Über die digitalen Nervensägen des Marketings #dmexco

Schön wär's
Schön wär’s

Meine kritische Haltung zur Online-Werbe-Berieselungsfachmesse namens dmexco dürfte bekannt sein. Flach, flacher, #dmexco.

Halt alter Push-Marketing-Wein in neuen Schläuchen.

Aber damit stehe ich wohl nicht allein. Auch Jan Steinbach von Xengoo sieht das SEO- Targeting-Personalisierungs-Tracking-Geklingel kritisch. An der nervigen Heizdecken-Verkaufsmasche hat sich nicht viel geändert. In der Online-Variante ist sie sogar noch penetranter als in der klassischen Form.

„Denn wenn man ehrlich ist, dann sind die neuen Möglichkeiten auch neue Wege, um Kunden noch mehr und noch nachhaltiger zu nerven. Denn wenn Retargeting-Experten ins Schwärmen kommen, dann wird den meisten Usern übel. Und wenn E-Mail-Experten empfehlen, die Newsletter am besten täglich zu verschicken, dann finden das 99 Prozent der Adressaten gar nicht lustig“, schreibt Jan Steinbach im Xengoo-Blog.

Der Kunde wird immer noch nicht als Souverän des Geschehens betrachtet, sondern als manipulierbares Klickvieh. Selbst unter den Schlagworten Content-Marketing oder Storytelling steht der Dialog nicht im Vordergrund. Man will die Hoheit über Marketingbotschaften nicht abgeben.

Es werden nur raffiniertere und effizientere „Schlachtmethoden“ erfunden:

„Ganz nach dem Prinzip: wenn Werbung stört, dann funktioniert sie und wenn sie, wie beim Layer-Ad, mehr stört, dann funktioniert sie noch besser“, bemerkt Steinbach.

Content-Marketing sollte eigentlich auf der Annahme beruhen, dass Kunden selbstbestimmt und intelligent nach Lösungen für ihre Probleme suchen.

„Und die Unternehmen, die ihnen relevanten Content bieten, werden von den Kunden gefunden und bevorzugt. Also kein Platz für Störwerbung! Und schon gar nicht für solche, die einen mittels Cookies oder sonstigem Tracking in den nächsten Wochen auf Schritt und Tritt verfolgt“, schreibt Steinbach.

Am 14. Oktober werde ich das Thema mit Jan Steinbach in einem Live-Hangout vertiefen. Er berichtet dann direkt von der Inbound Marketing-Fachkonferenz in London. Genaue Uhrzeit teile ich Euch kurz vorher mit.

Wer bei der Live-Diskussion mitmischen möchte, sollte sich bei mir melden.

4 Gedanken zu “Über die digitalen Nervensägen des Marketings #dmexco

  1. Hallo Gunnar,

    ich verstehe Deines Zornestirade nur sehr gut, denn auch ich bin von zu viel Targeting (und SPAM) nur genervt. Auf der anderen Seite weiss ich auch, wie wir heute im Marketing ständig gemessen werden: Wieviele Leads habt Ihr neu gemacht? Wieviel neue Pipeline wurde vergangene Woche erzielt? Wo hat Marketing geholfen, Deals zu closen (Man verzeihe mein Denglisch)? Ich könnte diese Frage, die wir laufend gestellt bekommen, endlos fortführen. Dashboards dominieren unsere Arbeit und wehe, wenn ein Bereich rot ist. Und Zahlenfeteschisten beherrschen oft das Feld.

    Und man kann es auch verstehen: Natürlich sollen Marketingausgaben messbar gemacht werden. Wer gibt schon sein Geld einfach so aus. Das Schlimme ist nur, dass der ROI von Marketing nur schwer messbar ist. Aber wegen dieser Forderung nach Messbarkeit und des latenten Quartalsdrucks sehen sich viele Marketiers (und natürlich gibt es auch die klassischen Marktschreier) bemüssigt, die Interessenten mit Marketingnachrichten zu bombardieren. Und das digitale Marketing wird dies noch weiter befördern.

    Geduld haben, bis der Interessent kommt, informieren statt tod schwadronieren, das ist schwer durchzusetzen in den heutigen Zeiten. Also die Bitte eines Marketiers mit etwas Nachsicht iund Geduld für die digitalen Nervensägen.

    Viele Grüsse

    Stefan

  2. Hi Stefan, ich verstehe die „Systemzwänge“. Häufig ist es allerdings auch der Angst vor dem vielbesagten „Kontrollverlust“, der zu dieser nervigen Art des Online-Marketings führt. Wir könnten das mal in einem Hangout-Interview vertiefen, weil mich natürlich die neuen Konzepte interessieren, die dem Kunden die Steuerung in die Hand geben.

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