Über Gedankenkontrolle, Konsumismus als Herrschaftsmethode und die unfehlbare Regierungsmaschine

Vom technisch-utopischen Zukunftsroman zur deutschsprachigen Science-Fiction: Bibliotheksgespräch in Bonn-Duisdorf mit Prof. Dr. Hans Esselborn, Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität zu Köln, Promotion 1979: G. Trakl. Die Krise der Erlebnislyrik, Habilitation 1987: Das Universum der Bilder. Die Naturwissenschaft in den Schriften Jean Pauls, Gastprofessor in den USA, Frankreich und Polen. Bisherige Buchveröffentlichungen zur Science Fiction: Die literarische Science Fiction. Hagen 2000; Utopie, Antiutopie und Science Fiction im deutschsprachigen Roman des 20. Jahrhunderts (Hg.). Würzburg 2003; Ordnung und Kontingenz. Das kybernetische Modell in den Künsten (Hg.). Würzburg 2009.

Interessantes Gespräch – bitte weitersagen.

Welche Zukunft sehen Sie, Herr Professor Franke?

HERBERT W. FRANKE: Ich behaupte strikt, dass wir nicht in der Lage sind, die Zukunft vorauszusagen und dass die Entwicklung der Technik in verschiedenste Richtungen führen kann. Der Wunsch von manchen Autoren, dass sich mehrere Science Fiction Autoren zusammentun sollten, die die Zukunft vereinheitlichen, ist Blödsinn. Stattdessen ist es gerade das Wertvolle an der Science-Fiction, dass man eben die verschiedensten Möglichkeiten beschreibt. Wieder eine neue Möglichkeit gefunden zu haben oder vielleicht eine neue Gefahr entdeckt zu haben – das ist für mich natürlich auch etwas Befriedigendes. Ich bin einmal zu einer Podiumsdiskussion eingeladen worden, wo sehr viele Fachleute zu Gast waren, die sich dort über die Zukunft ausgedrückt haben. Sie waren sich einig darüber, dass sie viele Gefahren in der Zukunft sehen. Ich bin als Letzter an die Reihe gekommen und habe gesagt, dass ich nur ein Science Fiction-Autor bin und dass, wenn es sich bei ihnen um lauter Fachleute handelt, die sich vor der Zukunft fürchten, es sie vielleicht überraschen wird, wenn ich ihnen mitteile, dass ich über jede neue Gefahr, die mit der Technik auf uns zukommt, Freude empfinde, weil das Stoff für meine Bücher gibt.

GUNNAR SOHN: Das ist interessant. Sie sind zwar Österreicher. Aber stellen Sie sich jetzt einmal vor, dass Sie für eine bestimmte Zeit die Möglichkeit hätten, König von Deutschland zu werden. Was würden Sie als Utopiker und Science-Fiction Autor, als Wissenschaftler und Höhlenforscher tun? Was würden Sie im metaphorischen Sinne tun, wenn Sie die Möglichkeit hätten, anstelle von Frau Merkel oder sogar eine Stufe höher, zu sein? Also: Was würden Sie tun, wenn Sie König von Deutschland wären?

HERBERT W. FRANKE: Naja, ein zweiter Hitler würde ich nicht gerne sein.

GUNNAR SOHN: Nein, nein, der war ja auch kein König.

HERBERT W. FRANKE: Ich bezweifle, dass wir mit unseren heutigen Möglichkeiten und Lernmöglichkeiten alle diese Gefahren, die auf uns zukommen, überhaupt erkennen und, dass wir alle Probleme, die wir erkennen, auch lösen können. Also es wäre eine Aufgabe für mich, die mich weit überfordern würde. Daher würde ich das wahrscheinlich kaum annehmen.

GUNNAR SOHN: Wir hatten uns ja einmal auch über digitale Bildung unterhalten. Wenn vieles an technischen Entwicklungen und technischen Wirkungen nicht vorhersehbar ist und auch in der Kombination von unterschiedlichen Dingen vieles nicht zu prognostizieren ist, sollte in der Bildung und in der Bildungspolitik vielleicht mehr mit digitalen Werkzeugen experimentiert werden? Damit man in unterschiedlicher Weise, wie Sie das in Ihrer Computerkunst machen, viele Dinge ausprobiert, um zu ermessen, welche kombinatorischen Möglichkeiten mit neuen Technologien eigentlich bestehen?

