Facebook, Google und die Vorzensur #KPChina

Gilt nicht nur für Mark Zuckerberg
Gilt nicht nur für Mark Zuckerberg

Mit analogen und digitalen Instrumenten werden immer intensiver Regel-Befolgungs-Automaten herangezüchtet:

„Fast überwunden geglaubte Herrschaftsformen leben wieder auf und verschärfen sich teilweise in Form von Benchmarking- und anderer Evaluationspraktiken. Im Grunde hat der Taylorismus nur eine andere Form angenommen und sich vertieft“, mahnt der Buchautor Reinhard K. Sprenger in seinem jüngsten Werk mit dem vielsagenden Titel „Das anständige Unternehmen“, erschienen im DVA-Verlag.

Mitarbeiter-Bashing mit Monitoring-Systemen

Freiräume werden immer mehr eingeengt, die letztlich in massiven Freiheitsbeschränkungen münden. Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am meisten runterzieht, sei nach Auffassung von Sprenger nicht das offene Misstrauen der Vorgesetzten:

Es ist das Pseudovertrauen, das knitterfreie, korrekt-opportune Verbalvertrauen, das mit der Forderung nach Transparenz einhergeht und sich dadurch ad absurdum führt.

Man sagt seinem Gegenüber nicht mehr offen die Meinung, sondern versteckt die Giftpfeil-Attacken gegen Untergebene hinter Reporting- und Monitoring-Systemen. Denn Zahlen können ja nicht lügen – kleiner Scherz des Notiz-Amtes.

Mit Ethik-Seminaren zum betreuten Arbeiten

Mit den Tabula rasa-Steuerungsmethoden zerschlägt man das individuelle Anderssein. Jede Abweichung von einer Norm wird pathologisiert.

„Dahinter steckt eine weit verbreitete Optimierungsideologie“, so Sprenger, der von einer Pädagogisierung der Unternehmensführung spricht.

Unterschiede werden über das Personalmanagement wegtherapiert. Übrig bleibt eine geschmeidige Formmasse, die einer Sekte sehr nahe kommt. Dazu zählt Sprenger auch Mitarbeiterbefragungen, Ethik-Seminare oder ganzheitlich-idiotische Feedback-Rituale, die zur Entmündigung des Menschen beitragen. Übrig bleibt „betreutes Arbeiten“. Es werden immer mehr Distanzen und Freiräume verschüttet, die sich mit menschlichem Anstand nicht vereinbaren lassen. Die Distanzlosigkeiten werden als solche oft gar nicht wahrgenommen und falls doch, werden sie als Fürsorge und Hilfe interpretiert.

„Aber der Preis ist hoch. Man lebt wie unter einer Glasglocke“, führt Sprenger im Welt-Interview aus.

Wenn in Gesellschaften und Organisationen der dümmliche Spruch von Facebook-Chef Mark Zuckerberg „Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten“ zum Maßstab des Zusammenlebens wird, bleibt am Ende nur noch die Führungsphilosophie der Kommunistischen Partei China übrig. Man landet in der Falle einer freiheitsfeindlichen Vorzensur, die sich im Kopf abspielt. Nachzulesen in meiner Notiz-Amt-Kolumne für die Netzpiloten.

Tendenz zur Gleichförmigkeit
Tendenz zur Gleichförmigkeit

Dazu passt das von Professor Gerd Gigerenzer auf der re:publica kritisierte Big Nudging: Also eine Kombination von Big Data mit Nudging-Steuerung. Der Staat versucht, die Bürgerinnen und Bürger in die richtige Richtung zu lenken, ohne gesetzgeberische Hebel anzusetzen.

Die Regierungen in den USA und Großbritannien verfügen über Nudging-Teams, die täglich das volkspädagogische Steuerrad bewegen. Menschen seien einfach nicht in der Lage, Risiken richtig einzuschätzen, so dass sie ein wenig angestupst werden müssen.

Der chinesische Staatsrat hat Nudging mit Big Data verbunden und einen harmlos klingenden „Social Citizens Score“ eingeführt, der über die kommunalen Regierungsvertreter flächendeckend zur Anwendung kommen soll. Basis für die Korrektheitsberechnung ist der Sesame Credit Score der Ant Financial Services Group, einer Tochtergesellschaft von Alibaba. Neben der finanziellen Kreditwürdigkeit kommen Variablen zur Berechnung der sozialen und politischen „Kreditwürdigkeit“ in den Algorithmus des Plattform-Betreibers rein. Die Kommunistische Partei China macht das sehr transparent, so dass jedem Schäfchen des Landes klar ist, was die Parteiführung von „ihrem“ Volk erwartet.

Man kann in dem „moralischen“ Dokument der KP nachlesen, was zu einem schlechten Score-Wert führt. Ähnliches hat der ehemalige Google-Chef Eric Schmidt formuliert:

„Wenn wir etwas tun, was andere nicht wissen sollten, dann sollten wir es besser nicht tun.“

Gigerenzer verortet erstaunliche Parallelen zwischen Google und der KP China. Ähnliches könnte man auch zum Zitat von Mark Zuckerberg sagen….

Was kann man tun? Mehr dadaistische Algorithmen produzieren, wie von @FrauFrohmann vorgeschlagen?

Weitere Ideen?

