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Die stillen Stars der Digitalisierung im Mittelstand #DigitalX #NextTalk

Die Digitalisierung sei der Schlüssel zur Resilienz in der Corona-Krise, sagte Mario Ohoven, Präsident des Bundesverband mittelständische Wirtschaft BVMW, auf der Digital X-Konferenz, die von der Telekom komplett virtuell veranstaltet wurde. Die Digitalisierungs-Zauderer und -Verweigerer werden die Corona-Krise nicht überleben, prophezeit der Verbandschef. Das deckt sich mit der Studie über „Digitale Vorreiter im Mittelstand“. 

Allen Unternehmen, die der digitalen Reifegradanalyse nach zu den digitalen Vorreitern gehören, ist eines gemeinsam: Die jeweiligen Top-Entscheider haben die digitale Transformation als Kulturprojekt verstanden. Bessere Kommunikation und eine höhere Transparenz, auch den eigenen Mitarbeitern gegenüber, wurden von diesen Mittelständlern als Erfolgsfaktoren erkannt. Auch auf der Technologie-Ebene werden signifikante Investitionen getätigt: Im Durchschnitt wurden 33 Prozent des Investitionsbudgets für digitale Plattformen und cloudbasierte Software aufgewendet. Online-Portale, datenbasierte Prozessanalysen und Software-Bots, die Routineaufgaben erledigen, gehören aktuell zu den Top Tech-Themen der digitalen Vorreiter aus dem Mittelstand“, schreiben die Studienautoren.

Die Top 3 Werttreiber der befragten digitalen Vorreiter aus dem Mittelstand seien erstens digitaler Verkauf und zweitens Umsätze durch neue digitalen Produkte und Services. „Als dritter Werttreiber spielt die Effizienzsteigerung und die damit einhergehende Kostensenkung durch die Neugestaltung von Lieferketten eine wichtige Rolle“, heißt es in der Mittelstandsstudie. 

Als vierten Punkt sehe ich die stille digitale Veredelung von Produkten, die vom Mittelstand entwickelt und angeboten werden. Von Maschinen bis Werkzeugen – etwa im 3D-Druck. Das wird zwar nicht marktschreierisch an die große Glocke gehängt, stärkt aber die Zukunftsfähigkeit vieler Betriebe im KMU-Marktsegment. Dazu hat sich Katharina Röhrig von GFOS im #NextTalk ausführlich geäußert.

Die höchsten Wachstumsraten werden in den kommenden fünf Jahren mit 13 Prozent bei digitalen Produkte und Services erwartet, da hier der Erfolgsnachweis am Markt vielfach schon erbracht sei, prognostizieren die Analysten der Mittelstandsstudie. So habe die Haufe-Gruppe einen konsequenten Ansatz gewählt und das ursprüngliche Verlagshaus zu einem Software-Unternehmen umgebaut. 90 Prozent des Umsatzes kommen mittlerweile über digitale Angebote. 

„Strategisches Innovationsmanagement ist einer der entscheidenen Erfolgsfaktoren, wenn digitale Wachstumsinitiativen wirklich greifen sollen. Das „3-Horizonte-Modell“ von McKinsey (2000) bietet Unternehmen eine Hilfestellung, um Innovationen einzuordnen und besser zu priorisieren. In dem Framework werden die unterschiedlichen Ideen und Maßnahmen für die strategische Entwicklung von Innovationen einem von insgesamt drei Horizonten zugeordnet. Unternehmen, die langfristig wachsen möchten, müssen alle drei Horizonte abdecken. Wir haben gefragt: Wie verteilen sich die Investitionen in die drei Zeithorizonte und welche Digitalisierungsmaßnahmen stehen kurz-, mittel- und langfristig im Fokus?“

In Zeithorizont 1 gehe es um Digitalisierungsmaßnahmen, die das bestehende Geschäft verteidigen, erweitern und die Profitabilität erhöhen. Die von uns befragten Unternehmen legen mit durchschnittlich 54 Prozent ihrer Investitionen einen klaren Fokus auf Maßnahmen, die in den nächsten zwölf Monaten wirksam werden. Top Prioritäten seien erstens die digitale Vermarktung mit Fokus auf eCommerce-, Kunden-, Buchungsportale. Zweitens digitale Marktplätze wie bei Sportscheck und drittens Prozessoptimierung wie bei Dräxlmeier.

In Zeithorizont 2 gehe es um strategische Wachstumsinitiativen, um neue Produkt und Kundenmärkte zu erschließen. „Das Geschäftsmodell digital weiterentwickeln“ steht mit durchschnittlich 30 Prozent im Fokus der meisten strategischen Wachstumsinitiativen, die innerhalb der nächsten zwölf bis 36 Monate ihre Wirkung entfalten sollen. Das deckt sich mit den Analysen von GFOS.

Top Prioritäten seien digitale Services, um neue Marktsegmente anzugehen, die sich ohne Digitalisierung nicht lohnen würden. Beispiele dafür sind der Mittelstandsmarkt bei Kreditversicherungen, das „intelligente Fotobuch“ bei CEWE oder Continuous Auditing mit Portallösungen bei Rödl & Partner.

In Zeithorizont 3 gehe es darum, neue Geschäftsfelder zu entdecken und das Unternehmen langfristig zukunftssicher zu machen. Immerhin 16 Prozent ihrer Mittel investieren die befragten Unternehmen in langfristig wirksame Innovationen. Meist geht es um Innovation Scouting, “das aus der Unternehmensentwicklung getrieben wird” und auf die großen Trends schaut, wie etwa bei Witte oder Messe Köln. Andere Unternehmen investieren in Think Tanks, die über Kundenszenarien nachdenken wie Haufe oder das Handelsblatt mit dem Kompetenz Zentrum KI.

Disruption sei dabei nicht immer die erste Wahl. „Digitale Vorreiter nutzen die eigenen Stärken im Kerngeschäft, um die Unternehmung mit smarten Services zukunftssicher zu machen“, resümiert Studienautor Bernhard Steimel von mind business. 

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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