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Arbeitgeberwahl abhängig von Social Media-Freiheiten und technologischer Offenheit

Der von Jochen Mai erwähnte Cisco Connected World Technology Report beinhaltet interessante Befunde. An die künftige Arbeitswelt stellen die WWW-Studenten klare Ansprüche:

Sieben von zehn Befragten erwarten, dass ihre Arbeitsgeräte wie Büro-PCs und Smartphones auch privaten Zugang zu den Sozialen Netzwerken erlauben, da sich Arbeitszeiten und Freizeit ohnehin zunehmend überschneiden. Überhaupt: Fast die Hälfte der Studenten möchte keine festgelegten Arbeitszeiten haben sowie an jedem beliebigen Ort tätig sein können.

29 Prozent der Studenten würden daher nicht für ein Unternehmen arbeiten, dass die Nutzung Sozialer Medien während der Arbeitszeit mit Arbeitsgeräten verbietet. Ebenfalls etwa ein Drittel ist bei der späteren Jobsuche Flexibilität, Zugang zu Sozialen Medien oder die Nutzung privater Geräte am Arbeitsplatz wichtiger als das Gehalt. Rund 64 Prozent der Studenten wollen gar ihren späteren Arbeitgeber zu den Richtlinien für soziale Medien und der Nutzung privater Geräte am Arbeitsplatz befragen – auch wenn für 40 Prozent die Antwort keinen Einfluss auf ihre Arbeitgeberwahl hat.

Experten der ITK-Branche haben mir das bestätigt:

„Es wird immer mehr Mitarbeiter in Unternehmen geben, die mobil arbeiten und höchst unterschiedliche Endgeräte einsetzen. Für unsere Lösungen ist es daher unabdingbar, hier eine Integrationsleistung zu bringen. Ein CIO tut sich in Zukunft keinen Gefallen, wenn er versucht, sich auf ganz wenige Standard-Endgeräte zu konzentrieren. Das wird er nicht durchhalten können gegen die Anwender. Es rücken viele junge Mitarbeiter nach, die technologisch das nachfragen, was sie auch privat schon lange nutzen. Ein CIO sollte diese Dienste in seine IT-Infrastruktur einbauen, sonst entstehen Probleme bei der Rekrutierung von neuem Personal“, erklärt Jürgen Signer von Aastra. Beim Kampf um die jungen Talente könnten sich die technologischen Restriktionen negativ auswirken. Das sei auch ein Indikator für die gesamte Unternehmenskultur.

Siehe auch meine Service Insiders-Kolumne: Self Service, viel Freiheit und nützliche Infrastruktur.

Oder folgende Position aus der Personalberatung:

Wer vernetztes Arbeiten erwarte, das Verschwimmen räumlicher und zeitlicher Grenzen, den Einsatz kollaborativer Werkzeuge, der tut sich mit nine to five, Hierarchien und der klassischen Kaminkarriere schwer: Man spüre fast körperlich den Praxisschock junger Menschen, die mit der klassischen Welt des Managements konfrontiert werden, so die Erfahrungen von Greisle. Am Ende entstehe eher Frustration beim Management-Nachwuchs. „Organisationen, die das nicht verhindern können, verlieren hoffnungsvolle Talente und verspielen über kurz oder lang ihre eigenen Zukunftschancen”, sagt Personalexperte Udo Nadolski, Geschäftsführer von Harvey Nash in Düsseldorf.
Über die Erfahrungswelten, die vor allen Dingen die jungen Menschen aus sozialen Netzwerken und der Anwendung von Web 2.0-Technologien mitbringen, werde nicht nur das Zusammenspiel von Verbrauchern und Unternehmen radikal verändert. „Es verändern sich auch die Spielregeln in den Organisationen von Staat und Wirtschaft. Wer hier weiter auf starre Kommandostrukturen setzt, verliert als Arbeitgeber an Attraktivität und bekommt auf dem Arbeitsmarkt nicht die besten Köpfe”, prognostiziert der Harvey Nash-Chef.

Interessant auch:

Wer sich als Unternehmen auf die Social Media-Welt einlässt, sollte sich in allen Geschäftseinheiten vom Mythos der absoluten Kontrolle, Rationalität und Planbarkeit verabschieden, empfiehlt der Kölner Softwareexperte Andreas Klug. „Es reicht nicht aus, für die Kulisse ein kleines Twitter-Team im Kundenservice zu bilden und alles andere beim Alten zu belassen. Damit wird man kläglich scheitern. Der amerikanische Organisationspsychologe James C. March plädiert für eine ‚Technologie der Torheit‘. Er meint damit aber nicht Albernheit, sondern Verspieltheit, um Raum für Experimente zu schaffen. Organisationen kommen nicht ohne Wege aus, Dinge zu tun, für die sie keine guten Gründe haben. Es existiert in allen Entscheidungssituationen eine Menge Unsicherheit und Konfusion, die von den traditionellen Managementkonzepten und verstaubten BWL-Theorien ignoriert werden”, so Klug, Mitglied der Geschäftsführung von Ityx.

Siehe auch:
Social Media und die Technologie der Torheit – Warum sich Hierarchien in Organisationen auflösen (müssen)

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

1 Kommentar zu "Arbeitgeberwahl abhängig von Social Media-Freiheiten und technologischer Offenheit"

  1. Interessant auch, dass unter den Befragten mit einem naturwissenschaftlichen Hintergrund der Wunsch nach dem Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit ist, der Work-Life-Balance, besonders groß. 72 Prozent nannten sie als eines ihrer drei wichtigsten Karriereziele. Auch unter jungen Akademikern aus den Bereichen Wirtschaft und Ingenieurwesen sowie unter den IT-lern hat die Work-Life-Balance Priorität. http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/strategie-personal/arbeitgeberwahl-work-life-balance-wird-immer-wichtiger/

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  1. Ins Netz geschrieben… » ITyX Blog

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