Auch Milliarden Datenpunkte können in die Irre führen #Marketing #Marktforschung

Wird sich als Trend wohl nicht durchsetzen
Wird sich als Trend wohl nicht durchsetzen

Welches Ereignis eine Wirkung in der Zukunft erzeugt, kann man in der Gegenwart nicht wissen. Die kleinsten Ursachen, die etwa von Big Data-Maschinen in Echtzeit-Analysen noch gar nicht als wichtig erachtet werden, könnten enorme Wirkungen erzeugen und die Simulationsrechner ad absurdum führen. Am Ende bleibt Frust und Enttäuschung übrig. Big Data im Marketing ist nach Ansicht des Markenexperten Martin Lindstrom ein Ausdruck von Unsicherheit.

„Fast jedes große Konsumgüter-Unternehmen – von Unilever über Procter & Gamble bis hin zu Nestlé – arbeitet mit einer 60/40-Regel. Jedes Produkt muss von mindestens 60 Prozent der Konsumenten gegenüber den Konkurrenzprodukten bevorzugt werden. Aus Sicht der Produktentwicklung ist das großartig. Die Verantwortlichen für das Marketing und Branding jedoch geraten so in eine trügerische Komfortzone.“

Big Data habe ein ähnliches Verhalten hervorgerufen.

„Milliarden Datenpunkte lassen das Topmanagement glauben, dass es stets den Finger am Puls der Zeit hat – in Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall“, so Lindstrom im Interview mit Harvard Business Manager.

Das Ganze sei nur ein Ruhekissen. Man rechnet eine Menge Korrelationen, vernachlässigt aber die Kausalitäten. In der klassischen Marktforschung sieht es nicht besser aus. Allein in Deutschland gibt es 80 Markenbewertungsmodelle und eine nicht mehr überschaubare Datensammlung für Verbraucherverhalten und Mediaplanungen.

Wunschquote eines TV-Chefs

Die wohl berühmteste Erfindung ist die werberelevante Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen bei der Messung der TV-Einschaltquoten. Das Ganze war ein Vermarktungstrick von Helmut Thoma. Der frühere RTL-Chef habe es mit seiner Eloquenz geschafft, diese Zielgruppe im Markt zu verankern, berichtet das NDR-Magazin Zapp.

„Die Kukidents überlasse ich gern dem ZDF“, so der legendäre Ausspruch des Österreichers.

In den vergangenen 30 Jahren sind Milliarden Euro für Fernsehwerbung ausgegeben worden auf völlig willkürlichen Grenzziehungen eines Fernsehchefs. Hochbezahlte Mediaplaner, Kommunikationschefs und Werbeexperten fielen darauf rein. Selbst ARD und ZDF rannten dieser Schimäre hinterher. „Dabei hatte unsere Argumentation von Anfang an enorme Lücken“, gab Thoma in einem Interview mit dem Spiegel zu. Er habe der Werbewirtschaft suggeriert: Ihr müsst an die Jungen ran, die „Erstverwender”; deshalb braucht ihr auch keine alten Zuschauer, denn die seien markentreu. Aber ab 29 brauche man wirklich nicht mehr von „Erstverwendern” zu sprechen. Außerdem: Wer ist denn zählungskräftig? Die über 50-Jährigen. Geändert hat sich nichts. Bis heute hält man an der Mogelquote fest.

Fehlende Datenkritik

Es sei schon erstaunlich, wie man in jedem Jahr über 20 Milliarden Euro für Media-Schaltungen ausgibt und sich statistisch auf so dünnem Eis bewegt, so Heino Hilbig, ehemaliger Werbechef von Casio und Olympus:

„Kann es wirklich angehen, dass wir uns im Marketing mit Daten und Statistiken umgeben, die schon beim einfachen Nachprüfen zu mehr Fragen als Antworten führen?“

Auffällig sei, dass es zwar Hunderte Fachpublikationen gibt, wie man mit Excel und Co. wunderbare Daten und Graphen erzeugt, aber kein einziges, welches sich mit Datenkritik im Marketing befasst, meint Hilbig. Den meisten seiner Kollegen ist das bewusst. Ihr gemeinsames Credo lautet: „Was soll man machen?“ Jeder kritische Einwand wird als Majestätsbeleidigung weggebügelt – man will doch sein Gesicht nicht verlieren. Gefahndet wird nach der Bestätigung der eigenen Annahmen. Nach Erkenntnissen von Hilbig gibt es jedoch keine funktionierende wissenschaftliche Methode, die hilft, kreative Erfolge von Misserfolgen im Vorhinein zu unterscheiden. Das ist im klassischen Marketing so, aber auch bei allen anderen Disziplinen. Ob sie sich nun Storytelling, Content Marketing oder sonst wie nennen.

All das habe ich ausführlich in meiner Freitagskolumne für die Netzpiloten dargelegt. Wollen wir darüber debattieren?

Aufgaben des Kurators: Unmögliches möglich machen

Taubes

Die Kuration von Inhalten ist mehr als das reine Ansammeln des selbigen, wie eine Suchmaschine muss auch der jeweilige Kontext Beachtung finden. Man kann es mit der Recherche- und Lektüre-Methode des Religionsphilosophen Jacob Taubes vergleichen, der ein wichtiges Werk und eine zentrale Botschaft schon durch Handauflegen erkannte. Es war seine Art, die für ihn wichtigen Werke zu lesen. Er war ein Jäger des einen Satzes oder Wortes, in dem sich das Wesentliche des Geschriebenen kondensierte.

Taubes hatte ein Gespür für aufkommende Themen. Das bringt der Literaturwissenschaftler Walter Sokel sehr treffend auf den Punkt:

“Bevor es Google gab, gab es Taubes.”

