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Bonner Festspielhausfreunde in Abrisslaune – Wo bleibt der republikanische Geist?

Das nennt man Timing. Die Festspielhausfreunde suchen nach weiteren Argumenten, um die Bonner Politik zu animieren, die Beethovenhalle mit der Abrissbirne ins Jenseits zu befördern und gleichzeitig wird der “Initiative Beethovenhalle des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn” der Deutsche Preis für Denkmalschutz 2010 verliehen.

Die Fans des Festspielhauses sollten sich einmal die Mühe machen und die Begründung für die Preisverleihung lesen: “Nachdem Bundespräsident Theodor Heuss im März 1956 den Grundstein zur Bonner Beethovenhalle gelegt hatte, entwickelte sich dieser Bau alsbald nicht nur zum neuen kulturellen Zentrum der Stadt Bonn, sondern auch zum Inbegriff einer sich in modernen Gebäuden darstellenden jungen demokratischen Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Bis in die jüngste Zeit behielt die Beethovenhalle sowohl durch ihre architektonische Qualität als auch durch die mit ihr verbundenen politischen Ereignisse ihre weit über die Stadtgrenzen hinauswirkende Bedeutung. Die Öffentlichkeit war überrascht, als die Stadt Bonn im Jahre 2009 erwog, diese einzigartige und nach wie vor beliebte Ikone der Moderne ausgerechnet im 50. Jahr ihrer Existenz der Idee eines neuen Festspielhauses durch Abbruch zu opfern und dafür auch die Denkmaleigenschaft des Hauses zur Disposition zu stellen.….Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz würdigt durch die Auszeichnung der ‘Initiative Beethovenhalle des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn’ mit der Silbernen Halbkugel ihren beispielgebenden und phantasievollen Einsatz zur Rettung eines Baus von zweifelsfrei überregionaler Bedeutung. Die Initiative ist Vorbild für einen bürgerschaftlich getragenen verantwortungsbewussten Denkmalschutz zur Erhaltung eines der derzeit gefährdeten Baudenkmale der Nachkriegsmoderne.”

Leider erfahren Bauwerke wie die Beethovenhalle nur eine geringe Wertschätzung, so der Tenor eines Netzwerktreffens der Bundesstiftung Baukultur in Köln. Derzeit ergehe es vielen bedeutsamen Bauten der Nachkriegsmoderne so: “50 Jahre wurden die Gebäude sich selbst überlassen; Bauerhaltung, Instandsetzung, Renovierung oder Sanierung erfolgten so gut wie nicht.” Da ist es doch nicht ganz seriös, den baulichen Zustand der Beethovenhalle als Argument zu verwenden, um das Niederwalzen dieses Gebäudes zu erreichen, wie es die Festspielhausfreunde derzeitig tun: In einem Appell an die Bonner Ratsmitglieder instrumentalisieren sie die Kritik der Beethovenfest-Intendantin am Zustand der Beethovenhalle, um in den Genuss eines Neubaus zu kommen. “Bonn steht vor der Frage, ob die Stadt eine umfassende Sanierung der Beethovenhalle in Millionenhöhe aus eigener Kraft finanzieren kann, oder ob nicht jetzt alle Anstrengungen unternommen werden müssen, um das Angebot eines privat ,schlüsselfertig’ gebauten und finanzierten Festspielhauses endlich engagiert aufzugreifen.”

Bonn würde weltweit mit der Marke “Beethoven” werben – aber wenn die Stadt im Jahr 2011 keine Entscheidung für das Beethoven Festspielhaus trifft, wird der 250. Geburtstag Beethovens in Bonn zu einem kulturellen Niedergang, der auch Oper, Theater und Museen schaden wird. Das klingt nach Alarmismus. Etwas mehr republikanische Gelassenheit wäre vielleicht hilfreicher. Warum wollen die Apologeten des Klassiktempels ein Denkmal wegradieren, das wichtig ist für die Identität der Bundesrepublik?

Die Beethovenhalle ist von den zuständigen Fachbehörden unter Denkmalschutz gestellt worden – an ihrer Erhaltung besteht ein öffentliches Interesse. Es ist daher kritikwürdig, wie leichtfertig die “Festspielhausfreunde” die Halle einfach wegplanen und in Kauf nehmen, dass die Bauherren das Gleiche praktizieren. Die Architekten der Festspielhausentwürfe müssen ausführlich begründen, wenn sie die Beethovenhalle nicht integrieren. Solche Begründungen sind bislang nicht veröffentlicht worden. Der Raum der Beethovenhalle habe bei Valentiny “positive Schwingungen” ausgelöst, die Anforderungen an eine zeitgemäße Akustik und verschiedene Nutzungsmöglichkeiten könne der “historische Altbau” aber nicht erfüllen. Wenn man solchen Aussagen liest, zweifelt man an einer gebührenden Beschäftigung mit der Beethovenhalle.

Fakt bleibt, dass ein bedeutendes Baudenkmal systematisch schlechtgeredet wird. Damit verlieren die Festspielhausfreunde an Glaubwürdigkeit und am Ende des Tages auch weitere Freunde!

Es geht auch anders:

Hier die Verabschiedung der Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann:

Siehe auch:
Diskurs über die Nachkriegsmoderne vonnöten – Baudenkmäler wie die Beethovenhalle gehören zur Identität der Bundesrepublik.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

33 Kommentare zu "Bonner Festspielhausfreunde in Abrisslaune – Wo bleibt der republikanische Geist?"

  1. Ein sachliche Diskussion scheint ja machen wirklich sehr schwer zu fallen – vor allem wird hier die Beethovenhalle in einer Art und Weise überhöht, die jeden der die Halle kennt, sprachlos macht.
    Zu den völlig unzutreffenden und einfach historisch falschen Behauptungen über die Bedeutung der Beethovenhalle gehört ihre Überhöhung zum Symbol der Bonner Republik.
    National und international verbindet sich Bonns Rolle als Bundeshauptstadt mit dem Museum Koenig, Villa Hammerschmidt, Palais Schaumburg, Langer Eugen, Bundesratsgebäude, Kanzleramt und Kanzlerbungalow – nicht mit der Beethovenhalle.

