
„Online-Konferenzen werden das neue Normal, und face to face wird der neue Luxus.” Das sagte der Futurist Gerd Leonhard am Anfang der Corona Krise. Zumindest wird man sich mehr Gedanken machen, wie man Content ins Digitale verlängert und auf überflüssige Mobilität verzichten kann. Aber ein Punkt wird jetzt klarer. In virtuellen Formaten ist sehr viel Potenzial für Begegnungen mit Menschen. In ein oder zwei Jahren werde es normal sein, dass auf jeder Nachrichten-Website prominent im Kopf ein Live-Button leuchtet, so der Publizist Dirk von Gehlen in einem Blog-Beitrag.
Gerade bekommen wir gute Vorlagen, wie virtuelle Verbindungen funktionieren. Vielleicht wird daraus auch ein echtes digitales Geschäftsmodell, das sich zum Beispiel darin zeigen könnte, dass Webseiten ein Live-Ressort bekommen, in dem vom Live-Ticker bis zum gemeinsamen Stream alles gebündelt wird, was als Echtzeit- Erlebnis das bisherige Angebot ergänzt.
Bei mir sind Live-Formate schon seit gut 12 Jahren ein Hauptbestandteil meines Geschäftes. Dabei will ich bei aller notwendigen Technik und Software weder ZDF noch Ü-Wagen spielen. Es geht um direkte Kommunikation. Es geht um Demokratisierung von medialer Kompetenz. Der Charme der Spontan-TV-Applikationen von Twitter bis Facebook liegt in der Schnelligkeit.
Echtzeitkommunikation mit Interaktionsmöglichkeiten: Live, ungeschminkt, ohne Postproduktion, Teleprompter, schwere Technik oder sonstige Hardware-Orgien. Das kann man den Bastelstuben überlassen, die sich an Highend-Geräten ergötzen.
Live-Formate gleichen eher der Improvisationskunst von Jazz-Musikern, schreibt Umberto Eco. Es werden Bilder erzeugt und zur Ansicht gebracht ohne die Möglichkeit der Wiederholung. Das sind noch echte Gestaltungsabenteuer. Es geht um Zufall, Handlung und Überraschungen.
Kleiner Auszug der Netzgedanken, die in der neuen Ausgabe des prmagazins erscheinen.