manager-magazin-Redakteur Henrik Müller kommt zu einem Befund, den ich schon Anfang des Jahres hier veröffentlicht habe:
“Die gängigen Konjunkturprognosen sind viel zu pessimistisch, jedenfalls für Deutschland. Wir stecken in einer Wachstumsdynamik, die noch lange nicht zu Ende ist, die sogar noch Jahre andauern kann. Falls es nicht zu einem großen Unfall kommt – einer unkontrollierten Staatspleite in Europa oder einem Zerbrechen des Euro oder einem Krieg im Nahen Osten – segelt die Bundesrepublik mit sattem Rückenwind.”
Der manager-magazin-Konjunkturindikator, ermittelt vom privaten Forschungsinstitut Kiel Economics, zeige wieder nach oben. “1,2 Prozent sagt er derzeit für 2012 vorher. Tendenz: weiter steigend. Gut möglich, dass Deutschland auch das laufende Jahr mit einer Zwei vor dem Komma abschließen wird. Diese Prognose steht in krassem Gegensatz zu den meisten anderen Vorhersagen.”
Da nähert sich das manager magazin meiner Vorhersage an 😉
Ich selbst habe ja in den vergangenen Jahren ein sehr komplexes ökonometrisches Modell entwickelt, um die Konjunktur vorherzusagen. Das Rechensystem beruht auf einer Neujahrskarte, die ich jedes Jahr von meinem alten Arbeitgeber erhalte: Das Institut für Demoskopie Allensbach. Die von dem Informatiker und Statistiker Professor Steinbuch entdeckte Korrelation zwischen dem Wirtschaftsverlauf und dem Allensbacher Stimmungsbarometer habe ich ja hier schon mehrfach hinlänglich erläutert. Die Antworten auf die Jahresfrage, ob man dem neuen Jahr mit Hoffnungen oder Befürchtungen entgegen schaut, hat eine Menge mit Wirtschaftspsychologie zu tun, die von den Zahlendrehern in den Wirtschaftsinstituten sträflich vernachlässigt wird. Der Optimismus ist in der Bevölkerung etwas zurückgegangen, aber nicht so dramatisch, wie es die Medienberichte suggerieren. Da vergeht ja keine Woche ohne eine Krisen-Schlagzeile. Mit Hoffnungen blicken immer noch 49 Prozent dem Jahr 2012 entgegen – vor einem Jahr lag dieser Wert sieben Prozentpunkte höher. Befürchtungen geben 17 Prozent zu Protokoll – ein Anstieg von vier Prozentpunkten. Skepsis äußeren dann noch 26 Prozent – ein Plus von fünf Prozentpunkten. Unentschieden sind 8 Prozent. Das ist ungefähr das Meinungsbild des Jahres 2006 – also die Einschätzung für 2007.
Demnach kommt jetzt meine kompliziert berechnete Prognose für 2012. Das Wachstumstempo wird sich nur leicht abschwächen und erreicht 2,5 Prozent.
Meine Rede: da stimmt was nicht im Gesamtgefüge. Anbei ein Artikel, der zeigt, dass die Verbraucher ihre eigene Lage besser einschätzen als die gesamtwirtschaftliche Lage, obwohl sie wiederum Teil der Wirtschaft sind. Da kann also was nicht stimmen. Wahrscheinlich ist es tatsächlich die Düsternis der Medien, die suggereirt, dass alles schlecht ist. Und jeder einzelne freut sich diebiisch, das er aber offensichtlich nicht betroffen ist … Bildet man dann die Summe über die Verbraucher, müßte man eigentlich zu dem Schluss kommen, dass die Stimmung und damit die Wachstumschancen wesentlich besser sind. http://www.absatzwirtschaft.de/content/marketingstrategie/news/der-deutsche-verbraucher-ist-ein-schizophrenes-wesen;75825
Das ist ein altbekanntes Phänomen. Noelle-Neumann nannte das “doppeltes Meinungsklima”. Wird danach gefragt, wie man allgemein die Lage beurteilt, votieren viele für eine negative Einschätzung. Wird dann nach der persönlichen Lage gefragt, kommen viel bessere Ergebnisse raus. Das erste Votum ist geprägt vom Medien-Tenor. Das zweite von der eigenen Erfahrungswelt.