Ein Reisender, der Ideen streut und in neuen Kontexten zugänglich macht. Für den Suhrkamp-Verlag entdeckte er Autoren wie Claude Levi-Strauss, Roland Barthes, Lucien Goldmann, Isaiah Berlin, Daniel Bell und Alexandre Koyré. Er hörte das Gras bereits auf den Schreibtischen wachsen.

Die wahre Kunst des Kuratierens

Das Gespräch stand im Mittelpunkt seiner intellektuellen Persönlichkeit. Taubes war ein Gelehrter des gesprochenen Wortes. Im Dialog entwickelte er seine Gedanken. Die Auseinandersetzung mit einem realen Gegenüber wurde zum Katalysator seines Denkens. Ein Kurator, der Neues nicht nur aufspürt, sondern Gegenläufiges kombiniert. Das unterscheidet sich grundsätzlich von der inflationären Verwendung des Begriffs “Kuratieren”. Selbst ernannte Social-Media-Gurus wollen schlichtweg Content kuratieren oder aggregieren. Sie beschränken sich in der Regel auf das Auswählen – mehr nicht. Es geht aber um mehr. Es geht um Annahmen, Gegenüberstellungen, Begegnungen, neue Erkenntnisse, Experimentiermöglichkeiten und Assoziationen. Unmögliches möglich machen – hier sieht das Notiz-Amt die Aufgabe des Kurators, den Rest erledigen Maschinen.

Das greift zu kurz: Kuration – Wenn Journalisten schreiben, was andere schreiben

Über stinkende Fische, Hundefutter und digitale Werkzeuge in Unternehmen

Heute schon mit digitalen Werkzeugen gearbeitet?
Heute schon mit digitalen Werkzeugen gearbeitet?

Wie kann man Digitalkompetenz erwerben, ohne mit den Werkzeugen der digitalen Sphäre in Berührung zu kommen, fragt sich das Notiz-Amt. Thomas Knüwer verweist auf das neue Buch “The Innovators – How a Group of Hackers, Geniuses, and Geeks Created the Digital Revolution” des Steve Jobs-Biografen Walter Isaacson. Menschen könnten nichts im Internet erfinden. Sie erweitern eine Idee, die schon existiert:

“Die besten Innovatoren waren die, die die Flugbahn technologischer Veränderungen verstanden und den Staffelstab von Innovatoren vor ihnen übernahmen.”

Wer Innovationen im digitalen Zeitalter erzeugen will, müsse nicht nur auf der Höhe der Zeit sein, schreibt Knüwer in seinem Blog “Indiskretion Ehrensache”:

“Er muss am schneidenden Rand der Entwicklung sein, dem ‘Cutting Edge’.”

Am Beispiel der Verlagsbranche sieht Knüwer wenig Erfreuliches. Es sei eine Binse, dass Fische vom Kopf her stinken.

“Doch in Unternehmen läuft es eben so: Wenn der Chef etwas tut, wird sehr genau hingesehen. Erst recht in unsicheren Zeiten, wenn der eigene Job durch Abbau-Runden bedroht ist. Für mich ist der kontinuierliche Aufstieg der ‘Washington Post’ die Bestätigung, dass Medienkonzerne nur dann überleben können, wenn im Top-Management und der Redaktionsleitung Menschen frei agieren können, die eine hohe Digitalkompetenz mitbringen – und in Deutschland ist genau das nicht der Fall”, moniert Knüwer.

Auf der Suche nach twitternden Chefs

Als Indikator sieht er die Social Web-Aktivitäten von Geschäftsführern, Herausgebern und Chefredakteure der Verlage. Sozusagen der minimalste Status für digitale Aktivitäten, also facbooken, twittern oder bloggen. Das Ergebnis ist erschreckend. Wenn jetzt die Abwehr-Rhetoriker vom Dienst wieder fabulieren, dass die Hochrangigen Besseres zu tun hätten als zu twittern, kontert Knüwer mit der Notwendigkeit von Erfahrungswissen. Der Sinn von digitalen Werkzeugen erschließt sich erst aus der Nutzung, egal ob es um die Wirkung der Vernetzung bei Facebook geht, das Magenumdrehen beim Nutzen der Virtual Reality-Brille Oculus Rift oder die Beschleunigung eines Tesla.

Amazon und Apple essen ihr eigenes Hundefutter

Am Erfolg von Amazon kann man ablesen, wie wichtig Erfahrungswissen ist. Jeff Bezos ist ein manischer Mikro-Digitalmanager bei der Steuerung seines Unternehmens. Er hat als einer der ersten Führungskräfte begriffen, dass Produkte und Dienste ohne digitale Plattformen nutzlos werden. Oder präziser formuliert: Ein Produkt, das über keine Plattform verfügt, wird immer ersetzt werden durch ein äquivalentes Produkt, das mit einer Plattform ausgestattet ist. Die goldene Regel im Silicon Valley lautet dabei: Eat your own dogfood.

Apple-Topleute verstehen viel von Accessibility, also der Bedeutung der Entwicklungsarbeit Dritter und – sie essen ihr eigenes Hundefutter. Die machen ein ziemlich gutes Hundefutter!

Ausführlich in meiner Notiz-Amt-Kolumne für die Netzpiloten nachzulesen.

Interessant: Apple Music und iTunes Match: 25.000-Song-Limit fällt

Die Kaste der Verweigerer.

