Dirk von Gehlen will mit seinem Buch “Eine neue Version ist verfügbar” aufzeigen, wie das Ablösen der Daten von ihrem Träger auch ihre Form verändert:
“Sie tauen dadurch auf, verflüssigen sich. Die Digitalisierung macht Kunst und Kultur zu Software – zumindest sollten wir sie, um die veränderten Bedingungen im Digitalen verstehen und nutzen zu können, wie Software denken. Wir sollten den Begriff der Version dem des singulären Original-Werkstücks entgegenstellen. Denn im Digitalen gilt, darauf weist Felix Stalder in seinem lesenswerten Text ‘Who’s afraid of the (re)mix? Autorschaft ohne Urheberschaft“ hin: Jede Werkbearbeitung schafft ein neues Werk, ohne das bestehende auszulöschen'”, schreibt Gehlen im Vorwort seines neuen Opus.
Es gehe nicht mehr einzig um das Werkstück, das früher auf analoge Datenträger gebannt wurde.
“Ein Film, ein Song, ein Text und alle digitalisierten Werkstücke werden ihren besonderen Zauber künftig immer mehr aus dem Prozess ihres Entstehens ziehen, denn einzig aus dessen Resultat”, so die Überzeugung des Buchautors, der mich als Unterstützer seines Werkes jede Woche über den Fortgang seines Projektes informiert.
Im Digitalen gibt es keine Abgeschlossenheit und keine Unveränderlichkeit. Wir stehen in einer andauernden Konversation. Texte, Videos und Audios werden im Netz dokumentiert, sie werden verbreitet und weitergenutzt, sie regen zum Dialog an und wir können sie überarbeiten, fortschreiben und diskutieren.
Finanziert wird das Gehlen-Buch über die Crowdfunding-Plattform Startnext. Und genau an dieser Stelle sind wir auf einer neuen Stufe der Kultur der Beteiligung, die das Internet möglich macht. Hier werde ein direkter Austausch zwischen Produzent und Konsument ermöglicht, meint Gehlen. Es sei keine Bettelei, wie Kritiker meinen, sondern es gehe um die Beteiligung der Crowd an innovativen Projekten. Normalerweise gebe man sein Buchmanuskript bei einem Verlag ab und kümmert sich nicht um den Rest. Beim Crowdfunding begleiten die Kunden den Entstehungsprozess und werden gefragt, was ihnen das Projekt wert sei. Und diese Werte entstehen nur durch die aktive Unterstützung – das sei das genaue Gegenteil von Bettelei.
Das ist weitaus schwieriger, als im Verborgenen irgendetwas auszubrüten und es dann mit großem Marketing-Geschrei unter die Leute zu bringen.
„Um in der Dankeschön-Ökonomie zu bestehen, muss man die Menschen für eine Sache begeistern“, schreibt Ansgar Warner in seinem Buch „Krautfunding – Deutschland entdeckt die Dankeschön-Ökonomie“.
Man erlebt dabei immer mehr Menschen, die ohne Zwang, ohne Abo-Modelle, ohne Zahlungsschranken und ohne Schutzgesetze bereit sind, freiwillig für Start-ups, Kunst, Kultur oder Journalismus zu bezahlen. Sie widerlegen damit die Dauerschwätzer des Establishments, die nach staatlichen Hilfen schreien, um nicht durch die vermeintliche Kostenlos-Mentalität der Netzbewohner in den Abgrund gestürzt zu werden.
Die liebwertesten Lobby-Gichtlinge verrichten dafür das Tagwerk der Mächtigen in den Hinterzimmern der Berliner Republik – wie bei der brachialen Durchsetzung des Leistungsschutzrechtes. Sozusagen die gesetzliche Variante von Viagra, um altersschwachen Medien-Konglomeraten wieder Potenz zu verschaffen. An der Crowd reden sie dabei vorbei.
Um die Kultur der Beteiligung noch direkter, noch sichtbarer, noch echtzeitiger zu machen, starten mein Bloggercamp-Kollege Hannes Schleeh und ich das Startnext-Projekt “Die Streaming-Revolution – Ein fließendes Buch über und mit Hangout on Air”.
Es wird heute live in der Social Media Week in Hamburg vorgestellt – von 12 bis 12,30 Uhr.
Es erscheint als eBook und bricht die Beschränkungen eine gedruckten Buches weiter auf. Über die Crowdfunding-Plattform bekommen unsere Unterstützer und Sponsoren nicht nur Möglichkeiten zur Beteiligung, sie werden Teil des Buches über die wöchentliche Bloggercamp-Werststatt, die wir live ins Netz übertragen.
Wir suchen nicht nur die Interaktion, wir wollen mit dem fließenden Buch neue Projekte der Graswurzel-Kommunikation via Hangout on Air anstoßen, die wiederum Bestandteil des eBooks werden. Die erste Version soll zur republica Anfang Mai fertig sein und in Berlin vorgestellt werden. Warum Streaming-Revolution? Weil wir davon überzeugt sind, dass die Kommunikation auf Augenhöhe mit der Netzöffentlichkeit die Kultur der Beteiligung weiter stärkt. Der Google-Dienst Hangout on Air bietet ja nicht nur Vorteil in der einfachen Bedienung, in der sofortigen Verfügbarkeit, Aufzeichnung und Archivierung über Youtube. Die Technologie steigert die Netzwerkeffekte von synchroner und asynchroner Kommunkation über zusätzliche Verbreitungs- und Diskussionskanäle.
Während Fernsehsender unter dem Buzzword “Social-TV” um die Aufmerksamkeit der Zuschauer am Rechner buhlen, “nehmen die Online-Formate die Interaktionen im besten Fall gleich mit. Es braucht kein Neunziger-Jahre-Call-In-Verfahren wie bei Raab, um die Stimmung der Zuschauer einzufangen, kein verkrampftes Suchen von Kommentaren und Tweets, die anschließend eingeblendet oder vorgelesen werden, ohne wirklich darauf einzugehen. Online-Talkshows sind in dieser Hinsicht flexibler als ihre TV-Pendants, die Diskussionskultur ist direkter, ungezwungener, eine spontane Zuschaltung von Gästen ebenso möglich wie die Änderung des Programms, wenn es zu einem Thema doch einmal mehr zu sagen gibt”, schreibt Zeit Online.
Heute um 12 und um 18,30 Uhr!
Update:
Hier unsere Bloggercamp-Sondersendung zur Social Media Week in Hamburg. Die erste Session unserer Schreibwerkstatt für die Entstehung des Buches “Die Streaming-Revolution”.
Und hier ein Hangout on Air von Andreas Prokop, der live über unseren Live-Hangout berichtete 🙂
Siehe auch:
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