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Telekom: Versuchsballon gegen die Netzneutralität

Dr. Roman Friedrich von Booz & Co.

Die Telekom nimmt die Vielnutzer an die Kandare. Künftig soll für die Kunden der Brot-und-Butter-Flatrate mit 16 MBit/s schon bei einem Transfervolumen von 75 Gigabyte im Monat Schluss mit lustig sein. Ab dann geht es nur noch mit 384 kBit/s, also einem Schmalbandanschluss weiter, bis zum Ende des Abrechnungsmonats. Eine Durchlöcherung der Netzneutralität mit durchsichtigen Argumenten: Mit eigenen Diensten belastet die Telekom das Netz, anschließend jammert sie über die hohe Last auf Selbigem, schreibt Urs Mansmann im Editorial der Zeitschrift „c’t“.

„Um dem zu begegnen, drosselt sie dem Anwender, der die Dienste anderer Anbieter nutzt, den Anschluss. Das ist natürlich eine Milchmädchenrechnung, aber wenn der Kunde sie akzeptiert, wird sie aufgehen.“

Als Ergebnis bekommen wir dann nur noch ein Internet-Menü mit Bits in der Farbe Magenta.

Wenn wir das nicht wollen, so Dr. Roman Friedrich von Booz & Co. im ichsagmal-Interview, müsse die Politik jetzt gegensteuern. Es gibt gute Gründe, die Netzinfrastruktur wie ein Gemeingut zu betrachten, wenn es um Aspekte der Freiheit und Offenheit geht. Das sei aber nur politisch zu lösen. Die Telekom testet ab, wie weit sie gehen kann.

Also gute Gründe, die Gefahr eines Zweiklassen-Netzes jetzt ganz oben auf der politischen Agenda anzusetzen.

Das Gespräch mit Friedrich muss ich noch auswerten.

Wer sich berufen fühlt, hier noch mit eigenen Betrachtungen in den Ring zu steigen, sollte mich kontaktieren. So ist die Frage wichtig, was denn folgen muss, wenn der Staat die Netzneutralität festschreibt. In einigen Ländern ist das ja schon der Fall. Wer A sagt, müsse dann wohl auch B sagen. Dann reicht es nicht aus, die Ausgaben für eine moderne Netzinfrastruktur auf die Konzerne der Telekommunikation abzuladen. Da ist dann auch staatliches Engagement gefragt. Habe ich auch im Interview mit Friedrich angesprochen. Die knapp fünfzehnminütige Audio-Aufzeichnung sollte man sich dann mal anhören.

Siehe auch:

Netzpolitik mit Geschmäckle.

Bevor sich die Telcos mit solch merkwürdigen Preismodellen netzpolitisch vollends in die Nesseln setzen, sollten sie erst mal an der Qualität der bestehenden Anschlüsse arbeiten: Studie der Bundesnetzagentur: Internet-Anschlüsse liefern oft nicht die Bandbreite, die verkauft wird.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

1 Kommentar zu "Telekom: Versuchsballon gegen die Netzneutralität"

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