwa Smarter Service-Blogger Bernhard Steimel.

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Tony Fadell, ehemaliger Apple-Manager und „Vater des iPods“ gehe mit einem ganz anderen Mindset an die Sache als die von Ingenieurskunst getriebenen Hersteller. Auf der LeWeb erläuterte er die Strategie und wie Menschen durch mobile Apps beginnen, sich mit ihrem Energieverbrauch aktiv auseinanderzusetzen.

„Insofern ist es nicht verwunderlich, dass nach dem Thermostat- nun der Brandschutzmelder-Markt auf der Abschussliste steht. Das ‚Wie‘ hat er bei Apple gelernt: Schöne Produkte, die das Leben einfacher machen. Statt komplizierter Steuerung wird die einfache, elegante und spielerische Bedienung per App zum Dreh- und Angelpunkt jedes Service Designs. Dabei wird auch mit ein paar Ärgernissen bei den Brandmelder aufgeräumt: Bei Fehlalarm muss man nicht erst auf die Leiter klettern, sondern kann mit einer eleganten Handbewegung den nervigen Ton abschalten“, so Steimel.

Nest schaffe mit seinen Thermostaten und Brandschutzmeldern vernetzte Services statt komplizierte Geräte mit Netzanschluss. Das werde für die Haushaltsgeräte-Industrie so disruptiv wirken wie das iPhone für die Mobilfunker.

„Wenn Bosch & Co. auch zukünftig in diesem Geschäft eine führende Rolle spielen wollen, müssen die Unternehmen das Nutzenversprechen für die nächste Ära ihres Geschäfts neu entwickeln und dürfen dabei nicht linear denken, sondern müssen lernen wie Internet-Startups zu denken“, fordert Steimel und hat damit den wunden Punkt beim industriellen Musterschüler Bosch getroffen, wie die Januar-Ausgabe des Manager Magazins untermauert.

Bosch ist leider nicht Google
Bosch ist leider nicht Google

Der Chef des Technologiekonzerns sei im Schlagzeilengewitter der Wirtschaftspresse. Volkmar Denner brauche als Chef der Traditionsfirma dringend frischen Wind.

Letztlich ist es das fein sortierte Gedächtnis seines legendären Vorgängers Hermann Scholl, das symbolhaft die Probleme des Industrie-Giganten beschreibt. Dokumente im DIN-A4-Format, in Kladden abgelegt und im Hängeregister verstaut. Das Ganze trägt den kafkaesken Namen „V O R G A N G S V E R F O L G U N G S S Y S T E M“ im Stil einer bürokratischen Superbehörde:

„Der Fundus steht stellvertretend für Boschs vielleicht größte Stärke: eine Fachkompetenz, die so breit und so tief ist wie bei keinem anderen Autozulieferer. Genauso symbolisiert er die vielleicht größte Schwäche: seine Bürokratismen, seine Langsamkeit“, schreibt das Manager Magazin.

Der Bosch-Chef fordert eine neue Kultur des Scheiterns, will mehr ausprobieren, sich an….Google & Co. orientieren und stärker wie ein Startup ticken. „Alle Produkte, in denen Elektronik steckt, müssen internetfähig sein“, so das Credo von Denner. Im Aufsichtsrat und unter den Altvorderen des Konzerns versteht ihn wohl keiner so richtig.

Bosch gelinge es nicht, sein Tempo neuen Geschäftsmodellen anzupassen. Aufträge durchliefen viel zu oft „Endlos-Schleifen in der Zentrale. Es gebe für Bosch derzeit keinen großen Wurf, konstatiert das Manager Magazin. Google kauft halt Nest und Samsung baut einfach das Betriebssystem Android in die Elektronikprodukte ein – von der Waschmaschine bis zum Kaffee-Vollautomaten, wie der Ex-IBM-Cheftechnologe Gunter Dueck süffisant bemerkt.

Industrie 4.0 sei vor allem eine dezentral-intelligente, vernetzte, kooperative Industrie, Technik ist dafür „nur“ der Enabler – wobei Enabler wie Android oder Robobook fundamental wirken können, stellt Winfried Felser fest. Wir machen es in Deutschland eben schön kompliziert, statt komplex zu denken und einfache Lösungen auf dem Markt zu etablieren. Mit meiner Kolumne liege ich also gar nicht so falsch – leider.

