Xabi Alonso: Erfolgsstrategien für Führung und Teammanagement

Im Sohn@Sohn-Roundtable diskutierten wir mit dem Gamification-Experten Roman Rackwitz und Thomas Jenewein von SAP tiefgehende zukunftsträchtige Verbindungen von spielbasierten Lernansätzen und moderner Unternehmensführung.

Roman Rackwitz erläutert den Mehrwert von Gamification im Geschäftskontext: „Durch Gamification schaffen wir es, die natürliche Motivation und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter zu aktivieren. Spielen spricht die intrinsische Motivation an und kann, richtig angewendet, zu mehr Engagement führen.“ Er betont, dass das Spielen im Kern des menschlichen Verhaltens liegt und somit eine wertvolle Ressource für die Personalentwicklung darstellt.

Thomas Jenewein erklärt die Relevanz dieser Ansätze für SAP und deren Kunden: „Bei SAP sehen wir einen klaren Trend, Lern- und Arbeitsprozesse immer stärker zu integrieren. Mit Tools wie SAP SuccessFactors versuchen wir, Echtzeit-Lernen und -Feedback zu ermöglichen, was zu einer adaptiven und lernenden Organisation führt.“ Jenewein sieht im adaptiven Lernen den Schlüssel zu einer kontinuierlichen Verbesserung und Anpassung an die dynamischen Anforderungen der Märkte.

Im Dialog wurden auch konkrete Anwendungsbeispiele besprochen. „Stellt Euch vor, jeder Mitarbeiter könnte wie in einem Videospiel durch ständiges Feedback und Levelaufstiege sehen, wie er sich verbessert. Das wäre eine Revolution in der Art und Weise, wie wir arbeiten und lernen“, so Rackwitz.

Jenewein ergänzte, dass SAP an der Schnittstelle von Technologie und Benutzererfahrung weiterhin Innovationen vorantreibt: „Unsere Aufgabe ist es nicht nur, Softwarelösungen zu entwickeln, sondern auch sicherzustellen, dass diese Lösungen so intuitiv und hilfreich wie möglich sind, damit sie echten Mehrwert im Arbeitsalltag schaffen.“

„In einer Welt, in der Geschwindigkeit und Genauigkeit zunehmend wichtiger werden, können wir es uns nicht leisten, auf traditionelle, langsame Feedbackschleifen zu setzen“, argumentiert Rackwitz.

Die Diskussion zeigt deutlich, dass der Schlüssel zu erfolgreicher Implementierung neuer Lernmethoden in der richtigen Mischung aus Technologieeinsatz und der Förderung einer offenen Unternehmenskultur liegt.

Die Methoden von Xabi Alonso und ihre Übertragbarkeit auf den unternehmerischen Kontext

Was wir als Aufhänger diskutierten, war die Übertragung der Trainingsmethoden von Xabi Alonso auf die Unternehmenswelt:

1. Mikro-Management in Echtzeit: Alonso ist bekannt für sein taktisches Geschick und seine Fähigkeit, Spiele durch präzise Anweisungen und schnelle Anpassungen zu beeinflussen. Diese Fähigkeit zur schnellen Reaktion auf sich verändernde Umstände ist auch im Geschäftsleben von großer Bedeutung. Unternehmen, die in der Lage sind, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren oder interne Prozesse unmittelbar an neue Herausforderungen anzupassen, können sich signifikante Wettbewerbsvorteile sichern.

2. Bedeutung der Mikro-Details: Alonso legt großen Wert auf Details, sei es in der Positionierung der Spieler oder in der Ausführung der Spieltaktiken. Diese Aufmerksamkeit für Details lässt sich direkt auf die Unternehmensführung übertragen, wo oft kleine Änderungen in Produkten, Dienstleistungen oder internen Prozessen erhebliche Auswirkungen auf den Gesamterfolg haben können.

3. Teamdynamik und individuelle Stärken nutzen: Als Trainer passt Alonso seine Strategien den spezifischen Stärken und Schwächen seiner Spieler an. Diese individuell angepasste Herangehensweise ist auch für Unternehmen relevant, wo die Fähigkeiten und Potenziale jedes Mitarbeiters optimal genutzt werden sollten, um die Teamleistung zu maximieren.

4. Kultureller Wandel durch Vorbildfunktion: Alonso’s ruhige und bedachte Art, gepaart mit seiner Erfahrung und Autorität, inspiriert und motiviert seine Spieler. Führungskräfte in Unternehmen können ebenfalls durch Vorleben von Unternehmenswerten und durch authentisches, transparentes Handeln eine positive Unternehmenskultur schaffen und fördern.

5. Strategische Geduld und langfristige Planung: Eines der herausragenden Merkmale von Alonso als Trainer ist seine Geduld und sein strategischer Weitblick. Er baut seine Teams langsam auf, wobei er Wert auf langfristige Erfolge legt statt auf kurzfristige Gewinne. In der Geschäftswelt entspricht dies einer nachhaltigen Unternehmensführung, die nicht nur auf Quartalsergebnisse, sondern auf langfristige Entwicklung und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet ist.

Ingame-Coaching und Echtzeitmanagement nach Ideen und Erfahrungen von Constantin Sohn

Ingame-Coach Constantin Sohn hat im Roundtable Einblicke in die Welt des Echtzeit-Coachings und dessen Anwendung sowohl in der Gaming-Welt als auch im unternehmerischen Kontext gegeben. Sein Ansatz konzentriert sich darauf, wie Echtzeit-Feedback und unmittelbare strategische Anpassungen nicht nur in digitalen Spielen, sondern auch in realen Geschäftssituationen wirksam eingesetzt werden können.

Ingame-Coaching im Detail: Ingame-Coaching, wie es von Constantin Sohn praktiziert wird, beinhaltet das direkte Eingreifen und Anleiten eines Spielers während des Spiels. Dies bedeutet, dass der Coach den Spielverlauf live verfolgt und sofortiges Feedback gibt, das auf das aktuelle Geschehen abgestimmt ist. Diese Methode ermöglicht es Spielern, ihre Taktiken und Strategien in Echtzeit zu verbessern, was in schnellen Entscheidungsfindungen und adaptiver Strategieanpassung resultiert.

Übertragbarkeit auf das Echtzeitmanagement in Unternehmen: Die Prinzipien des Ingame-Coachings lassen sich auf das Echtzeitmanagement in Unternehmen übertragen. In einer Geschäftsumgebung bedeutet Echtzeitmanagement, dass Führungskräfte unmittelbares Feedback zu Arbeitsprozessen liefern und schnell auf Veränderungen reagieren können. Dies kann besonders in Projekten von Vorteil sein, die eine hohe Agilität erfordern oder in dynamischen Märkten operieren, wo Bedingungen und Anforderungen sich ständig ändern.

Anwendungsbereiche im Unternehmenskontext:

  1. Schnelles Feedback: Genau wie im Gaming kann schnelles und konstruktives Feedback im Arbeitskontext die Leistung verbessern und zu schnelleren Iterationen bei der Produktentwicklung führen.
  2. Anpassungsfähigkeit: Die Fähigkeit, Strategien schnell zu ändern, ist in der Geschäftswelt ebenso wichtig wie im Gaming. Unternehmen, die schnell auf Marktveränderungen reagieren können, haben oft einen Wettbewerbsvorteil.
  3. Training und Entwicklung: Echtzeit-Coaching kann für die Personalentwicklung genutzt werden, indem Mitarbeiter während der Arbeit geschult und unterstützt werden, ähnlich wie ein Ingame-Coach Spieler während des Spiels anleitet.
  4. Motivation und Engagement: Durch unmittelbares Feedback und Anerkennung können Führungskräfte die Motivation ihrer Teams steigern, was zu einer höheren Mitarbeiterbindung und verbesserten Leistungen führt.

Herausforderungen und Lösungsansätze: Es ist wichtig, dass Führungskräfte lernen, wie sie effektiv coachen können, ohne sich zu sehr in die tägliche Arbeit ihrer Teams einzumischen. Hierzu können Technologien und Methoden aus der Gaming-Branche, wie Performance-Tracking-Tools und regelmäßige Check-ins, sinnvoll adaptiert werden.

Fazit: Die Techniken des Ingame-Coachings, wie von Constantin Sohn beschrieben, bieten innovative Ansätze für das Management in Echtzeit. Unternehmen, die diese Strategien anwenden, könnten nicht nur ihre Reaktionsgeschwindigkeit und Flexibilität verbessern, sondern auch eine stärkere und leistungsfähigere Arbeitskultur fördern.

