Paradoxe Interventionen gegen rechte Bot-Armeen

Die massenmedialen Gatekeeper werden durch die Zersplitterung der Netzöffentlichkeit vom Thron gestoßen. Ihre Deutungshoheit zerbröselt mit den Möglichkeiten des Internets, eigene Öffentlichkeiten zu erzeugen. Dieses Machtvakuum haben vor allem reaktionäre, nationalistische und autoritäre Kräfte entdeckt, das schrieb ich in einem Beitrag für das prmagazin vor sechs Jahren. Geändert hat sich nicht viel, wenn man sich die Hoheit von AfD & Co. auf Tiktok, TwitterX, Facebook und Instagram anschaut.

„Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los“, heißt es in Goethes Zauberlehrling“. Ähnlich ratlos reagieren die so genannten Medienprofis, Social-Media-Gurus, Hacker und die wichtigsten Protagonisten der Netzszene auf die veränderte Gemengelage neuer Öffentlichkeiten. In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland dominierte eine eher linke, kritische Öffentlichkeit, angefangen bei der Gruppe 47 über die APO-Bewegung bis hin zur Friedens- und Ökologieszene. „Sich gegen eine rechte Öffentlichkeit zu positionieren, stand gar nicht zur Debatte“, so Stephan Porombka, Professor für Texttheorie und Textgestaltung an der Berliner Universität der Künste.

Die Medien seien dazu da, die Macht zu beobachten, zu kritisieren, einen öffentlichen Diskurs aufzubauen, möglichst viele Stimmen zu beteiligen und damit das politische Geschäft durch Beobachtung zu beflügeln. „Jetzt hat sich das völlig geändert. Wir erleben das erste Mal das Phänomen einer rechten Öffentlichkeit, und die hat zu tun mit den niedrigen Eingangsschwellen des Social Webs“, erläutert Porombka. „Jetzt gibt es die Möglichkeit, in öffentliche Diskurse einzusteigen und mit kleinsten Beiträgen den größten Effekt zu erzielen und Streit vom Zaun zu brechen.“

Eine plurale und offene Gesellschaft bietet die Werkzeuge, um geschlossene, autokratische und nationalistische Verhältnisse hervorzubringen. Es gehen nach Auffassung von Porombka eine Menge Utopien den Bach runter oder werden gar von rechten Bewegungen okkupiert. Begriffe und Ideen werden von rechts besetzt, um kulturelle Hegemonie zu erlangen. „Im politischen Diskurs müssen wir diese Begriffe wieder feiner schleifen und auf ihre Potenziale überprüfen. Wir dürfen sie nicht als folgenlose Buzzwords benutzen, sondern müssen sie inhaltlich neu justieren“, fordert der UdK-Wissenschaftler. Wie kann man verhindern, dass man zum Lautsprecher von rückwärtsgewandten Kräften degradiert wird?

Folgt man dem US-amerikanischen Philosophen Paul Boghossian, hat der konstruktivistische Relativismus den populistischen Trittbrettfahrern die Erlangung der Diskurshoheit erleichtert. Die Protagonisten dieser Denkschule, die sich in fast allen Wissenschaftsdisziplinen und in Medien ausbreitet, werden mit ihren eigenen Waffen geschlagen. „Aus dem Werkzeug der Befreiung wurde ein Werkzeug der ‚Alt Right‘“, sagte Boghossian im Interview mit der Zeitschrift Hohe Luft, die es ja leider nicht mehr gibt.

Der Relativismus, so der Philosoph, besage, dass jede Überzeugung gleich richtig und wichtig sei. Aber man müsse doch fragen, ob man erwiesenermaßen falschen Überzeugungen wie dem Kreationismus wirklich Sendezeit geben sollte. „Mich persönlich berührt das, wenn es um den Völkermord an den Armeniern geht, weil meine Familie ihn überlebt hat. Aber die Türkei bestreitet ihn. Und obwohl die Beweise erdrückend sind, heißt es im Fernsehen ‚einerseits, andererseits‘“, so Boghossian. Man könnte es auch unter die ironische Überschrift stellen: „Gesellschaft, die alle Wahrheit für relativ erklärt hat, ist plötzlich besorgt über Fake News“.

Man müsse sich stärker an den Fakten ausrichten und um das Richtige und Falsche hart ringen, fordert Boghossian. Es gebe Tatsachen, an denen sich jeder messen lassen muss. Gerade das sei die Essenz des Pluralismus. Die liberale Gesellschaft solle sich selbstbewusst den Autoritären entgegenstellen. Aber dabei nicht in Schönheit sterben. Wenn die Neue Rechte irreguläre Kampfmaßnahmen auf Tiktok und Co. über Bots inflaitonär zur Systemzersetzung an den Tag legt, kann nicht mit Broschüren, Seminaren, Bildungsreisen, Infostände und verbilligte politische Bücher reagieren.

Da ist mehr Hacker-Phantasie gefragt – so eine Art Grundgesetz-Verfassungspatriotismus. Helfen könnten paradoxe Interventionen: Rechte Bots entlarven, so dass ihre automatisierten virtuellen Fake-News-Armeen ins Leere laufen. Auf Tiktok könnte man Rechte und Islamisten mit Daten zu scheißen, so dass ihre Netzwerk-Wirkung in sich zusammenbricht. Mein eigenes Verhalten kann dafür sorgen, dass das System durch die Aufdeckung der dahinter stehenden Logik nicht mehr funktioniert

Wo Worte und Gedanken die Realität formen: Überlegungen zur Identität

Tageslosung: Wo Worte und Gedanken die Realität formen. Es geht um einen meiner Lieblingsphilosophen: Michel Serres und seine kleine Chroniken: „Sonntagsgespräche“, die er gemeinsam mit Michel Polacco geführt hat. Der dazu veröffentlichte Merve-Band ist eine Sammlung von siebenminütigen Gesprächen, die wöchentlich im Radiosender France Info ausgestrahlt wurden. Jedes Gespräch drehte sich um ein zentrales Thema. Besonders inspirierend fand ich die Ausführungen zur Identität. Die Verwechslung von Identität und Zugehörigkeit ist ein weit verbreiteter Fehler. Kulturelle oder sexuelle Identitäten sagen nichts über das Individuum aus, sie weisen lediglich auf eine Zugehörigkeit hin. Auch die regionale Identität macht nicht mehr Sinn. Identität bedeutet einfach: Ich bin ich. Alles andere sind Zugehörigkeiten.

„Aber wie definiere ich mich, wenn ich mich nicht auf meine Zugehörigkeiten stütze? Die Antwort ist einfach: Die Polizei kann mich durch die Überprüfung von Überschneidungen meiner Zugehörigkeiten finden. Ich gehöre zu vielen Gruppen: Studierende, ehemalige Rugby-Spieler, Bergsteiger, Freunde von France Info, Coca-Cola-Trinker, Engelssprecher und so weiter“, so Serres.

Doch die Verwechslung von Identität und Zugehörigkeit ist mehr als nur ein logischer Fehler. Es ist ein politischer Fehler, vielleicht sogar ein politisches Verbrechen. Rassismus entsteht genau aus dieser Verwechslung. Wenn man Menschen auf Hautfarbe, Religion oder Herkunft reduziert, entsteht Verfolgung. Anstatt zu erkennen, dass jemand ein Individuum ist, reduziert man ihn auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Und diese Gruppe kann dann verfolgt werden.

Wie können wir diesen Fehler vermeiden? Indem wir den Ausdruck „Zugehörigkeit“ verwenden. Würde das vor Rassismus schützen? Ja, denn oft führen sprachliche Unklarheiten zu abscheulichen sozialen und politischen Verhaltensweisen. Wenn wir das Wort „Identität“ ausschließlich auf Individuen beziehen, würden wir zweifellos dazu gelangen, diese zu respektieren.

