
Die Deutsche-Post-Stiftung hat Forschungsinstitute wie das IZA finanziert. Nun hat es weniger Geld übrig. Der renommierte und international sehr geschätzte Ökonom Simon Jäger verlässt das IZA, Armin Falk übernimmt. In der Pressemitteilung des IZA steht:
“Die Deutsche Post Stiftung, Alleingesellschafterin des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn, befindet sich in einer Phase des Wandels und hat entschieden, ihre Forschungsinstitute neu zu ordnen. Dies bringt sowohl eine Änderung in der strategischen Ausrichtung des IZA und des briq Institute on Behavior & Inequality als auch Anpassungen in der Finanzierung und Förderung beider Institute mit sich. Als Teil dieser Veränderung wird das briq Institute in das IZA eingegliedert und der Berliner Standort des IZA aufgelöst. Aufgrund dieser Entwicklung hat der derzeitige Geschäftsführer des IZA, Prof. Dr. Simon Jäger, in bestem Einvernehmen mit der Deutsche Post Stiftung entschieden, seine Geschäftsführertätigkeit am IZA zum 31. Dezember 2023 zu beenden. Das IZA und die Deutsche Post Stiftung bedauern diesen Schritt und möchten sich bei Prof. Dr. Simon Jäger für seine herausragende Arbeit und sein erfolgreiches Wirken zur Weiterentwicklung des IZA bedanken. Zum 1. Januar 2024 wird Prof. Dr. Armin Falk, der derzeitige Geschäftsführer des briq Institute, die Nachfolge von Prof. Dr. Simon Jäger antreten.” Und das stößt auf wenig Gegenliebe.
In einem offenen Brief an Klaus Zumwinkel, dem Präsidenten der Post-Stiftung, dem Kuratorium und dem Rektorat der Uni Bonn reagieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Ankündigung der Berufung von Professor Armin Falk an die Spitze des IZA mit Wirkung zum 1. Januar 2024:
“Wir möchten unsere tiefe Bestürzung über diese Entscheidung zum Ausdruck bringen und Sie von unserer Absicht in Kenntnis setzen, zum 1. Januar 2024 aus dem IZA auszutreten, sofern nicht ein anderer IZA-Leiter ernannt wird.”
Es folgen Vorwürfe von Fehlverhalten und Machtmissbrauch, die ich selbst zur Zeit nicht überprüfen kann. Ihr könnt das selbst nachlesen. Im offenen Brief heißt es weiter:
“Die vielfältige Gemeinschaft der Arbeitsökonomen und der Berufsstand der Wirtschaftswissenschaftler im weiteren Sinne haben in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen und Ressourcen investiert, um ein integratives und unterstützendes Umfeld zu schaffen. Professor Falks Reaktion hat ihn das Vertrauen und die Wertschätzung seiner Kollegen gekostet und sollte ihn von einer Position der Macht und des Vertrauens disqualifizieren. Die Ernennung von Professor Falk an die Spitze des IZA ist ein gefühlloses, rückwärtsgewandtes Signal an den Berufsstand. Der Wert von IZA liegt in seinem Netzwerk von Menschen, und die Ernennung von Professor Falk wird dieses Netzwerk auflösen. IZA verfügt über ein einzigartiges Netzwerk mit beachtlichen und bewundernswerten Leistungen. Die IZA-Mitglieder und Stipendiaten sind zu Recht stolz darauf, zu IZA zu gehören. Einige von uns sind bereits seit mehreren Jahrzehnten Mitglied bei IZA. Die Berufung von Professor Falk an die Spitze von IZA wäre ein großer Schaden für die Institution, demoralisierend für die vielen Mitglieder und ein demütigender Rückschritt für den Berufsstand der Wirtschaftswissenschaftler. Sie wird auch dazu führen, dass wir unsere IZA-Stipendien und Mitgliedschaften mit Wirkung vom 1. Januar 2024 aufkündigen werden. Wir fordern Sie gemeinsam auf, Ihre Entscheidung zu überdenken.” Ding-Dong. So etwas habe ich noch nicht erlebt.
Über 435 Ökonomen haben diesen Brief unterzeichnet. Ob das IZA-Bonn weitermachen kann? Wie wird wohl die Post-Stiftung reagieren?
Eine offizielle Stellungnahme des Briq-Instituts zu den Vorwürfen des offenen Briefes liegt bislang nicht vor. Hatte Rücksprache mit dem Sprecher Mark Fallak. Bin in der Warteschleife für eine Rückmeldung.