HERBERT W. FRANKE: Wenn ich etwas zu bestimmen hätte, was man machen sollte oder was ich mit den utopischen Mitteln machen sollte, dann ist es, dass ich versuchen würde, die Intelligenz der Menschen zu erhöhen. Es würde dann meine Hoffnung sein, dass wir auf diese Weise – und das muss nicht ein einzelner Mensch sein, das kann eine Kombination sein, es kann auch ein isoliertes Gehirn sein – das Gehirn so programmieren, dass wir die Gefahren für den Menschen, wie er heute ist, erkennen und lösen können. Da ich aber die Zukunft nicht voraussagen kann und davon überzeugt bin, zweifle ich natürlich auch daran, dass so etwas auch gelingen kann. Wenn Sie schon nach meiner Zukunftserwartung fragen, dann erscheint mir die unangenehme Entwicklungsmöglichkeit die Wahrscheinlichere zu sein.

GUNNAR SOHN: Professor Franke, ich bedanke mich für dieses Gespräch.

HERBERT W. FRANKE: Ja, bitte sehr. Mir war es ein Vergnügen mit Ihnen zu
reden.

Kleiner Auszug des Interviews mit Herbert W. Franke,  dem Physiker, Informatiker, Höhlenforscher, Kakteen-Erkunder, Entdecker der Mars-Höhlen, Science Fiction-Autor, Philosophen, Pionier der Computerkunst, Hörspielautor, Musikexperimentator und dem leidenschaftlichen Sammler von Kaleidoskopen, kurz vor der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG). Schade, dass dieser Podcast bislang so wenig abgerufen wurde.

Franke, Scheerbart und die Fabrik lebenslustiger Kreaturen: Erkenntnisse aus dem Retortenpalast

Der phantastische Thomas Franke
Der phantastische Thomas Franke

Gestern wurde in der Bonner Literaturbuchhandlung Böttger eine Ausstellung mit Werken des Collage-Künstlers, Grafikers, Schauspielers und Illustrators Thomas Franke eröffnet: Holzstichcollagen als Ergebnisse parallelweltlicher Beobachtungen unter dem Titel: „mundus parallelus: Die Akademie der Wissenschaftler nach der Planetesimalen Phaetonischen (VW hätte Franke fragen können, warum man eine Luxus-Karosse nicht Phaeton nennen sollte, gs) Katastrophe“.

Wie man unschwer erkennt, bewegt sich Franke in den Gefilden phantastischer Literatur. Als Leser, Entdecker und auch als Buchillustrator – etwa für die legendäre phantastische Bibliothek des Suhrkamp-Verlages.

Die Arbeiten, Collagen und Zeichnungen verweisen methodisch auf Max Ernst und den „cadavre exquis“ – ein Spiel der Surrealisten. Sie entstammen der Welt der Science Fiction, wo die Verschmelzung von Mensch und Maschine stattfindet.

Thomas Franke setzt diese Welt aus Fragmenten und Versatzstücken des 19. Jahrhunderts zusammen:

„Das liegt auch daran, dass er die alten Graphiken liebt und sein ganzes Geld in den Erwerb alter Drucke steckt, um sie zu zerschneiden und neu zu collagieren (ob das mit dem verwertungsrechtlichen Knebel des Handelsbakommens ACTA noch möglich ist? gs). Er dekonstruiert sie und zeigt so, was bereits in ihnen steckt: Die Vermessung des Menschen, der Körper als Maschine, von Maschinen beherrschte Menschen, überwachte Menschen, Entfremdung, Zauberlehrlinge, Macher“, schreiben die Malerin Jutta Reucher und die Verlegerin Jutta Baden im Ausstellungskatalog, den man bei Böttger für 12 Euro erwerben kann.