Siehe auch meine Netzpiloten-Kolumne über die Ausgrenzungsideologen.

Künstliche Intelligenz in Bonn: Ein Diskurs über Identität und Interaktion

In der historischen Kulisse des Bonner Arndt-Hauses fand eine Paneldiskussion statt zum Thema: „In der Ära der künstlichen Intelligenz: Wer sind wir wirklich und wie interagieren wir mit KI?“. Moderiert von Melanie Hahn vereinte das Event Experten aus Kunst, Ethik, Bildung und städtischer Verwaltung.

Vielfältige Perspektiven auf KI

Chris W., Künstler und Professor für Kommunikationsdesign, eröffnete die Diskussion mit Einblicken in seine Arbeit mit der KI „Preti O´Sum“. Seine Kunstwerke, die aus dieser Zusammenarbeit entstehen, illustrieren die Verschmelzung von menschlicher Kreativität und maschineller Präzision. „KI eröffnet uns völlig neue künstlerische Ausdrucksformen und zwingt uns dazu, die Rolle des Künstlers in einer zunehmend digitalisierten Welt neu zu denken“, erklärte er.

Rund 250 Livezuschauer allein auf TwitterX.

KI als Medium und Muse

In seiner künstlerischen Praxis nutzt Chris W. KI nicht nur als Werkzeug, sondern auch als integralen Bestandteil des kreativen Prozesses. Er arbeitet mit fortschrittlichen Algorithmen, die es ihm ermöglichen, Werke zu schaffen, die ohne diese Technologie nicht denkbar wären. Diese Werke umfassen digitale Malerei, interaktive Installationen und multimediale Performances, die oft in Echtzeit auf die Interaktionen der Betrachter reagieren.

Ein markantes Beispiel seiner Arbeit ist die Zusammenarbeit mit der KI „Preti O´Sum“, die dazu dient, komplexe visuelle Narrationen zu erstellen, die auf umfangreichen Datenanalysen basieren. Diese Projekte erforschen Themen wie menschliche Emotionen, gesellschaftliche Trends und Umweltveränderungen, wobei die KI Muster erkennt und interpretiert, die für das menschliche Auge nicht offensichtlich sind.

Philosophische und ethische Dimensionen

Chris W. betrachtet KI nicht nur als Mittel zur Erzeugung von Kunst, sondern auch als eine Möglichkeit, philosophische Fragen über Authentizität, Kreativität und die Natur des menschlichen Ausdrucks zu stellen. In seinen Vorlesungen und öffentlichen Vorträgen diskutiert er oft die ethischen Implikationen des Einsatzes von KI in der Kunst, insbesondere in Bezug auf Autorenschaft und Originalität. Er fordert sowohl Künstler als auch Publikum heraus, ihre Vorstellungen von Kunst neu zu überdenken und die Möglichkeiten und Grenzen der Technologie zu erkunden.

Dr. Julia Maria Mönig, Leiterin des philosophischen Teilprojekts im KI.NRW-Flagship-Projekt Zertifizierte KI am Center for Science and Thought der Universität Bonn.  betonte die ethischen Herausforderungen im Umgang mit KI. Sie plädierte dafür, menschliche Interessen im Zentrum aller technologischen Entwicklungen zu halten. „Wir müssen ethische Standards entwickeln, die den Einsatz von KI in einer Weise steuern, die die Menschlichkeit bewahrt und fördert“, so Mönig.

Kernthemen der Forschung: Zertifizierung und Menschenbild

Dr. Mönig ist aktuell in einem Forschungsprojekt involviert, das sich mit der Zertifizierung ethischer Fragen der KI beschäftigt. „Wir beschäftigen uns mit der Möglichkeit, ethische Standards zu setzen, die in die Technologie eingeschrieben werden können. Es geht darum, bestimmte Werte zu definieren, die wir in die Technologie implementieren wollen“, erklärt Dr. Mönig. Dies ist besonders relevant im Kontext der EU-KI-Verordnung, die Normen für die Entwicklung und Anwendung von KI-Systemen festlegt.

Menschenzentrierte KI: Was bedeutet das eigentlich?

Ein zentraler Aspekt ihrer Forschung ist die Definition dessen, was „menschenzentrierte“ KI wirklich bedeutet. „Der Begriff ‚human-centered‘ wird oft verwendet, doch es bleibt unklar, von welchen Menschen wir sprechen, wenn wir diesen Begriff nutzen“, führt Dr. Mönig aus. Sie betont die Wichtigkeit, ein klares Menschenbild zu entwickeln, das als Grundlage für die Einbettung von Werten in die Technologie dient. „Technologieentwicklung ist nie neutral“, fügt sie hinzu und unterstreicht die Bedeutung ethischer Überlegungen in diesem Prozess.

Philosophische Traditionen und die Rolle des Menschen

In ihrer täglichen Arbeit analysiert Dr. Mönig philosophische Texte und schreibt darüber, wie historische Konzepte des Menschseins auf aktuelle Technologiediskussionen angewendet werden können. „Die Frage, was den Menschen ausmacht und was uns von Tieren oder göttlichen Wesen unterscheidet, wird nun in den Kontext der Technologie gestellt. Wie unterscheiden wir uns von der KI und können bestimmte menschliche Aufgaben durch Technologie ersetzt werden?“, fragt Dr. Mönig. Diese historisch verankerten Fragen sind zentral für das Verständnis und die Gestaltung der Beziehung zwischen Mensch und Maschine.

Ethische Leitlinien in der Technologieentwicklung

Dr. Mönig hat in der Vergangenheit an der Entwicklung von ethischen Leitlinien für Technologien gearbeitet, insbesondere im Bereich des autonomen Fahrens. „Es geht darum, dass Entwickler reflektieren, was sie tun. Wir müssen als Gesellschaft diskutieren, welche Ziele wir mit Technologie erreichen wollen und welche Werte uns wichtig sind“, erklärt sie. Ein wichtiger Wert ist dabei die Autonomie des Menschen, ein Konzept, das in der technologischen Anwendung herausfordernd umzusetzen ist.

Herausforderungen und Chancen

Dr. Mönig weist darauf hin, dass KI-Systeme oft unbewusst Vorurteile und Diskriminierungen aus der realen Welt in die digitale Welt übertragen, da sie mit existierenden Daten gefüttert werden. „Es ist eine unserer großen Herausforderungen, Gerechtigkeit und Fairness in der Entwicklung von KI-Systemen zu gewährleisten“, betont sie.

Friedrich Fuß, Chief Digital Officer der Stadt Bonn, hob die positiven Auswirkungen von KI auf die städtische Verwaltung hervor. Er skizzierte, wie intelligente Systeme dabei helfen, städtische Dienstleistungen effizienter zu gestalten: „KI kann dazu beitragen, unsere Verwaltung schneller, transparenter und bürgernäher zu machen.“ Es gehe vor allem darum, die Verwaltung von einer papierbasierten Welt in eine digitale Ära zu führen. Das wäre so schön….

KI-Anwendungen in der Bonner Stadtverwaltung

Eines der Schlüsselprojekte ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Automatisierung routinemäßiger Verwaltungsprozesse. Ein Beispiel hierfür ist das Einlesen und Verarbeiten von Einzugsermächtigungen. Fuß erklärt, dass durch den Einsatz spezieller KI-Software das manuelle Einlesen dieser Dokumente, die häufig handschriftlich verfasst sind, ersetzt wird. Dies trägt zur Beschleunigung des Prozesses bei und reduziert Fehlerquellen, die bei der manuellen Datenübertragung entstehen können.

