Ob nun der 2-Klick-Button des Heise-Verlages für die Facebook-Sharing-Funktion datenschutzfreundlich ist oder nicht, kann ich zur Zeit nicht beurteilen. Zumindest ist das Ganze wohl nicht abgestimmt worden mit Facebook. Vielleicht ist der Hofknicks vor den angedrohten Eingriffen von Datenschützern wie Thilo Weichert etwas voreilig. Jedenfalls finde ich einen Aspekt sehr wichtig, der von Gunter Dueck in seinem neuen Opus „Professionelle Intelligenz: Worauf es morgen ankommt“ (Eichborn Verlag) vorgeschlagen wurde: “Die meisten Diskussionen über die neue Zeit werden von Sicherheitsbedenken dominiert. Ich bitte oft vergeblich, das Thema der Datensicherheit einmal aus der Debatte auszuklammern. Wir könnten doch erst einmal schauen, wohin wir wollen! Und danach – ja – müssten wir uns fragen, ob es einen sicheren Weg dahin gibt. Diese meine Bitte hat gewöhnlich keine Chance. Fast alle Diskussionen werden von hartnäckigen Sicherheitsbedenken unterbrochen und ganz davon in Beschlag genommen, sodass alle stöhnen und irgendwann aufhören.“ Sodann melden sich Menschen zu Wort, die den Dauereinsatz von Smartphones für gefährlich halten und bemängeln, dass die Digital Natives keine sozialen Fähigkeiten besitzen. „Es herrscht argumentativer Krieg! Die noch einflussreichen Digital Immigrants üben sich fast in antidigitalem Fundamentalismus. Das ist legitim, ja, aber es ist hinhaltender Widerstand“, moniert Dueck. Einen weiteren wichtigen Aspekt hat Bernhard Steimel aufgeworfen:
Nach Meinung des Mind Business-Unternehmensberaters schadet die Agitation von Datenschützern wie Thilo Weichert gegen Social Plugins-Dienste vor allen Dingen die Unternehmen in Deutschland, die im Online-Marketing tätig sind. „Damit möchte ich nicht das Recht auf informationelle Selbstbestimmung in Frage stellen. Es ist natürlich wichtig, dass die Nutzung von personenbezogenen Daten nur möglich sein sollte, wenn der Betroffene seine Zustimmung erteilt. Wenn Weichert wegen der Nutzung des Like-Buttons jetzt eine Bußgeldlawine auslöst gegen Website-Betreiber und nicht gegen Facebook, bewirkt er genau das Gegenteil von dem, was er eigentlich beabsichtigt. Er stärkt damit den Mark Zuckerberg-Konzern. Denn Facebook hat mit dem Social Graph ein dynamisches Modell entwickelt, um die Privatsphäre in Sinne von Weichert zu schützen. So erhalten zum Beispiel die Betreiber von Facebook-Seiten nur jene Daten, deren Freigabe der Nutzer ausdrücklich selbst autorisiert hat. Er kann dieses so genannte Opt-In-Verfahren jederzeit mit der Konsequenz zurückziehen, dass man bei der nächsten Synchronisation nicht mehr auf diese Daten zugreifen kann“, so Steimel im Interview mit Service Insiders.
Wer personenbezogene Daten hochprofessionell analysiert, wisse sehr wohl, dass er das Vertrauen der Internet-Nutzer nicht verspielen darf, bemerkt Karl-Heinz Land, Chief Evangelist von Microstrategy: „Datenschutz und Service sind zwei Seiten derselben Medaille. Klar ist auch, dass ich nur dann personalisierte Offerten bekomme, wenn ich den von mir bevorzugten Anbietern erlaube, meine ausgewählten Präferenzen und Vorlieben auszuwerten. Wer das nicht will, muss damit leben, auch weiterhin im Internet zugespammt zu werden. Smarte Firmen nutzen die Chance und bieten genau an dieser Stelle Service und Aufklärung.“
Nach Einschätzung von Steimel wird es nur wenigen deutschen Unternehmen gelingen, ähnliche Mechanismen zu vertretbaren Kosten auf ihren Plattformen zu integrieren.
„Insofern ist die von Weichert ausgelöste Datenschutz-Debatte eher ein weiterer Sargnagel für die digitale Wirtschaft in unserem Land“, kritisiert Steimel.
Auf Unternehmensseite werden sich nur solche Social Media-Investments amortisieren, die in der Lage sind, auf der Basis der strengeren Spielregeln im Datenschutz auch personalisierte Services aufzusetzen. „Nach dem in den vergangenen 10 bis 15 Jahren viele Firmen ihre CRM-Projekte in den Sand gesetzt haben, erwächst hier eine Baustelle gigantomanischen Ausmaßes, wenn man die Daten aus dem Social Web für Vertrieb, Marketing und Kundendienst gesetzeskonform nutzbar machen will“, so die Bedenken von Steimel.