
Tatsache, Gesetz und Theorie in der Wissenschaft. Eine Tatsache ist eine Beobachtung, die wiederholt bestätigt wurde. Es ist eine Tatsache, dass ein Apfel auf den Boden fällt, wenn man ihn fallen lässt.
Ein Gesetz in der Wissenschaft beschreibt eine beobachtete Regelmäßigkeit, oft mathematisch, aber es erklärt sie nicht. So wie Newtons Gesetz der universellen Gravitation die Anziehung zwischen Objekten mit Masse beschreibt, aber nicht erklärt, warum diese Anziehung auftritt.
Eine Theorie ist eine gut begründete Erklärung für einen Aspekt der natürlichen Welt, die auf Beweisen beruht und durch Tests bestätigt wird. Theorien versuchen zu erklären, warum Phänomene auftreten. In unserem Beispiel als die Frage, warum der Apfel zu Boden fällt.
Einstein erklärte die Schwerkraft mit seiner Relativitätstheorie. Wenn wir Evolutionstheorie sagen, ist das keine spekulative Vermutung. Es handelt sich um eine solide Erklärung, die auf einer Reihe von Beweisen beruht und die Vielfalt und Komplexität des Lebens auf der Erde erklärt. Sie erklärt das “Warum” hinter der Tatsache der Evolution.
Was bedeutet das für die Geistes- und Sozialwissenschaft?
Da folge ich Karl Popper:
Seine Ansichten betonen die kritische Überprüfung von Theorien und Hypothesen sowie die Fehlbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Problem der Induktion
Wissenschaftler nutzen oft die Methode der Induktion, bei der sie von bestimmten beobachteten Phänomenen auf allgemein gültige Gesetzmäßigkeiten schließe. Ein häufig zitiertes Beispiel ist die Schlussfolgerung, dass Schwäne weiß sind, basierend auf der Beobachtung vieler weißer Schwäne.
Solche induktiven Schlüsse, die vom Besonderen aufs Allgemeine gehen, haben laut Popper eine schwache wissenschaftliche Grundlage, da sie anfällig für Fehler sind. Das sogenannte “Induktionsproblem” stellt die Frage, wie Wissenschaftler von Einzelfallbeobachtungen zu allgemeingültigen Aussagen gelangen können. In öffentlichen Diskursen dominiert der “Einzelfall-Empirismus” – auch bei Wissenschaftlern. Ich bezeichne das als “Die-Leute-Syndrom”. Schnelle Behauptungen werden im Aburteilungsmodus rausgehauen ohne empirische Grundlage.
Popper argumentiert, dass die Aufgabe des wissenschaftlichen Forschers darin besteht, Sätze oder Systeme von Sätzen aufzustellen und diese systematisch zu überprüfen. In den empirischen Wissenschaften sind es insbesondere Hypothesen und Theoriesysteme, die überprüft werden müssen, indem sie an der Erfahrung durch Beobachtung und Experiment gemessen werden.
Und wie schaut es mit den normativen Fragen aus? Sie befassen sich damit, was sein soll, speziell wie man handeln sollte und welche Werte und Ziele angestrebt werden. Diese Art von Fragen taucht insbesondere in Ethik, Politik, Ökonomie, Recht und Soziologie auf. Das Wort “normativ” bezieht sich auf einen Maßstab oder eine Norm und wird als eine Art Anweisung betrachtet.
Diese Fragen können sowohl persönlich als auch im geschäftlichen Kontext relevant sein. Beispielsweise kann sich eine Person selbst eine normative Frage stellen, um eigene Ziele festzulegen. Solche Fragen können Motivation und Richtung für Handlungen bieten und den Einzelnen dazu anregen, seine Werte, Überzeugungen und Grundeinstellungen zu überdenken..
Während empirische Fragen und Untersuchungen darauf abzielen, die Welt so zu beschreiben, wie sie ist, konzentrieren sich normative Fragen darauf, wie die Welt sein sollte. Der schottische Philosoph David Hume wies darauf hin, dass es nicht möglich ist, aus Aussagen über das, was ist, logisch abzuleiten, was sein sollte.
Nachholbedarf in Wissenschaftstheorie
Wenn man übrigens die tradierten Ökonomen mit empirischen Methoden in ihrem Modellplatonismus zerlegt, reden sie sich mit Rechenfehlern heraus oder verweisen auf notwendige Vereinfachungen in den Berechnungen.Dahinter stecken Immunisierungsstrategien, um sich einer wissenschaftstheoretisch sauberen Überprüfung zu entziehen. Hans Albert hat das in seiner Schrift „Nationalökonomie als Soziologie der kommerziellen Beziehungen“ ausführlich dargelegt: „Eines der beliebtesten Mittel, ökonomische Aussagen zu tautologisieren und sie damit empirischer Überprüfung zu entziehen, ist die Verwendung der so genannten ceteris-paribus-Klausel. Wenn ein ökonomisches ‚Gesetz‘ unter Anwendung dieser Klausel formuliert wird, dann ist der mehr oder weniger offenkundige Zweck dieser Einschränkung der, dieses Gesetz vor Falsifikation zu schützen. Wenn ein dem ‚Gesetz‘ widersprechender Fall aufgezeigt werden kann, dient die Klausel sozusagen seiner ‚Rettung‘ durch Aufweis eines Faktors, der nicht konstant geblieben ist.“
Man kann normativ, plural oder heterodox unterwegs sein und gleichzeitig etwa in der Bewertung von Szenarien mit statistischen Verfahren arbeiten. Was generell fehlt, ist nach Meinung von Professor Uwe Schneidewind eine Ökonomie, die spannende Fragen stellt. „Das ist der Grund, warum ich gerne an die Uni gehe, weil ich merke: Wow, die behandeln da genau die richtigen Themen, die gesellschaftlich relevant sind. Von dorther wird man dann sehen, dass die Ökonomie automatisch pluraler und sehr viel interdisziplinärer sein muss. Etwa beim digitalen Wandel. Das bekommt man nur in den Griff, wenn ich auch ein technologisches Verständnis habe, wenn ich mich mit den sozialen, gesellschaftlichen, kulturellen Dynamiken auseinandersetze. Dadurch wird das also sehr viel multidisziplinärer und es findet idealerweise auch ein ganz intensiver Austausch mit Leuten statt, die diese Prozesse gestalten. Plötzlich kommen auch Unternehmen und Unternehmer gerne in Unis, um mitzudiskutieren, weil sie merken: Das hilft ihnen.“ Das sei heute alles nicht gegeben, weil sich das Fach nur über seine Methode definiert.„Du kannst heute Karriere in dem Fach machen, wenn du die irrelevantesten Fragen ökonomisch sauber behandelst“, kritisiert Schneidewind.
Danke, erhellend!