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Maschen gegen die Netz-Monopolisten

Wie gestern angekündigt, beschäftige ich mit den von Sascha Lobo zu recht geforderten Alternativen zu den Web-Monopolisten. Nicht nur herumnörgeln, sondern konstruktive Vorschläge zur Weiterentwicklung des Netzes machen. Hier der Versuch im Debattenmagazin “The European”. Auszug:

Für den Systemingenieur Bernd Stahl liegt die Lösung in dezentralen Strukturen, die für mehr Konkurrenzdruck sorgen könnten.

„Immer mehr Leute denken über sogenannte Mesh-Networks nach. Es wäre eine Renaissance des ursprünglichen Internet Spirits“, so Stahl von Nash Technologies.

Internet ohne Kontrollpunkte

Personalisierte Cloud-Dienste unterliegen dann keinem Diktat mehr von Algorithmen oder moralinsauren Web-Konzernen. Ähnlich sieht das Felix Stadler von der Zürcher Hochschule der Künste. Anstatt auf eine zentrale und zentralisierte Infrastruktur zu vertrauen, die Vernetzung organisiert, werde eine neue Generation von Plattformen entwickelt, die auf dem Prinzip der Maschen (engl.: mesh) beruht. Eine gemeinsame Infrastruktur soll durch die Vernetzung vieler einzelner lokaler Netze entstehen, die Daten untereinander weiterreichen. Damit würden die zentralen Kontrollpunkte des Netzes entfallen und man stärkt das emanzipatorische Potenzial des Netzes.

Virtuelle Assistenzsysteme wirken dann als Stützpfeiler und nicht als Heilige Inquisition. Sie befreien mich von ärgerlichen Routinearbeiten. Nicht mehr und nicht weniger. Der Rest wird bestimmt durch die eigene Intuition und die kann man auch künftig nicht perfekt vorhersagen.

Unendlich viel wichtiger als die nächste stirnfaltige Beschwerde über Google & Co. wäre es, die Schaffung einer nichtkommerziellen digitalen Öffentlichkeit auf die politische Agenda zu setzen, die nicht den Regeln der Börsen folgt. Das nötige Geistkapital für eine Anti-Monopol-Strategie sei in der deutschen Forschungslandschaft vorhanden, so der Netzwerkspezialist Bernd Stahl. Das Ganze könnte sogar noch mit einer Verbesserung der Netzqualität angereichert werden:

„Mein Traum ist ein Social Media Dial Tone. Darüber ist noch nicht viel gesprochen worden. Einen Dial Tone kennt jeder von uns aus dem Telefon – es geht um den Wähl-Ton. Er garantiert den ständigen Zugriff auf Dienste, unabhängig vom Operator und vom Aufenthaltsort meines Kommunikationspartners sowie ohne Ausfälle, die bei Skype, Twitter, Facebook oder Apps an der Tagesordnung sind. Beim Social Media Dial Tone stürzt nichts ab. Keine Mehrfachkonten. Keine separaten Social Media-Inseln. Ein Access. Ein View. In alle Netze. Semantisch angereichert. Sozusagen unter einer Haube. Wieso muss der Wildwuchs-Spaghetti der Entwickler dem Internet-Nutzer eins zu eins zugemutet werden? Es geht darum, aus sozialen Netzwerken echte Services zu generieren: vernetzt, hochverfügbar, flexibel und unabhängig vom Endgerät“, erklärt Stahl.

Gleiches gelte für die Vernetzung von Cloud-Diensten, die bislang nur als Silos angeboten werden. Es lohnt sich also, über Alternativen zu Google, Apple, Facebook und Amazon nachzudenken. Dann muss man sich auch weniger Gedanken machen über den Preis der Daten, den wir für Kostenlos-Dienste zahlen müssen.

Was es mit dem Social Media Dial Tone auf sich hat, erläutert Bernd Stahl in einem Blogpost.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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