
Lesestoff für die Next Economy Open
Der Anteil von Internet-Nutzern, die sich über Filtersysteme gegen die Cookie-Attacken von öligen Werbe-Anbietern wappnen will, wächst überproportional. Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass auch das Geschäftsgebaren der so genannten AdBlocker nicht ganz sauber erscheint. Das Angebot des „Whitelisting“, bei dem sich Publisher von der Werbeblockade freikaufen können, sei aus Sicht des Axel Springer Verlages ein erpresserisches Vorgehen.
Die Nerven liegen blank, wie man an der Anti-AdBlocker-Strategie von Bild.de erkennen kann. Wer AdBlocker einsetzt, wird von den Inhalten des Tratsch-Mediums ausgeschlossen. Ich kann das verkraften. Beim Boulevard-Blatt sieht die Sache anders aus. Meedia geht davon aus, dass Bild.de seine Spitzenposition bei der „Reichweite“ einbüßt. Zur Zeit liege der Anteil der Werbeverweigerer, die Bild.de mit AdBlockern ansteuern, bei 20 bis 23 Prozent.
Der Medienrezipient scheint in diesem Machtkampf wohl nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.
Tinder-Shopping
In der aktuellen Ausgabe von GDI-Impuls wird eine interessante Alternative ins Spiel gebracht. Das Ganze nennt sich Tinder-Shopping und lehnt sich an dem Auswahlmechanismus der Dating-App Tindr an. Das Prinzip ist simpel: Wisch nach links: gefällt nicht, Wisch nach rechts: gefällt.
„Du magst Sneakers, neonfarbig und nicht geschnürt? Schon poppen die ersten Angebot auf dem Screen aus. Ein kleiner Wisch nach links, und du lässt jedes Produkt fallen, das dir nicht gefällt. Hast du einer Marke zehnmal eine Abfuhr erteilt, verschwindet sie für immer von deinem Screen: ‚Shop until they drop“, schreiben Judith Mair und Bitten Stetter.
Der Kunde entscheidet über den individuellen Zuschnitt der Angebote von Produkten und Diensten. Das setzt die Werbeindustrie kräftig unter Druck, denn sie müssen es in diesem Szenario schaffen, den Nerv des App-Anwenders genau zu treffen – ansonsten droht die Verbannung vom Smartphone-Screen. Publisher und Werber müssen sich vom Spam-artigen Zumüllen aller Kommunikationsplattformen verabschieden, wenn sie Kunden nicht verlieren wollen.
„Matchmaking“ ist das Zauberwort. Anbieter, Mittler und Kunden sollten steuern können, wo und mit welchen Inhalten sie zueinander finden. Jan Steinbach und Uwe Freese von Xengoo schmieden für die Blogosphäre an so einem Projekt:
„Der Schlüssel dazu sind Transparenz der Interessen und klare Strukturen für die Zusammenarbeit“, sagt Steinbach. Erste Ideen werden auf der Next Economy Open am 9. und 10. November in Bonn vorgestellt.
Ausführlich nachzulesen in meiner heutigen The European-Kolumne.
Siehe auch:
BILD.de sperrt Adblock-User aus
Vielleicht sollten wir Projekte im Netz einfach mehr unterstützen – etwa Mobile Geeks.
Hat dies auf #NEO15 Matchen, Moderieren, Managen rebloggt.
Aktuell ist das gar kein Problem (Bild will ich eh nicht), aber es kommt sicher auf uns zu. Schon jetzt findet man auf Websites von Organisationen, mit denen man solidarisch ist, die Bitte, den Adblocker für sie zu öffnen. Aber der Gedanke, dass ich bei jedem Artikel, den ich lesen will, erst einmal Sneakers oder so wegwischen soll, ist beängstigend (auch wenn ich durch stetes wischen mit ewigem Verschwinden der Turnschuhe belohnt werde – bis andere Latschen nachkommen)
Du bekommst ja nur das angezeigt, was Du magst. Und wenn es nicht Deine Interessen trifft, verschwindet es für immer von Deinem Smartphone.
Das Ablass-System von AdBlocker ist auch nicht koscher.