Vorteile und Herausforderungen

Die Vorteile dieser digitalen Transformation sind vielfältig. Laut Fuß erleben die Bürger eine spürbare Beschleunigung administrativer Prozesse. Was früher Tage oder Wochen dauerte, kann jetzt in Stunden oder sogar Minuten abgeschlossen werden. Darüber hinaus führt die Automatisierung von repetitiven Aufgaben zu einer Entlastung der Mitarbeiter, die sich nun komplexeren und bürgernäheren Aufgaben widmen können.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Akzeptanz und das Vertrauen in die neue Technologie. Fuß unterstrich die Bedeutung von Transparenz und Bildung, um Bedenken in der Bevölkerung zu adressieren. Er erklärt, dass es entscheidend ist, die Bürger über die Vorteile und den sicheren Umgang mit KI zu informieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass die eingesetzten Systeme ethischen Standards entsprechen.

Zukünftige Pläne und Strategien

Für die Zukunft plant Bonn, die Nutzung von KI weiter auszubauen. Friedrich Fuß erwähnt, dass die Stadt daran interessiert ist, KI-basierte Lösungen in weiteren Bereichen, wie dem städtischen Verkehrswesen und der Gesundheitsverwaltung, zu erforschen.

Christian M. Stracke von der Universität Bonn teilte seine Einsichten über die transformative Kraft der KI in der Bildung. „KI sollte als ein Werkzeug betrachtet werden, das nicht nur das Lernen individualisiert, sondern auch Lehrmethoden revolutioniert“, erklärte Stracke.

Seine Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung und Implementierung innovativer Lehr- und Lernstrategien, die durch moderne Technologien ermöglicht werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Nutzung von Cloud-basierten Kollaborationswerkzeugen und der Virtualisierung von Lernumgebungen, um Bildungszugänge weltweit zu verbessern und zu demokratisieren.

Erfahrungen in den Niederlanden

Ein prägender Teil seiner beruflichen Laufbahn waren die Erfahrungen, die Stracke während seiner Zeit in den Niederlanden sammeln konnte. Dort war er an mehreren Projekten beteiligt, die sich auf die Integration von KI-Systemen in Bildungsumgebungen konzentrierten. Die Niederlande sind bekannt für ihre fortschrittliche und innovative Herangehensweise an Bildungstechnologien, und Stracke konnte diese dynamische und experimentierfreudige Atmosphäre nutzen, um tiefere Einblicke in die praktische Anwendung von KI im Bildungsbereich zu gewinnen.

Schwerpunkte und Projekte

In seiner aktuellen Rolle an der Universität Bonn beschäftigt sich Stracke mit der Herausforderung, wie virtuelle Kollaborationsumgebungen effektiv für das Lernen genutzt werden können. Dabei untersucht er insbesondere, wie solche Technologien die Interaktion und Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden verbessern können, um den Bildungserfolg zu steigern. Sein Ansatz ist dabei stark von den Erkenntnissen geprägt, die er in den Niederlanden gewonnen hat, wo große Wert auf die Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit von Bildungstechnologien gelegt wird.

Ein zentrales Projekt, an dem Stracke arbeitet, ist die Entwicklung einer universitätsübergreifenden Plattform für virtuelle Zusammenarbeit. Diese Plattform soll nicht nur die Lehr- und Lernprozesse an der Universität Bonn unterstützen, sondern auch die Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen weltweit erleichtern. Der Fokus liegt auf der Schaffung einer nahtlosen, skalierbaren und sicheren Umgebung, die es ermöglicht, Ressourcen effizient zu teilen und gemeinsame Forschungs- und Lehrprojekte durchzuführen.

Ausblick und Vision

Stracke sieht großes Potenzial in der weiteren Verzahnung von KI-Technologien und virtueller Kollaboration. Sein langfristiges Ziel ist es, ein Netzwerk von Lernumgebungen zu schaffen, in denen Studierende und Lehrende unabhängig von ihrem geografischen Standort interagieren und voneinander lernen können. Die Erfahrungen aus den Niederlanden dienen dabei als wertvolle Blaupause für die Gestaltung dieser neuen Bildungslandschaft.

Publikumsinteraktion und breiterer Diskurs

Die lebhafte Diskussion mit dem Publikum beleuchtete die allgegenwärtige Natur der KI in unserem Alltag. Fragen bezogen sich auf technische Aspekte der KI, aber auch auf soziale Implikationen, wie die Möglichkeit der sozialen Spaltung durch Technologie.

Schlussfolgerungen und Ausblick

Die Paneldiskussion im Arndt-Haus machte deutlich, dass die Auseinandersetzung mit KI nicht nur eine technische oder wirtschaftliche Herausforderung ist, sondern auch eine tiefgreifende kulturelle und philosophische Dimension hat. Die Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes wurde von allen Panelteilnehmern artikuliert, ebenso die Bedeutung von Bildung und öffentlichem Bewusstsein, um die Chancen und Risiken dieser Technologien zu navigieren.

Ethische Überlegungen sollten integraler Bestandteil der Entwicklung und Anwendung von KI sein müssen, um eine Zukunft zu gestalten, die sowohl technologischen Fortschritt als auch menschliche Werte integriert.

Fortsetzung dieser politischen, technologischen und wissenschaftlichen Diskussion folgt, so viel darf ich schon verraten 🙂

Exkurs zur Ethik der Künstlichen Intelligenz

Beginnen wir mit einer grundlegenden Frage: Wie können wir ethische Standards in die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) integrieren? In einem Forschungsprojekt wird untersucht, welche ethischen Werte in die Technologie implementiert werden können und sollten. Besonders interessant ist die Idee, dass KI menschenzentriert sein sollte. Doch was bedeutet „menschenzentriert“ eigentlich? Diese Frage wirft ein philosophisches Licht auf die Debatte.

Die Geschichte der Menschheit ist geprägt von der Frage nach dem Wesen des Menschen. Was unterscheidet uns von Tieren oder göttlichen Wesen? In der aktuellen Diskussion um menschenzentrierte KI geht es darum, wie wir uns von Technologie abgrenzen und welche Werte wir in sie einbetten wollen. Ein zentraler Wert ist die Autonomie des Menschen, aber auch Fairness und Gerechtigkeit spielen eine wichtige Rolle. Die Herausforderung besteht darin, diese Werte in die Technologie zu integrieren, ohne bestehende Ungleichheiten zu verstärken.

Die Entwicklung von KI birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Ängste vor Arbeitsplatzverlust, Fehlinformationen und die Überlegenheit von KI über den Menschen sind real. Doch Bildung und Wissen können Ängste abbauen und helfen, die Technologie verantwortungsbewusst zu nutzen. Es ist entscheidend, dass wir uns bewusst sind, dass KI nie neutral ist und dass wir aktiv gestalten müssen, wie wir mit ihr umgehen.

Um ethische Fragen im Umgang mit KI zu adressieren, sind klare Richtlinien und Gesetze erforderlich. Die Europäische Union arbeitet an einer KI-Verordnung, die ethische Grundsätze festlegt. Bildung und Aufklärung sind ebenfalls entscheidend, um die Bevölkerung für den Umgang mit KI zu sensibilisieren. Ein deutschsprachiges Netzwerk von KI-Experten bietet Schulungen und Handreichungen an, um das Verständnis für KI zu fördern.

Die Verbreitung von Fake News und die Manipulation von Informationen durch KI stellen eine ernste Bedrohung für die Demokratie dar. Es wird immer schwieriger, zwischen Wahrheit und Fälschung zu unterscheiden. Bildung und kritisches Denken sind entscheidend, um Fehlinformationen zu erkennen und zu bekämpfen. Die Auseinandersetzung mit KI und ihren Auswirkungen ist unumgänglich, um die Chancen zu nutzen und die Risiken zu minimieren.

