
“Den Hoffnung machenden Lichtblicken im Sommer – ständig sinkende Ansteckungszahlen nach dem ersten, in vielen Ländern Europas weit in den Mai hineinreichenden Lockdown – verdanken wir, auch in den Schumannstädten, vorsichtige Museumsöffnungen unter Einhaltung strengster Vorsichtsmaßnahmen, und einige wundervolle Veranstaltungen, vor allem im Freien. In Bonn war die Rheinterrasse des Ernst-Moritz-Arndt-Hauses Anfang August Schauplatz eines wirklich wundervollen und im Rückblick fast als zauberhaft zu bezeichnenden Schumann-Forum-Gesprächs mit unserem langjährigen Mitglied Ottavia Maria Maceratini, die natürlich auch zu den Einflüssen der Pandemie auf ihr Leben als Künstlerin Stellung nahm.” So steht es im Schumannjournal.
Es war einer der schönsten Sommerabende, die ich im vergangenen Jahr erleben durfte. Und das lag vor allem an der großartigen Pianisten Ottavia Maria Maceratini. Sie sagte in dem Gesprächskonzert:
“…..Es gibt auch eine Art Wissen, das nicht unbedingt über die Worte übertragen wird, es überträgt sich durch Präsenz, über Energiefelder und gerade in diesen Räumen, in denen Schumann die letzten Tage seines Lebens verbracht hat, empfinde ich eine gewisse Präsenz, die so voll Zärtlichkeit und Innigkeit ist. Das ist für mich eine einzige Lehre über die Liebe. Und ich glaube heutzutage haben wir viel […] zu lernen von dieser Zeit, von der Romantik. Wir haben uns gerade gestern darüber unterhalten, wie wichtig diese Zeit der Romantik ist und wie falsch heute vielfach Romantik verstanden wird. Zwischen Kopf und Herz ist es eine kurze Strecke, aber es ist ein langer Weg. Es ist manchmal wirklich schwierig, sich ‘ins Herz fallen zu lassen’, aber durch die Corona-Zeit haben wir, glaube ich, eine große Möglichkeit, weil… Was ich auch gerade in Bayreuth formuliert habe, es gibt dieses Wort, dieses Begriff, der sehr in Mode ist seit einigen Jahrzehnten – den Begriff ‘cool’ und ‘Coolness’. Man sagt ‘cool’ zu etwas, was wünschenswert ist. ‘Uncool’ hat viele Bedeutungen. Aber ‘cool’ bedeutet meistens Distanziertheit, Dickfelligkeit, also etwas wirklich wichtiges […] in einer Leistungsgesellschaft. Und es ist tatsächlich wichtig, weil es ein Schutzmechanismus ist, der […] für eine kurze Weile vielleicht nützlich sein kann, aber auf Dauer führt er einfach zu Leiden und deswegen hoffe ich, dass ein anderer Begriff in die Mode kommt, also anstatt Coolness oder cool ‘Sehnsucht’, also jenen Begriff, den wir aus der Romantik kennen, also die Sehnsucht […] im Sinne von einem ganz tiefen Fühlen, einem Wiederfinden des eigenen Herzens, weil die Sehnsucht, obwohl sie sich manchmal schmerzlich anfühlt, […] uns immer in eine ganz wichtige Richtung weist. Eine Richtung, die wir vielleicht momentan aus den Augen verloren haben, und wie der Sufi-Mystiker und Dichter Rumi sagt, die Schmerzen sind Boten, höre auf sie! Also die Sehnsucht ist manchmal schmerzhaft, aber es ist sehr wichtig, wirklich hin zu hören, weil wir können davon sehr viel Wertvolles bekommen.”
