Es reicht mir. Man hört immer wieder dieselbe Leier von den Lobbyisten der Energiekonzerne und den Status quo-Denkern der verknöcherten Deutschland AG. Da musste ich heute in meiner The European-Kolumne mal Dampf ablassen: Die Romantiker des alten und überkommenen Industriekapitalismus zählen zur reaktionären Fraktion im Lande. Sie halten an einer Großtechnologie von vorgestern fest, um die liebgewonnenen Pfründe ihrer oligopolistischen Macht zu bewahren. Mit einer zentralistischen Energieversorgung lassen sich sattere Renditen einfahren. Wo käme man denn hin, wenn Städte und Kommunen auf dezentrale und hocheffiziente Konzepte setzen würden, sich abkoppeln von den Stromkonzernen und damit unabhängiger das Energiemanagement regeln. Das stinkt nach mehr Wettbewerb, schwächt die Möglichkeiten für politische Muskelspiele und verringert das Spielfeld für die Lobbyisten der zerbröselnden Deutschland AG. Wer von den Preisrisiken eines Atomausstiegs redet, sollte über das Abwälzen von Kosten und Risiken der Atomenergie auf die Steuerzahler nicht schweigen. Würde man die Gesamtkosten in den Strompreis einrechnen und die Milliarden Euros an Fördergeldern für AKWs raus rechnen – Ökonomen nennen das Internalisierung externer Effekte – müssten wir schon längst weitaus mehr für eine Kilowattstunde berappen. Die Atomenergie bindet gigantische Finanzmittel, personelle Ressourcen und konserviert unwirtschaftliche Großorganisationen der Energiewirtschaft. Wenn wir eine Energiewende erreichen wollen, brauchen wir allerdings mehr als nur Anti-Atom-Demos.
Wir benötigen Technikoptimismus, Hochleistungen der Ingenieure, Investitionen in moderne Infrastrukturen und Offenheit für neue Verfahren, Kraftwerke und Leitungen, auch wenn sie in der eigenen Nachbarschaft errichtet werden. Wer Nein zur Atomenergie sagt, darf nicht gleichzeitig technische Innovationen behindern, die als Kompensation unverzichtbar sind.
Retweets, Liken/Teilen, Kommentare unter: Innovationsbremse Atomstrom.
Siehe auch:
Intelligentes Netz für die Energiewende.
Tweet trifft ins Schwarze:
http://twitter.com/#!/RalfTometschek/statuses/49744769961828352
Das stimmt alles, aber Technikoptimismus in Deutschland? Da wird man doch direkt sagen, dass uns das in diese Situation gebracht hat.
Ich bin da leider wenig optimistisch.
Was wir seit den 50er Jahren in der Atomenergie erleben, war eher ein unkritischer Glaube an die Verheißungen einer Wunderenergie.
Warum sollte man also nicht die nötige Portion Optimismus für grüne Technologien mitbringen?
Schaun wir mal, ich denke eher an die Leitungen usw. Aber es ist wohl schon so, dass, wenn es in Europa überhaupt passieren könnte, dann wahrscheinlich bei uns. Das wäre als Zeichen wichtig, denn dann kann man umso schwerer an AKWs festhalten.
Andererseits wird man aber auch schon für die Umsetzung Europa brauchen, um Strom entsprechend verteilen zu können (wie man so hört). Und da wird es dann wahrscheinlich schwierig.