Gamification der Politik – aber ohne Game Master!

Verblöden uns Games?

Nach dem postideologischen Kater der Systemkrise namens Finanzkapitalismus und dem Einsturz des Utopieglaubens bleibt nach Auffassung von Frank Rieger und Fefe nur noch Zynismus und Gamification übrig. Das äußerten sie in einem gut zweitstündigen Gespräch mit dem FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher. Abzuhören in ihrer Alternativlos-Podcast-Reihe.

Digitale Artefakte werden benutzt, um unsere Soziotope zu gestalten, wenn es etwa um Reputation oder Wissensmanagement geht. „Dabei müssen wir darauf achten, nicht mehr die Rolle eines Game Masters hinzunehmen wie bei Google, der die Regeln bestimmt. Wir müssen verstehen, wie diese Regeln funktionieren“, so Rieger. Und ich würde ergänzen, wie man sie brechen kann.

Als besonders fragwürdig werden in dem Podcast Regeln gewertet, die von Algorithmen bestimmt werden wie beim Google-Spiel Ingress, das zumindest von Frank Rieger bis zum finalen Level 8 durchgespielt wurde.

Es heißt nur, hier hast Du das Programm, viel Spaß dabei. „Regeländerungen kommen ausschließlich über Software Updates und plötzlich funktioniert Deine Welt anders“, stellt Rieger fest.

Er wertet das als Vorboten für soziale Interaktion und Politikgestaltung. Wenn von der Gamification der realen Welt gesprochen werde, könnte man von der „fucking“ Software Version abhängig werden.

Auf der Strecke bleiben Möglichkeiten der Selbstorganisation, die es allerdings im klassischen Industriekapitalismus nie gab, wie Wolf Lotter sehr eindrucksvoll auf der republica skizzierte.

Fefe machte dann einen recht altväterlichen Einwurf über „die“ Jugend und über „die“ Kinder, die mit Computerspielen aufgewachsen seien, die ihnen vorschreiben, was sie tun dürfen und was nicht. Gamification mache die Masse träge und würde sie indoktrinieren (klingt ein wenig nach Manfred Spitzer). Und die nachwachsende Generation sei eben nach diesen Maßstäben sozialisiert worden. Klingt ein wenig nach Verschwörungstheorie – aber das ist ja das Spezialgebiet von Fefe.

Für wichtig halte ich die Forderung von Rieger, dieses Prinzip des Game Masters, der die Regeln setzt und quasi Gott spielt, zu durchbrechen.

Was haltet ihr von diesen Thesen? Mit der „nachwachsenden“ Generation werde ich noch eine gesonderte Hangout-Runde machen über die Vorhaltungen von Fefe. Spätestens auf der Gamescom in Köln.

Was ich übrigens nach meiner Rückkehr von der republica in Berlin immer schon mal sagen wollte:

Tegel erhalten!

Keine Revolutionen auf der Gamescom und ein „Geheimtipp“

Was ich gestern und heute gemerkt habe ist, dass ich auf die Frage „Was war denn das tollste Spiel der Gamescom“ keine Antwort geben kann. Vergangenes Jahr war das für mich ganz klar Guild Wars 2. Natürlich gab es wieder große Titel wie „Crysis 3“, „Devil May Cry“, „Call of Duty“ oder „Starcraft II: Heart of the Swarm“. Große Revolutionen wie 2011 fehlen in diesem Jahr. Zudem sollten die Gamescom-Veranstalter am Konzept feilen. Große Anbieter wie Nintendo, Sega, THQ und Microsoft glänzen durch Abwesenheit. Es gab diese neue Website, die tauchte aber Online Casinos UK, wo im Grunde jeder kann gewinnen große Mengen an Geld.

Naja, genug gejammert!

Mit Crysis 3 können wir uns, hoffentlich noch in diesem Jahr auf ein weiteres Grafikwunder aus dem Hause Crytek freuen. Welche Kunstwerke die neue CryENGINE 3 vollbringen kann, zeigt dieser Tech Trailer:

Devil May Cry. Alleine der Name ruft in mir Bilder von den Helden wie Dante, Nero und natürlich Vergil hervor. Von allen Games die ich kenne, kann man von diesem sagen, dass diese Serie mit Abstand den größten Style hat. Und damit meine ich hauptsächlich die Video-Sequenzen. Coole Kampfszenen, wo sich die Helden in Szene setzen und einem nach jeder Pose ein Freudenschauer über den Nacken läuft. Ob der neue Teil daran anschließen kann, wird sich zeigen. Der Gamescom Trailer sah nicht so vielversprechend aus. Der Teaser weckt allerdings größere Hoffnungen!

Starcraft 2: Heart of the Swarm wird neuen Wind in die E-Sport Szene bringen. Das Strategiespiel erhält eine neue Kampagne und der Multiplayer-Modus wird um neue Einheiten und Mechaniken erweitert. Auf der Gamescom konnte ich den Multiplayer bereits anspielen und darf sagen: Es wird ein Heidenspaß!