Wir werden beim SAP Trainingforum am 19. Juni über weitere innovative Ansätze in der Aus- und Weiterbildung kennenlernen und praxisrelevante Anwendungen kennenlernen. Die Teilnahme ist kostenlos. Schnell noch anmelden.

Zum Thema Echtzeit-Management werden wir einen Band in unserer Sohn@Sohn-Schriftenreihe rausbringen. Gastbeiträge hoch willkommen. Einfach Constantin Sohn oder den alten Sohn kontaktieren – also mich. gunnarariksohn@gmail.com constantin.sohn@gmail.com.

Man hört, sieht und streamt sich am 14. Mai auf dem Partnertag der Telekom.

Event auf LinkedIn.

Ingame Coaching für bessere Entscheidungen – Sohn@Sohn-Roundtable um 12 Uhr

Ingame Coaching, ein Konzept, das seinen Ursprung im boomenden Bereich des Esports hat, eröffnet neue Horizonte für effektive Führung und Mitarbeiterentwicklung, sowohl im Gaming als auch im Management. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Ansatz und wie kann er unsere Führungskultur revolutionieren?

Ingame Coaching geht über traditionelle Schulungsmethoden hinaus. Statt langwieriger Seminare und Workshops bietet es direktes Coaching und Feedback in Echtzeit während Teams ihre täglichen Aufgaben erledigen. Ähnlich wie ein Sporttrainer seine Athleten während des Spiels coacht, können Ingame Coaches Führungskräfte und Mitarbeiter unterstützen, um ihre Leistung kontinuierlich zu verbessern.

Eine wichtige Lehre aus dem E-Sport ist, dass nicht die reine Menge an Trainingseinheiten den Unterschied macht, sondern gezielte und zielgerichtete Übungen entscheidend sind, um Spitzenleistungen zu erreichen. Dieses Prinzip kann auch auf das Management übertragen werden: Indem Führungskräfte in simulierten Szenarien üben und Feedback erhalten, können sie ihre Entscheidungsfindung verbessern und effektiver agieren.

Ein weiterer Vorteil von Ingame Coaching ist seine Fähigkeit, die Anpassungsfähigkeit von Führungskräften zu fördern. Ähnlich wie Esports-Athleten ihre Fähigkeiten an verschiedene Spielumgebungen anpassen müssen, müssen auch Manager in der Lage sein, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren und ihre Strategien anzupassen. Ingame Coaching ermöglicht es ihnen, ihre Reaktionsfähigkeit zu trainieren und sich in einem dynamischen Arbeitsumfeld zu behaupten.

Doch Ingame Coaching ist mehr als nur eine Möglichkeit, die individuelle Leistung zu steigern. Es kann auch dazu beitragen, die Zusammenarbeit und Kommunikation innerhalb von Teams zu verbessern. Durch gemeinsame Übungen und Simulationen lernen Mitarbeiter, effektiver miteinander zu arbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen. Dies stärkt nicht nur den Zusammenhalt im Team, sondern führt auch zu besseren Ergebnissen und einer höheren Zufriedenheit am Arbeitsplatz.

Es ist klar, dass Ingame Coaching nicht nur im Gaming-Bereich, sondern auch im Management eine vielversprechende Zukunft hat. Unternehmen können durch die Nutzung dieser innovativen Methode ihre Führungskräfteentwicklung optimieren, ihre Entscheidungsprozesse verbessern und letztendlich ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.

Ingame Coaching ist ein faszinierendes Konzept, das die Art und Weise, wie wir führen und arbeiten, grundlegend verändern kann. Es ist an der Zeit, diese neue Ära des Coachings zu begrüßen und die Möglichkeiten zu nutzen, die sie bietet.

Mehr Informationen zu diesem Thema erhaltet Ihr beim Roundtable am Montag, den 13. Mai um 12:00 Uhr, bei dem wir ausführlich mit Thomas Jenewein und Roman Rackwitz darüber sprechen werden.

Ick freu mir.

Das Ganze wird über meine Accounts auf LinkedIn, Facebook, YouTube, TwitterX und Twitch übertragen. Nutzt die Kommentar- und Chatfunktionen für Anmerkungen, Debattenbeiträge und Fragen.

Menschlichkeit in der Tech-Welt: Ethik und Unternehmenskultur – Rückblick auf die Frühjahrsmessen der Zukunft Personal #ZPSüd #ZPNord – Dienstag von 9 bis 22 Uhr

Am 14. Mai gibit es den ganzen Tag Recaps zur Zukunft Personal Süd und Zukunft Personal Nord. Fachleute aus der Personalbranche und Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft kommen zusammen, um ihre Erkenntnisse und Erfahrungen aus diesen beiden wichtigen Veranstaltungen zu teilen.

Hier ein Überblick über die zentralen Themen und Diskussionen:

Innovation in der Führung durch Künstliche Intelligenz

Ein zentrales Thema der Messe ist die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz in der Führungspraxis. Diskutiert wird, wie KI die Führungsrollen verändert und welche neuen Kompetenzen von Führungskräften in der digital transformierten Arbeitswelt erwartet werden.

Nachhaltigkeit als strategisches HR-Ziel

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Rolle des HR-Managements bei der Verankerung von Nachhaltigkeitszielen im Unternehmen. Vorträge und Diskussionen beleuchten, wie Personalverantwortliche Nachhaltigkeit effektiv fördern und messbar machen können.

Menschlichkeit im Mittelpunkt der technologischen Entwicklung

Es wird auch erörtert, wie Unternehmen trotz fortschreitender Digitalisierung und Automatisierung den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Unternehmenskultur stellen können. Dabei geht es insbesondere um die ethischen Aspekte des Einsatzes von Technologie am Arbeitsplatz.

Die Rolle der HR in der Transformation der Arbeitswelt

Die Messen haben gezeigt, dass HR eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung des Wandels spielt. Von der Implementierung flexibler Arbeitsmodelle über die Förderung der Mitarbeitergesundheit bis hin zur Entwicklung neuer Lern- und Entwicklungsprogramme reichen die Initiativen, die auf den Messen vorgestellt wurden.

Diversität und Inklusion

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Förderung von Diversität und Inklusion in Unternehmen. Es werden erfolgreiche Praxisbeispiele präsentiert, die zeigen, wie eine inklusive Unternehmenskultur zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und zur Verbesserung der Unternehmensleistung beitragen kann.

Neue Arbeitsmodelle und die Zukunft der Arbeit

Die Diskussionen und Präsentationen widmen sich auch den neuesten Trends in der Arbeitsgestaltung, einschließlich der Frage, wie Unternehmen effektiv auf die zunehmende Nachfrage nach Flexibilität und Remote-Arbeit reagieren können. Diese Rückschau ermöglicht es den Teilnehmern der Frühjahrsmesse, aus den Erfahrungen und Einblicken der beiden früheren Veranstaltungen zu lernen und Ideen für die eigene Arbeit mitzunehmen.

Der Rückblick startet am 14. Mai, um 9 Uhr und geht bis 22 Uhr. Start immer zur vollen und halben Stunde über den YouTube-Kanal von Zukunft Personal. Einfach auf die dafür eingerichtete Playlist klicken:

Virtuelle Programmzeitschrift für Dienstag.

Paradoxe Interventionen gegen rechte Bot-Armeen

Die massenmedialen Gatekeeper werden durch die Zersplitterung der Netzöffentlichkeit vom Thron gestoßen. Ihre Deutungshoheit zerbröselt mit den Möglichkeiten des Internets, eigene Öffentlichkeiten zu erzeugen. Dieses Machtvakuum haben vor allem reaktionäre, nationalistische und autoritäre Kräfte entdeckt, das schrieb ich in einem Beitrag für das prmagazin vor sechs Jahren. Geändert hat sich nicht viel, wenn man sich die Hoheit von AfD & Co. auf Tiktok, TwitterX, Facebook und Instagram anschaut.

„Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los“, heißt es in Goethes Zauberlehrling“. Ähnlich ratlos reagieren die so genannten Medienprofis, Social-Media-Gurus, Hacker und die wichtigsten Protagonisten der Netzszene auf die veränderte Gemengelage neuer Öffentlichkeiten. In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland dominierte eine eher linke, kritische Öffentlichkeit, angefangen bei der Gruppe 47 über die APO-Bewegung bis hin zur Friedens- und Ökologieszene. „Sich gegen eine rechte Öffentlichkeit zu positionieren, stand gar nicht zur Debatte“, so Stephan Porombka, Professor für Texttheorie und Textgestaltung an der Berliner Universität der Künste.

