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Zur #MWC11: Erleben wir die Apple-Götterdämmerung? Expertenmeinung gefragt

Die Wirtschaftswoche hat auf dem Titelbild eine schöne Provokation losgelassen. “Vergesst Apple – Wie Google-Handys das iPhone verdrängen”.

“Vier Jahre war nur Apple angesagt. Jetzt übernehmen Android-Handys den Markt. Bald soll Googles Software auch in Millionen Autos, Fernsehern und Tablet-Rechnern laufen. Android wird das Windows der mobilen Ära – und der Suchkonzern mächtiger, als Microsoft je war”, schreiben die Wiwo-Redakteure Thomas Kuhn und Andreas Menn. Android habe seit seinem Debüt im Oktober 2008 eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben: Bereits auf jedem dritten Smartphone, das im vierten Quartal 2010 weltweit verkauft wurde, lief Android, meldete der US-Marktforscher Canalys. Und bei Tablet-PCs, den neuen flachen Internet-Computern vom Schlage iPad, erreichte Android im gleichen Zeitraum schon 22 Prozent Marktanteil, so die Experten von Strategy Analytics.

“Überall bestimmt die Software, wie komfortabel sich die Technik bedienen lässt. Sie entscheidet auch, wie viele Programme für ein Gerät entwickelt und verkauft werden, sogenannte Apps, die Internet-Handys, Tablets oder Auto-Entertainment-Computer erst richtig nützlich und spannend machen. In den vergangenen Jahren galt Apple als Innovationsführer, sein System iOS als Musterbeispiel für benutzerfreundliches Design. Schon das erste iPhone ließ sich so intuitiv bedienen, dass der Hersteller der Verpackung keine Betriebsanleitung beilegte. 46,6 Millionen Smartphones einer einzigen Modellreihe hat Apple im vergangenen Jahr verkauft. Doch der Star der Handybranche ist auf dem Zenit des Erfolgs”, so die Wiwo. Ist das wirklich so?

Mit dem offenen Ansatz grenze sich Google radikal von Apple ab. Der Rivale habe sein Betriebssystem iOS richtiggehend eingemauert. Apple bestimme en détail, wie Handy, Betriebssystem und auch die Programme auszusehen haben, die auf den Geräten laufen. Was Konzernchef Jobs nicht gefällt, fällt durch. Das, liebe Wiwo-Redakteure macht allerdings auch den Unterschied aus, wenn es um die Nutzerfreundlichkeit geht. Dahinter steht eine Qualitätsgarantie und die Service Design-Philosophie von Steve Jobs. Der Apple-Chef überlässt nichts dem Zufall, vom Endgerät, über die Verkaufsverpackung bis zur Software. Das kann Google nicht beeinflussen, da es in der Regel nicht Hersteller der Geräte ist. Und das Nexus One war ja wohl eher ein Flop. Ein Gegenargument liefern auch die Wiwo-Redakteure: “Bei allen Zensurvorwürfen bieten Apples i-Geräte ein stimmiges Produkt, wie es in der Elektronikwelt kaum zu finden ist: Ein Klick, und ein Video wird vom iPad über die Apple-TV-Station auf den Fernseher gefunkt. Jedes weitere Apple-Gerät, das sich ein Nutzer zulegt, macht die noch wertvoller, die er schon besitzt.” Ein weiteres Gegenargument:

Android andererseits biete Vielfalt – im Positiven wie im Negativen. “Beinahe 200 höchst unterschiedlich konzipierte Telefone arbeiten schon mit dieser Software. Im Milestone 2 von Motorola etwa ist eine ausziehbare Buchstabentastatur eingebaut. Das Desire HD von HTC lockt High-End-Nutzer mit einem Riesenbildschirm, üppigem Arbeitsspeicher und einer Acht-Megapixel-Kamera. Das Xperia X10 von Sony Ericsson nimmt Filme in HD-Qualität auf….Schattenseite der großen Freiheit à la Google: Jedes Android-Handy will auf seine Weise bedient werden. Denn die Hersteller überziehen das System mit eigenen Bedienmenüs. Auch der Datenaustausch mit dem Computer ist etwa bei Sony Ericsson anders gelöst als bei HTC. Android-Nutzer müssen flexibel sein – und die Hersteller und Softwareentwickler auch. Die Geräte an den Android-Wildwuchs anzupassen ist nicht minder komplex, als der technische Aufwand, die Apps fortlaufend auf die Vielzahl unterschiedlicher Betriebssystemvarianten abzustimmen.” Dieser Schwachpunkt steht der Einfachheit wohl ein wenig im Wege.

Dann zum Zahlenvergleich der Betriebssysteme: 300.000 Android-Handys wurden im Dezember pro Tag weltweit auf den Google-Servern angemeldet, berichtet der Suchkonzern. Nur knapp 153.000 verkaufte iPhones täglich meldete Apple im vergangenen Quartal. Nun, wie viel unterschiedliche Hersteller stehen hinter der Android-Zahl?

Welche Folgen haben die Kostenlos-Dienste für Hersteller und Netzbetreiber? Wie sieht es mit dem User-Interface aus? Jeder Hersteller überzieht die eigenen Handys mit seinen eigenen Bedienmenüs – Fluch der Vielfalt. Also ich sehe noch keine Götterdämmerung. Ich möchte dazu morgen noch etwas schreiben. Bin an Kommentaren interessiert. Bitte an gunnareriksohn@googlemail.com schicken oder unten als Kommentar posten.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

3 Kommentare zu "Zur #MWC11: Erleben wir die Apple-Götterdämmerung? Expertenmeinung gefragt"

  1. “Android Nutzer müssen flexibel sein”. Auf den Punkt. Und Apple bietet perfekte Konformität. Wie System-Gastronomie. Da weiß man auch immer, was man hat.

    Wer mit den Einschränkungen “des Systems” (egal ob McDonalds, Disney oder Apple) zufrieden ist, für den ist das das Paradies. Konsum ohne Nachzudenken.

    Und wer (im Kopf) flexibel ist, kommt in den Genuss von Vielfalt und Freiheit. Apropos: wer frei sein will, muss auch flexibel sein.

  2. Die Zahlen sprechen doch für sich. Wenn sich deutlich mehr Menschen weltweit für ein Smartphone auf Basis von Google Android entscheiden und damit gegen das iPhone von Apple zeigt das, dass die Android-Nutzer die nötige Flexibilität (wie oben im Text gefordert) mit Leichtigkeit aufbringen.

    Meiner Meinung nach ist die Debatte vom falschen Ende her aufgezogen. In der Benutzerfreundlichkeit schenken sich iPhone und Android-Geräte nichts: Jeder Typus hat seine Stärken und seine Schwächen.

    Der wirkliche Unterschied besteht darin, dass Apple das iPhone bislang mit einem sehr hohen Preis ausschließlich am oberen Ende des Marktes positioniert, während es Android-Geräte in allen Preisklassen (der Kategorie Smartphone) gibt.

    Folglich geht es nicht um Benutzerfreundlichkeit, Größe des jeweiligen App-Stores oder Konnektivität zu anderen Geräten des gleichen Herstellers – im Kern ist es eine Frage des Marketing: Preispolitik und Positionierung. Apple könnte ohne Not das iPhone billiger anbieten, die exorbitanten Margen würden dies zulassen. Wenn aber Apple diesen Weg nicht beschreitet, brauchen auch die Fans nicht darüber zu jammern, dass die Konkurrenz mehr Geräte absetzt.

  3. Prognosen? Götterdämmerung oder nicht?

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