Insgesamt zeigt sich, dass die ethische Dimension der KI-Entwicklung von zentraler Bedeutung ist. Es liegt an uns, wie wir mit dieser Technologie umgehen und welche Werte wir in sie einbetten. Durch Bildung, Aufklärung und klare Richtlinien können wir die Chancen von KI nutzen und gleichzeitig die Risiken minimieren. Es ist an der Zeit, eine verantwortungsbewusste und ethisch reflektierte Herangehensweise an die KI-Entwicklung zu fördern, um eine positive Zukunft zu gestalten.

Siehe auch: Ausstellung „Identity & Transformation. Preti & Me“ im Bonner Ernst-Moritz-Arndt-Haus: KI, Max Bense und die Ursprünge der Computer-Kunst

Zukunft Personal Recap: Führungsinnovation und Nachhaltigkeit im Fokus der Frühjahrsmessen #ZPSüd #ZPNord

Läuft den ganzen Tag über den YouTube-Kanal der Zukunft Personal.

Agenda für den 14. Mai

09:00 Uhr
Digital Leadership: Die Evolution der Führungskultur durch KI-Integration
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09:30 Uhr
HR als Wegbereiter: Nachhaltigkeitsziele erfolgreich im Unternehmen verankern
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10:00 Uhr
Die Menschlichkeit in der Führung: Eine Reflexion über KI, ESG-Reporting und die Rolle von HR
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10:30 Uhr
KI in der Praxis: Über Akzeptanz, Nutzung und gemeinsamen Erfahrungsaustausch bei SAP
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11:00 Uhr
Die Kunst des Menschenlesens: Wie Profiling im Personalmanagement die Teamführung verbessert
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11:30 Uhr
Die Kunst der Agilität: Integrale Organisationsentwicklung als nächster Schritt für eure Organisation
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12:00 Uhr
Homeoffice: Die Zukunft der Arbeit oder ein Mittel zur Ausgrenzung?
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12:30 Uhr
Corporate Influencer: Die Triebkraft für Organisationsentwicklung und Innovation
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13:00 Uhr
Automatisiertes Headhunting: Die Zukunft des Recruiting mit Künstlicher Intelligenz
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13:30 Uhr
Fantastische Messeerlebnisse auf der Zukunft Personal Süd!
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14:00 Uhr
Gesundheit und Nachhaltigkeit dominieren die Belohnungslandschaft 2024
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14:30 Uhr
Eintauchen in Live-Audio: Erfahrungen und Potenziale auf Clubhouse und LinkedIn
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15:00 Uhr
HR Innovation Award 2024: Geheimtipps für eine erfolgreiche Bewerbung
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15:30 Uhr
Langsame Umsetzung von KI im HR: Studie zeigt Bedeutung und Herausforderungen
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16:00 Uhr
Gesundheitsmanagement als strategischer Bestandteil: Einblicke von der Zukunft Personal Nord
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16:30 Uhr
Green Leadership: Professorin Anabel Ternès fordert Umdenken in der Führung
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17:00 Uhr
Mut zur Zusammenarbeit: Anja Zerbin über die Herausforderungen und Chancen guter Teamarbeit
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17:30 Uhr
Die unerlässliche Rolle der Logistik: Uwe Berndt über Versorgungssicherheit und ihre kritische Bedeutung
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18:00 Uhr
Die Schattenseiten der New-Work-Bewegung: Professor Karlheinz Schwuchow über die Gefahren des digitalen Taylorismus und prekäre Arbeitsverhältnisse
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18:30 Uhr
Ein Plädoyer für Diversität und inklusives Recruiting
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19:00 Uhr
Work-Survive-Balance: Hans Rusinek über die Zukunft der Arbeit
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19:30 Uhr
Neurodiversität am Arbeitsplatz: Chancen und Herausforderungen
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20:00 Uhr
Diversität als Aushängeschild: Die Notwendigkeit einer inklusiven Unternehmenskultur
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20:30 Uhr
Du bist mehr als eine Zahl: Ein Plädoyer gegen Altersdiskriminierung und Stereotypen
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21:00 Uhr
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Fokus: Wie Startups die Arbeitswelt verändern
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21:30 Uhr
Podcasting: Nischen erobern den Hörsaal
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22:00 Uhr
Uwe Lübbermanns radikaler Ansatz: Demokratisierung am Arbeitsplatz
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Pareto, die Zirkulation der Eliten, Alexander Rüstow und ein frühes Zeugnis für die Idee des Sozialliberalen: Über das akademische Leben von Gottfried Eisermann – Gespräch mit seinem Sohn David Eisermann

Gottfried Eisermann, einst renommierter Soziologe an der Universität Bonn, bleibt auch Jahre nach seinem Tod eine faszinierende Persönlichkeit in der Welt der Sozialwissenschaften. In einem ausführlichen Gespräch mit seinem Sohn David Eisermann beleuchten wir das vielschichtige Erbe Eisermanns, der nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als kritischer Denker und Zeitzeuge besondere Anerkennung fand.

Frühe Einflüsse und akademische Laufbahn

David Eisermann erinnert sich an die prägenden Jahre seines Vaters: „Mein Vater war tief beeindruckt von den Werken Max Webers und Vilfredo Paretos. Besonders Paretos Theorie der Zirkulation der Eliten fand er faszinierend, da sie ein tiefes Verständnis für die Dynamik gesellschaftlicher Machtstrukturen bietet.“

Gottfried Eisermanns akademischer Werdegang war geprägt von einer tiefen Verwurzelung in der Geschichte der Soziologie. Seine Antrittsvorlesung in Bonn widmete er Joseph Schumpeter, einem Pionier der Verbindung von Wirtschaft und Gesellschaft. Dies unterstreicht sein Verständnis von Soziologie als einer Disziplin, die eng mit anderen sozialwissenschaftlichen Feldern verwoben ist.

Eisermanns Sicht auf Inflation und Wirtschaftspolitik

In den turbulenten Jahren der Nachkriegszeit in Deutschland war Eisermann besonders besorgt über die sozialen Verwerfungen durch Inflation. Er sah in der Geldentwertung nicht nur ein ökonomisches Problem, sondern ein „Sozialverbrechen“, das tiefgreifende Auswirkungen auf die Mittelschicht hatte und deren Vertrauen in den Staat nachhaltig erschüttern konnte.

Gottfried Eisermann und die Zusammenarbeit mit Alexander Rüstow

Die Verbindung zwischen Gottfried Eisermann und Alexander Rüstow illustriert eindrucksvoll die intellektuelle Verflechtung zwischen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in der deutschen Nachkriegszeit. Diese Zusammenarbeit, geprägt von einer gemeinsamen Vision für eine gesellschaftliche Ordnung, die sowohl freiheitlich als auch sozial verantwortlich ist, findet in dem von Gottfried Eisermann herausgegebenen Band „Wirtschaft und Kultursystem“ ihren Ausdruck, der Rüstow zu seinem 70. Geburtstag gewidmet wurde.

Rüstow als Mentor und Vordenker

Alexander Rüstow, bekannt als einer der Architekten der sozialen Marktwirtschaft, war eine zentrale Figur im akademischen und politischen Leben der Bundesrepublik Deutschland. Seine Theorien und Gedanken hatten großen Einfluss auf die Gestaltung der wirtschaftspolitischen Landschaft Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Rüstow, der aus dem Exil in der Türkei zurückkehrte, wo er während des Nazi-Regimes gelebt hatte, war ein vehementer Kritiker sowohl des Nationalsozialismus als auch des Kommunismus und setzte sich für eine Wirtschaftsform ein, die den Kapitalismus mit sozialer Gerechtigkeit verband.

