Man muss ja nicht alles unterschreiben, was der Zeit-Redakteur Jens Jessen in seinem Artikel “Unterwegs zur Plutokratie” zum Besten gibt. Aber eine Formulierung trifft ins Schwarze:
Eine Demokratie, die sich darauf beschränkt, Rauchverbote in Gaststätten zu erlassen oder die Helmpflicht von Radfahrern zu diskutieren, also dem gegenseitigen Gängelungsverhalten der Bürger nachzugeben, aber die eine große Macht, die alle gängelt, nicht beherrschen kann, ist das Papier nicht wert, auf dem ihre Verfassung gedruckt wird.
Es ist schon merkwürdig, mit welcher Intensität wir in Deutschland über Monate und Jahre uns den Kopf heiß reden über schwachsinnige Regulierungen, die die Menschen sehr leicht untereinander regeln können – wie das Rauchverbot. Aber in Fragen des Finanzmarktes überlassen wir das Feld den Analysten, Börsen-Gurus und sonstigen selbsternannten Experten. Eine gesellschaftliche Debatte über die Regulierung und Beschränkung des Raubtier-Kapitalismus findet nicht statt. Nun muss man ja nicht erst ein Studium der BWL absolvieren, um den Irrsinn des Spekulantentums zu geißeln und von der politischen Klasse Antworten zu verlangen, welche Strategie angedacht wird, die Turbulenzen an den Börsen in den Griff zu bekommen – gesunder Menschenverstand reicht völlig aus.
Meine Positionen zum Thema:
Jenseits von Angebot und Nachfrage: Warum die Ökonomenzunft politischer werden muss
CASINO-KAPITALISMUS – Scharlatane mit Triple-A-Syndrom
BWL-Schnösel und die Leiden der Realwirtschaft #Börsencrash
Über den Hang des Staates, die Bürger mit idiotischen Verboten zu drangsalieren