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Die Facebook-Gefällt-mir-Datenkraken-Bobby-Car-Verschwörung


Ist die Kampagne des Heise-Verlages “2 Klicks für mehr Datenschutz” nun der Weisheit letzter Schluss in der Diskussion über Social Plugins? So langsam wird es ja eine Frage des Glaubens, ob Konzerne wie Facebook wirklich unlautere Motive im Schilde führen mit den Daten, die man freiwillig preisgibt. An der Spitze der Kritiker marschiert Chaos Computer Club-Sprecherin Constanze Kurz.

Gegenüber Focus sagte sie, jeder müsse selbst entscheiden dürfen, ob er „Teil der Datenfresser-Welt von Facebook werden möchte, wo er sich und sein Privatleben mit jedem Klick entblößt und seine Daten zu Werbezwecken weiterverkauft werden“. Mit Hilfe des „Gefällt mir“-Buttons allerdings, den viele Behörden und Unternehmen auf ihrer Website integrieren, gelinge es Facebook, „das Surfverhalten jedes Bürgers auszuspähen, der ihre Seite besucht“.

Also auch von Nutzern, die nicht bei Facebook angemeldet sind. Davon betroffen seien auch Nutzer, die gerade nicht bei Facebook angemeldet seien. Damit wisse Facebook über seine Mitglieder beispielsweise, ob jemand die Webseite einer Aids-Hilfe oder Schuldenberatung angeschaut habe.

Es sei richtig, dass einige Landesdatenschützer die Verwendung des „Gefällt-mir“-Buttons durch die Behörden nicht mehr dulden wollen, sagte Kurz. „Private Daten gehen keinen etwas an“, kritisiert sie. „Facebook will erreichen, dass die Nutzer alles von sich preisgeben. Das kritisieren wir entschieden.“
Man bezahle für den Service mit den eigenen Daten. „Langfristig gibt man einem Unternehmen die Möglichkeit, einen digitalen Schattenriss jedes Nutzers zu erstellen. Facebook könne mit der riesigen Datenbank das Verhalten seiner Mitglieder vorhersagen und manipulieren. In ihrem Buch „Die Datenfresser“ beschreiben Constanze Kurz und ihr Co-Autor Frank Rieger die „Bedrohungslage“ ausführlich: Wie gut können wir wirklich noch den Einflüsterungen der Werbung widerstehen und tatsächlich noch freie Entscheidungen fällen? „Je subtiler die Werbebotschaft, je weniger sie als solche erkennbar ist, desto eher fallen wir darauf herein (für wie doof halten die Autoren die Internetnutzer? gs). Da die Grenzen des optischen Flächenbombardements sowohl im öffentlichen Raum als auch auf Webseiten mittlerweile erreicht sind, verlagert sich der Fokus mehr und mehr auf die Kontamination des täglichen persönlichen Informationsstroms. Längst geht es im Netz nicht mehr nur um Partizipation, Informationsaustausch und Unterhaltung. Es ist die Spielwiese vielfältiger kommerzieller Anbieter….“

Kein Wunder, dass die CCC-Sprecherin Sympathien mit der Initiative des Datenschutz-Deichgrafen Thilo Weichert hegt. Er glaubt ja auch an das Böse hinter den Mauern amerikanischer Internet-Konzerne:

“Was macht ein Amazon, was macht ein Google, vielleicht sogar Facebook? Was machen die mit den Daten, die nicht nur öffentlich zugänglich sind, sondern auch vertraulich sein sollen für die Friends oder das eigene Konto, was nur von einem selbst administriert wird?….Entsprechend hoch ist das Mißbrauchsrisiko.“
Und jetzt kommen wir zum Kapitel Verschwörungstheorie: „Das einzige, was diesen Missbrauch verhindert, ist das ökonomische Interesse der Anbieter. Google und Facebook haben ein ganz massives Interesse, ihre Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse nicht an andere weiterzugeben. Deswegen versuchen sie, ihre Dienste sicher zu machen. Aber nicht im Interesse des Schutzes der jeweiligen User, Anwender oder Kunden“, so die Weisheiten des Datenschützers aus dem Norden.

Welcher Anbieter schützt denn die Daten aus anderen Interessen? Vielleicht geht es ja auch um zufriedene Kunden, Loyalität, smarte Dienstleistungen, innovative Angebote. Die Frage ist nur, wie man solche Web-Dienste finanzieren soll?

Die Entscheidung, die jeder frei treffen kann, ist doch simpel: Entweder ich zahle mit meinem Profil oder ich nutze die werbefinanzierten Angebote von Facebook, Google & Co. nicht.

Und zu was verführen uns denn Google und Facebook? Zum Kauf eines Bobby Cars, weil man einen Beitrag über Bobby Car-Rennen im Sauerland empfohlen hat?

Ich möchte hier Facebook und Google nicht heilig sprechen. Siehe meine Kolumne über die virtuelle Identität als Menschenrecht. Aber personalisierte Werbung als mephistophelischen Pakt zwischen Nutzern und sozialen Netzwerken zu klassifizieren, ist doch reichlich kindisch. Verbraucher sind nicht so doof und leicht zu verführen, wie Kurz und Co. glauben. Siehe den Beitrag auf Trickr.de.

Nutzer teilen Inhalte nicht, wenn sie ihnen nicht vertrauen. Laut Edelman Trust Barometer vertauen weltweit nur 56 Prozent der Menschen darauf, dass sich Unternehmen richtig verhalten. Erfreulich für deutsche Unternehmen: Innerhalb eines Jahres nahm das Konsumentenvertrauen um 12 Prozent zu und stieg zwischen 2010 und 2011 von 40 Prozent auf 52 Prozent. Damit liegt Deutschland allerdings immer noch im Mittelfeld. Das meiste Vertrauen haben brasilianische Konsumenten mit einer Quote von 81 Prozent! In den USA sank dagegen das Konsumentenvertrauen auf 45 Prozent, weshalb die Amerikaner zu den „Distrusters“ gezählt werden.

Morgen werde ich das Thema noch einmal aufgreifen in einem längeren Beitrag. Anregungen, Statements zum Thema sind hoch willkommen. Entweder hier als Kommentar posten oder mir per E-Mail schicken: gunnareriksohn@googlemail.com

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

2 Kommentare zu "Die Facebook-Gefällt-mir-Datenkraken-Bobby-Car-Verschwörung"

  1. und während ich diesen artikel lese, sagt mir mein plugin “donottrackme”, dass ich hier auf dieser seite 9 mal per tracker ausgespäht werde. na danke und auf nichtwiedersehn!

  2. Tschüüüüüs

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