In meiner The European-Kolumne habe ich mich mit den Kontrollobsessionen der Datenschützer auseinander gesetzt, die sich im so genannten Düsseldorfer Kreis hinter verschlossenen Türen permanent auf die Suche nach neuen Tätigkeitsfeldern begeben, um eine Rechtfertigung für die Existenz ihrer Apparate zu finden. Diese illustre Runde der obersten Aufsichtsbehörden aus Bund und Ländern, die in Deutschland die Einhaltung des Datenschutzes überwachen, interpretiert gesetzliche Regelungen. Mit fragwürdigen Auswirkungen für die digitale Wirtschaft. Juristen haben mir bestätigt, dass diese Beschlüsse keine rechtliche Bindung bewirken.
Faktisch gibt es allerdings eine Bindungswirkung, weil es sich um eine „antizipierte Verwaltungspraxis“ handelt. Antizipierte Verwaltungspraxis ist ein schöner Ausdruck für die Aufweichung der Gewaltenteilung, die wir in Deutschland erleben: Die Parteien fungieren zunehmend als Staatsträger und bauen ihren Einfluss auf die Verwaltungen aus. Die Ministerialbürokratie übernimmt im Gegenzug immer mehr Funktionen der Gesetzgebung. Ja richtig gehört, liebwerteste Gichtlinge des Düsseldorfer Kreises, es gibt auch die eine Gesetzgebung, eine Legislative, die die Grundlage für Verwaltungshandeln schafft. Wohin die Staatsbürokraten-Herrlichkeit hinführt, kann man an den selbstherrlichen Auftritten des Hamburger Datenschützers Johannes Caspar erkennen. Nur weil zufällig die deutsche Firmenzentrale von Google in Hamburg liegt, inszeniert er sich als Hüter von Hausfassaden und Gartenzäunen im Kampf gegen Street View oder als Bewahrer der Privatsphäre in seiner Kampagne gegen Tracking-Software. Wenn Parlamente die Exekutive unzureichend kontrollieren, sollten das die Bürger in die Hand nehmen. Auch der Düsseldorfer Kreis hat ein Watchblog verdient. Wie nötig das ist, belegt ein Bericht von Spiegel Online: “Keine Google-Anzeigen, weg mit dem Zählpixel: Niedersachsens Datenschützer rüttelt an den Grundfesten der Online-Wirtschaft – und will die Weitergabe von IP-Adressen erschweren. Sollte er sich durchsetzen, wäre es mit Internetwerbung erst mal vorbei.”
Eure Meinung interessiert mich zu diesem Thema. Story wird in der nächsten Woche im Fachdienst MarketingIT erscheinen.
So lange noch ca. 50% der Leute an der Kasse bei DM lächelnd ihre Payback Karte zücken, kann das Thema Datenschutz nicht wirklich bei den Verbrauchern verstanden sein. Reaktionen werden anscheinend rein medial getrieben von antiquierten Panikmachern. Und die entscheiden dann darüber, ob Zählpixel gut oder böse sind?
Antiquierte Panikmacher – diese Formulierung gefällt mir 🙂