Kann ich nicht widersprechen: „Ein Marketing-Studium ist verschwendete Zeit“

Das #NotizAmt plädiert für eine Luhmann-Suchmaschine – Entwickler sollten nach Bielefeld fahren @paderta #sck15

Luhmann statt Google
Luhmann statt Google

Das 760 laufende Meter umfassende Tessiner Archiv des legendären Ausstellungsmachers Harald Szeemann wird von einem Chaos der Ordnungen in allen Ebenen beherrscht. Zettel an Schnüren von der Decke, Karteikästen mit Registern auf Tischen, Schubladenschränke, Regale, Kisten und Tüten, Versuche des Reihens und Stapelns, der Serien- und Haufenbildungen. „Unordnung ist eine Quelle der Hoffnung“ steht unter einem Regalbrett: „Das Wichtigste ist für mich, mit geschlossenen Augen durchzugehen, und meine Hand wählen zu lassen.“

Szeemann baut also einen Zufallsmechanismus in seine analoge Sammlung ein. Im wissenschaftlichen Kontext geht man bekanntlich anders vor. Wenn Forscher sehr sicher sind, was genau sie wissen wollen, entsteht dabei zwischen Lesen und Schreiben keine große sachliche und zeitliche Lücke.

„Man bibliografiert, welche Beiträge geleistet worden sind, und notiert sich, was ihnen entnommen werden kann“, schreibt Jürgen Kaube in seinem Beitrag „Luhmanns Zettelkasten oder Wie ist gedankliche Ordnung möglich? im Ausstellungskatalog „Serendipity – Vor Glück des Findens“, erschienen im snoeck-Verlag.

Nachdenken, Weiterlesen, Rechnen, Experimentieren, Datenausschöpfen, Fragen und Antworten formulieren. Die Lektüre und Recherche erfolgt zielgerichtet.

Der berühmte Zettelkasten, den der Soziologe Niklas Luhmann schon im Alter von 25 Jahren anlegte und bis zwei Jahre vor seinem Tod 1998 geführt hat, um seine Gedanken und Lektüren zu dokumentieren, funktioniert anders. Eine Erkenntnis wollte er nicht in Stein meißeln, sondern auf verschiedene Wege weiterführen. Wie Szeemann entscheidet eher der spontane Griff in den Zettelkasten das Sucherergebnis. Bei einer Suchmaschine müssen wir irgendeinen Begriff in die Tasten kloppen und werden angetrieben von einer zielgerichteten Suche. Oder sollte man vielleicht eingeben „Ich will mich von Dir überraschen lassen, liebwerteste Google-Suchmaschine“. Beim Flanieren in der Bibliothek, beim Stöbern im Zettelkasten, beim Durchblättern eines Buches oder irgendwelcher Notizen findet man Dinge, die man eigentlich gar nicht gesucht hat. Genau das leisten Google und Co. nicht:

„Je besser die Algorithmen von unseren Suchmaschinen werden – in der Regel Google -, desto weniger stoßen wir auf neue Sachen. Wir bekommen nur das geliefert, was ganz viele andere User schon eingegeben haben“, bemerkt Damian Paderta beim stARTcamp Köln.

Zudem kommt noch die personalisierte Analyse bei Google dazu, in dem das Verhalten des Suchenden in der Historie getrackt und gespeichert wird. Auch das verringert das Serendipity-Phänomen.

Die Google-Funktion „Auf gut Glück“ befördert nur mäßig das Zufallsprinzip.

Luhmann’s Zettelkasten ist besser als der Google-Algorithmus.

Baut doch in Europa eine Suchmaschine im Geiste des Bielefelder Soziologen. Ausführlich nachzulesen im Notiz-Amt der Netzpiloten.

Amazon-Manager, Branson und Co. – #Linkedin als Verknüpfungsmaschine für Autoren

Matchen wir uns auch auf Linkedin?
Matchen wir uns auch auf Linkedin?

Das Business-Netzwerk Linkedin macht über die Blogfunktion ab heute nun auch seine deutschsprachigen Mitglieder zu Autoren, die über normale Statusmeldungen hinausgehen. Läuft nun alles doppelt-gemoppelt, weil man ja noch den eigenen Blog als Spielwiese hat, medium.com nutzt und auf Facebook-Seiten immer mehr Inhalte exklusiv ausspielt? Für mich ist der jeweilige Kontext interessant und die Matching-Funktionen, die hinter den einzelnen Plattformen liegen. Basis meiner Publikationen bleibt selbstverständlich ichsagmal.com, weil hier das gesamte Themenspektrum meiner Veröffentlichungen sichtbar wird.

Facebook ist unverzichtbar, weil es als Internet im Internet die meisten Nutzer anspricht. Medium.com ist für mich ein Platz für anspruchsvolle Diskurse zu politischen und wissenschaftlichen Themen. Linkedin könnte sich als Verknüpfungsmaschine für Wirtschaftsthemen bewähren. Über Tags und über die Redakteure des Business-Netzwerks, die nach Mitgliedern suchen, die etwas Interessantes zu bestimmen Themenschwerpunkten veröffentlicht haben oder etwas veröffentlichen könnten.

Gehe es zum Beispiel um Bildung, könnten Professoren identifiziert und gebeten werden, einen Beitrag auf Linkedin zu verfassen, erzählt Daniel Roth vom Linkedin-Redaktionsteam.

„Bei der Suche nach Autoren nehmen die Redaktionsmitglieder einen Algorithmus zu Hilfe. Manchmal muss das Linkedin-Personal gar nicht eingreifen. Zum Beispiel als kürzlich in der ‚New York Times‘ eine Geschichte über die schlechten Arbeitsbedingungen beim Online-Händler Amazon erschien. Ein Amazon-Mitarbeiter sah sich genötigt, sein Unternehmen in einem langen Linkedin-Aufsatz zu verteidigen. Nicht nur wurde er damit hinterher in vielen traditionellen Medien zitiert, ihm folgten auch Dutzende andere und teils für Amazon deutlich weniger schmeichelhafte Beiträge von gegenwärtigen und ehemaligen Mitarbeitern“, schreibt der FAZ-Redakteur Roland Lindner.