Franke treibt der Reiz, aus etwas Vorgegebenem neue Welten entstehen zu lassen, zu beobachten, was plötzlich geschieht, wenn er die Details zusammensetzt, die just in diesem Moment philosophische Dialoge miteinander eingehen. Dem konnte er sich nie entziehen:

„Jedes Motiv ist für mich ein Anlass zu assoziieren, andere Geschichten zu erzählen, die Fäden zu fassen, die in eine Fata Morgana hineinführen“, erläutert Franke im Interview mit René Moreau (abgedruckt im Ausstellungskatalog). Er beschäftigt sich mit Zuständen, die schon der Dichter Friedrich Schiller beklagte. Also grapscht er sich nach Jahren reiflicher Überlegung den alten Scheiß, „der zu Schillers Zeiten als Illustrationen gedruckt wurde – als arschkneifenden Hinweis auf die gegenwärtig so antagonistischen Zustände -, kleistert ihn neu zusammen und kommentiert damit die Gegenwart“, so Franke.

Es ist nachvollziehbar, dass Franke auch von dem Werk des phantastischen Literaten Paul Scheerbart magnetisch angezogen wird. Etwa von der Erzählung „Die Fabrik lebenslustiger Kreaturen – Kosmische Existenzkomödie“. Hier erfährt der Leser, wie man die höhere Lebenslust kennenlernt. Es sind Fähigkeiten, genau dort aufzutauchen, wo was los ist und zwar an mehreren Orten gleichzeitig. Etwa durch das Studium des „Anzeigers für pikante Verwirrungen“. Einzige und wirklich nur winzige Voraussetzung: Interessierte müssen sich im Retortenpalast einstampfen lassen, um als neue Kreaturen ein vielfaches Leben führen zu können, das viel lustiger ist als das einfache Leben, das ziemlich langweilig ist.

Eine Kostprobe seiner Rezitationskunst gab Franke im Anschluss an die Ausstellungseröffnung mit Lesefrüchten aus dem Werk von Scheerbart. In den Dialogen erkennt man das Schauspielerische seines Vortrags!

Hier die Aufzeichnung.

Weitere Lesungen von Franke in der Literaturbuchhandlung Böttger folgen: Etwa am 23. März, 20:00 Uhr. Hier rezitiert er aus Erzählungen des des österreichischen Satirikers, Phantasten und Mystikers Gustav Meyrink.

Paul Scheerbart-Lesung bei Böttger in Bonn: Der kosmische Schwadroneur mit beschränkter Haftung

Am Samstag gibt es eine Ausstellung in der Literaturbuchhandlung Böttger:

„Bilder von Buch zu Buch“ – Literaturinspirierte Collagen von Thomas Franke

Was mich sehr freut: Zur Eröffnung der Ausstellung liest Thomas Franke Erzählungen von Paul Scheerbart, der zu meinen Lieblingsautoren zählt!!!!! Samstag, 25. Februar 2012, 17 Uhr. Da bin ich natürlich dabei.

Franz Rottensteiner, der die Phantastische Bibliothek im Suhrkamp-Verlag betreute, hat sich intensiv mit dem kosmischen Phantasten Scheerbart beschäftigt:

„Scheerbart (1863-1915) wird unter den verschiedensten Etiketten diskutiert und vereinnahmt, als Vorläufer der Moderne, als Autor von Lautgedichten vor den Dadaisten, als Vorläufer des Surrealimus (1958 erschien in Paris eine Scheerbart gewidmete Ausgabe der Zeitschrift Bizarre mit einer Übersetzung des Perpetuum mobile [1910], die ihn in die Nähe von Alfred Jarry rückt), als Prophet und Vorkämpfer der Glasarchitektur mit Einfluss auf Architekturströmungen der Moderne (Bruno Taut z.B.); man hat ihn apostrophiert als ‚Antierotiker‘ (nach Erich Mühsam er selbst), als ‚Dichter der Sternenwelt‘ (Franz Servaes), als ‚weisen Clown‘ (O.J. Bierbaum), als ‚wiedergeborenen Dionysus‘ (Anselm Ruest), aber auch als ‚literarischen Eigenbrötler‘ (Kurt Aram). Für Arno Schmidt wieder, der das Schreiben als harte Arbeit am Wort sah und nichts hielt von der leichten Eingabe der Muse und dem dichterischen Genius, dem alles ohne Anstrengung zufalle, ohne die Mühe des Korrigierens, war er nur ein ‚kosmischer Schwadroneur mit beschränkter Haftung‘. Natürlich sind auch Scheerbarts Anklänge an die Science Fiction unübersehbar, und einige Kommentatoren haben aufgezählt, was er alles an technischen Neuerungen vorausgesehen haben soll, als fiele Scheerbart als Autor in dieselbe Rubrik wie Jules Verne. Als solcher qualifiziert ihn vor allem seine ‚Flugschrift‘ Die Entwicklung des Luftmilitarismus und die Auflösung der europäischen Land-Heere, Festungen und Seeflotten (1909], in der er in anscheinend paradoxem Zynismus verkündete, der Krieg lasse sich nicht durch Pazifismus überwinden, sondern nur durch die grösstmögliche Perfektionierung der Zerstörungsmittel, durch geballte Luftbombardements, vor denen alle Festungsanlagen und Flotten zunichte würden. Das rückt ihn jedoch eher in die Nähe Jonathan Swifts als die Jules Vernes“, schreibt Rottensteiner.