    Die Beethovenhalle hat sicherlich ihre Bedeutung in der Stadtgeschichte, aber ein “Zeugnis” der “Bonner Republik” war und ist sie nicht. Es gab auch niemals die Vorstellung, den “Weg der Demokratie” auch zur Beethovenhalle zu führen.

    Das hat gute Gründe:
    Bundesparteitage haben überall in Deutschland stattgefunden – in Bonn neben der Beethovenhalle auch in der Godesberger Stadthalle und im Maritim. Sie sind kein Alleinstellungsmerkmal der Beethovenhalle. Das gilt auch für andere besondere politische Veranstaltungen, die ebenso oft z. B. in der Godesberger Redoute, der Godesberger Stadthalle wie der Beethovenhalle stattgefunden haben.
    Bleiben allenfalls die Bundespräsidentenwahlen: Von den neun Bundesversammlungen bis zur Wiedervereinigung tagten nur die vier letzten in der Beethovenhalle (1974,1979,1984,1989). Auch hier spielte die Beethovenhalle in den ersten 25 Jahren den Bundesrepublik überhaupt keine Rolle. Die erste Bundesversammlung fand 1949 im Bundeshaus in Bonn statt, dann trat sie viermal in der Berliner Ostpreussenhalle zusammen. Niemand wäre auf die Idee gekommen, diese Halle deshalb zum “Zeugnis” für die entstehende Bundesrepublik Deutschland zu stilisieren.

  2. Behördliche Banausen + Interessen, die wir (noch) nicht kennen = Fehlentscheidung.

  3. @Eisel Als MdB-Nachrücker der CDU sehen Sie die Geschichte der Halle recht selektiv. Merkwürdig. Wer gehörte dem Kuratorium in der Nachkriegszeit an: Bundespräsident Theodor Heuss, OB Peter M. Busen, Konrad Adenauer, Eugen Gerstenmeier, die Botschafter der USA, Frankreich, Großbritannien, Kardinal Joseph Frings u.a. Theodor Heuss war der erste, der einen Baustein im Wert von 100 DM für die Beethovenhalle erwarb, nach ihm folgten Adenauer, Peter Stockhausen u.a. In der Urkunde des Grundsteins steht: “185 Jahre und drei Monate nach der Geburt Beethovens im siebten Jahr seit der Wahl der Stadt Bonn zur provisorischen Hauptstadt.” Bei der Einweihung der Halle sprach Bundespräsident Heuss, es war sein letzter öffentlicher Auftritt. Die Bundespräsidentenwahlen von haben Sie selbst aufgeführt. Man könnte weitere Ereignisse nennen: So gab es in der Beethovenhalle zum 90. Geburtstag von Konrad Adenauer eine Feier. Es gab den Bundespresseball. Was ist mit den Staatsakten? Beispielsweise für den verstorbenen Altbundespräsidenten Carl Carstens. Trauerfeier für den von Terroristen ermordeten Gerold von Braunmühl, Trauerfeier für Petra Kelly und Gert Bastian.

    Sie wissen selbst, dass wir die Aufzählung hier endlos fortführen könnten. Und was schrieb die Stuttgarter Zeitung am 3. September 1959: “Der Bau in Bonn hat etwas von jener Schlichtheit, die nichts übertreibt und nichts untertreibt. Er hält Maß, und es ist schon heute sicher, dass der provisorischen Bundeshauptstadt einen Akzent gibt, der über den Tag hinaus wirken sollte. Bonn ist kein Ersatz für Berlin. Seine Beethovenhalle aber wird den Wechsel der Zeiten und Systeme überstehen. Sie ist besser als alles, was man bisher und sonst im Namen des größten Sohnes der Stadt unternommen hat.”

    Soweit die Stuttgarter Zeitung. Es kam also niemand auf die Idee, die Beethovenhalle als Zeugnis für die junge Bundesrepublik zu betrachten???

  4. Nachtrag: Was sagen Sie denn nun zur Begründung der Preisvergabe des Nationalkomitees für Denkmalschutz, Herr Eisel?

  5. Das Festspielhaus kann ja ruhig gebaut werden, es gibt sicherlich genügend Flächen, auf denen dies realisierbar ist. Aber: Finger weg von der Beeethovenhalle!

  6. Wann wurde das Museum König gebaut, Herr Eisel? Der Grundstein für das Hauptgebäude wurde 1912 gelegt. Wenn Sie sich schon in Erbenzählerei ergehen und den Nutzungsgrad für politische Zwecke ins Feld führen, dann ist die Beethovenhalle nicht weniger wichtig. Da sonst in Bonn keine repräsentativen Gebäude verfügbar waren, fand in der großen Halle des Museums am 1. September 1948 der Festakt zum Zusammentritt des Parlamentarischen Rates statt. Kurzzeitig beherbergte das Museum das Bundeskanzleramt: Konrad Adenauer nutzte das Museum nach seiner Wahl im September 1949 zwei Monate als Dienstsitz, sein Arbeitszimmer war die ornithologische Bibliothek. Außerdem beherbergte das Museum in den zur Adenauerallee hin gelegenen Räumen bis 1957 Büros mehrerer Bundesministerien.

    Warum steht die Beethovenhalle für den Gründergeist der Bundesrepublik? Weil es in der Frühphase in den 50er Jahren gebaut wurde. Das architektonische Konzept spricht für den Identitätscharakter. Das kann man vom Museum König gerade nicht sagen. Wenn sich der CDU-Eisel mit Denkmalschutz und Architektur der 50er Jahre auskennen würde, könnte er nicht so einen Blödsinn schreiben. Ausgebildete Kunsthistoriker in städtischen Diensten und Landesdiensten haben die Bedeutung der Halle festgestellt – der Konsens geht durch die Denkmalpflegeszene und Kunstwissenschaft. Herr Eisel mag Urteile abgeben, was ihm “gefällt”, aber bitte nicht andererleuts Fachurteile in Sachen Kunstgeschichte und Denkmalschutz ignorieren, nur weil sie ihm nicht passt.

