Wenn nun die Journalisten von Süddeutsche Zeitung, WDR, NDR und den internationalen Medien die Panama Papers nach prominenten Namen durchsuchen, die in Steueroasen ihr Geld in Briefkastenfirmen parken, dann sollten auch die Geschäfte des Grauen Finanzmarktes untersucht werden – also vor allem die Aktivitäten von Private Equity-Gesellschaten wie KKR und Hedge Fonds.
Solche Konglomerate sammeln für die Firmenjagd Kapital bei institutionellen Investoren, immer häufiger aber bei sogenannten HNWI (High Net Worth Individuals), also vermögenden Einzelpersonen – Firmeninhaber, Firmenerben, Vermögensverwalter, Topmanager oder Anwaltskanzleien mit verfügbaren Anlagesummen ab fünf Millionen US-Dollar aufwärts.
Nach Auffassung des Kölner Journalisten Werner Rügemer brauche das radikale Vorgehen von KKR Verbündete innerhalb des übernommenen Unternehmens – oder im Umkreis. KKR steht in den USA seit Ewigkeiten im Fokus investigativer Recherchen. Sarah Bartlett beschreibt in ihrem Buch „The Money Machine“, wie KKR Macht und Profite organisierte. Wer Allianzen mit KKR schmiede, könne gut verdienen. Juristen hätten die Chance, durch KKR-Beteiligungen Multimillionär zu werden. Politiker könnten sich ihre Kampagnen-Kassen aufbessern lassen und mit Wall Street Prominenz verkehren. Auch Vorstandschefs werde es ermöglicht, durch Beteiligungsrechte an KKR-Firmen Millionen zu verdienen.
George Anders schreibt in seinem KKR-Buch „Merchants of Debt“:
„KKR konnte Millionen und sogar Milliarden anderer Leute nutzen, um eine Firma zu kaufen. Lediglich einen sehr geringen Anteil des Kaufpreises mussten die KKR Partner aus der eigenen Tasche aufbringen. Innerhalb ihres Systems verknüpften die Impresarios Kravis, Roberts und Kohlberg einfach anderer Leute Geld mit anderer Leute Management. Als ‚Kaufleute der Schulden’ konnten die KKR Männer so fast ohne eigene Kosten die Aktien gigantischer Unternehmen kontrollieren und einen großen Anteil der Profite beanspruchen. Alles, was sie dazu brauchten, war der Wagemut, diese Kombinationen von geliehenem Geld und geliehenem Management vorzuschlagen und sie dann umzusetzen.“
Die “Anleger” sind also entweder Einzelpersonen – teilweise aus dem Dunstkreis des übernommenen Unternehmens – oder Institutionen. Und die zeichnen die Private Equity-Fonds sehr häufig in den so genannten Steueroasen über Briefkastenfirmen.
Die Firmenjäger bekommen einen Tipp von einem Insider, um eine Firma zu übernehmen und ausbluten zu lassen und der Verbündete bekommt über die Fondsanteile eine satte Rendite von 25 Prozent und mehr. Würden diese Verbündeten der Öffentlichkeit bekannt werden, könnten nicht nur die Steuerbehörden aktiv werden, sondern auch das perverse Rollenspiel dieser Vermögenden endlich ans Tageslicht gebracht werden.
Schon vor Jahren hat der ehemalige Deutsche-Börse-Chef Werner Seifert härtere gesetzliche Regeln angemahnt – passiert ist nichts: Der Markt nähre schwarze Schafe, die gerne von Steuerparadiesen in der Karibik aus operieren. Finanzinvestoren müssten beispielsweise auf den Cayman Islands für eine Registrierung weniger Formulare ausfüllen als bei der Führerscheinprüfung in Deutschland. Institutionelle Investoren und Hedge Fonds schlüpften in Deutschland in die Rolle, die ehedem den Großaktionären vorbehalten war.
„Sie tun so, als wären sie langfristig denkende Mehrheitseigentümer, aber in den meisten Fällen verschwinden sie genauso schnell wieder, wie sie gekommen sind – allerdings erst, nachdem sie das Management ausgetauscht und umfangreiche Ausschüttungen an die Aktionäre, also sich selbst, durchgesetzt haben“, so Seifert.
Für alle Akteure auf den Kapitalmärkten der OECD sollten Offenlegungspflichten gelten.
„Es darf nicht sein, dass Fonds, die auf den Cayman-Inseln registriert sind und so gut wie keine Informationen über ihre Eigentümer oder ihre Geschäftspraktiken herausrücken, zentralen Einfluss darauf nehmen können, wie große und größte Unternehmungen in Deutschland und in anderen Industriestaaten geführt werden”, kritisiert Seifert.
Das Mindeste, was man von diesen Anteilseignern verlangen müsse, sei die Offenlegung ihrer Beteiligungen.
Wenn das über strengere Gesetze nicht passiert, sollten jetzt die Panama Papers-Rechercheure ihre Hausaufgaben machen. Das ist wesentlich schwieriger als irgendwelche Promis rauszufischen. Ansonsten wird aus dem Jahrhundert-Scoop ein Jahrhundert-Flop.
Wer das sein könnte?
Hier sind ein paar Indizien.
Wie das auch in Deutschland konkret abläuft, habe ich auf Facebook dargelegt.
Eigentlich müsste jetzt jeder Firmenjäger-Deal in Deutschland noch einmal aufgerollt werden.
Siehe auch:
Häufige Fragen zu Panama Papers – und Antworten.
Briefkastenfirmen helfen bei Assads Krieg.
Ein Meisterstück des des investigativen Journalismus kann ich noch nicht erkennen.
Hat dies auf http://www.ne-na.de rebloggt.