Scheerbart selbst habe sich als „Phantasten“ bezeichnet, gründete einen kurzlebigen „Verlag der Phantasten“, in dem sein Wunderfabelbuch „Ja… was möchten wir nicht Alles!“ (1893) und die 2. Auflage seines ersten Buches, „Das Paradies, die Heimat der Kunst“ (1889, 1892) erschienen und schrieb früh eine „Ästhetik der Phantastik“ (1894).

Schon in seinem ersten Essay dieser programmatischen Richtung, „Die Phantastik im Kunstgewerbe“ (1891), verstand er die Phantastik im Gegensatz zum künstlerischen Realismus als eine Kunstrichtung, die hauptsächlich durch die Phantasiekraft wirken will und zugleich die Phantasie des Zuschauers in neue Bahnen zu leiten versucht. „Das Wesen der Phantastik besteht somit in der Eröffnung neuer, weiter Perspektiven.“

„Seine kosmischen Welten, wenn auch wissenschaftsverneinend, märchenhaft und antiempirisch anmutend, haben nichts Übernatürliches an sich; sie entspringen zwar einem Missbehagen an der irdischen faktischen Welt mit ihren Kriegen, Elend, Existenznöten und Lebensqualen, aber sie werden für die wahre, kosmische Wirklichkeit ausgegeben, in der das irdische Jammertal nur ein nicht sonderlich bedeutsamer Unglücksfall einer höheren Welt kosmischer Harmonie, ästhetischer Ordnung und in ihrer Unfassbarkeit erhabener Grösse ist. Aber es gibt den vielbeschworenen ‚Riss in der Wirklichkeit‘ nicht, keinen Konflikt zweier Weltordnungen, einer diesseitigen und einer jenseitigen, keine Andeutung von Supernaturalismus“, schreibt Rottensteiner.

In gewissem Masse sei der Scheerbart’sche Kosmos ein ideales Gegenstück zu seiner eigenen, von Hunger bedrohten bohemehaften Alltagsexistenz, in der er oft mehr flüssige als feste Nahrung zu sich nahm.

„Häufig zitiert wird die von seinem Verleger Ernst Rowohlt gemachte Mitteilung, Scheerbart habe sich von ‚geschabten Heringen auf Brot‘ ernährt. Ähnliche Anekdoten, die den Autor als absonderlichen, eigensinnigen Aussenseiter hinstellen, als schrulligen Kauz und auf Pump lebenden trinkfreudigen Philosophen sind in vielen Darstellungen der Berliner Boheme zu finden. Es scheint, dass er nur dank der Unterstützung seiner immens geduldigen Zimmervermieterin und späteren Frau Anna, des ‚Bärchens‘, die in seinen Briefen an sie, Von Zimmer zu Zimmer (1921) ein liebevolles Denkmal gefunden hat, lange genug am Leben blieb, um 1915 buchstäblich zu verhungern – aus Protest gegen den 1. Weltkrieg, wie man u.a. bei Erich Mühsam lesen kann….Scheerbart stellt nicht nur die Welt, wie sie ist, in Frage, sondern auch die eigenen Ideen; charakteristisch für seine Prosa ist, wie er jeden Anflug von Pathos durch bewusste Schnoddrigkeit, durch banale Einfügungen und clowneske Apercus im Keim abtötet. Scheerbart war, wie alle grossen Humoristen, ein tief melancholischer Mensch, der seine zur Weltverdrossenheit gesteigerten Kritiken der verqueren Moral der bürgerlichen Gesellschaft als Narretei und Possenhaftigkeit tarnt und ihrer Scheinmoral eine radikal revolutionäre antibürgerliche Kunstauffassung entgegensetzt“, soweit die Ausführungen von Rottensteiner, die vielleicht dazu beitragen, sich mal dem Werk von Scheerbart zu widmen.