  7. Der Architekt der Beethovenhalle wurde unter 109 Entwürfen ausgewählt. In der Endrunde der Ausschreibung waren 14 qualifizierte Entwürfe übrig geblieben. Die besten 5 Entwürfe hatten der Jury schließlich die Entscheidung sehr schwer gemacht. Die Beethovenhalle ist das Werk einer CDU-Mehrheit in Bonn, der CDU-Landesregierung in Düsseldorf und der CDU-Bundesregierung gewesen! (Eigentlich müsste man schon deshalb die Beethovenhale abreißen aber … wenn wir alles, was älter als 50 Jahre ist, abreißen würden, bliebe von der Nachkriegsarchitektur nicht merh viel übri und unsere Enkelkinder würden denken, wir hätten schon immer in Glas gebaut …) Nachdem 1983 die Akustikdeckke und andere Teile des großen Saales schwer beschädigt worden waren, hat die Stadtverwaltung diese unfachmännisch renoviert. Wichtig ist aber: Die Beethovenhalle war nie als Konzertsaal konzipiert, sondern als Stadthalle, in der die Gesellschaft zusammen geführt werden sollte! Zwischen 1976 und 1983 fanden hier fast täglich Kongresse, Tagungen und (!) Konzerte statt. Die Halle wurde 1990 unter Denkmalschutz gestellt, als sie “an die heutigen [1989] Erfodernisse des Tagungswesens [sic] angepasst werden sollte.Damals schrieb ein Experte: “Dringlichstes Ziel muß jetzt neben technischen Sanierungen die Wiederherstellung eines einheitlichen Erscheinungsbildes der Beethovenhalle sein.” Oder wie es eine Gutachterin damals ausdrückte: “Für die Erhaltung der Beethovenhalle liegen nach § 2 Denkmalschutzgesetz NRW künstlerische, architekturgeschichtliche, ortsgeschichtliche und städtebauliche Gründe vor.” Wenn Herr Eisel ein Festspielhaus möchte, dann sollte er mit seinen Gesinnungsgenossen irgenwo ein Grundstück in Bonn kaufen und dort bauen! Vielleicht finden sich ja genug Verrückte für diese Fehlinvestition! Der Steuerzahler sollte indes damit verschont werden, solange er die UN-Träume des Hern Eisel abzahlen muss! (Alle Angaben zur Beethovenhalle sind eine Zusammenfassung nach Jörg Rüter, Die Bonner Beethovenhalle in: Bonner Geschichtsblätter Band 39 von 1992 S.451ff)

  8. Lassen wir mal die persönlichen Angriffe weg, die die Glaubwürdigkeit der Autoren nicht erhöhen !

    1) Es ist richtig: Die Beethovenhalle ist eine Stadthalle und kein Symbol der Bonner Republik. Auf diese Idee ist auch bis vor einem Jahr kein Mensche gekommen. So hat niemand vorgeschlagen, die Beethovenhalle in den Bonner Weg der Demokratie zu integrieren. Mit gutem Grund – die Beethovenhalle ist doch wirklich mit dem Meseum König zu vergleichen!

    2) Über den Rang eines “Denkmals” Beeethovenhalle mag man unterschiedlicher Meinung sein – ich kann der Halle nichts abgewinnen und da überzeigt mich auch die Stellungnahme eine privaten Denkmalschuizvereines nicht. Fakt ist: Die Entscheidung diese Mehrzweckhalle vor zehn Jahren auf die Denkmalliste der Stadt Bonn zusetzen, kann so politisch wieder aufgehoben werden wie sie politisch gefallen ist.

    3) Wenn das Festspielhaus nicht die Beethovenhalle ersetzt, sondern an einem anderen Standort gebaut werden sollte, ist das weniger ein Problem der Unternehmen, die das spielfertige Festspielhaus bauen und vollständig finanzieren, sondern ein Problem für die Stadt Bonn und uns Bürger:
    Die Beethovenhalle kostet die Stadtkasse ca. 1,5 Mio € jährlichen Unterhalt und in den nächsten Jahren mindestens 20 € für die bauliche Sanierung. Mit einem Festspielhaus fallen diese Ausgaben für die Bonner Bürger weg !
    Und wofür wird die alte Mehrzweckhalle überhaupt gebraucht ? In den Monaten Oktober und November (61 Tage) ist die Halle laut Veranstaltungskalender der Stadt nur mit 17 Veranstaltungen überhaupt belegt – davon 13 Mal mit Konzerten, die in ein Festspielhaus gehören. Es bleiben in zwei Monaten ganze vier Veranstaltungen: eine Ü30-Party, zwei Lifestyle-Messen und eine Kommunalkonferenz.
    Was soll also der Zweck der alten Beethovenhalle sein, wenn die Musik in der Beethovenstadt Bonn endlich ihren angemessenen Konzertsaal bekommt ????

  9. Sie reden wieder nur vom Status quo. Die Halle ist von der Kommunalpolitik vernachlässigt worden und das ist dann die argumentative Basis für Ihre Abriss-Apologetik. Merkwürdige Logik. Aus Ihrer persönlichen Aversion leiten Sie Ihre prinzipielle Ablehnung ab. Sehr unglaubwürdig, Herr Eisel.

  10. Traurig, wenn Ihnen nur noch persönliche Angriffe bleiben.
    Zu denngenannten Argumenten fällt Ihnen offenbar nicht mehr ein…
    Nun denn…

  11. Martin Bredenbeck | 31. Oktober 2010 um 15:24 Uhr |

    Sehr geehrter Herr Eisel,

    Ihr zweiter Punkt ist sachlich falsch. Damit sinnvoll weiterdiskutiert werden kann, bedarf es einer Klarstellung:

    Fachbehörden der Stadt und des Landes haben die Denkmaleigenschaft der Beethovenhalle gemäß Denkmalschutzgesetzt NRW festgestellt. Es handelte sich bei der Prüfung des Denkmalwerts um einen regulären Vorgang, da die Denkmallisten kontinuierlich fortgeschrieben werden. Um den Zeitpunkt der Eintragung der Beethovenhalle als Baudenkmal herum, d.h. um 1990 (vor 20 Jahren), wurden verstärkt Bauten der 1950er Jahre unter Schutz gestellt. Zwischenzeitlich hat sich die Kunstgeschichte und ihre Anwendung im Denkmalschutz übrigens wieder weiterentwickelt, so dass Bauten der 1960er und 1970er Jahre nachrücken.