Am Mittwoch, um 11 Uhr, können wir das Thema bei Bloggercamp.tv vertiefen. Da geht es um Unternehmen, die in der Cloud verschwinden. Diskutiert Ihr mit?

Wenn der Kochtopf vernetzt ist und das Fachpersonal fehlt #theeuropean

Ingenieure für die vernetzte Ökonomie gesucht
Ingenieure für die vernetzte Ökonomie gesucht

Die vernetzte Ökonomie macht auch vor der klassischen Industrieproduktion nicht halt. Schlagworte wie Industrie 4.0, Smart Factory, intelligente Fabrik, Integrated Industry, Machine-to-Machine-Kommunikation und Internet der Dinge sind ein Wegweiser für die Veränderungen in den nächsten Jahren:

„Sie beschreiben die Vernetzung der bisher insular aufgebauten Produktion und der Unternehmen; oder auf gut Deutsch: Ohne Internet und Software geht künftig gar nichts mehr. So wie fast jeder Büroarbeitsplatz einen Internetzugang hat, wird zukünftig jede Maschine einen solchen Zugang haben. Vor allem geht es darum, dass die Maschinen untereinander vernetzt werden und kommunizieren können“, so FAZ-Redakteur Georg Giersberg.

Es reicht nicht mehr aus, über Spezialkenntnisse für Mechanik, Maschinenbau oder Fertigung zu verfügen – Wissen über Software und Programmierung müssen dazu kommen.

„Der Anteil der Softwareingenieure nimmt in der Industrie deutlich zu“, so Giersberg.

Es gebe kaum eine technische Disziplin, die ohne elektronische Steuerungen und ohne Vernetzung mit anderen Steuerungssystemen oder dem Internet auskommt – das gilt selbst für Kochtöpfe, Heizungsanlagen und Druckmaschinen.

Die aktuell diskutierte Revolution des Produktionsprozesses rüttelt an vielen Paradigmen der Berufswelt der Ingenieure: Neben der technischen Expertise, wird zusätzliches Informatikwissen über Interoperabilität, Offenheit und Skalierbarkeit durch die dazu notwendigen IT-Architekturen und Middleware-Komponenten verlangt.

„Dies sind im Grunde genommen unvereinbare Anforderungen, die einen Ingenieur an die Grenze seiner mentalen Fähigkeiten bringt. Entweder man ist ein begnadete Schrauber und Nerd oder der vorausschauende konzeptionell denkende IT-Architekt“, sagt Kasten Berge, Geschäftsführer von SearchConsult in Düsseldorf.

Ausführlich nachzulesen in meiner morgigen Kolumne für das Debattenmagazin „The European“. Würde ich mich über viele Retweets, Likes, Plusse und Kommentare freuen 🙂

Update:

Hier die komplette Kolumne: Schrauber trifft Nerd.

Die perversen Vorstellungen von schlecht angezogenen Cebit-Männern mittleren Alters

Dotcomtod-Alphonso mag die Cebit nicht. Ich mag Hannover nicht und auch die Computermesse geht mir seit Jahren auf den Zeiger. So richtig prickelnd war es auch in diesem Jahr nicht. Wer interessiert sich denn noch für Computer? Es geht um Apps, um Software, um die Wissensgesellschaft, um neue Arbeitsformen, um bürgerfreundliche Dienste des Staates, um – ja Don Alphonso – es geht auch um Social Media.

Aber nicht um Berater oder schlecht angezogene Männer mittleren Alters mit Bauchansatz, die sich auf dem Messegelände ihre Plastikschuhe ruinieren. Ich habe auch nicht den Eindruck gehabt, dass es um irgendwelchen technischen Schnickschnack geht. Um den berühmten Kühlschrank, der selbständig Eier nachbestellen kann und um Roboter, die meine Haushaltsaufgaben erledigen.

