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Google Times, Buzzriders und das Ende der Zeitungspapier-Ära

jarvisCem Basman weist in einem Blog-Beitrag auf das neue Medienprojekt “Buzzriders” von Robert Basic hin, mit der die Nachrichtenwelt revolutioniert und Giganten wie Spiegel Online oder heise.de herausgefordert werden.
Ob eine Revolution dabei herausspringt, ist gar nicht so wichtig.

Das Vorhaben ist eine richtige Weichenstellung für die Post-Zeitungspapier-Ära, die Jeff Jarvis in seinem Buch “What Would Google Do” (mittlerweile auch in deutsch erschienen im Heyne-Verlag). So gehen Experten in den USA davon aus, dass bei der gegenwärtigen Entwicklung der Verlagswelt im Jahr 2040 die letzte amerikanische Zeitung herausgegeben wird. Und das war eine Einschätzung, die noch nicht die volle Wucht der Finanzkrise für die Printwelt einkalkuliert hat. Der Abwärtstrend hat sich noch verstärkt – mit etwas zeitlicher Verzögerung werden wir das auch in Deutschland erleben.

Deshalb der Rat von Jarvis: Wer heute neue Medienformate entwickelt, sollte dezentralisiert denken. Nachrichtenorganisationen können sich nicht mehr auf die Vorstellung verlassen, dass die Welt sich bis zu ihren Toren durchschlagen wird. “Die Menschen finden ganz allein zu den Nachrichten. über unendlich viele neue Wege: Blogs von Freunden, Nachrichten-Websites wie Google News und Daylife, kooperative Nachrichten-Websites wie Digg, Feeds auf Facebook oder Twitter”, so Jarvis. Werden Sie zu einer Plattform, proklamiert Jarvis. Werden Sie Teil eine Netzwerks. Sie können nicht mehr alles allein machen. Sich kooperativen Netzwerken anzuschließen sei hilfreich. Man sollte lokal die Hilfe des Lesepublikums in Anspruch nehmen, um Storys zu vervollständigen. Es könnte bedeuten, die Öffentlichkeit zur Berichterstattung zu rekrutieren und zu mobilisieren. Es könnte auch bedeuten, sie in dem Geschäft zu etablieren. “Es bedeutet mit Sicherheit, ihre Beiträge und Verbesserungen willkommen zu heißen”, schreibt Jarvis. Die lokale Öffentlichkeit wird der Boss. Die Zeitung 2.0 werde mit ausgewählten Bloggern, Unternehmern, Bürgern und Communitys zusammenarbeiten, die Nachrichten sammeln und verbreiten und sie unterstützen. Um das zu erreichen, müsse man im Kleinen agieren, aber in großen Bahnen denken und die Welt neu definieren.
In diese Richtung marschiert Robert Basic meiner Ansicht nach mit Buzzriders. “Sein Ziel ist eine von Nutzern generierte Nachrichtenquelle im Web, die insbesondere auch die lokalen und kleinen Nachrichten liefert. Zudem auch Kleinanzeigen. Einen News-Bereich, mit dem sich die Grossen schwer tun, der aber auf ihrer Agenda steht, wie ich gestern Abend beim media coffee gerade wiederholt auch von Christoph Keese (Springer) im Panel gehört habe. Roberts Vorhaben ist eine Art ‘micro-dpa 2.0’. Vielleicht auch 2.5. Lobenswert. Ehrgeizig”, urteilt Basman. Seine Empfehlung kann ich nur unterstützen: “Nicht klein reden. Unterstützen! Nicht reden. Machen!”

Es wird nicht das einzige Projekt bleiben, aber wer jetzt an den Start geht, wird mit den richtigen Konzepten die Krise der klassischen Medien abfangen. Demnächst mehr auf NeueNachricht zu sehen. Das zehn Jahre alte CMS von Lotus Notes hat gute Dienste getan. Kommt jetzt auf den Müll und wir starten mit einem ganz anderen Ding. Später dazu mehr.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

4 Kommentare zu "Google Times, Buzzriders und das Ende der Zeitungspapier-Ära"

  1. Heiner Sieger | 24. April 2009 um 6:07 Uhr |

    Wasser auf meine Mühlen. Die großen Verlage und Zeitungen sterben aus, wenn Sie sich nicht näher mit ihren Lesern und deren Informationsbedarf auseinandersetzen. Der von Jarvis aufgezeigte Weg ist bislang den durchweg meisten Webportalen von AZ bis Zeit fremd. Bin gespannt, wann und wo die ersten Portale dieser Art zu finden sind. Wir sind wie NeueNachricht dabei, eines zu entwickeln, dazu mehr im Mai.

  2. @ Heiner Ich kann Dir Mitte Mai mal unsere finalen Entwürfe schicken – vielleicht gibt es ja Schnittmengen.
    Gruß
    Gunnar

  3. Das Grundkonzept von Buzzriders ist schon in Ordnung und dürfte der von dir beschriebene Weg sein.

    Wo ich jedoch meine Bedenken habe, ist das thematische Umfeld, in dem sich das Projekt bewegen soll. Lokale Nachrichten oder allgemein Kommunikation ist nicht zu vergleichen mit überregionaler. Oder gerade doch: Denn im Lokalen spiegeln sich jeweils(!) die Strukturen des Überregionalen. Man hat also viele kleine in sich abgeschlossene Informationsnetzwerke. Da eine Deutschland umfassende Plattform zum Erfolg zu führen, halte ich für äußerst schwer. Am Ende wird es am fehlenden Content scheitern – oder am durch sinnlose twitterartige Inhalte ad absurdum geführten Nutzen.

    Jedoch: Abwarten und Tee trinken. Vielleicht kommt ja alles anders, als man (ich) denkt.

  4. @Thomas Da gebe ich Dir vollkommen recht. Jarvis beschreibt die Notwendigkeiten der neuen Medienwelt treffend. Ob die Umsetzung von Buzzriders der richtige Weg ist, würde ich auch bezweifeln. Lokale oder kommunale Berichterstattung ist ein sehr hartes Brot. Warten wir ab, was der Start von Buzzriders bringt.

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