Gottfried Eisermann, der als junger Wissenschaftler Rüstows Werke schätzte, fand in ihm nicht nur einen Mentor, sondern auch einen intellektuellen Wegbereiter. Rüstows Ansätze zur Integration von soziologischen und ökonomischen Perspektiven resonierten stark mit Eisermanns eigenen Forschungsinteressen.

Das Vorwort von Bundespräsident Theodor Heuss

Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Festschrift „Wirtschaft und Kultursystem“ ist das Vorwort von Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Heuss, selbst ein Liberaler und Zeitzeuge der politischen Umwälzungen seiner Zeit, brachte in diesem Vorwort den Begriff „Sozialliberal“ ein, den er als Leitstern für einen neuen politischen Liberalismus verstand.

In seinem Vorwort betonte Heuss die Notwendigkeit, das Liberale mit dem Sozialen zu verknüpfen. Er argumentierte, dass der Liberalismus ohne ein soziales Gewissen Gefahr laufe, seine menschliche Relevanz zu verlieren. Die Verbindung von individueller Freiheit und sozialer Verantwortung sei essentiell, um eine gerechte Gesellschaft zu schaffen. Heuss sah in der sozialen Marktwirtschaft eine Möglichkeit, diese beiden Prinzipien zu vereinen.

Bedeutung für Eisermanns Werk

Für Eisermann bot die Zusammenarbeit mit Rüstow und die Auseinandersetzung mit Heuss‘ Ideen wichtige Impulse für seine eigene akademische Arbeit. Sie erweiterten seinen Horizont hinsichtlich der Möglichkeiten, wie soziologische Forschung zur Lösung realer wirtschaftlicher und sozialer Probleme beitragen kann. Die Idee des Sozialliberalismus, wie von Heuss formuliert, fand Eingang in Eisermanns Denken und Schaffen, besonders in seiner Betrachtung der sozialen Funktionen von Wirtschaft und Kultur.

Die Festschrift und insbesondere das Vorwort von Heuss verdeutlichen somit nicht nur die zeitgenössische Relevanz von Rüstows Ideen, sondern auch deren fortwährende Bedeutung für die akademische und politische Diskussion in Deutschland. Sie zeigen, wie der intellektuelle Austausch zwischen führenden Denkern jener Zeit tiefgreifende Auswirkungen auf die Entwicklung von Theorien hatte, die bis heute das wirtschaftliche und soziale Denken in Deutschland prägen.

Nachlass und Vermächtnis

Die Pflege von Gottfried Eisermanns Nachlass und die Weitergabe seines intellektuellen Erbes sind David Eisermann ein persönliches Anliegen. Er plant die Veröffentlichung eines Readers, der sowohl biografische Skizzen als auch zentrale Texte seines Vaters umfassen soll. „Es ist mir wichtig, dass das Werk meines Vaters nicht nur in akademischen Kreisen, sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird“, betont er.

Gottfried Eisermanns Leben und Werk bieten tiefe Einblicke in die Entwicklung der Soziologie in Deutschland. Sein kritischer Geist und seine umfassende Bildung machten ihn zu einem herausragenden Vertreter seiner Zeit. Das Gespräch mit seinem Sohn David Eisermann öffnet ein Fenster zu einem Mann, der nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Mensch mit festen Überzeugungen und einem unerschütterlichen moralischen Kompass beeindruckte.

Exkurs: Vilfredo Paretos Theorie der Zirkulation der Eliten

Vilfredo Pareto, ein italienischer Soziologe und Ökonom des frühen 20. Jahrhunderts, entwickelte eine Theorie, die als „Zirkulation der Eliten“ bekannt ist. Diese Theorie ist ein zentraler Bestandteil seiner soziologischen und politischen Analysen und bietet einen Rahmen zur Erklärung von Machtwechseln innerhalb von Gesellschaften. Gottfried Eisermann, fasziniert von Paretos Werk, betrachtete diese Theorie als ein wesentliches Instrument zur Untersuchung sozialer Dynamiken und Machtstrukturen.

Grundprinzipien der Theorie

Paretos Theorie der Zirkulation der Eliten beschreibt den unaufhörlichen Austausch von Eliten innerhalb einer Gesellschaft. Die Elite, die die Macht innehat (Elite A), wird ständig von einer rivalisierenden Elite (Elite B) herausgefordert, die danach strebt, die bestehende Elite zu ersetzen und selbst die Macht zu übernehmen. Die Massen oder der Rest der Bevölkerung (Gruppe C) spielen in diesem Prozess eine passive, aber entscheidende Rolle.

  1. Elite A (Herrschende Elite): Diese Gruppe besteht aus den Individuen oder Klassen, die aktuell die politische, ökonomische und soziale Kontrolle über die Gesellschaft ausüben. Sie tendieren dazu, konservativ zu sein, um ihre Position zu bewahren und den Status quo zu schützen.
  2. Elite B (Herausfordernde Elite): Diese Gruppe umfasst jene, die aktiv danach streben, die herrschende Elite zu entmachten und selbst an die Spitze der Machtstruktur zu gelangen. Sie neigen dazu, reformistisch oder revolutionär zu sein, um Veränderungen herbeizuführen, die es ihnen ermöglichen, die bestehenden Machtinhaber zu ersetzen.
  3. Gruppe C (Die Massen): Die breite Bevölkerung, die keine direkte Macht ausübt, ist entscheidend für den Erfolg von Elite B. Sie dient oft als Unterstützungsbasis im Kampf gegen Elite A, besonders wenn Elite B es schafft, die Massen für ihre Sache zu mobilisieren.

Dynamik und Implikationen

Pareto argumentiert, dass dieser Austausch von Eliten ein natürlicher und unvermeidlicher Prozess ist, der sich aus der Ungleichheit der Menschen in Bezug auf Talente, Fähigkeiten und Ambitionen ergibt. Diese Theorie betont die Fluidität sozialer Hierarchien und die Vorläufigkeit von Macht. Sie impliziert auch, dass gesellschaftlicher Wandel oft weniger durch die Veränderung der Bedingungen der Massen als durch den Wettbewerb zwischen den Eliten geprägt ist.

Für Eisermann war die Attraktivität von Paretos Theorie in ihrer Anwendung auf die Analyse postkriegsdeutscher sozialer und politischer Strukturen begründet. Insbesondere sah er Parallelen in der Art und Weise, wie politische Eliten in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR versuchten, ihre Macht zu festigen, während sie gleichzeitig von neuen sozialen Bewegungen herausgefordert wurden.

Aktuelle Relevanz

Die Theorie der Zirkulation der Eliten bleibt relevant, da sie ein kritisches Verständnis dafür bietet, wie Macht in modernen Demokratien zirkuliert, oft unabhängig von den Wünschen der Massen. In einer Zeit, in der politische Unruhen und der Aufstieg populistischer Bewegungen weltweit zugenommen haben, bietet Paretos Analyse Einsichten in die möglichen Trajektorien und Transformationen politischer Macht.

Diese theoretische Perspektive unterstützt ein tiefes Verständnis für die Komplexität politischer Machtstrukturen und sozialer Dynamiken, das sowohl historisch informiert als auch in der Gegenwart anwendbar ist. Gottfried Eisermanns Beschäftigung mit Pareto zeigt, wie historische Theorien weiterhin Licht auf gegenwärtige soziale und politische Herausforderungen werfen können.

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Alonso’s Taktik übertragen: In-Game-Coaching als neues Paradigma in Bildung und Führung – Roundtable am Montag, den 13. Mai, um 12 Uhr – Mitmachen bei der Diskussion

Hier schon mal das Thesenpapier für den Livetalk via Zoom. Details folgen.

