
Energiekrise, Gasknappheit, Inflation und die Folgen der Corona-Pandemie prägten das Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen im vergangenen Jahr. Also beispielsweise die verstärkte Aufmerksamkeit für Themen wie Logistik und Lieferkettenmanagement, die in den vergangenen Jahren aufgrund von Ereignissen wie Produktionsengpässen oder Blockaden von Containerhäfen in China und im Suezkanal in den Vordergrund gerückt sind.
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm erklärte im Sohn@Sohn-Adhoc-Interview im November 2022, dass sich die Lieferkettenproblematik inzwischen entspannt habe, aber dass es dennoch wichtig sei, die Abhängigkeiten von bestimmten Ländern, insbesondere China, zu reduzieren. Sie betonte die Notwendigkeit einer Diversifizierung der Lieferbeziehungen und einer stärkeren Produktion in der Europäischen Union.
Grimm sprach auch über die Bedeutung von Handelsbeziehungen und Kooperationen mit verschiedenen Ländern, einschließlich Entwicklungsländern. Sie bekräftigte, dass es wichtig sei, wirtschaftliche, außenpolitische und entwicklungspolitische Aspekte zu berücksichtigen und Partnerschaften zum beidseitigen Vorteil einzugehen. Grimm unterstreicht die Bedeutung von Investitionssicherheit und Investitionsgarantien sowie die Notwendigkeit besserer Daten und Überwachungssysteme, um Ungleichgewichte im Weltmarkt frühzeitig zu erkennen.
Es sei wichtig, die Wirtschafts-, Außen- und Entwicklungspolitik zu integrieren und neue Handelsbeziehungen aufzubauen, um Stabilität und Wohlstand zu gewährleisten.
In der aktuellen Situation sei es essentiell, verstärkt auf die Überwachung der Lieferketten, Diversifizierung und Ausbau der Lagerhaltung zu setzen. Grimm sieht die Umsetzung dieser Maßnahmen als realistisch an, während andere Vorschläge wie die Diversifizierung der Lieferbeziehungen mehr Zeit und Partnerschaften im Ausland erfordern würden. Ein weiteres Thema ist die Produktion von Photovoltaik-Panels, die zu 95% in China stattfindet. Grimm weist darauf hin, dass es schwierig ist, diese Abhängigkeit zu ändern, da es nur wenige Unternehmen gibt, die diese Technologie beherrschen. Grimm weist auf die Entwicklung in den USA hin, wo ein massives Förderprogramm für klimafreundliche Technologien gestartet wurde.
Dies könnte dazu führen, dass Produktionskapazitäten und Rohstoffe in die USA verlagert werden, was Auswirkungen auf deutsche Unternehmen haben könnte. Grimm betont die Notwendigkeit, die Transformation in Deutschland zu beschleunigen, um Investitionen und Kapazitäten im Land zu halten. Grimm fordert eine beschleunigte Transformation und klare politische Rahmenbedingungen, um Investitionen zu fördern. Privates Kapital sei vorhanden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Grimm spricht auch über die Bedeutung des Recyclings und der Kreislaufwirtschaft. Sie sieht die Innovationskraft und das Potenzial des deutschen Mittelstands in diesem Bereich. Grimm erwähnt laufende Projekte zur Nutzung von Reststoffen und Recycling in verschiedenen Branchen. Sie betont die Recycling und Kreislaufwirtschaft können dazu beitragen, Emissionen zu reduzieren und Ressourcen effizienter zu nutzen. Abschließend nennt Grimm zwei wichtige Aufgaben für die Bundesregierung: die Reduzierung von Abhängigkeiten, insbesondere von China, und die Stärkung von Bildung und Zuwanderung, um Deutschland attraktiv zu machen und die Innovationskraft des Landes zu fördern.
Mal schauen, was im neuen Jahresgutachten steht. Es wird heute dem Bundeskanzler überreicht und um 14:30 Uhr der Presse vorgestellt.
14:30 Uhr | Vorstellung des Jahresgutachtens 2023/24 – Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schnitzer, Prof. Dr. Veronika Grimm, Prof. Dr. mult. Dr. h.c. Ulrike Malmendier, Prof. Dr. Achim Truger, Prof. Dr. Martin Werding |