Das Informationsfreiheitsgesetz (IFG) ist eigentlich ein Informationsabwehr-Bollwerk @BMI_Bund @fragdenstaat

Eigentlich ist das Informationsfreiheitsgesetz ein Informationsabwehr-Bollwerk. Es gibt dort ein ganzes Bündel an „Maßnahmen“, um allzu kritische Anfragen an den Staat auszuhebeln. Darüber habe ich ja schon mehrfach berichtet. Gebühren als Abschreckungswaffe zu benutzen, zählt zu den beliebtesten Methoden – und das weiß ich aus erster Hand – also aus den berühmten gut informierten Kreisen des Bundesinnenministeriums.

So wurde uns mit großem Getöse versprochen, dass jeder Bürger mit dem IFG einen voraussetzungslosen Rechtsanspruch auf Zugang zu amtlichen Informationen von Bundesbehörden bekommt:

„Eine Begründung durch Interesse rechtlicher, wirtschaftlicher oder sonstiger Art ist nicht erforderlich.“

Hört sich toll an. Rund fünfzehn Jahre nach dem Inkrafttreten des IFG spricht die Bilanz eine andere Sprache. Bei Anfragen von Journalisten und Zivilgesellschaft überbieten sich die Behörden in der Kunst des Abwimmelns. Die Gummiparagrafen des IFG machen es möglich. Der Exekutive wird es leicht gemacht, unliebsam Fragende in die Schranken zu weisen. Ein stattlicher Anteil der insgesamt 13 Paragrafen regelt, wie man Bürgerinnen und Bürger wieder los wird: Etwa Paragraf 3: Schutz von besonderen öffentlichen Belangen, Paragraf 4: Schutz des behördlichen Entscheidungsprozesses, Paragraf 5: Schutz personenbezogener Daten oder Paragraf 6: Schutz des geistigen Eigentums und von Betriebs- oder Geschäftsgeheimnissen.

Sehen sich die Behörden mit besonders hartnäckigen Fällen konfrontiert, die sich nicht abblocken lassen und auf ihrem Recht auf Informationsfreiheit bestehen, greifen die liebwertesten Beamten-Gichtlinge zur Allzweckwaffe:

Paragraf 10: Gebühren und Auslagen.

Wie hoch diese tatsächlich sein können, liegt im Ermessen der Behörde und variiert je nach Hartnäckigkeitsgrad. Also ist das nur schwer kalkulierbar. Die Abschreckung wirkt erstaunlich gut. Wer nicht über entsprechende Budgets verfügt, zieht die Anfrage lieber zurück.

Gut das es @FragdenStaat gibt.

Siehe auch: Gegen abschreckende Gebühren: Wir klagen gegen das Bundesinnenministerium

Was Deutschland von der tunesischen Digitalstrategie lernen könnte #TunisieDigitale

Arbeit im Ministerium

Durch einige Twitter-Reaktionen auf meinen Beitrag über den Retweet-Minister Andi Scheuer bin ich auf einige Unterlagen gestoßen, die sich in meiner Zeit in Tunesien angesammelt haben.

Etwa die im Technologie- und Digitalministerium entwickelte Strategie für die Digitalisierung des Landes:

Und da ist mir wieder klar geworden, wie wenig dialogorientiert Minister und Ministerien in Deutschland sind. Hier ein paar Punkte, die in Tunis erarbeitet wurden:

Soziale Inklusion garantieren und digitale Kluft vermindern durch besseren Zugang zu Information und Wissen, Demokratisierung der Zugänge, Ausbau des ultraschnellen Internets;

Förderung der digitalen Kultur durch flächendeckende Verwendung von ICT in der Schule. Digitalisierung der Inhalte – Kooperation mit Bildungsministerium.

Eine eVerwaltung im Dienst der Bürgerinnen und Bürger – fair, transparent, agil und effizient.

Schaffung von Arbeitsplätzen im Bereich Digital und Offshoring sowie Schaffung von nationalen Champions.

Begleitung und Unterstützung von Unternehmern und Förderung der Innovation.

Erster Platz in Afrika und vierter Platz in der arabischen Welt im Ranking NRI (Networked Readiness Index) – muss ich mal nachschauen, wo Tunesien bislang steht.

Aktionsplan mit drei Schwerpunkten:

1. Entwicklung der digitalen Praxis in der breiten Öffentlichkeit: eBusiness, eVerwaltung, etc. Ziel ist, die digitale Kluft zu verringern und der Bürgerschaft einen Zugang zu Regierungsdienstleistungen von zu Hause zu gewährleisten. „Tunisie Digitale“ setzt sich zum Ziel, eine Reihe von eServices zu schaffen (eGesundheit, eFortbildung, eTourismus, eHandel) um die sozialen Unterschiede zwischen den Bürgerinnen und Bürgern zu verringern.

2. Entwicklung der Industrie durch Innovation und Offshoring zusätzlich zur Schaffung von nationalen Champions. Ziel dieser Strategie: Arbeitsplätze schaffen und nachhaltig sichern durch verbesserte Qualität der Dienstleistungen in der ICT-Industrie.

3. Ausbau der Infrastruktur durch ein ultraschnelles Netz, Zugang der Unternehmen und Bürgerschaft ans Netze und an das Wissenspotential.

Facebook-Strategie – In Tunesien sind die Facebook-Seiten der Ministerien sehr gefragt


Ideen:

Virtuelle Diskussionsformate: Thema des Monats auf Facebook – Bürgerinnen und Bürger können fragen – Minister antwortet via Video-Botschaft (wurde ausprobiert)

Startup-Talk

Entwickler-Talk

Netzökonomie-Runde (große und kleine Firmen, Wissenschaft, Regierungsvertreter, Informatiker etc.)

Internationaler Dialog zur digitalen Wirtschaft via Hangout oder Skype

Wissen digital – Bildungskonzepte 

Dann gab es noch ein paar interne Orga-Empfehlungen. Die werde ich aber nicht veröffentlichen 🙂

Das ist doch wesentlich stringenter als der digitalpolitische Flickenteppich der Bundesregierung.