Einleitung:

Die Integration von dynamischen Coaching-Methoden in die Unternehmensführung bietet innovative Wege, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts effektiv zu begegnen. Diese Ansätze ziehen wertvolle Parallelen aus der Welt des Sports und digitalen Spielen, insbesondere aus der Praxis von Trainern wie Xabi Alonso im Fußball und In-Game-Coaching in E-Sports wie League of Legends.

1. Xabi Alonsos Trainingsprinzip:

Xabi Alonso, bekannt für seine präzise Spielweise und strategisches Denken auf dem Fußballfeld, überträgt diese Fähigkeiten in seine Trainingsmethoden. Alonso betont die Bedeutung von Mikro-Details und deren Auswirkungen auf das Gesamtspiel. Er sagt: „Es sind die kleinen Dinge, die oft über Sieg oder Niederlage entscheiden. Mein Ziel ist es, Spielern zu helfen, diese Feinheiten zu verstehen und ihre Instinkte entsprechend zu schärfen.“ Dieses Prinzip ist auf das Management übertragbar, wo kleine Änderungen in der Strategie oder im Verhalten große Auswirkungen auf das Unternehmensergebnis haben können.

2. In-Game-Coaching in der Welt von League of Legends:

In digitalen Spielen wie League of Legends ist das In-Game-Coaching ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Trainer und Coaches analysieren das Spiel in Echtzeit und bieten sofortiges Feedback, das es Spielern ermöglicht, ihre Strategie mitten im Spiel anzupassen. Ein prominenter Coach aus der League of Legends-Szene, erklärt: „Die Fähigkeit, Spielern sofortiges Feedback zu geben, transformiert ihre Spielweise und Entscheidungsfindung grundlegend.“

3. Die Rolle der Serendipität im In-Game-Coaching und Management:

Serendipität, also das Finden von etwas Unerwartetem und Nützlichem, während man eigentlich nach etwas ganz anderem sucht, spielt sowohl im In-Game-Coaching als auch im Management eine wichtige Rolle. Im Kontext von dynamischem Management bedeutet dies, dass Führungskräfte offen für unerwartete Chancen sein müssen und lernen, diese gewinnbringend zu nutzen. Wie Israel Kirzner betont, ist unternehmerische Wachsamkeit – die Fähigkeit, ungenutzte Chancen zu erkennen – entscheidend für den Erfolg in einer sich schnell verändernden Wirtschaft.

4. Praktische Umsetzung des dynamischen Managements basierend auf Alonsos Prinzipien:

Zu den praktischen Aspekten des dynamischen Managements gehört die Implementierung von Alonsos Trainingsprinzipien in den Unternehmensalltag:

  • Kontinuierliches Feedback: Genau wie Alonso seine Spieler durch kontinuierliche Rückmeldungen schult, sollten Manager regelmäßig Feedback-Sessions halten, um die Leistungen ihrer Teams zu optimieren.
  • Anpassung an Mikro-Details: Alonso’s Fokus auf die kleinen, oft übersehenen Aspekte des Spiels kann von Managern übernommen werden, um Prozesse zu verfeinern und effizienter zu gestalten.
  • Training der Wachsamkeit: So wie Alonso seine Spieler trainiert, auf Details zu achten, sollte auch das Training in Unternehmen die Wachsamkeit für Marktveränderungen und interne Dynamiken schärfen.

5. Zusammenführung von Serendipität und strategischer Planung:

Das dynamische Managementmodell ermutigt Führungskräfte, eine Balance zwischen strategischer Planung und der Offenheit für Serendipität zu finden. Diese Kombination fördert eine Kultur der Innovation, in der zufällige Entdeckungen als potenzielle Chancen für das Unternehmen genutzt werden können.

Integration In-Game-Coaching in SAP-Schulungen – Ableitungen für Schulungen und Weiterbildung: 

  1. Echtzeit-Feedbacksysteme:
    • Implementierung von Systemen, die den Teilnehmenden während der Echtzeit-Feedback geben. Dies könnte durch Plattformen unterstützt werden, die Feedbackschleifen und performative Analysen in Echtzeit ermöglichen.
  2. Simulationsbasiertes Lernen:
  3. Entwicklung von simulationsbasierten Lernmodulen, die reale Szenarien nachbilden, in denen Entscheidungen unter Druck getroffen werden müssen. Diese Module sollten auf adaptive Lernpfade bieten, die auf die Reaktionen der Nutzer reagieren.
  4. Dynamische Lernpfade:
  5. Einführung dynamischer Lernpfade, die sich an die Fortschritte und Bedürfnisse der Lernenden anpassen. Dies bedeutet, Lehrpläne zu entwickeln, die flexibel genug sind, um Inhalte basierend auf der Leistung und den Interaktionen der Lernenden zu personalisieren.
  6. Coaching für Soft Skills:
  7. Integrierung von Coaching für Soft Skills, das auf den Prinzipien des In-Game-Coachings basiert. Dies umfasst die Schulung von Problemlösung, kritisches Denken und zwischenmenschliche Fähigkeiten.
  8. Gamification:
  9. Einsatz von Gamification-Techniken, um Lern- und Trainingssessions ansprechender zu gestalten. Punktesysteme, Fortschrittsbalken und Auszeichnungen können genutzt werden, um Motivation und Engagement zu steigern.

Adaption von In-Game-Coaching für allgemeine Bildungsprogramme:

  1. Individualisierte Lernumgebungen:
    • Schaffung individualisierter Lernumgebungen, die auf den In-Game-Coaching-Methoden basieren. Diese Umgebungen sollten in der Lage sein, die Stärken und Schwächen jedes Lernenden zu erkennen und maßgeschneiderte Lernmaterialien bereitzustellen, die auf diesen Erkenntnissen basieren.
  2. Feedback in Echtzeit:
  3. Integration von Technologien, die es Bildungseinrichtungen ermöglichen, Schülern und Studenten kontinuierliches Feedback zu geben. Dies fördert ein schnelleres Lernen und eine sofortige Korrektur von Missverständnissen.
  4. Förderung von kritischen Denkfähigkeiten:
  5. Entwicklung von Programmen, die kritische Denkfähigkeiten fördern, indem sie Lernende regelmäßig mit neuen, unerwarteten Situationen konfrontieren, die eine schnelle und fundierte Entscheidungsfindung erfordern.
  6. Kollaborative Lernprojekte:
  7. Einführung von kollaborativen Projekten, die auf den Prinzipien des In-Game-Coaching basieren. Diese Projekte sollten Lernende dazu anregen, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, wobei der Lehrer oder Trainer als Coach fungiert.
  8. Technologiegestützte Lehrmethoden:
  9. Verwendung fortschrittlicher Technologien, um Lehrmethoden zu unterstützen, die auf In-Game-Coaching-Prinzipien basieren. Dies könnte den Einsatz von KI zur Analyse von Lernmustern und zur Anpassung von Lehrplänen in Echtzeit umfassen.

Zusammenfassung:

Die Anwendung von In-Game-Coaching-Strategien in der beruflichen Bildung und Weiterbildung bietet erhebliche Vorteile, von verbessertem Engagement und Retention bis hin zu einer effektiveren Entwicklung kritischer Fähigkeiten. 

Schlussfolgerung:

Die Anwendung von In-Game-Coaching-Prinzipien und Alonsos Trainingsmethoden im Management bietet einen frischen Blick auf die Führung und Entwicklung von Unternehmen. Durch die Adaption dieser Methoden können Unternehmen agiler, anpassungsfähiger und letztlich erfolgreicher werden.