Gut, Reinhard Karger, Sprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, sprach über Marmelade, die im Supermarkt mit mir kommunizieren kann. Das ist aber sicherlich eher metaphorisch gemeint, Don. Es geht um das Internet der Dinge und Dienste, um das jederzeit verfügbare Web, um Produktinformationen, die weit über das Haltbarkeitsdatum hinaus gehen. Siehe auch die dreiteiligen Youtube-Mitschnitte, die ich semiprofessionell (stümperhaft) angefertigt habe:

Übrigens entschied ich mich vor meiner Abreise zu den ollen IT-Managern kurzfristig gegen Plastikschuhe und wählte stattdessen braune Lederschuhe aus der Pionierzeit der amerikanischen Siedler (siehe Foto oben). Meinen Rennschlitten konnte ich nicht mitnehmen, da die Schneedecke in Hannover doch etwas dünn war. Gleiches gilt für meine Langlaufski von Fischer und für meine Carving-Ski von Völkl. Halbleere Messehallenestrichböden konnte man in Hannover ausgiebig bewundern, da muss ich dem FAZ-Buffetblogger recht geben.

Aber wo es richtig brummte, wo es gut angezogene Frauen und Männer zu bewundern gab, war die Webciety, die von Dunkelmännern der Social Media-Szene zum zweiten Mal organisiert wurde. Da gab es Lederschuhe zu bewundern, Stiefel, farbenfrohe Haarpracht, ab und zu richtig gute Vorträge. Die Halle 6 wirkte wie ein Magnet. Empfehlung an die Messeverantwortlichen: Macht doch aus der ganzen Cebit eine Webciety oder fusioniert einfach mit der IFA-Berlin.

Für die bildungsbürgerliche Modeberatung könnte man ja Don Alphonso gewinnen, der zudem die Messehallen im Stil der Renaissance (natürlich in der spanischen Variante) oder des Barocks (darauf fahren Katholiken ab) gestalten sollte. Auf alle Fälle sollte es eine Teststrecke für Rennschlitten geben, damit man mal sehen kann, was der eine oder andere Blogger wirklich drauf hat. Soweit die sportliche Kampfansage eines Bloggers mittleren Alters. Tischtennis, Kickern, Volleyball, Squash, Fußball oder Hallenslalom gingen natürlich auch.

Warum der intelligente Kühlschrank kein Hirngespinst mehr ist

Wenn über Künstliche Intelligenz diskutiert wird, darf der „intelligente Kühlschrank“ nicht fehlen. Seit Jahren geistert er in Fachbeiträgen und Zukunftsprognosen umher, in der Realität findet man ihn nicht. Das will das Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) ändern. So hat das DFKI unter der Leitung von Professor Antonio Krüger ein Forschungslabor mit dem Namen „Innovative Retail Laboratory (IRL)“ in der Zentrale des Handelsunternehmen Globus in St. Wendel eingerichtet.

Vom intelligenten Kühlschrank zum Supermarkt der Zukunft
Vom intelligenten Kühlschrank zum Supermarkt der Zukunft

Hier steht zumindest ein smarter Kühlschrank der dem Nutzer mitteilt, dass die saure Sahne nur noch bis morgen haltbar ist, Frischmilch nachgekauft werden muss und auch die Wurstbestände sehr übersichtlich sind. „Mit viel Technik soll Einkaufen zum Erlebnis gemacht werden: übersichtlicher, informativer und transparenter. Am Bildschirm des Kühlschranks kann gleich eine Einkaufsliste erstellt werden. Jedes Familienmitglied kann seine persönlichen Vorlieben einstellen und im virtuellen Globus-Katalog nach neuen Angeboten suchen. Mit ein paar Klicks ist die virtuelle Einkaufsliste auch schon auf dem Handy gespeichert“, berichtet die Saarbrücker Zeitung.

Neue Formen der Interaktion mit dem Kunden werden entwickelt und für den Einsatz getestet: von personalisierter Verkaufsberatung über „sprechende“ Produkte, bis hin zum intelligenten Einkaufswagen der den Weg durch das Warenhaus anhand des Einkaufszettels plant und anzeigt, rezeptbasierte Kaufanregungen gibt, Produktvergleiche ausführt, personalisiert auf passende Sonderangebote hinweist und Zusatzinformation zu den Produkten gibt.

