Project Natal soll Computersteuerung revolutionieren – Körper statt Controller

Microsoft schickt sich nach einem Bericht von Spiegel Online an, den Dialog zwischen Schirm und Sofasitzer auf eine neue Stufe zu heben. Die Bewegungssteuerung mit Arbeitstitel „Project Natal“ für Xbox 360 könnte es schaffen: „Interaktive digitale Medien so auf den Fernseher bringen, dass man sie dort tatsächlich nutzen will. Auf der Videospielmesse E3 im Juni in Los Angeles will der Konzern die ersten Anwendungen und Spiele für Natal präsentieren, gerade erst hat ein Microsoft-Manager aus Saudi-Arabien ausgeplaudert, dass das System im Oktober auf den Markt kommen soll. Und dazu, glaubt man Gerüchten, eine neue kleinere, hoffentlich auch leisere Version der Spielkonsole Xbox 360“, so Spiegel Online. Gedacht sei Natal in einem ersten Schritt für Videospiele, als Antwort auf den Erfolg von Nintendos Wii, als Konkurrent für Sonys ebenfalls für die E3 heiß erwartetes Bewegungskonzept mit dem Namen Move. „Sony und Nintendo haben sich aber, anders als Microsoft, vom Videospiel-Controller nicht verabschiedet: Beide Systeme kommen nicht ohne ein Stück Plastik in der Hand aus“, schreibt Spiegel Online.

Beim „Project Natal“ sei nicht mehr das Interface-Design, sondern „out of your face design“ das Gebot der Stunde, sagte mir Oliver Kaltner, Country Manager Entertainment & Devices bei Microsoft Deutschland, in einem Interview für die Zeitschrift absatzwirtschaft. „Was Nintendo mit der Wii geschafft hat, ist der Beleg für die These, dass es nicht mehr um die Hardware geht. Die Entwickler haben erkannt, dass ein Großteil der Kunden grundsätzlich am digitalen Spiel interessiert ist, aber Angst davor hat, Hardware in die Hand zu nehmen und steuern zu müssen. Der Zugang zum Spiel muss vereinfacht werden und die Hardware darf nicht im Wege stehen. Wir gehen jetzt deutlich in die nächste Generation, denn es ist überhaupt keine Hardware mehr im Spiel. Bei uns ist kein Controller mehr notwendig, zudem kommt das Element der Sprachsteuerung hinzu. Beides hat zum Ziel, möglichst viele Konsumenten zum interaktiven Spiel zu bewegen und als gesellschaftliches Erlebnis zu Hause werden zu lassen. Der Blamierungsfaktor strebt dann gegen null und geht weit über das Thema Gaming hinaus“, sagt der Country Manager im Gespräch mit der absatzwirtschaft. Natal sei der Weg zum „Gaming für Jederman“ unter Einbindung der Social Media Networks wie Facebook und Twitter. Es werde über das Spielerlebnis hinaus ein Eisbrecher für ein neues User Interface sein: „Die Kulturgeschichte des Spiels hat gezeigt, dass sie Einfluss genommen hat auf andere gesellschaftliche Entwicklungen. Dafür wird auch die Bewegungs- und Sprachsteuerung des „Projects Natal“ sorgen“, ist sich Kaltner sicher.

Microsofts Ansatz sei puristisch, so Spiegel Online: „Ein komplexes System aus Kameras, Infrarotsensor und Mikrofonen soll die Lage des Spielers und einzelner Körperteile im Raum erfassen, freihändig gewissermaßen. In einem ersten Test funktionierte das bereits erstaunlich gut: Ein auf dem Bildschirm dargestellter Avatar folgte jeder Körperbewegung des Spielers mit nur sehr geringer Verzögerung. Tritt ein zweiter Spieler neben den ersten, wird auch seine Körperposition innerhalb von Sekunden erkannt. Das nur zur Demonstration mitgebrachte Spiel ist eine ‚Breakout‘-Variante namens ‚Ricochet‘: Mit dem Körper, Armen, Beinen oder auch dem Kopf müssen Bälle gegen einen Wand geschubst und aufgestapelte Kisten abgeschossen werden. Das funktioniert ordentlich, wenn auch nicht völlig verzögerungsfrei, bringt einen auf jeden Fall ins Schwitzen.“

Besonders beeindruckend an Natal sei die Bedienung der Menüs: Die Bewegung eines Cursors mit bloßen Händen, das Auswählen und Aktivieren von Menü-Objekten klappe so intuitiv, als habe man seinen Fernseher schon immer so bedient. Bei Bedarf soll das System nicht nur die Bewegungen der Gliedmaßen, sondern auch die einzelner Finger erfassen können, Stimmen im Raum lokalisieren. Eine einfache Gesichtserkennungssoftware soll es außerdem ermöglichen, jedem Spieler gleich das richtige Benutzerkonto zuzuweisen. Von Anfang an soll Natal als Eingabemöglichkeit für die gesamte Xbox-Benutzeroberfläche einsetzbar sein. Das würde heißen, dass man künftig etwa seine Facebook-Bildergalerien mit einem Handwedeln durchblättern könnte.