    Ich möchte Sie der Fairness halber bitten, nicht die zuständigen Fachleute und -behörden herunterzuspielen. Ihre Meinung bleibt völlig unbenommen. Aber, um Ihre Formulierungen aufzugreifen:

    Fakt ist: Die Beethovenhalle ist ein eingetragenes Baudenkmal.
    Das hat gute Gründe: “Das Gebäude Beethovenhalle ist bedeutend sowohl für die Geschichte des Menschen als auch für Städte und Siedlungen, hier die Stadt Bonn” (Zitiert aus: Anlage zur Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Bonn am 28.1.1990 – ausführliches Gutachten zuvor)

    Bei der weiteren Diskussion sollen wir hinter diesen Stand nicht zurückgehen und also nicht ignorieren, dass sich kluge und berufene Leute bereits ausführliche Gedanken zur Beethovenhalle gemacht haben.

    Beste Grüße,

    Martin Bredenbeck

  12. @Eisel Landeskonservator Professor Mainzer kritisierte vehement die unterlassene Pflege der Beethovenhalle. Wenn nun die notwendige Sanierung als Anlass für den Totalabriss instrumentalisiert wird, ist das einfach nicht glaubwürdig. Wer Träume vom Bilbao-Effekt in die Welt setzt und sich gleichzeitig der Willkür eines so genannten “Global Players” aussetzt, darf sich nicht wundern, wenn er irgendwann in einem Stuttgart 21-Szenario aufwacht. Es wird sich ja zeigen, ob sich die Bürgerhalle durchsetzt oder der Dax-Bau.

    Die Beethovenhalle ist neben Postministerium und Kanzlerbungalow das einzige erhaltene Denkmal, das in den Anfangsjahren der Bonner Republik gebaut wurde. Das wäre schon Grund genug, diesen Bau zu erhalten und übrigens auch aufzunehmen in dem Weg der Demokratie. Be mir haben jedenfalls schon einige Schüler nachgefragt, die sich für die Geschichte der Halle interessieren.

  13. Zur Eintragung der Beethovenhalle in die Denkmalliste: der damals verantwortliche Stadtbaurat Trommer, der diese Eintragung initiiert hatte, plädiert heute für den Bau des Festspielhauses auch auf Kosten der Beethovenhalle.
    Er ist inzwischen zum Präsidenten des Bundes Deutscher Architekten gewählt worden. Sie sollten also akzeptieren, dass auch Fachleute unterschiedlicher Meinung über die architektonische Wertigkeit der Beethovenhalle sind!!!

    Und wozu Bonn die alte Mehrzweckhalle überhaupt braucht (siehe Belegungsplan), ist auch hier nicht beantwortet. Es gibt auch keine Antwort, wer das bezahlen soll. Für das Festspielhaus ist das Geld wegen der herausragenden nationalen und internationalen Bedeutung von Bund, Land und Unternehmen da ( ca. 140 Mio €). Wer das ausschlägt, schwächt die Stadtkasse für alle anderen Aufgaben in der Stadt !

  14. Martin Bredenbeck | 31. Oktober 2010 um 22:19 Uhr |

    Zahlreiche weitere damals beteiligte Fachleute (Inventarisation, Gebietsreferent, Landeskonservator, Stadtkonservator) haben ihre Meinung allerdings nicht geändert. Insofern ist die Meinungsänderung von Herrn Trommer sicher sehr interessant (die Motive wären zu ergründen), aber schlichtweg ein Einzelfall.

    Ich muss ja nicht nochmals darauf hinweisen, dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz und die Bundesstiftung Baukultur (um einige zu nennen) den Wert der Beethovenhalle etwas anders beurteilen als diejenigen, die sie jetzt abreißen wollen. Diese Argumente sind häufig genug gewechselt worden und einschlägig nachzulesen.

    Warum Bonn die Beethovenhalle braucht, zu beantworten, war nicht meine Aufgabe und nicht mein Anliegen. Wir sind JETZT in diesem Diskussionsstrang beim Thema Denkmalschutz, Kunstgeschichte, Wissenschaft und Fachleute (deutschlandweit), sehr geehrter Herr Eisel, und da sollten wir jetzt einfach mal bleiben und nicht ständig hin und her wechseln.

  15. Die Stadt Bonn hat schlichtweg versäumt, die Beethovenhalle in einen ordentlichen Zustand zu bringen und dafür auch die nötigen Haushaltsmittel einzuplanen. Die Stadtkasse ist aus ganz anderen Gründen marode, dass wissen Sie doch sehr genau, Herr Eisel. Die politisch Verantwortlichen können nicht das kulturpolitische Wohl und Wehe der Stadt auf die Spendierlaune der in Bonn angesiedelten Dax-Konzerne bauen und dabei noch die Denkmalpflege über den Haufen werfen.

  16. Allerdings hat die Abrisslogik von Eisel auch einen innovativen Charakter für die maroden Staatskassen von Bund, Ländern und Kommunen. Alle Gebäude, deren Unterhalt die staatlichen Kassen belasten, werden abgerissen. Das ist doch ein revolutionärer Vorschlag für die Konsolidierung der öffentlichen Hand. Fangen wir in Bonn doch gleich mit dem Stadthaus an. Vielleicht könnte ja die Post ein paar Etagen im Tower freiräumen für die Beamten. Hier deutet sich eine ganz neue Variante der Public Private Partnership an.

  17. @gunnarsohn liegt offenbar nichts an einer sachlichen Auseinandersetzung, das spricht Bände …

    @bredenbeck man kann sich in dieser Entscheidungslage nicht nur die Aspekte raussuchen, die einem gerade passen ! Die unterschiedliche Bewertung Denkmalsschutz, der Bedarf für den Erhalt der alten Mehrzweckhalle im Blick auf die Nutzung, die Moglichkeiten der Finanzierung, die Notwendigkeit eines angemessenen Konzertsaals in der Beethovenstadt Bonn – all das gehört zusammen! Für mich und viele andere ist dabei klar, dass wir die Chance auf das Festspielhaus nicht verspielen dürfen.

    Mehr unter http://www.stephaneisel.de
    Das Interesse an dem Austausch von Argumenten ist in diesem Blog leider doch sehr überschaubar

  18. Sie, lieber Herr Eisel, umschiffen elegant die hier vorgetragenen Argumente, sowohl historischer als auch baukultureller Art. Letztlich bleibt Ihre rabulistische Argumentation, dass Sie für Abriss plädieren, weil sonst die Kosten für die Renovierung der Beethovenhalle den Haushalt belasten würde.