Die Medien seien dazu da, die Macht zu beobachten, zu kritisieren, einen öffentlichen Diskurs aufzubauen, möglichst viele Stimmen zu beteiligen und damit das politische Geschäft durch Beobachtung zu beflügeln. „Jetzt hat sich das völlig geändert. Wir erleben das erste Mal das Phänomen einer rechten Öffentlichkeit, und die hat zu tun mit den niedrigen Eingangsschwellen des Social Webs“, erläutert Porombka. „Jetzt gibt es die Möglichkeit, in öffentliche Diskurse einzusteigen und mit kleinsten Beiträgen den größten Effekt zu erzielen und Streit vom Zaun zu brechen.“

Eine plurale und offene Gesellschaft bietet die Werkzeuge, um geschlossene, autokratische und nationalistische Verhältnisse hervorzubringen. Es gehen nach Auffassung von Porombka eine Menge Utopien den Bach runter oder werden gar von rechten Bewegungen okkupiert. Begriffe und Ideen werden von rechts besetzt, um kulturelle Hegemonie zu erlangen. „Im politischen Diskurs müssen wir diese Begriffe wieder feiner schleifen und auf ihre Potenziale überprüfen. Wir dürfen sie nicht als folgenlose Buzzwords benutzen, sondern müssen sie inhaltlich neu justieren“, fordert der UdK-Wissenschaftler. Wie kann man verhindern, dass man zum Lautsprecher von rückwärtsgewandten Kräften degradiert wird?

Folgt man dem US-amerikanischen Philosophen Paul Boghossian, hat der konstruktivistische Relativismus den populistischen Trittbrettfahrern die Erlangung der Diskurshoheit erleichtert. Die Protagonisten dieser Denkschule, die sich in fast allen Wissenschaftsdisziplinen und in Medien ausbreitet, werden mit ihren eigenen Waffen geschlagen. „Aus dem Werkzeug der Befreiung wurde ein Werkzeug der ‚Alt Right‘“, sagte Boghossian im Interview mit der Zeitschrift Hohe Luft, die es ja leider nicht mehr gibt.

Der Relativismus, so der Philosoph, besage, dass jede Überzeugung gleich richtig und wichtig sei. Aber man müsse doch fragen, ob man erwiesenermaßen falschen Überzeugungen wie dem Kreationismus wirklich Sendezeit geben sollte. „Mich persönlich berührt das, wenn es um den Völkermord an den Armeniern geht, weil meine Familie ihn überlebt hat. Aber die Türkei bestreitet ihn. Und obwohl die Beweise erdrückend sind, heißt es im Fernsehen ‚einerseits, andererseits‘“, so Boghossian. Man könnte es auch unter die ironische Überschrift stellen: „Gesellschaft, die alle Wahrheit für relativ erklärt hat, ist plötzlich besorgt über Fake News“.

Man müsse sich stärker an den Fakten ausrichten und um das Richtige und Falsche hart ringen, fordert Boghossian. Es gebe Tatsachen, an denen sich jeder messen lassen muss. Gerade das sei die Essenz des Pluralismus. Die liberale Gesellschaft solle sich selbstbewusst den Autoritären entgegenstellen. Aber dabei nicht in Schönheit sterben. Wenn die Neue Rechte irreguläre Kampfmaßnahmen auf Tiktok und Co. über Bots inflaitonär zur Systemzersetzung an den Tag legt, kann nicht mit Broschüren, Seminaren, Bildungsreisen, Infostände und verbilligte politische Bücher reagieren.

Da ist mehr Hacker-Phantasie gefragt – so eine Art Grundgesetz-Verfassungspatriotismus. Helfen könnten paradoxe Interventionen: Rechte Bots entlarven, so dass ihre automatisierten virtuellen Fake-News-Armeen ins Leere laufen. Auf Tiktok könnte man Rechte und Islamisten mit Daten zu scheißen, so dass ihre Netzwerk-Wirkung in sich zusammenbricht. Mein eigenes Verhalten kann dafür sorgen, dass das System durch die Aufdeckung der dahinter stehenden Logik nicht mehr funktioniert

Wo Worte und Gedanken die Realität formen: Überlegungen zur Identität

Tageslosung: Wo Worte und Gedanken die Realität formen. Es geht um einen meiner Lieblingsphilosophen: Michel Serres und seine kleine Chroniken: „Sonntagsgespräche“, die er gemeinsam mit Michel Polacco geführt hat. Der dazu veröffentlichte Merve-Band ist eine Sammlung von siebenminütigen Gesprächen, die wöchentlich im Radiosender France Info ausgestrahlt wurden. Jedes Gespräch drehte sich um ein zentrales Thema. Besonders inspirierend fand ich die Ausführungen zur Identität. Die Verwechslung von Identität und Zugehörigkeit ist ein weit verbreiteter Fehler. Kulturelle oder sexuelle Identitäten sagen nichts über das Individuum aus, sie weisen lediglich auf eine Zugehörigkeit hin. Auch die regionale Identität macht nicht mehr Sinn. Identität bedeutet einfach: Ich bin ich. Alles andere sind Zugehörigkeiten.

„Aber wie definiere ich mich, wenn ich mich nicht auf meine Zugehörigkeiten stütze? Die Antwort ist einfach: Die Polizei kann mich durch die Überprüfung von Überschneidungen meiner Zugehörigkeiten finden. Ich gehöre zu vielen Gruppen: Studierende, ehemalige Rugby-Spieler, Bergsteiger, Freunde von France Info, Coca-Cola-Trinker, Engelssprecher und so weiter“, so Serres.

Doch die Verwechslung von Identität und Zugehörigkeit ist mehr als nur ein logischer Fehler. Es ist ein politischer Fehler, vielleicht sogar ein politisches Verbrechen. Rassismus entsteht genau aus dieser Verwechslung. Wenn man Menschen auf Hautfarbe, Religion oder Herkunft reduziert, entsteht Verfolgung. Anstatt zu erkennen, dass jemand ein Individuum ist, reduziert man ihn auf die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Und diese Gruppe kann dann verfolgt werden.

Wie können wir diesen Fehler vermeiden? Indem wir den Ausdruck „Zugehörigkeit“ verwenden. Würde das vor Rassismus schützen? Ja, denn oft führen sprachliche Unklarheiten zu abscheulichen sozialen und politischen Verhaltensweisen. Wenn wir das Wort „Identität“ ausschließlich auf Individuen beziehen, würden wir zweifellos dazu gelangen, diese zu respektieren.

Siehe auch meine Netzpiloten-Kolumne über die Ausgrenzungsideologen.

Künstliche Intelligenz in Bonn: Ein Diskurs über Identität und Interaktion

In der historischen Kulisse des Bonner Arndt-Hauses fand eine Paneldiskussion statt zum Thema: „In der Ära der künstlichen Intelligenz: Wer sind wir wirklich und wie interagieren wir mit KI?“. Moderiert von Melanie Hahn vereinte das Event Experten aus Kunst, Ethik, Bildung und städtischer Verwaltung.

Vielfältige Perspektiven auf KI

Chris W., Künstler und Professor für Kommunikationsdesign, eröffnete die Diskussion mit Einblicken in seine Arbeit mit der KI „Preti O´Sum“. Seine Kunstwerke, die aus dieser Zusammenarbeit entstehen, illustrieren die Verschmelzung von menschlicher Kreativität und maschineller Präzision. „KI eröffnet uns völlig neue künstlerische Ausdrucksformen und zwingt uns dazu, die Rolle des Künstlers in einer zunehmend digitalisierten Welt neu zu denken“, erklärte er.

Rund 250 Livezuschauer allein auf TwitterX.

KI als Medium und Muse

In seiner künstlerischen Praxis nutzt Chris W. KI nicht nur als Werkzeug, sondern auch als integralen Bestandteil des kreativen Prozesses. Er arbeitet mit fortschrittlichen Algorithmen, die es ihm ermöglichen, Werke zu schaffen, die ohne diese Technologie nicht denkbar wären. Diese Werke umfassen digitale Malerei, interaktive Installationen und multimediale Performances, die oft in Echtzeit auf die Interaktionen der Betrachter reagieren.

Ein markantes Beispiel seiner Arbeit ist die Zusammenarbeit mit der KI „Preti O´Sum“, die dazu dient, komplexe visuelle Narrationen zu erstellen, die auf umfangreichen Datenanalysen basieren. Diese Projekte erforschen Themen wie menschliche Emotionen, gesellschaftliche Trends und Umweltveränderungen, wobei die KI Muster erkennt und interpretiert, die für das menschliche Auge nicht offensichtlich sind.