Hier meine Story für die absatzwirtschaft:
absatzwirtschaft März 2010

Sag es einfach: Abkehr von der technischen Litanei der IT-Branche – Erotikfaktor von Betriebssystemen eher bescheiden

Für die Titelstory der absatzwirtschaft (Märzausgabe) habe ich zwei Artikel geschrieben. Hier eine kleine Kostprobe: Steve Wozniak ist ein begnadeter Mathematiker und zählt zu den legendärsten Computeringenieuren aller Zeiten. So stilisiert sich zumindest der frühere Weggefährte von Steve Jobs und Erfinder des Apple I in seiner eigenen Biografie. Was Wozniak nicht ist, ein Marketinggenie. Das wollte er nie sein und äußert sich dementsprechend enttäuscht, dass sein alter Kumpel Jobs nicht den Ingenieur in den Mittelpunkt des Unternehmens stellte. Von Anfang an war Apple als Marketing-Unternehmen konzipiert: „Das Produkt wird sich mit anderen Worten danach richten, welche Wünsche und Anforderungen die Marketing-Abteilung bei den Kunden finden wird. Das ist das genaue Gegenteil von einem Ort, wo Ingenieure einfach das konstruieren, was ihnen Spaß macht, und das Marketing anschließend Wege findet, um das Produkt zu vermarkten“, so Wozniak. Genau das sei der Grund, warum „Woz“ nur noch über alte Zeiten sinniert und Steve Jobs zu den erfolgreichsten IT-Unternehmern der Welt zählt, meint Peter B. Zaboji, Chairman des Frankfurter After Sales-Spezialisten Bitronic, nach einem Bericht der Zeitschrift absatzwirtschaft http://www.absatzwirtschaft-shop.de: „Obsessionen für technische Perfektion sind ja schön und gut. Am Ende des Tages ist der Markterfolg entscheidend und nicht die Selbstverliebtheit von Ingenieuren. In vielen IT-Unternehmen sind Marketing, Management und Führung immer noch viel zu herstellerorientiert“, kritisiert Zaboji zum Start der Computermesse Cebit.

Der Erfolg der Apps für Smartphones zeige sehr deutlich, dass man in der IT-Branche neue Geschäftsmodelle nur über den Nutzen etablieren kann und nicht über das Formulieren und Transportieren von technischen Features, sagt Oliver Kaltner, Country Manager Entertainment & Devices bei Microsoft Deutschland und ehemaliger Geschäftsführer der Sony Deutschland GmbH. Der „Erotikfaktor“ eines Betriebssystems wie Windows 7 sei relativ bescheiden. „In der Vergangenheit haben wir dazu tendiert, ein Betriebssystem wie ein Betriebssystem zu vermarkten, nämlich über technische Features. Bei Windows 7 haben wir uns deshalb mit der Firmenzentrale in Redmond auf zwei Strategieaspekte verständigt. Nummer eins: Wir zeigen nicht alles auf, was Windows 7 kann, sondern konzentrieren uns auf vier einfache Botschaften. Windows 7 macht Deine Maschine schneller, gibt Dir eine bessere Struktur mit einer intuitiven Benutzeroberfläche, macht Dein System sicherer und richtet Dir das Betriebssystem nach Deinen Wünschen ein. Nummer zwei: Wir lassen diejenigen über die vier Botschaften sprechen, die am Ende des Tages das Produkt auch nutzen“, erläutert Kaltner.
Zum ersten Mal in der Geschichte von Microsoft habe es hundertprozentig gepunktet. Die Kampagne sei menschlich, sympathisch, einfach in den Botschaften und von Kunde zu Kunde gestrickt. Die Produktentwickler seien damit am Anfang nicht einverstanden gewesen, weil das Betriebssystem eigentlich viel mehr könne. „Wir halten das allerdings für wegweisend in der Kundenansprache. Im nächsten Schritt wird via Onlinekommunikation und Blogging kommuniziert, was das Programm alles kann. Mit diesen Maßnahmen bauen wir eine viel intensivere Kundenbeziehung auf. Das ist ein völlig neuer Aufschlag für die IT-Company Microsoft“, so Kaltner.

Microsoft werde noch vor Ende des Jahres ein Produkt auf den Markt bringen wollen, das den Umgang mit Computern ebenso radikal verändert wie seinerzeit die Computermaus. Beim „Project Natal“ sei nicht mehr das Interface-Design, sondern „out of your face design“ das Gebot der Stunde.

„Was Nintendo mit der Wii geschafft hat, ist der Beleg für die These, dass es nicht mehr um die Hardware geht. Die Entwickler haben erkannt, dass ein Großteil der Kunden grundsätzlich am digitalen Spiel interessiert ist, aber Angst davor hat, Hardware in die Hand zu nehmen und steuern zu müssen. Der Zugang zum Spiel muss vereinfacht werden und die Hardware darf nicht im Wege stehen. Wir gehen jetzt deutlich in die nächste Generation, denn es ist überhaupt keine Hardware mehr im Spiel. Bei uns ist kein Controller mehr notwendig, zudem kommt das Element der Sprachsteuerung hinzu. Beides hat zum Ziel, möglichst viele Konsumenten zum interaktiven Spiel zu bewegen und als gesellschaftliches Erlebnis zu Hause werden zu lassen. Der Blamierungsfaktor strebt dann gegen null und geht weit über das Thema Gaming hinaus“, sagt der Country Manager im Interview mit der absatzwirtschaft, die sich in ihrer Märzausgabe dem Thema IT und Marketing widmet. Natal sei der Weg zum „Gaming für Jedermann“ unter Einbindung der Social Media Networks wie Facebook und Twitter. Es werde über das Spielerlebnis hinaus ein Eisbrecher für ein neues User Interface sein: „Die Kulturgeschichte des Spiels hat gezeigt, dass sie Einfluss genommen hat auf andere gesellschaftliche Entwicklungen. Dafür wird auch die Bewegungs- und Sprachsteuerung des „Projects Natal“ sorgen“, ist sich Kaltner sicher.