    So kann man mit öffentlichen Gebäuden nicht verfahren. Bekommt man ein neues Spielzeug (DAX-Haus) geschenkt, schmeißt man das alte Spielzeug auf den Müllhaufen, weil es nicht mehr gefällt. Diese Haltung, Herr Eisel, ist unsachlich. Plädieren Sie doch für ein Festspielhaus zur Freude des Abo-Publikums – das ist doch völlig in Ordnung. Aber lassen Sie die Finger von der Beethovenhalle.

  19. Martin Bredenbeck | 1. November 2010 um 14:08 Uhr |

    @Eisel

    Sehr geehrter Herr Eisel, was halten Sie von dem konkreten Vorschlag von Architekt Valentiny, das Festspielhaus in der Gronau zu errichten? Können Sie dem etwas abgewinnen? Eine Fotomontage wurde ja im Bonner GA publiziert. Ich finde dieses Ensemble überzeugend – zumal gerade in diesem Quartier derzeit viel neue Architektur entsteht, was ein spannendes Ensemble ergibt. Dazu käme der Vorteil eines herrlichen Ausblicks auf das Siebengebirge.

    Sehr spannend ist übrigens, dass die Bonner Bürgerschaft den Neubau der Beethovenhalle 1954 nicht am heutigen Standort wollte – viel lieber hätte man die Halle in der Gronau gehabt (Standort alte Stadthalle), doch die Stadt entschied anders.

    Da die Beethovenhalle bekanntermaßen nicht marode ist (den Begriff verwendet zwar u.a. die Presse inflationär, trifft dabei aber nicht den Punkt, weil marode eher einsturzgefährdet bedeutet), könnte sie ohne Weiteres vorläufig stehenbleiben. Viele werden sie gerne weiternutzen – Vereine, Tagungen usw. Damit hätte man die beiden Problemkreise wieder entflochten, die sich m.E. nicht zielführend vermischt haben.

    Beste Grüße!

  20. @Martin guter Vorschlag! Da spart man ja dann auch die Abrisskosten. Wie hoch sind die eigentlich veranschlagt, Martin?

  21. Sehr geehrter Herr Bredenbeck,
    ich war beim Vortrag von Valentiny, der ausführlich erläutert hat,warum entgegen seiner ursprünglichen Absicht sich nicht einen Festspielhausentwurf integrieren ließ. Er legte detailliert da, dass die alte Mehrzweckhalle architektonisch nicht zu ertüchtigen und im übrigen unwirtschaftlich ist. Seine Fotomontage am Schluss war eine Persiflage auf die Bonner Diskussion.
    Zur Debatte um den Standort des Festspielhauses sei angemerkt:

    Wenn das Festspielhaus nicht die Beethovenhalle ersetzt, sondern an einem anderen Standort gebaut werden sollte, ist das weniger ein Problem der Unternehmen, die das spielfertige Festspielhaus bauen und vollständig finanzieren, sondern ein Problem für die  Stadt Bonn und uns Bürger:

    Die Beethovenhalle kostet die Stadtkasse ca. 1,5 Mio € jährlichen Unterhalt und in den nächsten Jahren mindestens 20 Mio € für die bauliche Sanierung. Mit einem Festspielhaus fallen diese Ausgaben für die Bonner Bürger weg !

    Und wofür wird die alte Mehrzweckhalle überhaupt gebraucht ? In den Monaten Oktober und November (61 Tage) ist die Halle laut Veranstaltungskalender der Stadt nur mit 17  Veranstaltungen überhaupt belegt – davon 13 Mal mit Konzerten, die in ein Festspielhaus gehören. Es bleiben in zwei Monaten ganze vier Veranstaltungen: eine Ü30-Party, zwei Lifestyle-Messen und eine Kommunalkonferenz.

    Was soll also der Zweck der alten Beethovenhalle sein, wenn die Musik in der Beethovenstadt Bonn endlich ihren angemessenen Konzertsaal bekommt ????

  22. Uns Bürger? Jeder hier spricht doch wohl nur für sich selbst. Hier wird ein Szenario als Schreckbild gezeichnet, bei dem dann am Schluss die üblichen Politiker-Phrasen gedroschen werden: “Zum Abriss gibt es keine Alternative”. Alternativen gibt es immer. Das beweist die Stadt Köln mit der Sanierung des Schauspielhauses. Auch da sollte anfänglich die Abrissbirne schwingen. Warum sollte so etwas nicht auch in Bonn möglich sein.

  23. @Eisel Ich glaube schon, dass Bonn erfolgreich eine kulturelle, zentrumsnahe Mehrzweckhalle brauchen kann. Hier sollte der Rat Künstler, Kreative, alle Bürger zu Ideen afrufen! Aber der Stand ist derzeit anders: bis zur Fertigstellung eines Festspielhauses, das sicher keine Dauerauslastung schaffen wird – weil Bonn nicht Köln oder Düsseldorf ist und keine Dauerfestspiele schaffen wird – wird die Beethovenhalle von den Festspielfreunden genutzt werden müssen. Das heißt, die Auslastung wird in den kommenden Jahren erhalten bleiben, während Herr Eisel schon mal die Halle weiter verkommen lassen will. Das wird die Besucher des Beethovenfestivals wahrscheinlich sehr enttäuschen – Sie werden sich also Alternativen suchen … die es in fast allen größeren Städten gibt!
    Nein: Die Beethovenhalle muss ohnehin renoviert werden, das Geld kann Bonn nicht sparen – ohne seinen Ruf gänzlich zu ruinieren (die Berliner feixen ja schon).Und wer so leichtfertig verspricht, das was vor 20 Jahren rechtlich sauber beschlossen wurde, einfach “politisch” rückgängig zu machen, begibt sich auf dünnes Eis.
    Und wenn Herr Eisel schon 2 Monate aus dem Veranstaltungskalender er Bee-Halle herausgreift, dann sollte er offizielle Zahlen nennen, für das ganze Jahr und dabei berücksichtigen, dass während der Konzertveranstaltung und Orchesterproben natürlich keine anderen Veranstaltungen vermarktet werden können. Mir kommt das eher wie eine Milchmädchenrechnung vor, was uns Herr Eisel da präsentiert.
    Wo liegen denn alle Fakten auf dem Tisch? Machen Sie alle Tatsachen, Planungsunterlagen, Sponsorenzusagen, Betriebskonzepte usw. öffentlich, dann kann man auch offen reden. Sie liefern indes nur Spiegelfechtereien – aber die zu fordernde Transparenz scheitert wahrscheinlich wieder an Datenschutz und Geschäftsgeheimnissen! Und bitte ersparen Sie mir den Vorwurf der Unsachlichkeit! Halbe Wahrheiten sind auch unsachlich!

