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Abschied der Autokraten

Unternehmen organisieren sich nach innen und außen immer vernetzter – Stichwort Enterpise 2.0 – vornehmlich in den virtuellen Räumen der sogenannten Social Media. “Ganz bewusst baut eine wachsende Schar von Konzernen und Mittelständlern darauf, Mitarbeiter in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter als Botschafter einzusetzen und aufzubauen. Mitarbeiter schreiben Blogs, laden Dokumente hoch, drehen Videos mit ihren Smartphones oder teilen Präsentationen auf Plattformen wie Slideshare. Selbst ausgeklügelte Richtlinien oder vertraglich fixierte Schweigeklauseln können nicht verhindern, dass dabei auch Daten nach außen dringen, die hätten im Unternehmen bleiben sollen”, schreibt Wiwo-Redakteur Jochen Mai.

Schon die Ambivalenz des Internets verhindere das: Man könne nicht so tun, als betreibe man ein kommunikatives, vernetztes Unternehmen auf dem Weg in die Wissensgesellschaft, das zudem auf die Eigenverantwortung seiner Mitarbeiter stolz ist – und zugleich chinesische Verhältnisse einführen, Netzwerkzugänge sperren, Blogs und Kommentare zensieren, Heimbüros schließen und am besten nur noch Rechner ausgeben, die weder über einen USB-Port, noch ein CD-Laufwerk verfügen. Das wäre vielleicht ein latenter Schutz, doch zu welchem Preis?

Aber genau das sind doch die Zustände in vielen deutschen Unternehmen. Die Konsequenzen der Netzwerkrevolution werden von vielen Vorständen einfach nicht verstanden. Immer noch haben Führungskräfte in Wirtschaft und Politik das Bedürfnis, jegliche Form von Kommunikation nach innen und außen zu kontrollieren. Nur PR-Mitarbeiter dürfen mit der Presse reden, die dann noch jeden Wort-Rülpser zur Autorisierung vorlegen muss. Nur die Finanzexperten dürfen mit der Finanzwirtschaft sprechen und nur der Vorstandshäuptling darf sich gegenüber der Zeitschrift mit großer Reichweite äußern. In privaten und staatlichen Organisationen sind noch einige neurotische Diktatoren, Borderliner, Brüller und Schreihälse unterwegs, die ihr Herrschaftswissen bunkern und für Machtspielchen missbrauchen, Untergebene runtermachen und sich am Elend der Arschkriecher ergötzen. Sie fühlen sich als Verlierer, wenn sie nicht jeden Tag siegen. In einer vernetzten Welt kann sich die cholerische Macht- und Positionselite immer weniger in Szene setzen. Und tschüs!

Siehe auch:
Studie: Pressesprecher auf Social-Media-Krisen schlecht vorbereitet.

Lustig auch die Kläffer der CSU.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

1 Kommentar zu "Abschied der Autokraten"

  1. Wikileaks ist nur Veröffentlichungsmedim für Skandale und Skandälchen – nicht selten werden von narzistischen Chefs produzierte Missstände von den eigenen Mitarbeitern in den Schutz der Öffentlichkeit transportiert. Nach Gutsherrenmanier für Angst und Schrecken zu sorgen bedeutet noch lange nicht, dass es noch Leibeigene gibt.

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