Zu Thomas Franke schreibt Böttger: 1954 in Köthen geboren, studierte Malerei und Grafik an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein und ab 1980 darstellende Kunst an der Ernst-Busch-Akademie und am staatlichen Institut für Theater in Moskau.

Bis 1983 gestaltete er die „Phantastische Bibliothek“ des Suhrkamp-Verlages, wofür er 1982 den „Kurt-Laßwitz-Preis für phantastische Grafik“ erhielt.

Mitte der neunziger Jahre war Franke in über 800 Aufführungen des Monologs „DAS MODELL“, ein Theaterstück nach einer Erzählung von H. P. Lovecraft, in vielen Städten Deutschlands zu erleben. 2001 wurde diese Aufführung für ARTE verfilmt. Mit seiner Produktion „STÖRWERK – MONOLOG FÜR EINEN SHAKESPEAREKÖNIG UNTER EINER NEBENWIRKUNG“ nahm Franke am „New York International Fringe Festival“ teil und erhielt dafür den „Fringe Overall Award for the Best Male Performance“.

Zur Ausstellung in der Buchhandlung Böttger finden bis Anfang April weitere Lesungen mit phantastischer Literatur von Meyrink, Poe, Klabund, Lovecraft, Erckmann-Chatrian, Marta Lynch u.a. statt.

Was passiert, wenn man Star Wars, Facebook und semantische Technologien kombiniert?

Als Jugendlicher war der Physiker Michio Kaku von der Aussicht begeistert, auf Zeitreise zu gehen, Strahlenpistolen zu haben oder Kraftfelder, Paralleluniversen und dergleichen zu erforschen. „Magie, phantastische Literatur und Science-Fiction-Geschichten regten meine Vorstellungskraft an, und so begann meine lebenslange Liebe zum Unmöglichen“, schreibt Kaku in seinem Opus „Die Physik des Unmöglichen – Beamer, Phaser, Zeitmaschinen“, erschienen im Rowohlt Verlag. Als Naturwissenschaftler hat er gelernt, dass sich das „Unmögliche“ häufig als relativer Begriff erweist. 1863 erwies sich Jules Verne in seinem Roman „Paris im 20. Jahrhundert“ als äußerst weitsichtig. Darin stellte er sich vor, wie es in der französischen Hauptstadt des Jahres 1960 aussehen würde. Verne bringt eine Technik zum Einsatz, „die im 19. Jahrhundert zweifellos als unmöglich betrachtet wurde, nämlich Faxgeräte, ein weltumspannendes Kommunikationsnetzwerk, Wolkenkratzer aus Glas, benzinbetriebene Autos und Hochgeschwindigkeitszüge auf Stelzen“, so Kaku. Da Verne großes Verständnis für die Grundlagen der Wissenschaft aufbrachte, gelang ihm dieser bemerkenswerte Blick in die Zukunft. Im Gegensatz zu Lord Kelvin, der Flugapparate, die schwerer als Luft sind, für undenkbar hielt. Röntgenstrahlen betrachtete er als Schwindel und für das Radio sah er keine guten Erfolgsaussichten. Lord Rutherford, der den Atomkern entdeckte, verwarf die Möglichkeit einer Atombombe. „Es ist noch gar nicht so lange her, da wurden Schwarze Löcher als Science-Fiction betrachtet“, führt Kaku aus.

Wie man aus der Vergangenheit die Zukunft ableiten lässt, könne man sehr schön an Star Wars erkennen, sagte Bernd Stahl vom Netzwerkspezialisten Nash Technologies in einem Vortrag über die Entwicklung der Sprachkommunikation. Was könnte passieren mit einer Kombination aus Star Wars, Facebook und semantische Technologien. „Stellen Sie sich vor, es hätte bei Star Wars schon ein Facebook gegeben und der Kanzler Kanzler Palpatine, Count Dooku, Jabba the Hut und andere Bösewichte wären miteinander befreundet gewesen. Da hätte Obi-Wan Kenobi sofort herausgefunden, wer hinter der großen Verschwörung steckte und das Ganze wäre geplatzt. Wir gehen in unserem Zukunftsszenario über Star Wars hinaus. Damals gab es noch kein Facebook, keine Suchmaschinen oder semantische Technologien. Es gab zwar R2D2, den bekommen wir aber auch bald“, so Stahl in seiner launigen Rede in Stuttgart.

