
Die Einnahmen über klassische Anzeigenformate sinken, neue, teils branchenfremde Wettbewerber haben über digitale Kanäle nur geringe Markteintrittsbarrieren zu überwinden und Unternehmen richten eigene Newsrooms ein und werden über Social- Media-Kanäle mit Content-Strategien verstärkt selbst zu Sendern und damit zu Konkurrenten des Journalismus um die Aufmerksamkeit der Rezipientengruppen.
“Diese Beschreibung trifft im verstärkten Maße für Technikkommunikation in Redaktionen und Unternehmen zu. Die deutsche Ausgabe des Technikmagazins „Wired“ verschwand zunächst als Printerzeugnis und wurde schließlich auch nach Verlagswechsel als Onlineausgabe eingestellt. Der im Bereich des Fachjournalismus etablierte Vogel Verlag aus Würzburg firmiert jetzt als Vogel Communication Group und macht damit die stärkere Ausrichtung auf das Agenturgeschäft deutlich. In eine ähnliche Richtung geht der Landsberger Verlag moderne industrie, der sich nach eigener Darstellung unter der Bezeichnung mi connect als Branchennetzwerk und ‘Multi-Plattform-Unternehmen’ aufstellt“, erläutert Professor Volker Banholzer zum zehnjährigen Jubiläum des Lehrstuhls für Technikjournalismus und Technik-PR. Ob die Metamorphose vom Fachverlag in eine Agentur eine gute Entscheidung ist, bezweifelt Banholzer. Das sei vielleicht momentan rentabler, aber für den Fachjournalismus eher ein Rückschritt.
Die Kommunikationschefin der Siemens AG, Clarissa Haller, sieht durch die Nutzung von Algorithmen und Machine Learning Potenziale für eine effizientere und zielgerichtete Kommunikation von Unternehmen mit ihren Stakeholdern, unabhängig vom früheren Gatekeeper Journalismus. Auch das steigert wohl den Druck auf die Medienhäuser.
Der richtige Weg der Digitalisierung werde sich wie immer erst im Nachhinein identifizieren lassen, so Banholzer. “Es lohnt sich aber, genauer auf die Rahmenbedingungen zu sehen. Dann werden zukunfts- versprechende Pfade sichtbarer. Die Kommunikationswissenschaftler Andreas Hepp (Universität Bremen) und Wiebke Loosen (Hans Bredow Institut) haben jüngst den Begriff ‘Pioneer Journalism’ geprägt. Darunter verstehen sie die Gruppe von Journalistinnen und Journalisten, die unter Einsatz von neuen Technologien oder Methoden neue journalistische Leistungsangebote jenseits der klassischen Ansätze der Nachrichtenproduktion erstellen. Die Pioniere zeichne aus, dass sie neben der journalistischen zudem eine weitere Qualifikation in Data Analytics oder Informatik besitzen. Das trifft auch auf die Unternehmens- kommunikation zu, die ebenso neue Technologien nutzt, um Zielgruppen besser analysieren und verstehen zu können und für diese passgenaue Inhalte zur Verfügung stellen will.”
Personalisierung der Leistungsangebote, nutzenbasierte Preise und ein kooperatives Ökosystem sieht Banholzer als wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Marktpositionierung in der Innovationskommunikation.
Aber schaut Euch doch das komplette Interview mit Banholzer während des Festaktes in Nürnberg an.
Ich werde das in der Januar-Ausgabe des prmagazins vertiefen.