Exkurs: Das Konzept des „günstigen Moments“ in der Geisteswissenschaft und seine Bedeutung für das In-Game-Coaching

Einführung in die Occasio:

In der Rhetorik und Philologie der frühen Neuzeit nimmt das Konzept des „günstigen Moments“, bekannt als Occasio, eine zentrale Rolle ein. Wie Professorin Anita Traninger von der FU Berlin darlegt, ist diese Idee tief mit der Figur der Fortuna verknüpft und wurde intensiv in den Werken des katalanischen Philosophen Raimundus Lullus erforscht. Occasio wird oft als flüchtige Göttin dargestellt, mit einem kahlen Hinterkopf und nur einer Haarlocke an der Stirn, symbolisch für die Dringlichkeit, Gelegenheiten zu ergreifen, bevor sie entgleiten.

Fortuna und die Unvorhersehbarkeit des Lebens:

Die Verbindung von Fortuna und Occasio unterstreicht die Unberechenbarkeit des Lebens und die daraus resultierenden Chancen und Risiken. In der frühen Neuzeit wurde Fortuna oft als kritische Kraft betrachtet, die das menschliche Schicksal mit einer unberechenbaren Hand lenkt. Dieses Verständnis spiegelt eine tiefgreifende Anerkennung der Zufälligkeit und der daraus resultierenden Notwendigkeit, wachsam und bereit zu sein, den Moment zu nutzen.

Raimundus Lullus und die „Ars Combinatoria“:

Lullus‘ „Ars Combinatoria“, eine Methode zur Generierung neuer Erkenntnisse durch die Kombination grundlegender Begriffe, hat die rhetorische Praxis seiner Zeit maßgeblich beeinflusst. Dieser Ansatz ermöglichte es Rednern, spontan und eloquent über jedes Thema zu sprechen, was die Fähigkeit, Occasio effektiv zu nutzen, erheblich verbesserte.

Parallelen zum In-Game-Coaching:

Die Lehren aus der „Ars Combinatoria“ und dem Konzept der Occasio sind besonders relevant für das In-Game-Coaching. Ebenso wie die Rhetoriker der frühen Neuzeit auf den günstigen Moment vorbereitet sein mussten, müssen Spieler und Trainer im modernen E-Sport und in traditionellen Sportarten die Fähigkeit entwickeln, Chancen zu erkennen und zu nutzen, oft in Bruchteilen von Sekunden.

  1. Training der Wachsamkeit:
    • Analog zu Lullus‘ Ideen können Trainer ihre Spieler anleiten, „Alertness“ oder Wachsamkeit zu entwickeln – eine Schlüsselkompetenz, um im Spiel verborgene Gelegenheiten zu erkennen und zu ergreifen.
  2. Strategische Flexibilität:
  3. Das Verständnis und die Anwendung von Occasio im Coaching bedeutet, dass Strategien flexibel und dynamisch angepasst werden müssen, um auf unvorhersehbare Spielentwicklungen reagieren zu können.
  4. Kognitive Bereitschaft:
  5. Wie in der rhetorischen Tradition müssen Spieler mental vorbereitet sein, um schnell und effektiv auf neue Situationen reagieren zu können, was durch regelmäßiges mentales Training und Simulationen unterstützt wird.

Schlussfolgerung:

Die Integration des Konzepts der Occasio und der damit verbundenen geisteswissenschaftlichen Ideen in das In-Game-Coaching bietet eine reiche Perspektive für die Entwicklung von Trainingsmethoden, die über technische Fähigkeiten hinausgehen und auch kognitive und strategische Kompetenzen umfassen. Diese historischen und philosophischen Einblicke verstärken das Verständnis dafür, wie essentiell es ist, sowohl in der geistigen als auch in der digitalen Welt auf den günstigen Moment vorbereitet zu sein und ihn effektiv zu nutzen.

Uwe Lübbermanns Vision: Weg mit den Hierarchien – hin zu echter Mitarbeiterbeteiligung

Auf der Zukunft Personal Nord in Hamburg hat Uwe Lübbermann, Gründer des Premium Kollektivs, eine visionäre Sicht auf das Management in Unternehmen präsentiert. Im Interview auf der Messe-TV-Studio diskutierte er seine Vorstellungen von einer demokratischeren, nachhaltigeren und stabileren Unternehmensführung.

Lübbermann, dessen Ansatz sich stark von herkömmlichen hierarchischen Strukturen abhebt, plädiert für eine radikale Demokratisierung im Arbeitsumfeld. „Das Kernproblem ist, dass in Deutschland das Eigentum und die daraus abgeleitete Macht zu hoch geschätzt werden. Wer Eigentum an der Firma hat, darf auch über andere Menschen bestimmen“, erklärte Lübbermann während des Gesprächs. Sein Ziel ist es, solche veralteten Strukturen aufzubrechen und durch partizipative Modelle zu ersetzen, in denen Mitarbeiter mehr Mitspracherecht haben und fair behandelt werden.

Lübbermann sprach auch über die Herausforderungen und Lernerfahrungen aus über zwei Jahrzehnten der Anwendung dieses kollektiven Ansatzes. Besonders in der Pandemie habe sich gezeigt, dass flexible, gemeinschaftsorientierte Ansätze eine große Resilienz aufweisen können. „Wir haben in der Gemeinschaft auf freiwilliger Basis viel umverteilt, ohne Verträge und ohne Zinsen. Das hat sehr gut funktioniert“, so Lübbermann.

Allerdings gab es auch Rückschläge. Durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen während der Pandemie wurden einige interne Probleme offenbart, die das kollektive System stark herausforderten. „Das Staatsgeld hat eine Kulturveränderung ausgelöst, die uns fast in eine Krise gestürzt hat“, berichtete Lübbermann. Trotz dieser Herausforderungen bleibt er optimistisch und betont die Bedeutung von Vertrauen und offener Kommunikation innerhalb des Kollektivs.

Für die Zukunft sieht Lübbermann weiterhin großes Potential in der Anwendung demokratischer Prinzipien in Unternehmen. Er fordert eine tiefgreifende Änderung der Unternehmenskulturen, weg von starren Hierarchien hin zu mehr Mitarbeiterbeteiligung und -förderung. Dabei ist es ihm wichtig, dass Veränderungen nicht nur auf dem Papier stattfinden, sondern tatsächlich gelebt werden.

Das Interview mit Lübbermann bietet nicht nur Einblicke in das Funktionieren und die Herausforderungen eines alternativen Unternehmensmodells, sondern stellt auch eine provokative Frage an die herkömmliche Unternehmensführung: Ist es an der Zeit, unsere Führungsstile grundlegend zu überdenken, um eine gerechtere und engagiertere Arbeitswelt zu schaffen? In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz wächst und die Ruf nach mehr Sinn und Beteiligung lauter wird, könnte Lübbermanns Ansatz ein notwendiger Impuls sein.

KI in der Chefetage: Wie künstliche Intelligenz die Führungskräfte von morgen formt @DFKI

Auf der Fachmesse „Zukunft Personal Nord“ in Hamburg, einem Sammelpunkt für Brancheninsider und Visionäre, standen moderne Führungskonzepte und die Einflüsse der Künstlichen Intelligenz (KI) auf das Leadership im Fokus. Dr. Sylke Piéch vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) war eine der prominenten Stimmen in einer Panelrunde auf der Keynote Stage und sprach über die unaufhaltsame Integration der KI in Managementprozesse.

In ihrer Diskussion, geleitet von Cliff Lehnen und flankiert von Fachleuten wie Katharina Roehrig, Uwe Lübbermann und Ralf Gernhold, erörterte Piéch die transformative Rolle der KI in der Führungsetage. Mit prägnanten Worten skizzierte sie ein Bild der Zukunft, in der KI nicht nur ein Werkzeug, sondern ein integraler Bestandteil effektiver Führung sein wird. „KI-Systeme sind nicht nur unterstützend, sie sind zentral für die Führung der Zukunft“, betonte sie.