  24. @vo_bonn Man muss hier noch einmal einen Satz von Herrn Eisel zitieren, der doch deutlich macht, um was es wirklich geht:

    “…ich kann der Halle nichts abgewinnen und da überzeigt mich auch die Stellungnahme eine privaten Denkmalschuizvereines nicht.”

    Das ist die persönliche Befindlichkeit des Bonner CDU-Politikers. Alles andere an “Argumenten” wird nachgeschoben. Die Stadt steht in der Pflicht, öffentliche Gebäude angemessen zu unterhalten und dafür auch die notwendigen Finanzmittel einzuplanen. Die Frage der Modernisierung der Beethovenhalle stellte sich schon vor dem vermeintlichen Geschenk des DAX-Festspielhauses (wer würde denn eigentlich für den Unterhalt des Festspielhauses aufkommen müssen?)

    Den aktuellen Veranstaltungskalender zu zitieren, ist ein billiges Vorgehen. Es gibt in der Stadt wohl genug Geistkapital (beispielsweise beim neugegründeten Verein Literaturhaus Bonn http://www.literaturhaus-bonn.de), um der Beethovenhalle wieder kulturelles Leben einzuhauchen, wie es in den zurückliegenden Jahrzehnten der Fall war.

  25. Martin Bredenbeck | 3. November 2010 um 0:45 Uhr |

    Zu der von Herrn Eisel formulierten Frage “Wozu soll also der Zweck der alten Beethovenhalle sein (…)?” wäre – über die praktischen Fragen der Benutzung, Auslastung etc. hinausgehend (zu deren Beantwortung schon wichtige Bausteine genannt wurden) – noch anzumerken:

    Ihr Zweck ist wie bei allen Denkmälern: uns an unsere Geschichte zu erinnern. Unsere Erinnerungen bilden das Fundament der Gegenwart, die nicht bedingungs- und vorbildlos ist, sondern Ursachen und Gründe hat. Wir brauchen immaterielle und materielle Erinnerung, um uns unserer selbst zu vergewissern und über uns zu lernen. Ein wichtiger Ausdruck westlicher, häufig sehr materieller Erinnerungskultur ist, Dinge aufzuheben, die, nüchtern betrachtet, unwirtschaftlich sind und ihren (heutigen) Funktionen längst nicht optimal dienen.

    Teils lassen wir sie für sich stehen, als in die Gegenwart ragende Spitzen früherer Zeiten, teils bemühen wir uns auch nach Kräften, sie mit neuem Leben zu füllen. Anders ist es nicht zu erklären, dass gotische Kathedralen für geschrumpfte Pfarrgemeinden und barocke Schlösser für Universitäten weitergenutzt werden, was ökonomisch betrachtet natürlich reiner Unsinn ist. Aber weil wir uns erinnern wollen, nehmen wir das in Kauf, machen ja sogar häufig etwas Gutes daraus.

    Um etwas konkreter zu werden: Der geschichtliche Wert der Beethovenhalle lässt sich sehr genau aufweisen und ist in der kunsthistorischen Forschung unbestritten. Ihre Ertüchtigung wäre in baulicher Hinsicht völlig unproblematisch, wie viele Referenzbauten der 1950er Jahre deutschlandweit zeigen.

    Ich habe übrigens den Vorschlag von Herrn Valentiny, vermittelt durch die Berichterstattung im Bonner GA, keineswegs als Persiflage verstanden. Und selbst wenn es eine gewesen sein sollte (ich hoffe, Herr Valentiny hat das nicht nötig), dann hat der Bericht in der Zeitung sie erfreulicherweise ins Ernstzunehmende gewendet.

    Was die Abrisskosten der Beethovenhalle angeht, muss ich passen, geschätzte (und insofern unter Vorbehalt zu nutzende) Zahlen liegen aber meines Wissens vor und könnten beispielsweise beim Verein ProBeethovenhalle abgefragt werden.

    Beste Grüße allerseits!

  26. … Tja, wenn die Wirklichkeit nicht passt, wird sie einfach geleugnet: es gibt einfach keinen Bedarf für eine Mehrzweckhalle, wenn die Musik endlich einen angemessenen Konzertsaal bekommt: Ganze vier Veranstaltungen in zwei Monaten – davon lässt sich keine Halle betreiben. Solche Veranstaltungen lassen sich herbeizaubern, sie müssen sich rechnen, d.h. von den Bürgern per Ticketkauf angenommen werden. Das trauen sich Veranstalter in der Beethovenhalle schon lange nicht mehr. Alle Zweifler sind eingeladen, die Belegung der Beethovenhalle Monat für Monat zu verfolgen.

    Im übrigen liegen für das Festspielhaus alle Fakten auf dem Tisch: der Betrieb wird einer Stiftung übernommen, für die Bund, Land, Rhein-Sieg-Kreis und Sparkasse bereits ihren Beitrag beschlossen haben, nur die Stadt fehlt noch

    der Betrieb der Beethovenhalle liegt ausschliesslich bei der Stadt und ist für uns Bonner Bürger erheblich teurer als das Festspielhaus

  27. Um wieder auf die baukulturellen Faktoren, auf die Bedeutung der Nachkriegsarchitektur einzugehen, lohnt sich die Lektüre meines Blogpost über das Netzwerktreffen der Architekten in Köln – organisiert von der Bundesstiftung Baukultur und dem Haus der Architektur. Selten erfahren Bauwerke einer gerade zurückliegenden Epoche eine große Wertschätzung (siehe Eisel). Hier ein kleiner Ausschnitt meines Artikels über die Tagung: Derzeit ergeht es vielen bedeutsamen Bauten der Nachkriegsmoderne so. 50 Jahre wurden die Gebäude sich selbst überlassen; Bauerhaltung, Instandsetzung, Renovierung oder Sanierung erfolgten so gut wie nicht. Deshalb sei es wichtig, so Professor Michael Braum von der Bundesstiftung Baukultur, über diese Themen in der Öffentlichkeit vehementer zu streiten, wie es derzeit bei Stuttgart 21 der Fall ist. „Baukultur muss wehtun”, so Braum beim Netzwerktreffen mit Architekten und Publizisten im Kölner „Kulturzentrum am Neumarkt”, das in Kooperation mit dem Haus der Architektur veranstaltet wurde.