Wie er sich die Kommunikationswelten von morgen vorstellt, berichte ich in einem Beitrag für den Düsseldorfer Fachdienst Service Insiders.

Hoffe, die Spannung steigt jetzt ins Unerträgliche…..:-)

Einen kleinen Vorgeschmack habe ich in einem kurzen Interview mit Bernd Stahl erörtert:

Veranstaltungstipp: „Wanderer zwischen den Welten“ – Leben und Werk von Professor Herbert W. Franke

Die Ausstellung „Wanderer zwischen den Welten“ des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe beschäftigt sich erstmalig mit Leben und Werk des Computerpioniers, Höhlenforschers, Entdeckers der Mars-Höhlen, Science Fiction-Autors, Philosophen, Physikers, Kakteenforschers und Computerkünstlers Professor Herbert W. Franke. Gestern gab es für die Presse eine exklusive Präsentation, an der ich teilgenommen habe. Professor Franke war auch anwesend. Bis zum 9. Januar 2011 kann man sich die sehenswerte Präsentation anschauen. Professor Franke wird in Karlsruhe noch drei Vorträge halten. Auf nach Karlsruhe, lohnt sich!

Hier schon mal einige kleine Info-Häppchen. Später folgt ein längerer Artikel auf NeueNachricht.

Hier die komplette Audioaufzeichnung der Pressekonferenz.

Professor Herbert W. Franke über Lernautomaten und die Visualisierung von Wissen

Professor Herbert Werner Franke ( geb. 14. Mai 1927 in Wien) ist ein österreichischer Wissenschaftler und Schriftsteller. Er gilt als einer der bedeutendsten lebenden deutschsprachigen Science-Fiction-Autoren. Er ist außerdem aktiv im Bereich der Zukunftsforschung, der Höhlenforschung sowie der Computergrafik und Computerkunst.

Vor meiner Abreise nach Ligurien hatte ich die Möglichkeit, ein längeres Interview mit ihm über die Kommunikation von morgen und übermorgen zu führen.

Ein Betätigungsfeld größter Bedeutung ist nach Ansicht von Professor Franke die Frage der Vermittlung von Daten. Das ererbte Verständigungssystem ist die Sprache, derer wir uns heute meist in Form von Schrift bedienen: Die im Gehirn auftretenden Vorstellungen werden durch Laute codiert, die dann als Buchstaben über das Auge aufgenommen werden, um im Gehirn wieder in die Lautsprache zurückübersetzt werden. Und dann erst folgt die Transformation in eine bildliche Vorstellungswelt. Das sei nicht die beste Art, etwas mitzuteilen, so Franke. Der Gesichtssinn könne sehr viel mehr Informationen pro Zeiteinheit aufnehmen als das an zweiter Stelle stehende Gehör, und dazu komme die Fähigkeit, zwei-, in gewissem Maß sogar dreidimensionale Entitäten wahrzunehmen. Zwei- oder dreidimensionale Zusammenhänge lassen sich mit Bildern besser ausdrücken als mit Worten. So könnte man in Schulen in den ersten Jahren völlig ohne Formeln auskommen. Eine Visualisierung der Mathematik würde sehr viel bessere Lernergebnisse zur Folge haben. Jeder Schüler sollte mit Lernautomaten ausgestattet werden, um mit modernen Visualisierungsmethoden Wissen vermittelt zu bekommen. Die Automaten würden die individuellen Lernfortschritte sehr viel besser dokumentieren. Lehrer könnten das nur bedingt. Die Kreidezeit in Bildungsinstitutionen, wie es der IBM-Cheftechnologe Gunter Dueck ausdrückte, sollte so schnell wie möglich der Vergangenheit angehören.

Ich konnte das Interview noch nicht auswerten. Aber hier schon einmmal für Interessierte die komplette Audioaufzeichnung. Berichte zu dieser Thematik folgen in den nächsten Wochen: