Banken, Boni und Protzereien: Crowdfunding als Finanzierungsalternative #lunchtalk #wiwo

Wiwo Lunchtalk in der Vorbereitunsphase

Das Image von Banken und Börsen ist im Eimer. Und das wird sich wohl in den nächsten Jahren nicht ändern. Da können die Finanzinstitute noch so viele „Kunden“ in Jogginganzügen über den TV-Bildschirm laufen lassen und Verkaufssprüche loslassen wie „Vertrauen Sie dem Testsieger“ oder „fairste Bank“. Wenn um die Finanzierung von Produkten, Diensten, Ideen und Firmen geht, setzt sich Crowdfunding immer mehr durch.

Warum? Weil man nicht mehr abhängig ist von irgendwelchen Finanzmanagern im feinen Zwirn und Kolbenfüllhaltern von Montblanc, um in der Tagesmappe über Wohl und Wehe von Businessplänen zu entscheiden. Die Crowd im Netz für eigene Projekte begeistern, auf Augenhöhe mit den Unterstützern kommunizieren und im Dialog das angestrebte Finanzziel erreichen – so könnte eine Ökonomie der Selbermacher aussehen. Das war Thema des heutigen Lunchtalks der Wirtschaftswoche, in dem ich als Gesprächsgast Rede und Antwort stand.

Das ist aber auch Thema meiner heutigen Kolumne für das Debattenmagazin „The European“: Es geht um die Makers-Bewegung, die eng verbunden ist mit der Crowdfunding-Philosophie.

„Durch die Maker-Bewegung verändert sich langsam das Gesicht der Industrie; der Unternehmerinstinkt erwacht und Hobbys werden zu kleinen Unternehmen. Tausende Maker-Projekte Crowdfunding-Websites wie Kickstarter finanziert, wo allein im Jahr 2011 fast 12.000 erfolgreiche Projekte, von Design und Technik bis Kunst, knapp 100 Millionen Dollar erzielten“, erläutert der ehemalige Wired-Chefredakteur Anderson, der mittlerweile Vorstandschef von 3DRobotics ist sowie Gründer von DIY Drones.

Oder schauen wir uns doch den Erfolg der Spielekonsole Ouya an, die über die Plattform „Kickstarter“ finanziert wurde. Das Finanzierungsziel lag bei 950.000 Dollar und in die Kasse kamen schließlich rund 9 Millionen Dollar von 63.000 Unterstützern – die jetzt als Promotoren den Konsolenmarkt aufmischen werden. 46.000 davon haben das Dankeschön-Paket mit 99 Dollar gezeichnet – also den Verkaufspreis für das Indie-Gerät. Welcher Risikokapitalgeber hätte das denn unterstützt bei Konkurrenten wie Sony, Microsoft und Nintendo. Und wer erschließt aus dem Stand heraus 46.000 Abnehmer – und das sogar vor dem offiziellen Marktstart im Juni?

Auch wenn die Makers- und Crowdfunding-Bewegung noch vergleichsweise bescheidene Anteile an der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung aufweist, bin ich davon überzeugt, dass sich hier Verschiebungen der Ökonomie im Ganzen vollziehen.

In unserer Bloggercamp-Sendung um 18,30 Uhr werden wir über dieses Thema weiter diskutieren. Wer Lust hat, in der Gesprächsrunde mitzuwirken, kann sich bei mir oder Hannes Schleeh gerne melden.

Startnext-Projekt des Bloggercamps

Wir werden über das neue Hangout on Air-Format der Wiwo sprechen, über den Fortgang unseres Startnext-Projektes zur Streaming Revolution für Jedermann TV, über die erfolgreiche Startnext-Kampagne des Kabarettisten Dieter Hildebrandt für Störsender.tv und über Second Screen statt TV-Einschaltquote.

Man hört und sieht sich 🙂

Siehe auch:

Aus einem digitalen Projekt kann sogar eine Ladengründung entstehen, wie MyMuesli unter Beweis stellt.

Leider ist die isländische Crowdsourcing-Verfassung am Parlament vorerst gescheitert. Die haben die Lehren aus der Finanzkrise auch nicht gezogen, die Parlamentarier meine ich.