
In ökonomischen und politischen Debatten fehlt es oft an wissenschaftlicher und empirischer Fundierung. Statt auf seriöse Wissenschaftstheorie zu setzen, dominieren Hasstiraden, Beleidigungen und Blockade-Exzesse. Die Protagonisten der Ökonomik, politischen Wissenschaft, Soziologie, Philosophie und Geschichtswissenschaft kämpfen in ideologischen Schützengräben. Die abgefeuerten Stinkbomben erzeugen zwar viel Aufmerksamkeit, tragen aber wenig zur Erkenntnisgewinnung bei.
Es sind Streitlustige, die in ihrer geschützten Laptop-Umgebung agieren und ihre Schadenfreude kaum verbergen können, wenn sie mit ihren beleidigenden Tweets Erfolge erzielen. Die empirische Evidenz dieser semantischen Scharfschützen ist jedoch kaum relevant. Sie nutzen “Fakten” lediglich zur Untermauerung ihres eigenen Weltbildes. Sachlichkeit und Abwägung spielen dabei keine Rolle. Die Ablehnung von Bundesjugendspielen wird als Beleg für die verweichlichte junge Generation interpretiert, die angeblich keine Anstrengungen mehr unternehmen möchte. Das Fehlen von Medaillen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften wird als Indikator für den Niedergang einer ganzen Nation betrachtet. Das Vorrunden-Aus bei der Fußball-WM in Katar wird als Zeichen von Mittelmaß und Trägheit gewertet.
Solche dämlichen Analogien können endlos fortgesetzt werden. Die Leistungsmoral junger Menschen wird stark kritisiert. Es wird behauptet, dass eine “Verpisser-Kultur” vorherrscht, in der sich die Menschen in ihrer Komfortzone einrichten. Diese Art von Einzelfall-Empirismus erinnert an Horoskop-Schreiberlinge.
Dabei zeigt das aktuelle Karrierebarometer, das auf der Zukunft Personal vorgestellt wurde, dass die junge Generation leistungsbereit ist und angemessen entlohnt werden möchte. Dies überrascht all jene, die ganze Jahrgänge mit Vorurteilen überziehen.
Während der Pandemie haben die Schweiz und Deutschland international am schnellsten auf Homeoffice umgestellt, sofern dies möglich war. Kaum ein Wirtschaftsmedium titelte mit der Überschrift “Wir sind Remote-Weltmeister”, noch bevor die angeblichen Tech-Giganten USA, China und Co. dies taten. Kaum jemand reflektierte, wie Deutschland dank kluger Wirtschaftspolitik die Corona-Zeit ohne größere Firmenzusammenbrüche überstanden hat. Andere Länder haben nun einen größeren Nachholbedarf und liegen daher bei den Wachstumsraten vorn, wie Wolfgang Brickwedde vom Institute for Competitive Recruiting in der Sendung #ZPNachgefragt erklärt.
Der Arbeitsmarkt ist robust und die Stellenanzeigen deuten auf ein Ende der Stagnation hin, da sie ein Frühindikator für die Konjunkturentwicklung sind.
Der vermeintliche Rückstand Deutschlands in der KI-Forschung, weil man angeblich auf die falschen Pferde gesetzt hat, ist nicht so eindeutig. Ohne deutsche Forschung wären wir beispielsweise bei der Entwicklung von Antwortmaschinen nicht so weit gekommen, wie wir es heute sind. Die Anwendung der deutsch-schweizerischen Long-Short-Term-Memory-Software hat hierzu maßgeblich beigetragen.
Ausführlich nachzulesen in meiner September-Kolumne für New-Management.