Die Kuration von Inhalten ist mehr als das reine Ansammeln des selbigen, wie eine Suchmaschine muss auch der jeweilige Kontext Beachtung finden. Man kann es mit der Recherche- und Lektüre-Methode des Religionsphilosophen Jacob Taubes vergleichen, der ein wichtiges Werk und eine zentrale Botschaft schon durch Handauflegen erkannte. Es war seine Art, die für ihn wichtigen Werke zu lesen. Er war ein Jäger des einen Satzes oder Wortes, in dem sich das Wesentliche des Geschriebenen kondensierte.
Taubes hatte ein Gespür für aufkommende Themen. Das bringt der Literaturwissenschaftler Walter Sokel sehr treffend auf den Punkt:
“Bevor es Google gab, gab es Taubes.”
Ein Reisender, der Ideen streut und in neuen Kontexten zugänglich macht. Für den Suhrkamp-Verlag entdeckte er Autoren wie Claude Levi-Strauss, Roland Barthes, Lucien Goldmann, Isaiah Berlin, Daniel Bell und Alexandre Koyré. Er hörte das Gras bereits auf den Schreibtischen wachsen.
Die wahre Kunst des Kuratierens
Das Gespräch stand im Mittelpunkt seiner intellektuellen Persönlichkeit. Taubes war ein Gelehrter des gesprochenen Wortes. Im Dialog entwickelte er seine Gedanken. Die Auseinandersetzung mit einem realen Gegenüber wurde zum Katalysator seines Denkens. Ein Kurator, der Neues nicht nur aufspürt, sondern Gegenläufiges kombiniert. Das unterscheidet sich grundsätzlich von der inflationären Verwendung des Begriffs “Kuratieren”. Selbst ernannte Social-Media-Gurus wollen schlichtweg Content kuratieren oder aggregieren. Sie beschränken sich in der Regel auf das Auswählen – mehr nicht. Es geht aber um mehr. Es geht um Annahmen, Gegenüberstellungen, Begegnungen, neue Erkenntnisse, Experimentiermöglichkeiten und Assoziationen. Unmögliches möglich machen – hier sieht das Notiz-Amt die Aufgabe des Kurators, den Rest erledigen Maschinen.
Das greift zu kurz: Kuration – Wenn Journalisten schreiben, was andere schreiben