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Zahl der Unternehmensgründungen nähert sich dem Tiefststand in Deutschland @KfW_Research #Gründungsmonitor – Bürokratie und finanzielle Risiken die größten Hemmnisse

Die Zahl der Gründungen in Deutschland ist 2022 deutlich um 57.000 (-9 Prozent) auf 550.000 zurückgegangen, wie der neue KfW-Gründungsmonitor von KfW Research zeigt. Insgesamt sinkt die Gründungsaktivität mit 108 Gründungen je 10.000 Menschen im Alter von 18–64 Jahren damit wieder auf die Nähe ihres historischen Tiefstands vom ersten Coronajahr 2020, nachdem sie sich 2021 kurzzeitig erholt hatte. Zum Rückgang im Jahr 2022 beigetragen haben ein im Vergleich zum Vorjahr verringerter konjunktureller Impuls sowie der gut laufende, von Fachkräftemangel geprägte Arbeitsmarkt, der potenziellen Gründerinnen und Gründern attraktive Erwerbsalternativen bietet. Eine 2022 mit 4,5 Prozent der Erwerbsfähigen leicht höhere Quote von Gründungsplanern (2021: 4,1 Prozent) lässt eine im laufenden Jahr 2023 stabile Gründungstätigkeit erwarten, wenn auch das gesamtwirtschaftliche Umfeld herausfordernd bleibt.

Die Zahl der Gründungen von Frauen ist nach Anstiegen in den beiden Vorjahren wieder gefallen und liegt 2022 bei 205.000 (-20 Prozent). Die Zahl der Gründer hat sich kaum verändert (345.000; -1 Prozent). Gründerinnen kommen damit 2022 auf einen Anteil von 37 Prozent an allen Gründungen, das liegt leicht unter dem langjährigen Durchschnittswert. Es zeigt sich, dass Anstiege des Gründerinnenanteils bisher nur kurzfristige Schwankungen um den langjährigen Durchschnittswert waren. Die nachhaltige Erhöhung des Gründerinnenanteils ist dagegen eine Herausforderung, die einen langen Atem braucht und früh ansetzen muss: Etwa beim Aufbrechen von Geschlechterklischees oder bei der frühzeitigen Vermittlung unternehmerischen Wissens.

Die Corona-Krise, die die Nachteile traditioneller Geschäftsmodelle und – prozesse deutlich aufzeigte, wirkt weiter nach: Die Anteile digitaler und internetbasierter Gründungen sinken gegenüber dem Vorjahr zwar leicht, bleiben 2022 mit 29 Prozent und 35 Prozent (2021: 31 Prozent bzw. 41 Prozent) überdurchschnittlich hoch. Bei innovativen und wachstumsorientierten Gründungen bleibt ein Schub weiterhin aus.

„Im Spannungsfeld zwischen Fachkräftemangel und Coronablues sinkt die 75 Gründungstätigkeit in Deutschland. Die Entwicklung des Arbeitsmarkts beeinflusst hierzulande traditionell stark die Gründungstätigkeit. Denn die Fokussierung auf die angestellte Beschäftigung in Deutschland ist groß. Es sieht so aus, als ob der Corona-Blues den Wunsch nach 80 beruflicher Neuorientierung und damit zur Gründung bestärkt hat, ob das so bleibt, muss sich noch zeigen. Jedenfalls beginnt die Fokussierung auf eine angestellte Beschäftigung schon früh, etwa bei der Berufsberatung von Schülerinnen und Schülern. Hier braucht es dringend ein Umdenken – trotz oder vielleicht auch gerade wegen des Fachkräftemangels”, resümiert Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Was die Finanzierung anbelangt, passiere schon einiges, so die Antwort von Köhler-Geib auf meine Fragen. Etwa den Zukunftsfonds. “Wir haben die Startup-Strategie der Bundesregierung, die muss jetzt umgesetzt werden.” Gründungsbildung sei ein wichtiger Ansatz. Schon in der Sekundarstufe II sollte Entrepreneurship-Wissen vermittelt werden. “Ökonomische Bildung ist in Deutschland ein ganz großes Thema, das viel stärker in den Fokus rücken muss.” Auch die vorhandenen Rollenbilder, die klischeehaft dominieren , seien ein Hindernis für die Zunahme von Gründerinnen.

Sonderwirtschaftszonen hält die KfW-Chefvolkswirtin für eine schwierige Idee. “In Deutschland sollten wir den Anspruch haben, dass das gesamte Land eine Sonderwirtschaftszone ist.”

Bürokratieabbau sei ein entscheidender Hebel. Es sollte viel schnell möglich sein, ein Unternehmen zu gründen. “Es gibt eine Initiative in Frankreich, dass man innerhalb von zwei Tagen gründen kann.”

Zudem sollten bereits ergriffene Maßnahmen, wie die Reform des Insolvenzrechts, besser kommuniziert werden.

Was haltet Ihr für wichtig, um die Zahl der Gründungen zu steigern, etwas wie zu Zeiten der New Economy vor rund 23 Jahren?

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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