In meiner Mittwochskolumne für das Debattenmagazin “The European” bin ich noch einmal auf das Markenimage von Firmen im Social Web eingegangen. Titel: Einsame Schreihälse.
Im Internet verlieren Firmen die Hoheit über ihre Markenbotschaft. Gut so – denn die absolute Kontrolle über Mitarbeiter und Konsumenten ist illusorisch. Diese Lektion haben die Ziegelstein-Diktatoren, Brüller und Schreihälse in den Führungsetagen von Wirtschaft und Politik immer noch nicht gelernt. Mitarbeiter, Wähler oder Konsumenten kann man nicht mehr für dumm verkaufen und zentralistisch von oben nach unten steuern. Selbstorganisation steht auf der Web-Agenda an erster Stelle und nicht mehr der Taktstock von Positionseliten. Das hat der italienische Schriftsteller Alberto Savino treffend zusammengefasst: „Der Grad von Menschlichkeit eines Unternehmens, einer Tat, einer Lage, ist messbar an dem Mehr oder Weniger an Freiheit, die sie uns gewähren, über uns selbst zu verfügen.“
Entsprechend ist es, endlich auf die Weisheit der Vielen zu achten, wie ich in meinem Vortrag auf dem Marketingforum während der Hannover Messe ausführte.
Und in Doppelfunktion in einer Diskussionsrunde über Datenschutz:
An der vernetzten Gesellschaft und Ökonomie werden sich jedenfalls die vorgestrigen Kommandeure von Befehl und Gehorsam die Zähne ausbeißen. Auch die Abmahn-Gichtlinge der GEMA, wie Heinrich Rudolf Bruns in seinem Blog berichtet:
“Derzeit scheint es, dass die GEMA regelrecht um einen Shitstorm bettelt. Falls der nicht schon längst da ist. Bands wie Porter suchen sich das Geld für eine CD-Produktion im Netz zusammen und produzieren unter Creative-Commons-Lizenz. Viele Künstler publizieren schon gema- und auch lizenzfreie Musik. Die Musikpiraten veröffentlichen eine solche CD und wegen eines Pseudonyms, das nicht offengelegt wird, zieht die GEMA vor den Kadi. Weil es die GEMA-Vermutung gibt. An anderer Stelle bemühen sich Musikschaffende, eine alternative Verwertungsgesellschaft, die C3S auf die Beine zu stellen. Das Problem: Sobald C3S um Zulassung beim Patentamt ersucht, wird die Satzung des Vereins öffentlich sein und von den Justiziaren der GEMA sicher nicht unkommentiert bleiben. Und jede Unklarheit, jeder indifferente Ansatz, jeder nicht juristisch wasserdichte Satz wird Schreiben um Schreiben, Eingabe um Eingabe, Widerspruch um Widerspruch auslösen. Monopolisten lassen sich ungern in die Ecke drängen und – mehr Anwälte haben sie auch. Und wohl auch das Geld, sie zu zahlen. Aber sei’ s drum: Was die letzten 20 Jahre in der Politik seinen Anfang nahm, durchdringt nun auch gesellschaftliche Bereiche: Die Abschaffung von Diktaturen wird zur Auflehnung des Volkes der Musiknutzer und -schaffenden gegen einen Monopolisten, der sich selbst überlebt zu haben scheint. 2012 ist das Jahr der GEMA.” Da hat Heinrich wohl recht.
Es ist das Jahr, in dem die Schreihälse in Wirtschaft und Politik zerlegt werden. Übrigens steht jetzt der Termin für das Blogger Camp 12 in Nürnberg. Terminfindung mit dem bloggenden Quartett Bernd Stahl, Heinrich Rudolf Bruns, Hannes Schleeh und meiner Wenigkeit zog sich etwas hin. Termin und erste Überlegungen für den Ablauf kommen in Kürze.
Siehe auch:
GEMA verklagt Musikpiraten e.V. wegen Nutzung eines Creative Commons-Songs.
Social Media Benchmark – Wie und warum setzen Marken auf soziale Netzwerke.
Reblogged this on Walter Warnecke.
Solange Firmen und Verbände nicht begreifen, dass Social Media ein Dialog ist, werden sie weiter abgewatscht. Ist so. Bestes Beispiel: GEMAdialog auf Twitter. Wobei, manchmal sagen sie ja was. Aber das ist vergleichbar einem Radlfahrer, der in der Einbahnstraße gegen die Richtung fährt. 😉
🙂
Reblogged this on im Zuge der Zeit.