Das IRL konzentriert nach eigenen Angaben seine Aktivitäten nicht nur auf Konzepte und Technologien, die allein das SB-Warenhaus der Zukunft als Ort des Einkaufens betrachten. Die Beziehung des Warenhauses zu seinen Kunden beginnt vor dem Einkaufen schon mit der individuellen Einkaufsvorbereitung und personalisierten Angebotspräsentationen zu Hause und wird durch Produkt- und Verwendungsratgeber zu den gekauften Waren nach dem Einkauf weitergeführt. Erforscht und realisiert werden auch Konzepte der Innovationsallianz Digitales Produktgedächtnis des Bundesministeriums für Bildung und Forschung: Im Projekt SemProM – Semantic Product Memory – werden Schlüsseltechnologien für das Internet der Dinge entwickelt. Produkte führen Tagebuch, Smarte Labels geben ihnen ein Gedächtnis und unterstützen intelligente Logistik.

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Durch integrierte Sensoren werden Herstellungszusammenhänge transparent, Lieferketten und Umwelteinflüsse nachvollziehbar. Der Produzent wird unterstützt, der Verbraucher besser informiert. An der Tiefkühltruhe erfährt der Kunden beispielsweise, dass der Spinat Laktose enthält und wie sich daraus eine Lasagne zubereiten lässt, der „digitale Sommelier“ gibt an, dass der Chardonnay gut zu Salat und hellem Fleisch passt sowie eine feinwürzige Note von Vanille und Frucht besitzt. Und die Bananen am Obsttresen stammen aus der Dominikanischen Republik und genügen den Bio-Standards, erklärt die virtuelle Beraterin.

Mit Sensoren bekommen Produkte ein Gedächtnis, um Informationen für Rezepte, Inhaltsstoffe, Ökobilanzen oder Lagerungsvorschläge zu vermitteln: „Im Moment ist das noch sehr teuer“, erklärt Antonio Krüger gegenüber der Saarbrücker Zeitung, der seit April die Professur am DFKI innehat, „aber wir gehen davon aus, dass in zehn Jahren die technologischen Möglichkeiten vorhanden und auch erschwinglich sind. Wir wollen zeigen, was möglich ist.“

Supermarkt-Waagen als Einkaufsassistenten
Supermarkt-Waagen als Einkaufsassistenten

Transparenz ist dabei einer der wichtigsten Faktoren für den Supermarkt der Zukunft, bestätigt Tudor Andronic aus dem Leitungsteam des Bereichs Retail Systems Development beim Technologiespezialisten Bizerba. „Es gibt bereits mehr Prozessoren als Menschen. Jeden Tag fließen unglaublich viele Datenmengen ins Internet. Gefragt ist jetzt die Kunst, die richtige Daten einfach zur Verfügung zu stellen. Dafür brauchen wir vordefinierte Schnittstellen sowie intelligente und adaptive Modelle, wie sie vom DFKI entwickelt werden“. Sein Unternehmen sei darauf vorbereitet und habe in entsprechende IT-Architekturen investiert, um die Visionen von Bill Gates „Information at the fingertip“ zu realisieren. „Aus den Technologien müssen jetzt Werte generiert werden mit den richtigen Inhalten, Empfehlungen und personalisierten Informationen. Zehn Jahre, wie von Professor Krüger prognostiziert, werden wir nicht mehr warten müssen. Das kommt schneller“, resümiert Andronic.

Mit dem Projekt „Supermarkt der Zukunft“ zählt das DFKI zu den „365 Orten im Land der Ideen“, die in diesem Jahr jeweils an einem Tag ihre Ideen präsentieren können.

