Twitterer sind nach einem Bericht des FAZ-Netzökonomen Holger Schmidt die einflussreichsten Internetnutzer. Das habe auch Einfluss auf das Marketing. “Konsumenten, die auf Twitter sehr aktiv sind und den Kurznachrichtendienst täglich nutzen, haben dreimal mehr Einfluss auf die Online-Reputation einer Marke als durchschnittliche Konsumenten, hat das Unternehmen Exact Target mit der Befragung von 1500 Twitterern herausgefunden”, so Schmdit.
Obwohl die Zahl der Nutzer auf Twitter geringer ist als auf Facebook, sei die Konzentration sehr aktiver, einflussreicher Inhalteproduzenten unerreicht. Twitter sei ein Ort für Inhalteproduzenten, deren Einfluss jede Ecke des Internet erreicht. Konsumenten, die auf Twitter aktiv seien, sind ganz klar die einflussreichsten Internetnutzer. Dieser Einfluss werde nicht nur auf Twitter ausgeübt, sondern auch in Suchmaschinen, die Tweets anzeigen, in Blogbeiträgen oder Produktbesprechungen. “Denn 72 Prozent der aktiven Twitterer publizieren mindestens einmal im Monat einen Blogbeitrag, 70 Prozent kommentieren in Blogs, 61 Prozent schreiben mindestens einmal im Monat eine Produktbesprechung und 61 Prozent kommentieren auf Nachrichtenseiten. Die Twitterer haben daher eine große Reichweite, die auch dank technischer Funktionen wie APIs weit über Twitter hinausreicht. Zum Beispiel lesen 23 Prozent aller Online-Konsumenten Twitter-Updates mindestens einmal im Monat. 11 Prozent aller Online-Konsumenten lesen sogar Twitter-Updates, haben aber selbst keinen Twitter-Account”, schreibt Schmidt in seinem FAZ-Blog.
Generell werden über Twitter & Co. nicht nur Informationen Produkte, Dienstleistungen und Marken abgerufen. Die Echtzeitkommunikation animiert die Nutzer, ihre Meinungen über die Qualität von Produkten und Services sowie über das Image einer Firma unverblümt zu äußern. Entsprechend wächst der Bedarf in der Wirtschaft, über Software-Tools die Gespräche des Social Media-Meinungsmarktes zu beobachten. Nach Ansicht von Mind-Partner Christian Halemba ist die richtige Mischung aus effizienter Technik und analytischen Kenntnissen über Marktforschung entscheidend für den Erfolg des Einsatzes dieser Softwarelösungen. Aus diesem Grund hat die Fachzeitschrift Absatzwirtschaft mit den Düsseldorfer Beratern von Mind Business Consultants eine umfassende Befragung von Social Media Monitoring-Anbietern gestartet.
„Der Praxisleitfaden soll Unternehmen aufzeigen, wie man sinnvoll Social Media Monitoring in die eigene Marktforschung integriert und helfen die richtige Lösung für seine Belange zu finden. Bisher fehlt es eindeutig an Markttransparenz und einer realistischen Bestandsaufnahme der mehr als 100 bekannten Tools am Markt”, erläutert Christian Thunig, stellvertretender Chefredakteur der absatzwirtschaft. Anhand von Beispielen sollen Ansätze für professionelles Monitoring sowie Checklisten und Expertenrat für die richtige Planung und erfolgreiche Umsetzung vorgestellt werden. Dieses Thema ist intensiv auf dem Entscheiderforum in Perinaldo diskutiert worden. Dort habe ich ja auch einen Vortrag gehalten. Hier zwei Stellungnahmen.
Nach Auffassung von Andreas Klug, Vorstand von ITyX in Köln, werde die Hype-Kurve bei den Analysetools schnell abflachen. “In den kommenden 24 Monaten werden die Anbieter von Stand-Alone Lösungen entweder von größeren Technologieanbietern und Dienstleistern übernommen, oder sie werden vom Markt verschwinden”, prognostiziert Klug.
Social Media Monitoring könne immer nur ein Teilbereich von etwas größerem sein. “Entweder es ist Teil eines weitreichenden Customer Feedback Managements und wird aus Marketing-Sicht getrieben, oder es ist Teil eines Input und Response Managements und wird aus Sicht des Customer Service ein Bestandteil der Multi-Kanal-Strategie”, sagt Klug. Es sei nützlich zu wissen, was die Netzbewohner denken. “Richtig spannend wird es doch erst werden, wenn Unternehmen offene Dialoge mit Verbrauchern führen und sie zu aktiven Beiträgen für ihre Produkte und Serviceleistungen motivieren”, erklärt Klug.
Social Media Monitoring sei ein wichtiger, für viele Unternehmen, die Produkte anbieten oder deren Geschäftserfolg wesentlich von Ihrem Image abhängig ist, vermutlich überlebenswichtiger Inbound-Kanal, meint Rolf Lohrmann von Qualitycube in Hamburg.
“Genauso wie bei anderen Techniktools muss dabei immer auf die Effizienz und Zielgenauigkeit der eingesetzten Mittel geachtet werden. Ein bloßes Monitoring und die Zusammenfassung der Datenflut reicht nicht aus, es muss zu einer zielgenauen Analyse des Kundenverhaltens kommen. Was sind die Treiber, die die Kunden veranlassen, ein Produkt, eine Marke zu wählen? Warum wählen Sie sie nicht? Was macht der Wettbewerb besser? Die Reports müssen dabei in verschiedenen Stufen, insbesondere aber auch in Echtzeit zur Verfügung stehen, um bedrohliche Entwicklungen rechtzeitig erkennen und Chancen schnell nutzen zu können. Im schnelllebigen Social Web können diese ‘Türen der Möglichkeiten’ schnell wieder geschlossen sein”, sagt Lohrmann.
Es mangelt noch an der Erkenntnis, dass Social Web mehr sei als ein Verkaufskanal. “In Deutschland beherrschen noch immer die Marketingagenturen das Feld. Erst wenige Unternehmen scheinen verstanden zu haben, dass sich Ihnen eine große Chance für eine neue Qualität des Kundenservices bietet. Dafür ist es jedoch auch erforderlich, dass die Qualität der Ausbildung der Mitarbeiter des Kundenservices verbessert wird. Nicht zuletzt kann dies auch zu einer neuen Kommunikationsqualität führen. Weg vom Akkord, hin zum Kundenservice mit weitgehenden Befugnissen für die Servicemitarbeiter. Die Telefon- und die Mailkommunikation mit den Kunden wird dabei wesentlich ergänzt und das Wissen darum, was die Kunden wollen, was sie bewegt, ist ein wesentliches Element für die Schaffung von Kundenzufriedenheit”, soweit die Stellungnahme von Lohrmann zum Thema Social Media Monitoring.
Wichtig ist die Anmerkung, nicht nur Analysetools einzusetzen, sondern aktiv den Dialog mit den Netzbewohnern zu führen. Beobachten alleine reicht nicht.