Das Sahnehäubchen seien aber die so genannten „Influencer“. Etwa der Unternehmer Richard Branson, Angela Ahrendts aus der Führungsriege des Elektronikkonzerns Apple oder Christian Rätsch, der Deutschland-Chef der Werbeagentur Saatchi & Saatchi. Sie schreiben auf Linkedin über Karriere und andere Themen, die meisten Inhalte hat das Netzwerk exklusiv.

„Es sind oft Stoffe, die auch als Gastbeiträge in gewöhnlichen Zeitungen oder Zeitschriften stehen könnten“, so Lindner.

Diese Angebote in unterschiedlichen Sprachen auszuspielen, sei ein kluger Schachzug von Linkedin, betont Tobias Schwarz von den Netzpiloten:

„Bei Tumblr arbeitete ich im Bereich Lokalisierung mit, der spanischsprachige Raum brachte damals den meisten Traffic auf die Blogging-Plattform. Auf meiner Europareise in diesem Sommer stellte ich fest, wie groß Sprachbarrieren sogar noch in der internationalen Coworking- und Startup-Szene sind. Inhalte zu übersetzen ist wichtig, um ein größeres Publikum zu erreichen. Bei den Netzpiloten merken wir das jede Woche. Und die Autoren, deren Texte wir übersetzen, danken es uns. Lokalisierung, gerne verkürzt mit L10N dargestellt, lohnt sich immer.“

Auf Deutsch zu Bloggen erhöhe auch den Reiz für deutsche Nutzer und könnte zu einer neuen Anmeldewelle führen, worauf Linkedin sich schon vorbereitet.

Der Dienst Pulse organisiert den kompletten Nachrichtenstrom nun auch für deutschsprachige Beiträge recht übersichtlich. Auch das ist ein echter Vorteil, um umfassend über die Content-Aktivitäten im Business-Netzwerk informiert zu werden.

In ein paar Wochen würde ich gerne einen Live-Hangout über die Autoren-Funktion von Linkedin machen. Wer mitmachen möchte, sollte in der Kommentarfunktion einfach seinen Finger heben 🙂

Man hört, sieht und streamt sich.

Meine ersten Blogposings auf Linkedin:

Unternehmen als Verknüpfungsmaschinen.

Die Next Economy gestalten.

Siehe auch:

Ihr Wissen, Ihre Bühne auf LinkedIn.

Test: Direkt auf LinkedIn bloggen?

LinkedIn startet deutschsprachige Blog-Funktion: Meine Erfahrungen mit dem Tool.

Und hier die Wiwo-Veröffentlichung.

#GrowthHacking – Warum amerikanische Rotznasen Rabatz machen und schnell wachsen wollen #NEO15 #Uber @haucap

Gute Gründe, um nach Bonn zu kommen
Gute Gründe, um nach Bonn zu kommen

Die amerikanische Startup-Szene ist auf Wachstum gedrillt und nutzt jede Methodik, um schnell zu skalieren und Einfluss zu gewinnen. Erst später wird über Rentabilität nachgedacht. Der Wettbewerbsökonom Justus Haucap hat das gegenüber der Süddeutschen Zeitung herzerfrischend auf den Punkt gebracht. Für ihn veranschaulichen die Rotznasen des amerikanischen Fahrdienstes Uber ein strukturelles Problem: Wo es Monopole gibt, da gibt es auch Geld. Und wer Geld hat, der hat Einfluss:

„Ein Neuling aber hat nichts, der hat auch kein Gehör.“

Statt Monopol würde ich von Marktdominanz sprechen, die allerdings nicht in Stein gemeißelt ist. Das beleuchtete eine Diskussionsrunde des ARD-Presseclubs mit Marina Weisband, Mario Sixtus, Phillip Banse und Miriam Meckel über neue neue Holdingstruktur von Google. Fast alles, was der Suchmaschinen-Konzern am Start hat, sind Laborexperimente. Die Haupteinnahmen kommen über Adwords und die Vermakelung von Werbeflächen via Adsense.

„Mit dem Betriebssystem Android ist Google zwar Marktführer, verdienen aber mit dem Linux-Derivat nichts“, erläutert Sixtus.

Google arbeite so wie viele andere amerikanische Unternehmen. Da wird erst mal maximal herum probiert und erst später über Umsatzquellen nachgedacht.

„Eine völlig andere Herangehensweise als im Ingenieurs-Deutschland, wo erst einmal irgendwelche Kommissionen einberufen werden, um drei Jahre Masterpläne zu schmieden und über die Finanzierung nachzudenken. Am Ende funktioniert es dann doch nicht“, so Sixtus.

Die Suchmaschine war ein studentisches Projekt, das ein wenig Geld eingesammelt hat. Man wußte anfangs nicht, wie Geld in die Kasse kommt.

Zudem könne sich die Marktdominanz schnell ändern, betont Banse. Man sieht es an Youtube. Von Facebook bis Twitter setzt jeder auf Videodienste:

„Youtube kommt in Schwierigkeiten, weil die Werbeumsätze zurückgehen.“

Auch dem Suchmaschinen-Geschäft von Google fehlt die Stickiness. Man braucht nur einmal seine Bookmark wechseln, um andere Suchdienste zu nutzen. Bei sozialen Netzwerken kann Google hingegen nicht punkten und gerade da ist die Wechselbereitschaft nicht so ausgeprägt. Google könne sich seiner Marktführerschaft nicht sicher sein. Deshalb strebt der Mountain View-Konzern eben neue Dinge an.

