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Digitale Flaschenpost an die Zukunft: Jeder ist ein Fernsehsender #StreamCamp13

Streamcamp

Flaschenpost an die Zukunft könnte man die Gespräche nennen, die wir jede Woche in unserer Hangout on Air-Sendung Bloggercamp.tv führen. Also live übertragene Interviews, die kurze Zeit später als Youtube-Aufzeichnung vorliegen. Die perfekte Verschmelzung von synchroner und asynchroner Kommunikation. Unterhaltungen, die nicht im Netz verdunsten, sondern über die Speicherung ein Gedächtnis bekommen.

Flaschenpost

„Flaschenpost an die Zukunft“ ist auch der Titel eines neuen Buches des Kadmos-Verlages und beinhaltet ein Gespräch des Künstlers Till Nikolaus von Heiseler mit dem Medienwissenschaftler Friedrich Kittler, das kurz vor seinem Tod vor gut zwei Jahren aufgezeichnet wurde. Es dokumentiert das intellektuelle Vermächtnis des großartigen Denkers, der die Medienwissenschaften neu erfand.

Formate der postmedialen Epoche

Es geht um den Zusammenhang von Kulturtechniken und der Entwicklung des Wissens. Mit der Computerkommunikation stoßen wir in eine postmediale Ära. Es dominieren nicht mehr massenmediale, sondern soziale Formate, die wir am 16. und 17. November beim StreamCamp in Köln vorstellen werden.

Und der Kampf um den Augapfel, der zwischen Fernsehbildschirm und Computermonitor ausgetragen wird, kennt nur einen Sieger: den Computer. Vor gut 20 Jahren ist Kittler für diese These noch ausgelacht worden.

„Und was sehen wir heute: absolute Medienkonvergenz, aber eben in eine einzige Richtung: Alle anderen analogen und halbdigitalen Medien fließen in dieses eine universale hinein, wie es ihm von der Seinsgeschichte bestimmt worden ist.“

Totaler Medienverbund

Es seien Revolutionen, die auf Taubenfüßen kommen, wie es Nietzsche ausdrückte. Wenn die Verkabelung bislang getrennte Datenflüsse alle auf eine digital standardisierte Zahlenfolge bringe, kann jedes Medium in jedes andere übergehen. Mit Zahlen sei nichts unmöglich. Modulation, Transformation, Synchronisation, Verzögerung, Speicherung, Umtastung, Scrambling, Scanning, Mapping – ein totaler Medienverbund auf Digitalbasis wird den Begriff Medium selbst kassieren.

User als Untertan?

So weit würde ich nicht gehen. Aber generell gilt: ein Medium wird erfunden, um ein älteres zu schlagen. Der Telegraph löst den reitenden Boten ab. Das Radio widerlegt den Telegraphen und die endlose Kombinatorik der digitalen Sphäre demontiert die massenmedialen Einweg-Kommunikatoren. Um diese digitale Flaschenpost frei und ohne Zwänge der Nachwelt zu erhalten, brauchen wir allerdings Plattformneutralität. Ansonsten unterliegen wir dem liebwertesten Gichtling-Diktat einer NSA-Google-Facebook-Microsoft-Welt. Wer „unter“ einem Programm arbeitet, sei ein regelrechter Untertan, so die Mahnung von Kittler. Diesen Satz werde ich mir als Power-User des Google-Dienstes Hangout on Air hinter die Ohren schreiben.

Man hört und sieht sich vielleicht auf unserem StreamCamp im November. Tickets gibt es für 20 Euro plus Gebühren – solange der Vorrat reicht 🙂

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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