Philosophische und ethische Dimensionen

Chris W. betrachtet KI nicht nur als Mittel zur Erzeugung von Kunst, sondern auch als eine Möglichkeit, philosophische Fragen über Authentizität, Kreativität und die Natur des menschlichen Ausdrucks zu stellen. In seinen Vorlesungen und öffentlichen Vorträgen diskutiert er oft die ethischen Implikationen des Einsatzes von KI in der Kunst, insbesondere in Bezug auf Autorenschaft und Originalität. Er fordert sowohl Künstler als auch Publikum heraus, ihre Vorstellungen von Kunst neu zu überdenken und die Möglichkeiten und Grenzen der Technologie zu erkunden.

Dr. Julia Maria Mönig, Leiterin des philosophischen Teilprojekts im KI.NRW-Flagship-Projekt Zertifizierte KI am Center for Science and Thought der Universität Bonn.  betonte die ethischen Herausforderungen im Umgang mit KI. Sie plädierte dafür, menschliche Interessen im Zentrum aller technologischen Entwicklungen zu halten. „Wir müssen ethische Standards entwickeln, die den Einsatz von KI in einer Weise steuern, die die Menschlichkeit bewahrt und fördert“, so Mönig.

Kernthemen der Forschung: Zertifizierung und Menschenbild

Dr. Mönig ist aktuell in einem Forschungsprojekt involviert, das sich mit der Zertifizierung ethischer Fragen der KI beschäftigt. „Wir beschäftigen uns mit der Möglichkeit, ethische Standards zu setzen, die in die Technologie eingeschrieben werden können. Es geht darum, bestimmte Werte zu definieren, die wir in die Technologie implementieren wollen“, erklärt Dr. Mönig. Dies ist besonders relevant im Kontext der EU-KI-Verordnung, die Normen für die Entwicklung und Anwendung von KI-Systemen festlegt.

Menschenzentrierte KI: Was bedeutet das eigentlich?

Ein zentraler Aspekt ihrer Forschung ist die Definition dessen, was „menschenzentrierte“ KI wirklich bedeutet. „Der Begriff ‚human-centered‘ wird oft verwendet, doch es bleibt unklar, von welchen Menschen wir sprechen, wenn wir diesen Begriff nutzen“, führt Dr. Mönig aus. Sie betont die Wichtigkeit, ein klares Menschenbild zu entwickeln, das als Grundlage für die Einbettung von Werten in die Technologie dient. „Technologieentwicklung ist nie neutral“, fügt sie hinzu und unterstreicht die Bedeutung ethischer Überlegungen in diesem Prozess.

Philosophische Traditionen und die Rolle des Menschen

In ihrer täglichen Arbeit analysiert Dr. Mönig philosophische Texte und schreibt darüber, wie historische Konzepte des Menschseins auf aktuelle Technologiediskussionen angewendet werden können. „Die Frage, was den Menschen ausmacht und was uns von Tieren oder göttlichen Wesen unterscheidet, wird nun in den Kontext der Technologie gestellt. Wie unterscheiden wir uns von der KI und können bestimmte menschliche Aufgaben durch Technologie ersetzt werden?“, fragt Dr. Mönig. Diese historisch verankerten Fragen sind zentral für das Verständnis und die Gestaltung der Beziehung zwischen Mensch und Maschine.

Ethische Leitlinien in der Technologieentwicklung

Dr. Mönig hat in der Vergangenheit an der Entwicklung von ethischen Leitlinien für Technologien gearbeitet, insbesondere im Bereich des autonomen Fahrens. „Es geht darum, dass Entwickler reflektieren, was sie tun. Wir müssen als Gesellschaft diskutieren, welche Ziele wir mit Technologie erreichen wollen und welche Werte uns wichtig sind“, erklärt sie. Ein wichtiger Wert ist dabei die Autonomie des Menschen, ein Konzept, das in der technologischen Anwendung herausfordernd umzusetzen ist.

Herausforderungen und Chancen

Dr. Mönig weist darauf hin, dass KI-Systeme oft unbewusst Vorurteile und Diskriminierungen aus der realen Welt in die digitale Welt übertragen, da sie mit existierenden Daten gefüttert werden. „Es ist eine unserer großen Herausforderungen, Gerechtigkeit und Fairness in der Entwicklung von KI-Systemen zu gewährleisten“, betont sie.

Friedrich Fuß, Chief Digital Officer der Stadt Bonn, hob die positiven Auswirkungen von KI auf die städtische Verwaltung hervor. Er skizzierte, wie intelligente Systeme dabei helfen, städtische Dienstleistungen effizienter zu gestalten: „KI kann dazu beitragen, unsere Verwaltung schneller, transparenter und bürgernäher zu machen.“ Es gehe vor allem darum, die Verwaltung von einer papierbasierten Welt in eine digitale Ära zu führen. Das wäre so schön….

KI-Anwendungen in der Bonner Stadtverwaltung

Eines der Schlüsselprojekte ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Automatisierung routinemäßiger Verwaltungsprozesse. Ein Beispiel hierfür ist das Einlesen und Verarbeiten von Einzugsermächtigungen. Fuß erklärt, dass durch den Einsatz spezieller KI-Software das manuelle Einlesen dieser Dokumente, die häufig handschriftlich verfasst sind, ersetzt wird. Dies trägt zur Beschleunigung des Prozesses bei und reduziert Fehlerquellen, die bei der manuellen Datenübertragung entstehen können.

Vorteile und Herausforderungen

Die Vorteile dieser digitalen Transformation sind vielfältig. Laut Fuß erleben die Bürger eine spürbare Beschleunigung administrativer Prozesse. Was früher Tage oder Wochen dauerte, kann jetzt in Stunden oder sogar Minuten abgeschlossen werden. Darüber hinaus führt die Automatisierung von repetitiven Aufgaben zu einer Entlastung der Mitarbeiter, die sich nun komplexeren und bürgernäheren Aufgaben widmen können.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Akzeptanz und das Vertrauen in die neue Technologie. Fuß unterstrich die Bedeutung von Transparenz und Bildung, um Bedenken in der Bevölkerung zu adressieren. Er erklärt, dass es entscheidend ist, die Bürger über die Vorteile und den sicheren Umgang mit KI zu informieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass die eingesetzten Systeme ethischen Standards entsprechen.

Zukünftige Pläne und Strategien

Für die Zukunft plant Bonn, die Nutzung von KI weiter auszubauen. Friedrich Fuß erwähnt, dass die Stadt daran interessiert ist, KI-basierte Lösungen in weiteren Bereichen, wie dem städtischen Verkehrswesen und der Gesundheitsverwaltung, zu erforschen.

Christian M. Stracke von der Universität Bonn teilte seine Einsichten über die transformative Kraft der KI in der Bildung. „KI sollte als ein Werkzeug betrachtet werden, das nicht nur das Lernen individualisiert, sondern auch Lehrmethoden revolutioniert“, erklärte Stracke.

Seine Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung und Implementierung innovativer Lehr- und Lernstrategien, die durch moderne Technologien ermöglicht werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Nutzung von Cloud-basierten Kollaborationswerkzeugen und der Virtualisierung von Lernumgebungen, um Bildungszugänge weltweit zu verbessern und zu demokratisieren.

Erfahrungen in den Niederlanden

Ein prägender Teil seiner beruflichen Laufbahn waren die Erfahrungen, die Stracke während seiner Zeit in den Niederlanden sammeln konnte. Dort war er an mehreren Projekten beteiligt, die sich auf die Integration von KI-Systemen in Bildungsumgebungen konzentrierten. Die Niederlande sind bekannt für ihre fortschrittliche und innovative Herangehensweise an Bildungstechnologien, und Stracke konnte diese dynamische und experimentierfreudige Atmosphäre nutzen, um tiefere Einblicke in die praktische Anwendung von KI im Bildungsbereich zu gewinnen.

Schwerpunkte und Projekte

In seiner aktuellen Rolle an der Universität Bonn beschäftigt sich Stracke mit der Herausforderung, wie virtuelle Kollaborationsumgebungen effektiv für das Lernen genutzt werden können. Dabei untersucht er insbesondere, wie solche Technologien die Interaktion und Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden verbessern können, um den Bildungserfolg zu steigern. Sein Ansatz ist dabei stark von den Erkenntnissen geprägt, die er in den Niederlanden gewonnen hat, wo große Wert auf die Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit von Bildungstechnologien gelegt wird.

