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#Rapunzel-Weisheiten nicht nur in der #Corona-Krise

Alles Müll?

Ralf Fuecks reagiert zurecht kritisch auf die Corona-Ausflüge des Rapunzel-Mannes Joseph Wilhelm. So ein wenig habe ich da ein Déjà vu. In den 90er Jahren recherchierte ich mal intensiv über ein Mehrweg-System der Naturkost-Branche, das sich am Ende als ökologische Eselei herausstellte. Rapunzel war damals nicht sehr auskunftsfreudig. Das war im Jahr 1999.

Rapunzel träumte vom Mehrweg. Genau wie die Zwergenwiese, der Ziegenhof oder der Rosengarten. Alle verkünden bekanntlich hehre Botschaften über ökologischen Landbau, gesunde Ernährung und umweltgerechten Konsum.

“Der ökologische Anspruch und das gute Gewissen müssen genügen, um Käufer in die Bioläden zu treiben”

Eines hatten die Rapunzels nicht bedacht: Mehrwegsysteme sollten hohe Rücklaufquoten erreichen und sind nur bei kurzen Vertriebswegen ökologisch sinnvoll. Daran ist die Naturkostindustrie gescheitert. Dass das mit großen Hoffnungen gestartete brancheneigene Projekt zur Müllvermeidung nicht funktionierte, hatte eine ganze Reihe von Gründen. Einer der wichtigsten: Um bei der Rücklaufquote nochmals zuzulegen, hätten die Hersteller weitere Millionen investieren müssen, resümierte der Naturkostverband in einer Pressemitteilung. Millionenausgaben zugunsten der Umwelt, das ging den Aktivisten zu weit. Es ist ja auch ein wenig viel verlangt, wie Mineralbrunnen oder Brauereien auch noch Geld in moderne Abfüllanlagen, Rücknahmelogistik und intelligente Verpackungen zu investieren.

Die Organisation des Mehrwegsystems der Naturkostfirmen war von Anfang an dilettantisch. Es standen bundesweit kaum Spülstationen zur Verfügung. Es gab keine standardisierten Kästen, häufig wurde überhaupt kein Pfand erhoben und es gab keine dezentrale Erfassung der Gläser. “An den Verbrauchern hat es nicht gelegen”, bestätigte Hans-Josef Brzukalla, der mit seiner Arbeitsgemeinschaft für Abfallvermeidung (Afa) für den Aufbau des Mehrwegsystems verantwortlich war. Die Rücklaufquote der Gläser erreicht nach Angaben der Afa nur 50 Prozent. Nach meinenBerechnungen gingen nur 25 Prozent der Pfandflaschen und Gläser für Ökoprodukte an die Hersteller oder Abfüller zurück. Die restlichen 75 Prozent – das waren rund 7,6 Millionen Biomehrweggläser pro Jahr – landeten im Abfall. Rechnet man die Schäden beim Transport hinzu, erreichte die Naturkost-Branche pro Glas oder Flasche noch nicht einmal zwei oder drei Umläufe.

Aus Mehrweg wurde Einweg. Um schmutzige und ökologisch ausgeschleckte Honiggläser wieder keimfrei sauber zu bekommen, mußten Rapunzel-LKWs bis zu 800 Kilometer zurücklegen.

Diesel und Rußpartikel im Dienst für die Umwelt.

Einige hundert Kilometer Transportweg hatten die Brummis dann noch vor sich, um wieder zum Abfüllbetrieb zu gelangen. Das Ganze war ein Ökoschwindel. Nicht mehr und nicht weniger. Und die Importquoten bei den Nahrungsmitteln, die ich damals so nebenbei recherchierte, lasse ich jetzt mal außen vor. Dazu fehlen mir leider die Belege.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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