Wir sollten also nicht mit mentaler Erstarrung auf die Rabatzmacher des Silicon Valley reagieren oder Abwehrschlachten überlegen, sondern stärker über die Gestaltung der Netzökonomie nachdenken. Google dient vielen nur als Projektionsfläche fürs Konservieren alter Strukturen.

„Wenn ein konservativer FAZ-Feuilletonist nicht schreiben möchte, ‚Computer sind gefährlich‘, schreibt er ‚Google ist gefährlich'“, sagt Sixtus.

Wir sollten uns von den Metaphern der Weltbeherrschung lösen und eher daran arbeiten, neue Geschäftsmodelle auszuprobieren – verbunden mit dem nötigen Lärm zur Skalierung der damit verbundenen Dienste und Produkte. Was nicht mehr funktioniert, ist die Branchenlogik. Entscheidend ist die Verbindung von Daten, Software, Wissen und Algorithmen, den Rest kauft man sich einKomponenten-Unternehmertum, wie es Professor Faltin beschreibt. So schwierig ist das doch nicht.

Lasst uns über diese Fragen auf der Next Economy Open am 9. und 10. November in Bonn diskutieren. Session-Ideen gefragt.

Mehr zum Thema in meiner neuen Kolumne für die Netzpiloten: Das Notiz-Amt. Jeden Donnerstag.

Man hört, sieht und streamt sich am Samstag beim nächsten Netzökonomie-Campus. Diesmal in Hamburg am Riesenrad.

Neue Kolumne für die @netzpiloten: Das Notiz-Amt – Ideenspender fürs Netz oder so ähnlich

Notiz-Amt

Ab nächste Woche starte ich eine neue Kolumne – nach dem Niedergang der liebwertesten Gichtlinge, die auf Wiederbelebung warten. Könnte da ab Oktober etwas Neues geben.

Unabhängig von der Reinkarnation meiner The European-Ausflüge gibt es ab nächster Woche „Das Notiz-Amt“. Klingt schön anachronistisch. So soll es auch sein.

Gottfried Wilhelm Leibniz plante 1712 ein analoges Google. Er wollte das gesamte damalige deutschsprachige Gebiet mit einem Netz von Notizämtern überziehen. Das Notiz-Amt sollte als Verwahranstalt für wertvolle Gegenstände dienen, als Ort für die Abhandlung von Auktionen und Lotterien, es sollte Verträge öffentlich beurkunden und fromme Stiftungen verwalten. Wöchentlich oder monatlich sollte ein Diarium der dienlichen fürgefallenen Dinge erscheinen, um neu erschienene Bücher, Arzneien, Erfindungen und sehenswürdige Gegenstände kundzutun. Mit dem Notiz-Amt würde aus einem Zufälligen etwas gewisses. Eine Anlaufstelle für Ideen und neuen Gedanken. Das Notiz-Amt sollte im 18. Jahrhundert die Menschen verknüpfen. Letzteres motiviert mich für eine wöchentliche Netzpiloten-Kolumne.

Das Projekt von Leibniz und weitere Geschichten über das Suchen und Finden im 17. und 18. Jahrhundert kann man im vorzüglichen Buch von Anton Tantner nachlesen: „Die ersten Suchmaschinen – Adressbüros, Fragämter, Intelligenz-Comptoirs“ – erschienen im Wagenbach-Verlag.

Man liest sich wieder jeden Mittwoch Donnerstag 🙂

Das Tantner-Opus steht nächste Woche natürlich im Vordergrund.

Power von Live-Content nicht unterschätzen – Nekrologe liegen falsch @ruhrnalist @netzpiloten

Livestreaming Battle

Trotz Hype interessiert sich angeblich niemand für die Livestreaming-Apps Periscope und Meerkat, die erst seit wenigen Wochen auf dem Markt sind. Zu dieser These versteigt sich zumindest Daniel Kuhn in einem Netzpiloten-Beitrag.

Etwas apodiktisch formuliert, aber anregend für tiefergehende Fachdebatten – etwa auf Facebook. Als Beleg für seine These stützt sich Kuhn auf die Zahl der Downloads. Beide Dienste müssten nach der medialen Welle eigentlich in den Appstores auf Spitzenplätzen liegen.

„Schaut man sich die Bestenlisten allerdings genauer an, muss man lange suchen, um die Apps zu finden. Laut App Annie ist die zu Twitter gehörende App Periscope in Deutschland nur auf Platz 329 und in den USA auf Platz 161 der beliebtesten iOS-Apps zu finden. Eine Android-Version gibt es bisher nicht. Der direkte Konkurrent Meerkat hat zwar bereits den Weg in den Google Play Store gefunden, belegt dort in den USA aber nur Platz 475 und unter den iOS Apps sogar nur Platz 1469.“

Als weiteren Indikator wählt Kuhn die Anzahl der Tweets, die spontane oder geplante Livestreams (was bei Meerkat möglich ist) anzeigen. Auch da sieht der Netzpiloten-Autor keine bemerkenswerte Ausschläge nach oben. Über die tatsächliche Entwicklung der Livestreams sagt diese Statistik nur bedingt etwas aus, da nicht alle Videoübertragungen über Twitter angezeigt werden – man hat die Wahlfreiheit.

