Damit ich Dich für personalisierte Werbung missbrauchen kann!
Wer den Big Brother-Award für Datenschutz-Verstöße erhält, muss schon ein dubioser Imperator sein. Wenn Facebook, Google oder Apple perfide Pläne für die Gründung eines neuen Imperiums schmieden und dafür personalisierte Werbung als Baustein für ihre Welteroberungspläne einsetzen, ist das hausmeisterliche Vorgehen der staatlichen Datenschützer doch zu begrüßen. Sie kämpfen für das Gute im Menschen. Sie wollen uns vor dem sinnlosen Abstieg in eine digitale Welt bewahren, die uns ohne Halt und Kontrollmöglichkeiten ratlos zurücklässt.
Wo kämen wir denn hin, wenn jeder Dahergelaufener meint, uns werbliche Botschaften zu übermitteln, die vielleicht irgendwie den persönlichen Interessen entsprechen und uns zu Einkäufen animieren könnten. Etwa zum Kauf der legendären ZDF-Vierteiler oder der kompletten Folgen von “Mit Schirm, Charme und Melone”, die mir von den konspirativen Matching-Maschinen von Amazon vorgeschlagen wurden…..
Da ist es doch besser, wenn wir auf Schritt und Tritt mit der klassischen Massenreklame malträtiert werden, die uns langweilt, zum Umschalten des Fernsehkanals animiert oder daran erinnert, schnell noch eine Pinkelpause einzulegen, das Bier kalt zu stellen und den Hamburger in die Mikrowelle zu schmeißen. Der pädagogische Wert der Einweg-Berieselung darf nicht unterschätzt werden. Sie schützt uns vor dem Tanz um das Goldene Kalb, sie bewahrt uns davor, dem schnöden Mammon zu verfallen. Es ist wie mit dem Anti-Raucher-Kaugummi, der nach Aschenbecher schmeckt. Wie die Story weiter geht, ist meiner heutigen The European-Kolumne zu entnehmen. Wer sich animiert fühlt, Retweets, Liken/Teilen oder sonstiges zu drücken, dem sollte klar sein, was ihm blüht – personalisierte Werbung! Pfui!