Hier noch mein erster Eindruck:

Ein kleiner „Geheimtipp“ von mir ist übrigens Shootmania: Storm. Der Gamescom-Messestand hat mich allerdings nicht umgehauen. Trotzdem war ich sehr an dem Spiel interessiert und habe mir mal einen Key bestellt. Wer sich den Key vorab holt, bekommt 15 Prozent Rabatt und einen sofortigen Betazugang.

Das Programm Mania Planet, über welches man Shootmania: Storm spielt, bietet einem viele interessante Möglichkeiten. Man kann etwa seine Region genau bestimmen, bei mir wäre es Deutschland -> NRW -> Bonn, und bekommt dann nur die Server und Spiele angezeigt, die in dieser Region geöffnet sind. Zusätzlich gibt es noch ein eigenes Ranking für jede Region. Ich bin seid gestern der 35. von Bonn und 29.000. der Welt 😉

Schaut auf jeden Fall mal rein!

Alles in allem kann man nicht sagen, dass die Gamescom dieses Jahr schlechter war oder weniger zu bieten hatte. Mit den großen Spielen Diablo 3 und The Elder Scrolls: Skyrim hat das Gaming-Jahr 2012 seinen Zenit eben schon überschritten. Bereits veröffentlichte Spiele wie League of Legends mit OW skill rating – EPICNPC auch, Battlefield 3 und eben auch Starcraft 2 werden um neue Spielinhalte erweitert, welche eben nicht unbedingt ausstellungswürdig sind. Das die Gamescom deshalb für manche etwas „mager“ erscheint, ist nicht verwunderlich. Wenn du einen neuen Monitor suchst, empfehle ich, Bewertungen über die aoc g2460pf monitor. Mir hat es jedenfalls großen Spaß gemacht. Die Messe ist einfach kult und jeder der kann, sollte ihr einen Besuch abstatten. Vielleicht trifft man sich in Halle 8 oder so.

Hier noch ein kleines Resümee am gestrigen Presse-Tag:

Fotos vom Gamescom-Pressetag.

Ein weiterer „Tipp“ darf nicht fehlen. Sozusagen das „Spiel der Spiele“. DER LANDWIRTSCHAFTSSIMULATOR:

Was Innovationsbürokraten in Wissenschaft und Wirtschaft von der Gamingszene lernen können

In meinem Vortrag auf der Berliner Wissenschaftskonferenz Informare griff ich einen Vorschlag von Ulf Pillkahn auf, der bei Siemens für Zukunftstechniken zuständig ist. Er plädiert dafür, den Zufall über Ideen für neue Produkte entscheiden zu lassen. Warum?

„Wirkliche Neuerungen sind nicht kalkulierbar: Eine Idee kann zu einem tollen Produkt führen oder aber spinnert sein. Letzteres ist viel wahrscheinlicher, die Floprate bei Innovationen ist hoch. Mit dieser Unsicherheit tun sich Manager schwer. Sie sind darauf getrimmt, möglichst effizient zu wirtschaften und werden an diesem Ziel gemessen. Deshalb neigen sie dazu, das, was ihre Firma kann, zu perfektionieren – wie in der Formel 1, wo aus den Rennautos das Allerletzte herausgekitzelt wird. Nur stehen in der Formel 1 der Kurs und die Spielregeln fest, während sie sich für Unternehmen in der Marktwirtschaft rasch ändern können. Deshalb ist Effizienz auf Dauer gefährlich: Sie führt zum Tunnelblick“, sagte Pillkahn in einem Interview mit brand eins.

Es müsse allerdings nicht unbedingt Innovations-Roulette sein, man könnte beispielsweise auch „Spielgeld“ verteilen, also Etats, über die Mitarbeiter frei verfügen können, um ihre Ideen zu verwirklichen. Grundsätzlich ist Pillkahn davon überzeugt, dass solche Methoden notwendig sind, um die Innovationsträgheit von großen Organisationen zu überwinden. In der anschließenden Diskussion mit dem Informare-Auditorium wurden meine Thesen kontrovers aufgenommen. Interessant war die Meinungsäußerung von Christoph Deeg vom Verein „Zukunftswerkstatt für Kultur und Wissensvermittlung“, der das ähnlich sieht wie Pillkahn. Die kontrollsüchtigen Innovationsbürokraten in Wissenschaft und Wirtschaft könnten von der Gamingszene einiges lernen. Das versucht er über so genannte Gaming-Roadshows zu vermitteln. Was die Zukunftswerkstatt dabei erreichen will, erläuterte Deeg in einem Youtube-Interview, das ich nach der Tagung mit ihm führte (siehe oben). Ein ausführlicher Bericht wird am Montag in meiner Kolumne für das Debattenmagazin „The European“ erscheinen.