Ein zentrales Projekt, an dem Stracke arbeitet, ist die Entwicklung einer universitätsübergreifenden Plattform für virtuelle Zusammenarbeit. Diese Plattform soll nicht nur die Lehr- und Lernprozesse an der Universität Bonn unterstützen, sondern auch die Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen weltweit erleichtern. Der Fokus liegt auf der Schaffung einer nahtlosen, skalierbaren und sicheren Umgebung, die es ermöglicht, Ressourcen effizient zu teilen und gemeinsame Forschungs- und Lehrprojekte durchzuführen.

Ausblick und Vision

Stracke sieht großes Potenzial in der weiteren Verzahnung von KI-Technologien und virtueller Kollaboration. Sein langfristiges Ziel ist es, ein Netzwerk von Lernumgebungen zu schaffen, in denen Studierende und Lehrende unabhängig von ihrem geografischen Standort interagieren und voneinander lernen können. Die Erfahrungen aus den Niederlanden dienen dabei als wertvolle Blaupause für die Gestaltung dieser neuen Bildungslandschaft.

Publikumsinteraktion und breiterer Diskurs

Die lebhafte Diskussion mit dem Publikum beleuchtete die allgegenwärtige Natur der KI in unserem Alltag. Fragen bezogen sich auf technische Aspekte der KI, aber auch auf soziale Implikationen, wie die Möglichkeit der sozialen Spaltung durch Technologie.

Schlussfolgerungen und Ausblick

Die Paneldiskussion im Arndt-Haus machte deutlich, dass die Auseinandersetzung mit KI nicht nur eine technische oder wirtschaftliche Herausforderung ist, sondern auch eine tiefgreifende kulturelle und philosophische Dimension hat. Die Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes wurde von allen Panelteilnehmern artikuliert, ebenso die Bedeutung von Bildung und öffentlichem Bewusstsein, um die Chancen und Risiken dieser Technologien zu navigieren.

Ethische Überlegungen sollten integraler Bestandteil der Entwicklung und Anwendung von KI sein müssen, um eine Zukunft zu gestalten, die sowohl technologischen Fortschritt als auch menschliche Werte integriert.

Fortsetzung dieser politischen, technologischen und wissenschaftlichen Diskussion folgt, so viel darf ich schon verraten 🙂

Exkurs zur Ethik der Künstlichen Intelligenz

Beginnen wir mit einer grundlegenden Frage: Wie können wir ethische Standards in die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) integrieren? In einem Forschungsprojekt wird untersucht, welche ethischen Werte in die Technologie implementiert werden können und sollten. Besonders interessant ist die Idee, dass KI menschenzentriert sein sollte. Doch was bedeutet „menschenzentriert“ eigentlich? Diese Frage wirft ein philosophisches Licht auf die Debatte.

Die Geschichte der Menschheit ist geprägt von der Frage nach dem Wesen des Menschen. Was unterscheidet uns von Tieren oder göttlichen Wesen? In der aktuellen Diskussion um menschenzentrierte KI geht es darum, wie wir uns von Technologie abgrenzen und welche Werte wir in sie einbetten wollen. Ein zentraler Wert ist die Autonomie des Menschen, aber auch Fairness und Gerechtigkeit spielen eine wichtige Rolle. Die Herausforderung besteht darin, diese Werte in die Technologie zu integrieren, ohne bestehende Ungleichheiten zu verstärken.

Die Entwicklung von KI birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Ängste vor Arbeitsplatzverlust, Fehlinformationen und die Überlegenheit von KI über den Menschen sind real. Doch Bildung und Wissen können Ängste abbauen und helfen, die Technologie verantwortungsbewusst zu nutzen. Es ist entscheidend, dass wir uns bewusst sind, dass KI nie neutral ist und dass wir aktiv gestalten müssen, wie wir mit ihr umgehen.

Um ethische Fragen im Umgang mit KI zu adressieren, sind klare Richtlinien und Gesetze erforderlich. Die Europäische Union arbeitet an einer KI-Verordnung, die ethische Grundsätze festlegt. Bildung und Aufklärung sind ebenfalls entscheidend, um die Bevölkerung für den Umgang mit KI zu sensibilisieren. Ein deutschsprachiges Netzwerk von KI-Experten bietet Schulungen und Handreichungen an, um das Verständnis für KI zu fördern.

Die Verbreitung von Fake News und die Manipulation von Informationen durch KI stellen eine ernste Bedrohung für die Demokratie dar. Es wird immer schwieriger, zwischen Wahrheit und Fälschung zu unterscheiden. Bildung und kritisches Denken sind entscheidend, um Fehlinformationen zu erkennen und zu bekämpfen. Die Auseinandersetzung mit KI und ihren Auswirkungen ist unumgänglich, um die Chancen zu nutzen und die Risiken zu minimieren.

Insgesamt zeigt sich, dass die ethische Dimension der KI-Entwicklung von zentraler Bedeutung ist. Es liegt an uns, wie wir mit dieser Technologie umgehen und welche Werte wir in sie einbetten. Durch Bildung, Aufklärung und klare Richtlinien können wir die Chancen von KI nutzen und gleichzeitig die Risiken minimieren. Es ist an der Zeit, eine verantwortungsbewusste und ethisch reflektierte Herangehensweise an die KI-Entwicklung zu fördern, um eine positive Zukunft zu gestalten.

Siehe auch: Ausstellung „Identity & Transformation. Preti & Me“ im Bonner Ernst-Moritz-Arndt-Haus: KI, Max Bense und die Ursprünge der Computer-Kunst

Zukunft Personal Recap: Führungsinnovation und Nachhaltigkeit im Fokus der Frühjahrsmessen #ZPSüd #ZPNord

Läuft den ganzen Tag über den YouTube-Kanal der Zukunft Personal.

Agenda für den 14. Mai

09:00 Uhr
Digital Leadership: Die Evolution der Führungskultur durch KI-Integration
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09:30 Uhr
HR als Wegbereiter: Nachhaltigkeitsziele erfolgreich im Unternehmen verankern
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10:00 Uhr
Die Menschlichkeit in der Führung: Eine Reflexion über KI, ESG-Reporting und die Rolle von HR
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10:30 Uhr
KI in der Praxis: Über Akzeptanz, Nutzung und gemeinsamen Erfahrungsaustausch bei SAP
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11:00 Uhr
Die Kunst des Menschenlesens: Wie Profiling im Personalmanagement die Teamführung verbessert
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11:30 Uhr
Die Kunst der Agilität: Integrale Organisationsentwicklung als nächster Schritt für eure Organisation
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12:00 Uhr
Homeoffice: Die Zukunft der Arbeit oder ein Mittel zur Ausgrenzung?
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12:30 Uhr
Corporate Influencer: Die Triebkraft für Organisationsentwicklung und Innovation
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13:00 Uhr
Automatisiertes Headhunting: Die Zukunft des Recruiting mit Künstlicher Intelligenz
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13:30 Uhr
Fantastische Messeerlebnisse auf der Zukunft Personal Süd!
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14:00 Uhr
Gesundheit und Nachhaltigkeit dominieren die Belohnungslandschaft 2024
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14:30 Uhr
Eintauchen in Live-Audio: Erfahrungen und Potenziale auf Clubhouse und LinkedIn
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15:00 Uhr
HR Innovation Award 2024: Geheimtipps für eine erfolgreiche Bewerbung
Weitere Informationen

15:30 Uhr
Langsame Umsetzung von KI im HR: Studie zeigt Bedeutung und Herausforderungen
Weitere Informationen

16:00 Uhr
Gesundheitsmanagement als strategischer Bestandteil: Einblicke von der Zukunft Personal Nord
Weitere Informationen

16:30 Uhr
Green Leadership: Professorin Anabel Ternès fordert Umdenken in der Führung
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17:00 Uhr
Mut zur Zusammenarbeit: Anja Zerbin über die Herausforderungen und Chancen guter Teamarbeit
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17:30 Uhr
Die unerlässliche Rolle der Logistik: Uwe Berndt über Versorgungssicherheit und ihre kritische Bedeutung
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18:00 Uhr
Die Schattenseiten der New-Work-Bewegung: Professor Karlheinz Schwuchow über die Gefahren des digitalen Taylorismus und prekäre Arbeitsverhältnisse
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18:30 Uhr
Ein Plädoyer für Diversität und inklusives Recruiting
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19:00 Uhr
Work-Survive-Balance: Hans Rusinek über die Zukunft der Arbeit
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19:30 Uhr
Neurodiversität am Arbeitsplatz: Chancen und Herausforderungen
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20:00 Uhr
Diversität als Aushängeschild: Die Notwendigkeit einer inklusiven Unternehmenskultur
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Pareto, die Zirkulation der Eliten, Alexander Rüstow und ein frühes Zeugnis für die Idee des Sozialliberalen: Über das akademische Leben von Gottfried Eisermann – Gespräch mit seinem Sohn David Eisermann

Gottfried Eisermann, einst renommierter Soziologe an der Universität Bonn, bleibt auch Jahre nach seinem Tod eine faszinierende Persönlichkeit in der Welt der Sozialwissenschaften. In einem ausführlichen Gespräch mit seinem Sohn David Eisermann beleuchten wir das vielschichtige Erbe Eisermanns, der nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als kritischer Denker und Zeitzeuge besondere Anerkennung fand.