    Von einer Baukultur als Gesamtkunstwerk sei man noch weit entfernt. Das zeige die Baukultur des Alltags: „Sind es die eingezäunten Straßenbahntrassen, die miserablen Brücken, die unsäglichen, dem ordnungsrechtlichen Überregulierungswahn entsprechenden Schilderwälder, die Lärmschutzwände, die wärmegedämmte Fassaden, unsere photovoltaischen Dachlandschaften oder einfach nur unsere Bahnhöfe und Bahnhofsvorplätze, um nur einige ganz offensichtlichen baukulturellen Desaster zu nennen”, sagte Braum in seiner Eröffnungsrede.

    Man müsse bessere Wege finden, die Öffentlichkeit, die Baukultur alltäglich nutzt, mitzunehmen. „Die Möglichkeiten reichen dabei von einer transparenten und frühzeitigen Kommunikation bis zur begleitenden aktiven Beteiligung. Wir müssen eine Akzeptanz dafür schaffen, Neues zu bauen, Altes zu bewahren und Vorhandenes zu pflegen”, so das Plädoyer des Stiftungspräsidenten. Man müsse die Nachkriegsmoderne weiterdenken und nicht verdrängen, forderte Jörg Jung von der Initiative „Mut zur Kultur” in seinem Vortrag. Man benötige den öffentlichen Diskurs über die Zukunft von Bauten, die zur Identität der Bundesrepublik Deutschland gehören. Dazu zähle das Schauspielhaus in Köln und die Beethovenhalle in Bonn. Die Rede von Jung habe ich aufgezeichnet. Man kann sie hier abrufen: http://gunnarsohn.wordpress.com/2010/10/26/die-bonner-beethovenhalle-und-der-grundergeist-der-bundesrepublik/

  28. Interessante Besprechung des Buches “Beethovenhalle Bonn, Konzerthaus. Festsaal. Denkmal.” Auszug:

    Die Beethovenhalle ist nur ein Gebäude von vielen, die eigentlich denkmalgeschützt sind bzw. sein sollten, aber trotzdem neuen modernen Bauten weichen sollen. Die Diskussion brandet immer wieder auf: Soll man das Alte vergessen, damit etwas Neues entstehen kann? Soll man das Alte erhalten? Kann man einen Kompromiss finden? Eine pauschale Antwort kann man sicherlich nicht geben. Für jedes Gebäude und Objekt muss die Diskussion wieder neu geführt werden. Hallen, wie die Beethovenhalle, mit einem multifunktionalen Charakter sind in Deutschland in der Nachkriegszeit mehrere entstanden (zum Beispiel die Referenzbauten zur Beethovenhalle, wie die Liederhalle in Stuttgart und dem Kölner Gürzenich) und eine ganze Reihe von ihnen zeigen nun ähnliche Alterserscheinungen auf. Wie die Beethovenhalle müssen sie renoviert und restauriert werden; Denkmalschutz eben. Wie das aussehen kann, zeigt die Stuttgarter Liederhalle. In den 1990er Jahren wurde diese erfolgreich modernisiert und instandgesetzt. 96 Prozent der ursprünglichen Betonfassade des dortigen Beethovensaals, welche unter Wetter und Alter gelitten hatte, konnte nach der Sanierung erhalten bleiben. Eine Mischung aus reversiblen Umbauten, dauerhaften Veränderungen und Reparaturen, sowohl Innen als auch Außen, haben zum Ergebnis, dass die Liederhalle wieder in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlt; ein Abriss des Denkmals war unnötig. Auch der Kölner Gürzenich, ursprünglich ein mittelalterlicher Profanbau, gab Mitte der 1990er Jahre Anlass zu einer lebhaften Diskussion um Erhalt von originaler Bausubstanz im Gegensatz zu neuen modernen Einbauten, wie etwa Personenaufzügen. Hier wurde in Zusammenarbeit mit dem Denkmalpflegeamt eine Lösung gefunden, die zur »Erhaltung eines der wichtigsten Dokumente der Kölner Wiederaufbauphase« beigetragen hat. Diese Fallbeispiele von Restauration statt Abriss finden sich auch im Kolloquiumsband. Die Autorin Marion Grams-Thieme betont dabei besonders das »konstruktive und vertrauensvolle Miteinander« aller am Bau beteiligter Parteien. Dies ist auch der Bonner Beethovenhalle in Zukunft zu wünschen.
    http://www.kritische-ausgabe.de/index.php/archiv/3776/

  29. Eine Nachrichtenagentur-Meldung über das Kölner Netzwerktreffen möchte ich nicht vorenthalten: http://www.pressetext.de/news/101102004/baukultur-muss-wehtun/?phrase=Baukultur

  30. @Eisel Ihre Argumente wiederholen sich. Sie vermischen die Frage Beethovenhalle mit der Frage Festspielhaus. Bauen und zahlen Sie IHR Festspielhaus ( mit unsozialen Eintrittspreisen ab 50 € aufwärts) und machen Sie dort mit Herrn Clement und Frau Wulff-Matthies, was sie gerne machen wollen – meinetwegen jeden Tag Festspiel.
    Ich glaube, dass die Bonner Bürger so etwas nicht brauchen. Die fordern gute Bildung für Ihre Kinder, sanierte Schulen, einen eleganten Nahverkehr, mehr Lärmschutz, Schwimmbäder und Sportplätze.