Noch weniger sagt das Zahlenwerk von Kuhn über die Zuschauerquote und die Interaktionen via Chat aus. Und da gab es einen mächtigen Sprung nach vorne. Seit nunmehr drei Jahren schaue ich mir das Jedermann-TV-Phänomen über Angebote wie Hangout on Air und Co. an. Im Vergleich zum Google-Dienst haben Periscope und Meerkat zu einer Zuschauer-Explosion geführt – da kann der Anlass der Liveübertragung noch so profan sein, es schaut immer jemand zu. Gut vernetzte User wie Sascha Pallenberg schaffen mit spontanen Events regelmäßig 300 bis 400 Zuschauer – was beispielsweise Periscope an die Grenze der Server-Kapazitäten bringt. Ähnliches vollbringen auch andere bekannte Figuren der Netzszene wie Brian Solis oder Guy Kawasaki. Wer mal ohne Vorankündigung einen Live-Hangout über die Eventseite von Google Plus gestartet hat, weiß, welchen Qualitätssprung Periscope und Meerkat mit der Anbindung an Twitter geschafft haben.

Über Google Plus sitzt man häufig allein vor der Kamera und kann Selbstgespräche ohne jegliche Reaktion aus dem Social Web führen. Und selbst mit fleißiger Einladungspolitik gelingt es nur selten, fünf oder zehn Interessenten an die Bildschirme von stationären oder mobilen Bildschirmen zu bekommen. Nur die Aufzeichnungsfunktion via Youtube macht für mich Hangout on Air attraktiv, weil ich mir die aufwändige Postproduktion meiner Videos erspare – ich favorisiere ja die Quick-and-Dirty-Variante 🙂 Über Longtail-Effekte mit der komfortablen Einbettungsfunktion von Youtube kommt man dann auf Zugriffszahlen, die über Periscope und Meerkat liegen.

Den Nekrolog von Daniel Kuhn halte ich für falsch. Dennoch gibt es einige Sachargumente, die die Grenzen der Livestreaming-Apps aufzeigen:

Mein Kollege Kai Rüsberg hat einige Schwachpunkte zusammengetragen.

„Für die Massenkommunikation sind Meerkat und Periscope noch nicht geeigent. Bei 2800 Nutzern ist Schluss.“

Periscope

Bei der Chatfunktion ist sogar schon viel früher das Ende der Fahnenstange erreicht.

Häufig ist die Liveübertragung schon beendet, ehe man irgendwas mitbekommt.

„Viele Nutzer sind zu sehr mit dem Kommentieren und Antworten beschäftigt, als dass sie sich um die Bildgestaltung kümmern“, so Kai Rüsberg.

Die Beschränkung auf Hochkant-Aufnahmen verschwendet nach seiner Ansicht die Bildschirmfläche mit Unwichtigem oder ungenutzten Flächen. Zudem erzeuge man damit eher einen Schlüsselloch-Effekt. Interviews mit mehreren Personen kann man getrost vergessen.

Bei zu viel Chat-Kommunikation ist kaum mehr ein sinnvolles Bild zu erkennen – zumindest bei Periscope, wo noch die dämlichen Herzchen die Übertragung stören.

Pallenberg Chat

„Die Bildqualität ist bislang viel zu schlecht. 480p ist Mindestanforderung für Miniplayer/Smartphone Bildschirme. 720p für professionelle Maßstäbe“, meint Kai Rüsberg.

Kai bringt auch positive Argumente:

„Spontane Livestreams eignen sich für Peer-Groups. Das hat bei #GNTM vor allem über Snapshat gut funktioniert, wo sich die Jugendlichen selbst ihre Freunde oder Bekannten als Berichterstatter gesucht haben. Das ist dann sehr authentisch. Als Instrument der direkten Kommunikation mit hoher Interaktion sind die neuen Dienste sinnvoll.“

Generell bewegt sich einiges beim Thema Livestreaming jenseits von aufwändigen Technik-Equipments und schwerfälligen Ü-Wagen.

„So sind neue Redaktionsdienste für Live-TV der großen Sender im Kommen: Reporter senden per Tagesschau-App oder Agenturen wie AP haben Dienste wie IRIS entwickelt, die zu mehreren Reportern schalten und per Intercom mit ihnen verbunden sind. Die Deutsche Welle steht vor der Einführung des Dienstes“, sagt Rüsberg.

Sein Fazit:

„Gut gemachtes Video-Livestreaming wird das große Ding in den nächsten Monaten, wenn es gut gemacht ist. Wer attraktive Streams anbietet, ist in der Lage Content auf die eigene Seite zu stellen, den kein anderer hat und der nicht so schnell kopiert werden kann. Er muß aber eine Weile abrufbar bleiben.“

Wer jetzt lamentiert, dass Livestreaming nicht funktioniert, hat die Power von gutem Live-Content nicht verstanden. Wir gehen auf Sendung.

Etwa am 7. Juni bei unserem Livestreaming-Workshop in Herne. Es gibt noch ein paar Karten.

Im Live-Hangout haben wir erläutert, was Euch erwartet.

Man hört, sieht und streamt sich 🙂

Sei ein Multimedia-Storyteller #Netzpiloten #HOA

Hangout On Air-Equipment

Der (Online)-Journalist von heute, ist nach Ansicht des Netzpiloten Andreas Weck vor allem ein Multimedia-Storyteller:

„Er setzt sich gleichzeitig mit Video, Grafiken und Audio neben seinen Texten auseinander. Er wird mehr und mehr zum Programmierer, um die vielen verschiedenen Plattformen zu bedienen und eigene zu bilden. Er muss sich zum Zwecke der Selbstvermarktung gewisse Business- und Social-Media-Fähigkeiten aneignen. Und muss nicht zuletzt bereit sein, all diese Anforderungen und das gesammelte Know-how jederzeit wieder zu revidieren, um sein Wissen neu zu ordnen.“

Online würde die Nachrichtenwelt anders ticken als auf dem Blatt Papier.