Wie wir mit dem Internet der Dinge unsere Wirtschaft umkrempeln und die Exportwirtschaft stützen

Internet der DingeEine Bewertung des Internets der Dinge hat das International Research Forum der SAP vorgenommen. Das berichtet die Computer Zeitung: Das Web verbindet heute virtuell Menschen und Orte – in Zukunft wird es auch Objekte miteinbeziehen und damit präzise reflektieren, was in der physikalischen Welt vor sich geht“ , schildert Professor Lutz Heuser, Leiter SAP Research, den Trend. „Dinge, die durch Sensorik eine gewisse Intelligenz besitzen, sagen uns, wer und wo sie sind, wozu sie dienen und was sich gerade in ihrer Umgebung abspielt“. Die Verwertung dieser Informationen öffne den Weg in die webbasierte Wirtschaft: „Das Internet der Dinge wird Auswirkungen haben auf viele traditionelle Wirtschaftsbereiche wie Handel, Fertigung und Logistik“, prognostiziert der SAP-Forscher.

RFIDIn Kombination mit der RFID-Funktechnologie bekommen Informationssysteme „Augen“ und „Ohren“ und damit die Fähigkeit zur kostengünstigen Messung ihrer Umwelt. Sie haben das Potenzial, den Medienbruch zwischen physischen Prozessen und deren Informationsverarbeitung zu vermeiden. Sie ermöglichen eine vollautomatisierbare Maschine-Maschine-Beziehung. „RFID-Minicomputer“ übernehmen die Aufgaben eines Mediators zwischen realer und virtueller Welt. Physische Ressourcen wie Schachteln, Paletten, Lagerplätze, Regale und einzelne Produkte können ohne menschliche Eingriffe über die unternehmensinternen und externen Rechnernetze kommunizieren.

Matthias Harsch, Mitglied der Bizerba-Geschäftsführung, erklärt eine mögliche Anwendung des Systems: „In der Produktion werden Kisten meist sortenrein mit jeweils einer Artikelgruppe befüllt. Damit sie während der Kommissionierung auch bei chaotischer Reihenfolge entsprechend des Produktionsauftrags auf die richtige Wäge- und Auszeichnungslinie gelangen, werden Transponder an die Kisten angebracht. Ein RFID-Reader liest die Artikelnummern aus und veranlasst die richtige Weichenstellung“.

Anschließend werden die Kisten verwogen. Der GLP-Drucker erhält vom Host die variablen Daten und kann die aufzubringenden RFID-Etiketten sofort ausdrucken und codieren. „Die Kisten gelangen somit sortenrein ins Tiefkühllager oder zur Kommissionierung. Das Smart-Label an jeder Kiste rationalisiert die weitere Logistik enorm“, ist sich Harsch sicher. „Das semantische Produktgedächtnis wird die Killeranwendung in Industriebereichen wie der Fertigung sein“, prognostiziert Professor Wolfgang Wahlster, Chef des deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Wahlster ist davon überzeugt, dass es mit dem Internet der Dinge gelingen könne, „die deutsche Industrie weiterhin im Rennen um den Titel des Exportweltmeisters im Spitzenfeld zu halten – das zieht sich von der Automatisierungs- und Automobil-Branche über die Logistik- bis zur Energiewirtschaft“.

Vom Nutzen des Internets der Dinge ist auch Andreas Latzel, Deutschlandchef des ITK-Anbieters Aastra, überzeugt. „Direkte Kommunikation zwischen Geräten über das Internet, sogenannte Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M), wird heute nicht nur in der Gebäudetechnik, sondern auch im Flottenmanagement, im Transportwesen, in der Sicherheitstechnik oder in Verkaufsautomaten eingesetzt. Nach Schätzungen von Harbor Research wurden 2008 schon weltweit 73 Millionen vernetzte Geräte für M2M verkauft und 2013 werden es bereits 430 Millionen Geräte sein“, weiß Latzel.

Erst wenn Geräte eine höhere Intelligenz bekommen, seien wirkliche Systemsprünge möglich, so Trendforscher Lars Thomsen auf dem Mehrwertforum der Deutschen Telekom in Berlin. „Wir stehen jetzt gerade am Anfang eines solchen Prozesses. Während in den vergangenen Jahren wir Menschen uns auf die Systeme einstellen mussten, stellen sich nun die Maschinen auf uns ein. Dies wird die Art, wie wir kommunizieren, lernen und unsere Talente und Wissen teilen können noch einmal massiv verändern“, sagte Thomsen.