Frühe Einflüsse und akademische Laufbahn

David Eisermann erinnert sich an die prägenden Jahre seines Vaters: „Mein Vater war tief beeindruckt von den Werken Max Webers und Vilfredo Paretos. Besonders Paretos Theorie der Zirkulation der Eliten fand er faszinierend, da sie ein tiefes Verständnis für die Dynamik gesellschaftlicher Machtstrukturen bietet.“

Gottfried Eisermanns akademischer Werdegang war geprägt von einer tiefen Verwurzelung in der Geschichte der Soziologie. Seine Antrittsvorlesung in Bonn widmete er Joseph Schumpeter, einem Pionier der Verbindung von Wirtschaft und Gesellschaft. Dies unterstreicht sein Verständnis von Soziologie als einer Disziplin, die eng mit anderen sozialwissenschaftlichen Feldern verwoben ist.

Eisermanns Sicht auf Inflation und Wirtschaftspolitik

In den turbulenten Jahren der Nachkriegszeit in Deutschland war Eisermann besonders besorgt über die sozialen Verwerfungen durch Inflation. Er sah in der Geldentwertung nicht nur ein ökonomisches Problem, sondern ein „Sozialverbrechen“, das tiefgreifende Auswirkungen auf die Mittelschicht hatte und deren Vertrauen in den Staat nachhaltig erschüttern konnte.

Gottfried Eisermann und die Zusammenarbeit mit Alexander Rüstow

Die Verbindung zwischen Gottfried Eisermann und Alexander Rüstow illustriert eindrucksvoll die intellektuelle Verflechtung zwischen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in der deutschen Nachkriegszeit. Diese Zusammenarbeit, geprägt von einer gemeinsamen Vision für eine gesellschaftliche Ordnung, die sowohl freiheitlich als auch sozial verantwortlich ist, findet in dem von Gottfried Eisermann herausgegebenen Band „Wirtschaft und Kultursystem“ ihren Ausdruck, der Rüstow zu seinem 70. Geburtstag gewidmet wurde.

Rüstow als Mentor und Vordenker

Alexander Rüstow, bekannt als einer der Architekten der sozialen Marktwirtschaft, war eine zentrale Figur im akademischen und politischen Leben der Bundesrepublik Deutschland. Seine Theorien und Gedanken hatten großen Einfluss auf die Gestaltung der wirtschaftspolitischen Landschaft Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Rüstow, der aus dem Exil in der Türkei zurückkehrte, wo er während des Nazi-Regimes gelebt hatte, war ein vehementer Kritiker sowohl des Nationalsozialismus als auch des Kommunismus und setzte sich für eine Wirtschaftsform ein, die den Kapitalismus mit sozialer Gerechtigkeit verband.

Gottfried Eisermann, der als junger Wissenschaftler Rüstows Werke schätzte, fand in ihm nicht nur einen Mentor, sondern auch einen intellektuellen Wegbereiter. Rüstows Ansätze zur Integration von soziologischen und ökonomischen Perspektiven resonierten stark mit Eisermanns eigenen Forschungsinteressen.

Das Vorwort von Bundespräsident Theodor Heuss

Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Festschrift „Wirtschaft und Kultursystem“ ist das Vorwort von Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Heuss, selbst ein Liberaler und Zeitzeuge der politischen Umwälzungen seiner Zeit, brachte in diesem Vorwort den Begriff „Sozialliberal“ ein, den er als Leitstern für einen neuen politischen Liberalismus verstand.

In seinem Vorwort betonte Heuss die Notwendigkeit, das Liberale mit dem Sozialen zu verknüpfen. Er argumentierte, dass der Liberalismus ohne ein soziales Gewissen Gefahr laufe, seine menschliche Relevanz zu verlieren. Die Verbindung von individueller Freiheit und sozialer Verantwortung sei essentiell, um eine gerechte Gesellschaft zu schaffen. Heuss sah in der sozialen Marktwirtschaft eine Möglichkeit, diese beiden Prinzipien zu vereinen.

Bedeutung für Eisermanns Werk

Für Eisermann bot die Zusammenarbeit mit Rüstow und die Auseinandersetzung mit Heuss‘ Ideen wichtige Impulse für seine eigene akademische Arbeit. Sie erweiterten seinen Horizont hinsichtlich der Möglichkeiten, wie soziologische Forschung zur Lösung realer wirtschaftlicher und sozialer Probleme beitragen kann. Die Idee des Sozialliberalismus, wie von Heuss formuliert, fand Eingang in Eisermanns Denken und Schaffen, besonders in seiner Betrachtung der sozialen Funktionen von Wirtschaft und Kultur.

Die Festschrift und insbesondere das Vorwort von Heuss verdeutlichen somit nicht nur die zeitgenössische Relevanz von Rüstows Ideen, sondern auch deren fortwährende Bedeutung für die akademische und politische Diskussion in Deutschland. Sie zeigen, wie der intellektuelle Austausch zwischen führenden Denkern jener Zeit tiefgreifende Auswirkungen auf die Entwicklung von Theorien hatte, die bis heute das wirtschaftliche und soziale Denken in Deutschland prägen.

Nachlass und Vermächtnis

Die Pflege von Gottfried Eisermanns Nachlass und die Weitergabe seines intellektuellen Erbes sind David Eisermann ein persönliches Anliegen. Er plant die Veröffentlichung eines Readers, der sowohl biografische Skizzen als auch zentrale Texte seines Vaters umfassen soll. „Es ist mir wichtig, dass das Werk meines Vaters nicht nur in akademischen Kreisen, sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird“, betont er.

Gottfried Eisermanns Leben und Werk bieten tiefe Einblicke in die Entwicklung der Soziologie in Deutschland. Sein kritischer Geist und seine umfassende Bildung machten ihn zu einem herausragenden Vertreter seiner Zeit. Das Gespräch mit seinem Sohn David Eisermann öffnet ein Fenster zu einem Mann, der nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Mensch mit festen Überzeugungen und einem unerschütterlichen moralischen Kompass beeindruckte.

Exkurs: Vilfredo Paretos Theorie der Zirkulation der Eliten

Vilfredo Pareto, ein italienischer Soziologe und Ökonom des frühen 20. Jahrhunderts, entwickelte eine Theorie, die als „Zirkulation der Eliten“ bekannt ist. Diese Theorie ist ein zentraler Bestandteil seiner soziologischen und politischen Analysen und bietet einen Rahmen zur Erklärung von Machtwechseln innerhalb von Gesellschaften. Gottfried Eisermann, fasziniert von Paretos Werk, betrachtete diese Theorie als ein wesentliches Instrument zur Untersuchung sozialer Dynamiken und Machtstrukturen.

Grundprinzipien der Theorie

Paretos Theorie der Zirkulation der Eliten beschreibt den unaufhörlichen Austausch von Eliten innerhalb einer Gesellschaft. Die Elite, die die Macht innehat (Elite A), wird ständig von einer rivalisierenden Elite (Elite B) herausgefordert, die danach strebt, die bestehende Elite zu ersetzen und selbst die Macht zu übernehmen. Die Massen oder der Rest der Bevölkerung (Gruppe C) spielen in diesem Prozess eine passive, aber entscheidende Rolle.