„Tools, die heute als Standard gelten, sind morgen schon wieder veraltet. Disruption führt dazu, dass soziale Netzwerke sich gegenseitig die Klinke in die Hand geben. Während man gestern noch auf MySpace mit seinen Abonnenten Kontakt hielt, trifft man sich heute auf Facebook und Twitter. Morgen vielleicht schon nur noch auf Google+ oder App.net. Wer weiß das schon“, fragt sich Andreas Weck.

Der Online-Journalist sei heute nicht selten das, was sein Verlag noch vor wenigen Jahren war.

„Er ist Projektleiter, Redaktionsleiter, Vertriebschef, Prokurist, Marketer, Systemadministrator, Autor und Grafiker in einem. Es gibt also viel nachzuholen, für einige von uns.“

Sechs wichtige Fähigkeiten hat Andreas beschrieben, die man beherrschen müsse. Eine greife ich heraus, weil sie auch für meine Arbeit immer wichtiger wird. Andreas hat mich da ja dankenswerter Weise erwähnt 🙂

„Multimedia-Storytelling ist das Buzz-Wort unter den Digitalos der Journalisten. Es bedeutet, dass man sich nicht nur damit befasst, Wörter in die Tastatur zu tippen, sondern seine Geschichte neben der allseits bekannten Textform auch mit selbstproduzierten Grafiken sowie Video- oder Audio-Files anzureichern. Der European-Kolumnist und Netzpiloten-Autor Gunnar Sohn weiß um den Erfolg dieser neuen Anforderung und unterlegt seine Artikel nicht selten mit informativen Video- und Audio-Interviews. Gerade die Google-Hangout-Funktion bietet neue ungeahnte Möglichkeiten, die einem zudem auch autodidaktisch lernen lässt.“

Der Hinweis auf Hangouts (Video-Gespräche unter Ausschluss der Öffentlichkeit) und Hangouts On Air (also der Liveübertragungs-Modus) ist dabei besonders wichtig. Denn man kann das ja nicht nur für größere Talkrunden nutzen, sondern auch für Einzelinterviews, um Storys vorzubereiten oder für Einzelübertragungen im Vollbildmodus – etwa bei Konferenzen.

Bei meinem Gespräch mit Ralf Rottmann über seinen Seitenwechsel vom iPhone 5 zum Nexus 4 bekam ich ja nicht nur Stoff für die The European-Kolumne in der vergangenen Woche. Es schafft Aufmerksamkeit in unterschiedlichen Formaten, erhöht die Halbwertzeit eines Themas und kann von vielen anderen Publizisten aufgegriffen sowie in eigenen Postings eingebettet werden. Das „Verfallsdatum“ von Nachrichten wird verlängert, wie es Mercedes Bunz in ihrem lesenswerten Buch „Die stille Revolution“ ausgeführt hat (S. 121 ff). Nutzer der neuen, digitalen Angebote seien nicht länger besorgt, etwas zu verpassen. Bei den Hangouts On Air stehen die Videos nach der Liveübertragung sofort als Aufzeichnung zur Verfügung und es entstehen Netzwerkeffekte über die asynchrone Kommunikation. Auf diese Weise entsteht eine virale Logik, die Mercedes Bunz am Beispiels des Globalisierungsvideos „Did You Know?/Shift Happens“ (Filmmusik aus Braveheart) veranschaulicht.

Der Film entstand 2006 und wurde erst im Laufe der Zeit ein Erfolg, weil immer mehr Blogger das Video kommentierten und ein halbes Jahr nach der Entstehung auf Youtube veröffentlichten. Mittlerweile liegen die Zugriffszahlen bei über 5,6 Millionen.

„Damit ist das Video zu einem viralen Erfolg geworden, mit der britischen Psychologin Susan Blackmore kann man sogar sagen, es wird zu einem ‚Meme‘. Es wird also nicht einfach nur wiedergegeben, sondern ist zum Vorbild und Muster geworden, das in verschiedenen Fassungen verbreitet wird“, schreibt Bunz.

Um das zu erreichen, müsse man den Informationsstrom „massieren“. Bunz erwähnt die Regel der drei „C“ – Content, Catching und Capacity.

„Mit dem Titel ‚Hast Du gewusst?‘ spricht er sein Publikum direkt an, sein Inhalt (Content) verspricht also einen persönlichen Nutzen. Schon gleich zu Beginn bindet er die Aufmerksamkeit des Zuschauers (Catching), indem er nach wenigen Sekunden mit der sexuellen Anspielung ‚Größe ist manchmal doch entscheidend‘ aufwartet“, erläutert Bunz.

Zudem vertiefen die Video- und Audio-Interviews die eigene Story und machen das Ganze verständlicher.

Weitere Ideen wurden übrigens in dem sehr interessanten Hangout On Air-Talk des Pearson-Verlages zusammengetragen:

Sehr hilfreich sind auch die Tipps des Hangout On Air-Kenners Hannes Schleeh.

Mit ihm zusammen organisiere und moderiere ich ja auch das Blogger Camp.

Am Mittwoch, den 30. Januar sind wir wieder auf Sendung. Man sieht und hört sich 🙂