In einem anschließenden Interview bei Messe-TV vertiefte Piéch ihre Ausführungen. Sie wies darauf hin, dass die Herausforderung nicht darin bestehe, KI als Ersatz für menschliche Führungskräfte zu sehen, sondern als deren Erweiterung. „Wir müssen Führung neu denken, digital und menschenzentriert“, so Piéch. Diese Neudenkung erfordert eine Balance zwischen technischer Versiertheit und der Fähigkeit, Mitarbeiter wertschätzend zu führen – eine Synthese, die Piéch als „Digital Leadership“ bezeichnet.

Dr. Piéch sprach auch die Notwendigkeit an, kontinuierlich in die eigene Bildung zu investieren, um mit der rasanten Entwicklung der KI-Technologien Schritt halten zu können. „Jeden Tag kommen hunderte von KI-Tools auf den Markt. Es ist entscheidend, dass Führungskräfte diese verstehen und sinnvoll in ihre Prozesse integrieren können“, erklärte sie.

Die Diskussionen und Beiträge auf der „Zukunft Personal Nord“ zeigen deutlich, dass der Weg zur Integration der KI in Führungsrollen nicht nur unausweichlich, sondern auch vielversprechend ist. Wie Piéch und andere Experten betonen, liegt die wahre Kunst darin, diese Technologien so zu nutzen, dass sie den menschlichen Faktor nicht ersetzen, sondern potenzieren. Dieser Ansatz könnte nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch eine neue Ära der Unternehmensführung einläuten.

HR als Schlüsselakteur: Nachhaltigkeitsziele erfolgreich verankern #ZPSüd

In der Wirtschaftswelt hat sich ein fundamentaler Wandel vollzogen, der sich nicht mehr ignorieren lässt. Das wurde kürzlich auf der Zukunft Personal Süd Messe in Stuttgart überdeutlich, wo Arbeitsrechtler Rupert Felder das komplexe und drängende Thema des ESG-Reportings (Environmental, Social, Governance) aufgriff. In seiner Rede entfaltete er ein Szenario, das so bedeutsam wie unausweichlich ist: Unternehmen, die in der modernen Marktlandschaft bestehen wollen, müssen nachhaltig handeln – und dies auch nachweisbar machen.

Felder machte deutlich, dass das Zeitalter der glänzenden Marketingberichte, die mehr Schein als Sein boten, vorbei ist. Jetzt zählen handfeste Fakten und nachprüfbare Daten. „Die Zeit der Marketingberichte ist vorbei. Jetzt zählen Fakten“, so Felder. Dieser Paradigmenwechsel ist nicht nur eine Reaktion auf verschärfte regulatorische Anforderungen weltweit, sondern spiegelt auch eine veränderte Erwartungshaltung der Gesellschaft wider.

Das ESG-Reporting, einst eine Randnotiz in Geschäftsberichten, ist zur Chefsache geworden. Unternehmen müssen transparent darlegen, wie sie in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und Unternehmensführung agieren. Das ist keine einfache Aufgabe, wie Felder betont: „Die gesamte Finanzierung eines Unternehmens hängt immer stärker von der Nachhaltigkeitsperformance ab.“ Damit wird klar, dass das Versäumnis, hier aktiv zu werden, nicht nur ein ethisches, sondern ein wirtschaftliches Risiko darstellt.

Doch während Felder die Dringlichkeit und die Notwendigkeit des ESG-Reportings herausstrich, wies er auch auf eine Schlüsselrolle hin, die oft unterschätzt wird: die der Personalabteilungen. HR-Abteilungen sind nicht nur für die Rekrutierung und Personalentwicklung zuständig, sondern können auch eine treibende Kraft bei der Implementierung und Verankerung von Nachhaltigkeitszielen im Unternehmensalltag sein. „HR hat die Chance, echten Mehrwert im Unternehmen zu schaffen“, erklärte Felder, ein Appell, der in Zeiten globaler Herausforderungen und steigender regulatorischer Anforderungen nicht wichtiger sein könnte.

In einer Welt, in der Konsumenten, Investoren und nicht zuletzt die eigenen Mitarbeiter immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen, wird das ESG-Reporting zum entscheidenden Faktor für den Unternehmenserfolg. Unternehmen stehen am Scheideweg: Entweder sie passen sich an und nutzen die sich bietenden Chancen oder sie riskieren, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Diese Diskussion auf der Messe in Stuttgart warf ein Schlaglicht auf die unausweichlichen Veränderungen in der Unternehmensführung. In Zeiten, in denen die Notwendigkeit für Transparenz und Verantwortlichkeit wächst, wird das ESG-Reporting zu einem entscheidenden Werkzeug, um nicht nur regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden, sondern auch um das Vertrauen und die Loyalität der Menschen zu gewinnen, die das größte Vermögen eines jeden Unternehmens darstellen: seine Mitarbeiter und Kunden.

Kommt doch einfach zum Green Monday nach Düsseldorf, um das Thema mit einer Fachcommunity zu erörtern.

Man hört, sieht und streamt sich nämlich am 27. Mai – schnell noch anmelden.

Vor allem Menschen können andere Menschen zu einer Entscheidung bewegen: Dr. Thymian Bussemer von VW zu KI, ESG-Reporting und dem Soziologen Lazarsfeld

Im Einklang mit der zunehmenden Bedeutung von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung in der Unternehmensführung, steht auch das Personalmanagement vor großen Herausforderungen und Chancen. Die Eingliederung von Environmental, Social, and Corporate Governance (ESG)-Kriterien in die Unternehmensstrategien erfordert eine grundlegende Neuausrichtung der HR-Arbeit. Ein zentrales Forum für die Diskussion dieser Entwicklungen bot die Fachmesse Zukunft Personal Nord in Hamburg, wo am 23. April ein hochkarätiges Panel diese Thematik vertiefte. Schon im Vorfeld dieser Veranstaltung, in unserer Sendung „Zukunft Personal Nachgefragt“ am 9. April, widmete sich Dr. Thymian Bussemer , Head of HR Strategie & Innovation bei der Volkswagen AG, intensiv diesen Fragen.

Die Einhaltung von CSR-Richtlinien (Corporate Social Responsibility), die Verantwortung entlang der Lieferketten und die damit verbundene Haftung stellen Unternehmen wie Volkswagen vor komplexe Aufgaben. Dabei steht insbesondere die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) im Fokus der Diskussion. Diese EU-Richtlinie zielt darauf ab, Transparenz in der Berichterstattung über Umwelt- und Sozialstandards zu erhöhen, was allerdings auch mit erhöhtem bürokratischem Aufwand und Kosten verbunden ist.

Dr. Bussemer erörtert die vielschichtigen Facetten dieser Entwicklung. Er betont die Notwendigkeit, dass HR eine strategischere Rolle im Unternehmen einnimmt und dass der pflegliche Umgang mit menschlichen Ressourcen zentral für den langfristigen Unternehmenserfolg ist. Gleichzeitig hebt er die Problematik zusätzlicher Bürokratie und Ressourcenverbrauch durch die Kodifizierung von Normen hervor. Diese könnten die Kapazitäten von Unternehmen binden, die anderweitig effektiver für nachhaltige Veränderungen eingesetzt werden könnten.

Zudem wird die mögliche Ersetzung von Führungskräften durch Künstliche Intelligenz (KI) thematisiert. Bussemer argumentiert, dass menschliche Fähigkeiten wie Überzeugungskraft und situative Entscheidungsfindung essenziell bleiben und nicht vollständig durch KI ersetzt werden können. Die menschliche Komponente in der Führung und im Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist nach wie vor unerlässlich, insbesondere in einer Wissensökonomie.