  1. Elite A (Herrschende Elite): Diese Gruppe besteht aus den Individuen oder Klassen, die aktuell die politische, ökonomische und soziale Kontrolle über die Gesellschaft ausüben. Sie tendieren dazu, konservativ zu sein, um ihre Position zu bewahren und den Status quo zu schützen.
  2. Elite B (Herausfordernde Elite): Diese Gruppe umfasst jene, die aktiv danach streben, die herrschende Elite zu entmachten und selbst an die Spitze der Machtstruktur zu gelangen. Sie neigen dazu, reformistisch oder revolutionär zu sein, um Veränderungen herbeizuführen, die es ihnen ermöglichen, die bestehenden Machtinhaber zu ersetzen.
  3. Gruppe C (Die Massen): Die breite Bevölkerung, die keine direkte Macht ausübt, ist entscheidend für den Erfolg von Elite B. Sie dient oft als Unterstützungsbasis im Kampf gegen Elite A, besonders wenn Elite B es schafft, die Massen für ihre Sache zu mobilisieren.

Dynamik und Implikationen

Pareto argumentiert, dass dieser Austausch von Eliten ein natürlicher und unvermeidlicher Prozess ist, der sich aus der Ungleichheit der Menschen in Bezug auf Talente, Fähigkeiten und Ambitionen ergibt. Diese Theorie betont die Fluidität sozialer Hierarchien und die Vorläufigkeit von Macht. Sie impliziert auch, dass gesellschaftlicher Wandel oft weniger durch die Veränderung der Bedingungen der Massen als durch den Wettbewerb zwischen den Eliten geprägt ist.

Für Eisermann war die Attraktivität von Paretos Theorie in ihrer Anwendung auf die Analyse postkriegsdeutscher sozialer und politischer Strukturen begründet. Insbesondere sah er Parallelen in der Art und Weise, wie politische Eliten in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR versuchten, ihre Macht zu festigen, während sie gleichzeitig von neuen sozialen Bewegungen herausgefordert wurden.

Aktuelle Relevanz

Die Theorie der Zirkulation der Eliten bleibt relevant, da sie ein kritisches Verständnis dafür bietet, wie Macht in modernen Demokratien zirkuliert, oft unabhängig von den Wünschen der Massen. In einer Zeit, in der politische Unruhen und der Aufstieg populistischer Bewegungen weltweit zugenommen haben, bietet Paretos Analyse Einsichten in die möglichen Trajektorien und Transformationen politischer Macht.

Diese theoretische Perspektive unterstützt ein tiefes Verständnis für die Komplexität politischer Machtstrukturen und sozialer Dynamiken, das sowohl historisch informiert als auch in der Gegenwart anwendbar ist. Gottfried Eisermanns Beschäftigung mit Pareto zeigt, wie historische Theorien weiterhin Licht auf gegenwärtige soziale und politische Herausforderungen werfen können.

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Alonso’s Taktik übertragen: In-Game-Coaching als neues Paradigma in Bildung und Führung – Roundtable am Montag, den 13. Mai, um 12 Uhr – Mitmachen bei der Diskussion

Hier schon mal das Thesenpapier für den Livetalk via Zoom. Details folgen.

Einleitung:

Die Integration von dynamischen Coaching-Methoden in die Unternehmensführung bietet innovative Wege, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts effektiv zu begegnen. Diese Ansätze ziehen wertvolle Parallelen aus der Welt des Sports und digitalen Spielen, insbesondere aus der Praxis von Trainern wie Xabi Alonso im Fußball und In-Game-Coaching in E-Sports wie League of Legends.

1. Xabi Alonsos Trainingsprinzip:

Xabi Alonso, bekannt für seine präzise Spielweise und strategisches Denken auf dem Fußballfeld, überträgt diese Fähigkeiten in seine Trainingsmethoden. Alonso betont die Bedeutung von Mikro-Details und deren Auswirkungen auf das Gesamtspiel. Er sagt: „Es sind die kleinen Dinge, die oft über Sieg oder Niederlage entscheiden. Mein Ziel ist es, Spielern zu helfen, diese Feinheiten zu verstehen und ihre Instinkte entsprechend zu schärfen.“ Dieses Prinzip ist auf das Management übertragbar, wo kleine Änderungen in der Strategie oder im Verhalten große Auswirkungen auf das Unternehmensergebnis haben können.

2. In-Game-Coaching in der Welt von League of Legends:

In digitalen Spielen wie League of Legends ist das In-Game-Coaching ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Trainer und Coaches analysieren das Spiel in Echtzeit und bieten sofortiges Feedback, das es Spielern ermöglicht, ihre Strategie mitten im Spiel anzupassen. Ein prominenter Coach aus der League of Legends-Szene, erklärt: „Die Fähigkeit, Spielern sofortiges Feedback zu geben, transformiert ihre Spielweise und Entscheidungsfindung grundlegend.“

3. Die Rolle der Serendipität im In-Game-Coaching und Management:

Serendipität, also das Finden von etwas Unerwartetem und Nützlichem, während man eigentlich nach etwas ganz anderem sucht, spielt sowohl im In-Game-Coaching als auch im Management eine wichtige Rolle. Im Kontext von dynamischem Management bedeutet dies, dass Führungskräfte offen für unerwartete Chancen sein müssen und lernen, diese gewinnbringend zu nutzen. Wie Israel Kirzner betont, ist unternehmerische Wachsamkeit – die Fähigkeit, ungenutzte Chancen zu erkennen – entscheidend für den Erfolg in einer sich schnell verändernden Wirtschaft.

4. Praktische Umsetzung des dynamischen Managements basierend auf Alonsos Prinzipien:

Zu den praktischen Aspekten des dynamischen Managements gehört die Implementierung von Alonsos Trainingsprinzipien in den Unternehmensalltag:

  • Kontinuierliches Feedback: Genau wie Alonso seine Spieler durch kontinuierliche Rückmeldungen schult, sollten Manager regelmäßig Feedback-Sessions halten, um die Leistungen ihrer Teams zu optimieren.
  • Anpassung an Mikro-Details: Alonso’s Fokus auf die kleinen, oft übersehenen Aspekte des Spiels kann von Managern übernommen werden, um Prozesse zu verfeinern und effizienter zu gestalten.
  • Training der Wachsamkeit: So wie Alonso seine Spieler trainiert, auf Details zu achten, sollte auch das Training in Unternehmen die Wachsamkeit für Marktveränderungen und interne Dynamiken schärfen.

5. Zusammenführung von Serendipität und strategischer Planung:

Das dynamische Managementmodell ermutigt Führungskräfte, eine Balance zwischen strategischer Planung und der Offenheit für Serendipität zu finden. Diese Kombination fördert eine Kultur der Innovation, in der zufällige Entdeckungen als potenzielle Chancen für das Unternehmen genutzt werden können.

Integration In-Game-Coaching in SAP-Schulungen – Ableitungen für Schulungen und Weiterbildung: 

  1. Echtzeit-Feedbacksysteme:
    • Implementierung von Systemen, die den Teilnehmenden während der Echtzeit-Feedback geben. Dies könnte durch Plattformen unterstützt werden, die Feedbackschleifen und performative Analysen in Echtzeit ermöglichen.
  2. Simulationsbasiertes Lernen:
  3. Entwicklung von simulationsbasierten Lernmodulen, die reale Szenarien nachbilden, in denen Entscheidungen unter Druck getroffen werden müssen. Diese Module sollten auf adaptive Lernpfade bieten, die auf die Reaktionen der Nutzer reagieren.
  4. Dynamische Lernpfade:
  5. Einführung dynamischer Lernpfade, die sich an die Fortschritte und Bedürfnisse der Lernenden anpassen. Dies bedeutet, Lehrpläne zu entwickeln, die flexibel genug sind, um Inhalte basierend auf der Leistung und den Interaktionen der Lernenden zu personalisieren.
  6. Coaching für Soft Skills:
  7. Integrierung von Coaching für Soft Skills, das auf den Prinzipien des In-Game-Coachings basiert. Dies umfasst die Schulung von Problemlösung, kritisches Denken und zwischenmenschliche Fähigkeiten.
  8. Gamification:
  9. Einsatz von Gamification-Techniken, um Lern- und Trainingssessions ansprechender zu gestalten. Punktesysteme, Fortschrittsbalken und Auszeichnungen können genutzt werden, um Motivation und Engagement zu steigern.