    Aber eigentlich wollen Sie ja mit Ihren Argumenten begründen, dass der Unterhalt der Beethovenhalle Verschwendung wäre. Das ist die Art der Argumentation, die ich als total unterbelichteter Bürger nicht verstehe!
    Jahrzehntelang hat die von der CDU als Prestigeobjekt gebaute Halle vor sich hingeschimmelt, weil die DCU-Mehrheit in der Stadt sich darum nicht gekümmert hat, sondern neue Projekte (Stadthaus usw.) aus dem Boden gestampft hat (.. ja ja, das war halt der Zeitgeist in Bonn) aber dazu sollten Sie sich heute offen bekennen! Sie und Ihre Parteifreunde habe die Stadt so gemacht wie sie heute ist! Und jetzt wollen Sie mit willkürlich herbeigezogenen Argumenten über Hallenbelegungspläne die Beethovenhalle, die für mehr als 50 Jahre Stadtgeschichte steht, abreißen (um was? dorthin zu bauen?)
    Es tut mir leid, das ist mir alles zu oberflächlich und zu windig – man riecht doch Ihre heimlichen Absichten.

  31. Einfach noch einmal einige Fakten, an denen man nicht vorbei kann:
    – Der Deutsche Bundestag hat im Herbst 2007 das Projekt einer „Stiftung Festspielhaus Beethoven” in Bonn in die Liste für „national bedeutsame Kulturinvestitionen” aufgenommen und dafür eine Bundesförderung in Höhe von 39 Mio € beschlossen. Das Geld ist nicht für kommunale Kulturpolitik nutzbar.
    – Die in Bonner DAX-Unternehmen Post AG und Postbank wollen in Bonn ein neues Festspielhaus Beethoven bauen, dafür 75-100 Mio € ausgeben und es spielfertig einer Stiftung für den Betrieb übergeben. Vorschläge von zehn internationalen Spitzenarchitekten für ein Haus mit einem Konzertsaal mit weltweit anerkannter Spitzenakustik und -architektur liegen vor. Die Entwürfe von Zaha Hadid und Hermann & Valentiny wurden von einem Expertenkreis in die engere Wahl genommen.
    – Das neue Festspielhaus wird neben dem eigenen Programm neue Heimat für das Beethoven-Orchester Bonn mit seinen Konzerten und des jährlichen Beethovenfestes. Insgesamt sollen jährlich ca. 120 Konzerte auf höchstem Niveau stattfinden.
    – Während die bisher ca. 90.000 Konzertbesucher in Bonn überwiegend aus der Region kamen, werden durch die nationale und internationale Ausstrahlung des neuen Festspielhauses weitere 50-60.000 überregionale Besucher erwartet. Dies würde eine Steigerung um ca. 50 % bedeuten. Nach der Fertigstellung der Kölner Philharmonie hatte dort die Zahl der Konzertbesucher um über 300 % zugenommen. Das zeigt das Wachstumspotential. Nutzen daraus werden nicht nur die anderen Kulturinstitutionen in Bonn haben, sondern die Bonner Wirtschaft insgesamt.
    – Das Beethoven-Festspielhaus wird keine kommunale Kultureinrichtung der Stadt Bonn sein, sondern die Verantwortung wird bei einer eigenen Stiftung unter Beteiligung des Bundes und Landes liegen. Aus den Kapitalerträgen des Stiftungskapitals kommt die Finanzierung des Programms. Dieses Modell hat sich bereits bei der Wissenschaftseinrichtung CAESAR bewährt.
    – Für das Stiftungskapital hat der Bund bereits 39 Mio € zugesagt. Außerdem liegt bereits die Zusage des Rhein-Sieg-Kreises über 3 Mio € und der Sparkasse Köln-Bonn über 5 Mio € vor. Das Land hat eine Million Euro jährlich zugesagt. Auch die Telekom AG ist bereit, zur Finanzierung des Betriebes beizutragen. Offen ist noch die Höhe der Beteiligung des der Stadt.
    – Da das neue Festspielhaus die Beethovenhalle ersetzt, spart die Stadt Geld: Ca. 1,5 Mio € an jährlichen Betriebskosten für die jetzige Halle und die absehbaren Grundsanierungskosten von mindestens 20 Mio €. Für die alte Beethovenhalle gibt es keinen Nutzungsbedarf, wenn die klassische Musik in einem ferstspielhaus gespielt wird. Die Stadt sollte zum Stiftungskapital beisteuern, was sie durch den Wegfall der Beethovenhalle spart. Da das Festspielhaus kein kommunales Kulturprojekt ist, kann seine Finanzierung auch nicht zu Lasten des kommunalen Kulturhaushaltes gehen.
    – Wir haben in Bonn auf der Museumsmeile Erfahrungen wie sich nationale und kommunale Kultureinrichtungen ergänzen können. Die Bundeskunsthalle und das städtische Kunstmuseum liegen nebeneinander, können miteinander wirken und voneinander profitieren. So wird es auch mit dem Festspielhaus und z. B. Oper und Schauspiel sein.
    – Die Konstellation ist für Bonn günstig, aber das Zeitfenster wird nicht auf immer geöffnet bleiben. Deshalb müssen wir die Chance mit zügiger Entschlossenheit ergreifen. Dabei dürfen wir nie vergessen, dass die DAX-Unternehmen und der Bund nicht Geld für den städtischen Haushalt geben, sondern etwas Neues von internationalem Rang in Bonn errichten wollen:
    Ludwig van Beethoven hat es verdient !

  32. Und da Baukultur wehtun muss, werden wir uns darüber weiter streiten in der Öffentlichkeit, weil immer wieder auf verschiedenen Ebenen diskutiert wird. Siehe: http://www.pressetext.com/news/101102004/baukultur-muss-wehtun/
    Wir werden da in den nächsten Wochen sicherlich noch einiges in den Medien mitbekommen, denn es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Anfragen, die zur Zeit auflaufen.

  33. Martin Bredenbeck | 25. November 2010 um 0:28 Uhr |

    Die “Initiative Beethovenhalle am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn” hat jetzt auch den Ehrenamtspreis der CDU Bonn bekommen – für ihren Einsatz zur Vermittlung der architektonischen und künstlerischen Qualitäten der Beethovenhalle (insb. durch Führungen, aber auch durch das Kolloquium und die Publikation). Die Verleihung hat am 23.11.2010 stattgefunden – der Preis freut uns sehr !

    Keine Frage: Renovierung und Auffrischung müsste sein. Aber dass die Halle von ihrem grundsätzlichen Entwurf sehr bedeutend und qualitätvoll ist, steht nicht in Frage. Und die Ertüchtigung des Baus wäre das geringste Problem.

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