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@db_bahn: Metamorphose vom Call Center- zum Social Media-Agenten kein leichtes Unterfangen

Es ist ein kleiner Schritt in der Social Media-Welt, aber ein großer Schritt für die Deutsche Bahn. Mit dem Twitter-Start von @db_bahn betritt ein Konzern Neuland im Kundenservice – ohne Netz und doppelten Boden. Bislang laufen die Anfragen in der Regel über E-Mail und Telefon unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Textbausteine und Skript prägen den Alltag des klassischen Agenten im Kundendienst. Laufen Serviceanfragen, Kritik über schlechte Dienstleistungen oder technische Mängel über offizielle Präsenzen in sozialen Netzwerken, helfen Sprachregelungen, Kontrollschleifen, Autorisierungen und Mauertaktiken nicht mehr weiter. „Neun Monate wurde gebrütet von der ersten Idee bis zur Realisierung des Twitter-Auftritts. Gealtert bin ich in dieser Zeit um drei Jahre. Die Bahn ist ein großer Konzern, der rund zwei Milliarden Menschen im Jahr transportiert und es gab eine Menge Diskussionsbedarf“, sagte Daniel Backhaus, Teamleiter Social Media Management bei DB Vertrieb, in einer Kölner Blogger-Runde, in der ich auch zugegen war. Einige Berichte sind ja schon gestern erschienen. Erwähnenswert sind Basic Thinking und off the record. Mein Artikel erscheint heute im Fachdienst Service Insiders. Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack. Wichtig fand ich die Äußerung von Backhaus, dass die Metamorphose vom Call Center- zum Social Media-Agenten kein einfaches Unterfangen sei. Das könne nicht jeder. Es werde zwar seit Jahren über Multichannel-Management gesprochen.

In der Realität würde das noch anders aussehen. Der Schritt vom Korsett der Skriptorientierung des Call Center-Agenten zum öffentlichen Kundendialog sei enorm. „Ich habe mir in letzter Zeit sehr viele Call Center angeschaut, um die Kultur dort kennenzulernen. In den nächsten drei bis vier Jahren können wir nicht von einem wirklichen Channel-Management sprechen. Es wird Social Media-Inseln geben, die sich generalistisch in den Kern eines Call Center hineinarbeiten werden. Sie werden eine neue Kultur lernen, um ohne Textbausteine mit Kunden zu kommunizieren. Es führt aber kein Weg daran vorbei. Selbst beim Dialog über E-Mail und Telefon wird man dann ähnlich operieren wie über Twitter oder Facebook. Kommt eine Anfrage aus dem Social Web auf die klassischen Kanäle, erscheint dann vielleicht ein grünes Däumchen, um frei antworten zu können. Irgendwann sollte jeder Call Center-Agent in der Lage sein, sich in sozialen Netzwerken professionell zu bewegen. Da sind wir noch weit von entfernt“, so die Erfahrung von Backhaus.

Nur die wirklich guten Agenten seien intellektuell für Social Media geeignet. Entsprechend höher müsse die Bezahlung dieser Mitarbeiter ausfallen. Social Media-Agenten müssten in der Öffentlichkeit im Namen der Marke kommunizieren. Eine Domäne, die bislang der PR- und Marketingabteilung vorbehalten war. „Die zwölf Mitarbeiter, die wir ausgebildet haben, sind sich klar darüber, welche Verantwortung sie übernommen haben. Schon am zweiten Tag der Schulung hat es bei allen Teammitgliedern Klick gemacht. Da wurde ihnen die Dimension der neuen Tätigkeit bewusst. Kein einziger hat sich aus dem Team verabschiedet. Alle sind an Bord geblieben. Sie haben zwar großen Respekt vor der Aufgabe, sehen aber enorme Chancen zur Profilierung“, resümierte Backhaus.

Die wichtigsten Statements von Backhaus habe ich zusammengeschnitten.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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