Adaption von In-Game-Coaching für allgemeine Bildungsprogramme:

  1. Individualisierte Lernumgebungen:
    • Schaffung individualisierter Lernumgebungen, die auf den In-Game-Coaching-Methoden basieren. Diese Umgebungen sollten in der Lage sein, die Stärken und Schwächen jedes Lernenden zu erkennen und maßgeschneiderte Lernmaterialien bereitzustellen, die auf diesen Erkenntnissen basieren.
  2. Feedback in Echtzeit:
  3. Integration von Technologien, die es Bildungseinrichtungen ermöglichen, Schülern und Studenten kontinuierliches Feedback zu geben. Dies fördert ein schnelleres Lernen und eine sofortige Korrektur von Missverständnissen.
  4. Förderung von kritischen Denkfähigkeiten:
  5. Entwicklung von Programmen, die kritische Denkfähigkeiten fördern, indem sie Lernende regelmäßig mit neuen, unerwarteten Situationen konfrontieren, die eine schnelle und fundierte Entscheidungsfindung erfordern.
  6. Kollaborative Lernprojekte:
  7. Einführung von kollaborativen Projekten, die auf den Prinzipien des In-Game-Coaching basieren. Diese Projekte sollten Lernende dazu anregen, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, wobei der Lehrer oder Trainer als Coach fungiert.
  8. Technologiegestützte Lehrmethoden:
  9. Verwendung fortschrittlicher Technologien, um Lehrmethoden zu unterstützen, die auf In-Game-Coaching-Prinzipien basieren. Dies könnte den Einsatz von KI zur Analyse von Lernmustern und zur Anpassung von Lehrplänen in Echtzeit umfassen.

Zusammenfassung:

Die Anwendung von In-Game-Coaching-Strategien in der beruflichen Bildung und Weiterbildung bietet erhebliche Vorteile, von verbessertem Engagement und Retention bis hin zu einer effektiveren Entwicklung kritischer Fähigkeiten. 

Schlussfolgerung:

Die Anwendung von In-Game-Coaching-Prinzipien und Alonsos Trainingsmethoden im Management bietet einen frischen Blick auf die Führung und Entwicklung von Unternehmen. Durch die Adaption dieser Methoden können Unternehmen agiler, anpassungsfähiger und letztlich erfolgreicher werden.

Exkurs: Das Konzept des „günstigen Moments“ in der Geisteswissenschaft und seine Bedeutung für das In-Game-Coaching

Einführung in die Occasio:

In der Rhetorik und Philologie der frühen Neuzeit nimmt das Konzept des „günstigen Moments“, bekannt als Occasio, eine zentrale Rolle ein. Wie Professorin Anita Traninger von der FU Berlin darlegt, ist diese Idee tief mit der Figur der Fortuna verknüpft und wurde intensiv in den Werken des katalanischen Philosophen Raimundus Lullus erforscht. Occasio wird oft als flüchtige Göttin dargestellt, mit einem kahlen Hinterkopf und nur einer Haarlocke an der Stirn, symbolisch für die Dringlichkeit, Gelegenheiten zu ergreifen, bevor sie entgleiten.

Fortuna und die Unvorhersehbarkeit des Lebens:

Die Verbindung von Fortuna und Occasio unterstreicht die Unberechenbarkeit des Lebens und die daraus resultierenden Chancen und Risiken. In der frühen Neuzeit wurde Fortuna oft als kritische Kraft betrachtet, die das menschliche Schicksal mit einer unberechenbaren Hand lenkt. Dieses Verständnis spiegelt eine tiefgreifende Anerkennung der Zufälligkeit und der daraus resultierenden Notwendigkeit, wachsam und bereit zu sein, den Moment zu nutzen.

Raimundus Lullus und die „Ars Combinatoria“:

Lullus‘ „Ars Combinatoria“, eine Methode zur Generierung neuer Erkenntnisse durch die Kombination grundlegender Begriffe, hat die rhetorische Praxis seiner Zeit maßgeblich beeinflusst. Dieser Ansatz ermöglichte es Rednern, spontan und eloquent über jedes Thema zu sprechen, was die Fähigkeit, Occasio effektiv zu nutzen, erheblich verbesserte.

Parallelen zum In-Game-Coaching:

Die Lehren aus der „Ars Combinatoria“ und dem Konzept der Occasio sind besonders relevant für das In-Game-Coaching. Ebenso wie die Rhetoriker der frühen Neuzeit auf den günstigen Moment vorbereitet sein mussten, müssen Spieler und Trainer im modernen E-Sport und in traditionellen Sportarten die Fähigkeit entwickeln, Chancen zu erkennen und zu nutzen, oft in Bruchteilen von Sekunden.

  1. Training der Wachsamkeit:
    • Analog zu Lullus‘ Ideen können Trainer ihre Spieler anleiten, „Alertness“ oder Wachsamkeit zu entwickeln – eine Schlüsselkompetenz, um im Spiel verborgene Gelegenheiten zu erkennen und zu ergreifen.
  2. Strategische Flexibilität:
  3. Das Verständnis und die Anwendung von Occasio im Coaching bedeutet, dass Strategien flexibel und dynamisch angepasst werden müssen, um auf unvorhersehbare Spielentwicklungen reagieren zu können.
  4. Kognitive Bereitschaft:
  5. Wie in der rhetorischen Tradition müssen Spieler mental vorbereitet sein, um schnell und effektiv auf neue Situationen reagieren zu können, was durch regelmäßiges mentales Training und Simulationen unterstützt wird.

Schlussfolgerung:

Die Integration des Konzepts der Occasio und der damit verbundenen geisteswissenschaftlichen Ideen in das In-Game-Coaching bietet eine reiche Perspektive für die Entwicklung von Trainingsmethoden, die über technische Fähigkeiten hinausgehen und auch kognitive und strategische Kompetenzen umfassen. Diese historischen und philosophischen Einblicke verstärken das Verständnis dafür, wie essentiell es ist, sowohl in der geistigen als auch in der digitalen Welt auf den günstigen Moment vorbereitet zu sein und ihn effektiv zu nutzen.

Uwe Lübbermanns Vision: Weg mit den Hierarchien – hin zu echter Mitarbeiterbeteiligung

Auf der Zukunft Personal Nord in Hamburg hat Uwe Lübbermann, Gründer des Premium Kollektivs, eine visionäre Sicht auf das Management in Unternehmen präsentiert. Im Interview auf der Messe-TV-Studio diskutierte er seine Vorstellungen von einer demokratischeren, nachhaltigeren und stabileren Unternehmensführung.

Lübbermann, dessen Ansatz sich stark von herkömmlichen hierarchischen Strukturen abhebt, plädiert für eine radikale Demokratisierung im Arbeitsumfeld. „Das Kernproblem ist, dass in Deutschland das Eigentum und die daraus abgeleitete Macht zu hoch geschätzt werden. Wer Eigentum an der Firma hat, darf auch über andere Menschen bestimmen“, erklärte Lübbermann während des Gesprächs. Sein Ziel ist es, solche veralteten Strukturen aufzubrechen und durch partizipative Modelle zu ersetzen, in denen Mitarbeiter mehr Mitspracherecht haben und fair behandelt werden.

Lübbermann sprach auch über die Herausforderungen und Lernerfahrungen aus über zwei Jahrzehnten der Anwendung dieses kollektiven Ansatzes. Besonders in der Pandemie habe sich gezeigt, dass flexible, gemeinschaftsorientierte Ansätze eine große Resilienz aufweisen können. „Wir haben in der Gemeinschaft auf freiwilliger Basis viel umverteilt, ohne Verträge und ohne Zinsen. Das hat sehr gut funktioniert“, so Lübbermann.

Allerdings gab es auch Rückschläge. Durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen während der Pandemie wurden einige interne Probleme offenbart, die das kollektive System stark herausforderten. „Das Staatsgeld hat eine Kulturveränderung ausgelöst, die uns fast in eine Krise gestürzt hat“, berichtete Lübbermann. Trotz dieser Herausforderungen bleibt er optimistisch und betont die Bedeutung von Vertrauen und offener Kommunikation innerhalb des Kollektivs.

Für die Zukunft sieht Lübbermann weiterhin großes Potential in der Anwendung demokratischer Prinzipien in Unternehmen. Er fordert eine tiefgreifende Änderung der Unternehmenskulturen, weg von starren Hierarchien hin zu mehr Mitarbeiterbeteiligung und -förderung. Dabei ist es ihm wichtig, dass Veränderungen nicht nur auf dem Papier stattfinden, sondern tatsächlich gelebt werden.

Das Interview mit Lübbermann bietet nicht nur Einblicke in das Funktionieren und die Herausforderungen eines alternativen Unternehmensmodells, sondern stellt auch eine provokative Frage an die herkömmliche Unternehmensführung: Ist es an der Zeit, unsere Führungsstile grundlegend zu überdenken, um eine gerechtere und engagiertere Arbeitswelt zu schaffen? In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit am Arbeitsplatz wächst und die Ruf nach mehr Sinn und Beteiligung lauter wird, könnte Lübbermanns Ansatz ein notwendiger Impuls sein.