
Man sollte sich von den digital-transformatorischen Keynote Dampfplauderern nicht ins Bockshorn jagen lassen. Sie haben häufig von Wirtschaft keine Ahnung. Sie trällern nach, was gerade in der Social Web-Welt en vogue ist. Das gilt selbst für die Tech-Marktschreier in den USA.
Wer ständig nur über Tiktok und Co. trällert, kommuniziert an der Lebensrealität der mittelständischen Unternehmen vorbei. Ein Maschinenhersteller, der Sensoren einführt, in den Lieferketten auf KI setzt und bei der Produktion auf komplexe Software angewiesen ist, könne mit dem Beraterquatsch auf Selfie-Niveau nichts anfangen, kritisiert Marco Petracca. „Wenn da ein Heiopei um die Ecke kommt, der noch nie in der
Fertigungshalle gestanden hat und irgendetwas von verpassten Chancen in der Digitalisierung absondert, ist das nicht sehr glaubwürdig.“
Der Umgang mit Social Web-Diensten ist noch keine Expertise für den digitalen Mittelstand. Das bestätigte Nathalie Kletti von MPDV im NextTalk:
Wer hat sich denn in den vergangenen Jahren mit der Entwicklung von Managementsystemen in der Fertigung auseinander gesetzt? Verwalten von Produktionsmitteln (Ressourcen) in der Zuordnung zu Produkten; Wartungsarbeiten; Erfassen von Produktions- und Produktdaten zur statistischen Auswertung; Materialwirtschaft; Materialkunde; Einsatz von neuen Werkzeugen; Integration von 3D-Druck; Lieferketten-Monitoring und dergleichen mehr. All das lese ich höchst selten im Social Web.
ALL DAS HAT ABER MIT DIGITALISIERUNG UND AUCH MIT KI ZU TUN. UND DA IST DER MITTELSTAND SCHON WEITER ALS SO MANCHER SOCIAL WEB-BERATER DENKT.
Bei Robert Weber sieht das anders aus. Aber er zählt zu den wenigen Protagonisten in sozialen Medien, der sich mit den wirklich relevanten Fragen des Wirtschaftslebens auseinandersetzt.
Als beste Storys auf Rivva tauchen solche Berichte nicht auf. In der Netzszene werde immer nur das vermeintlich große Rad gedreht – von Storytelling bis 4K-Videos, weiß Petracca. Kleine und mittelständische Betriebe könnten damit nichts anfangen. Dabei stecken selbst hinter jeder ach so verrückten Smartphone-Anwendung die Programmierungen von alten Säcken. Etwa über Großrechner. “Der Mainframe ist eng mit unserem Alltag verwoben, aber wird kaum wahrgenommen. Geld abheben, Kreditkarten-Zahlungen, Flugbuchungen. Fast täglich kommen wir mit einem Mainframe in Berührung – privat und beruflich. Wir sehen es aber nicht, weil wir immer nur das Frontgerät wahrnehmen – etwa das Smartphone. Was dahinter in der Transaktion verarbeitet wird, bleibt verborgen“, so Andreas Thomasch von IBM.
Wie können wir das denn ändern in der Social Web-Kommunikation? Das würde ich gerne für die August-Ausgabe des prmagazins aufgreifen. Live-Interviews gefragt.