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Mythen und Realität: Was die junge Generation wirklich im Berufsleben will #zpeurope

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Geld statt Work-Life-Balance: Diese und weitere überraschende Erkenntnisse liefert das kürzlich vorgestellte Karrierebarometer. In einer umfassenden Studie hat die Initiative 1.000 Studierende und Berufsanfänger sowie 700 Recruiter befragt. Dabei traten einige Brüche mit gängigen Narrativen zutage.

Sohn@Sohn konnten dazu David Froese auf der Fachmess Zukunft Personal in Köln befragen:

1. Geld als entscheidender Faktor

Eines der bemerkenswertesten Ergebnisse der Umfrage: Geld ist für die junge Generation der entscheidende Faktor bei der Wahl eines Jobs. Dass dies keine reine Materialismus-Debatte ist, zeigt der Kontext: In Zeiten steigender Mietpreise und Inflation wird das Einkommen zum überlebenswichtigen Punkt.

2. Unsicherer Karriereweg

Ein weiteres interessantes Detail: Zwischen 70 und 80 Prozent der Studierenden und Berufsanfänger haben keinen klaren Karriereweg vor Augen, obwohl sie gut über ihre Branche informiert sind. Dies könnte eine Herausforderung für Recruiter darstellen, die gezielte Karrierepfade anbieten möchten.

3. Branchenpräferenzen

Die Studie offenbart, dass die Präferenzen bezüglich der Arbeitswelt durchmischt sind. Während etwa 50 Prozent in Konzernen arbeiten möchten, sind es nur rund 30 Prozent, die sich eine Karriere in Startups vorstellen können. Erstaunlich gering ist der Wunsch nach Selbstständigkeit.

4. Neue Bildungsparadigmen: Die schwierige Annäherung zwischen Hochschulen und der “Generation Z”

Die akademische Welt hat längst erkannt, dass Karrierezentren und Portale nicht mehr nur schmückendes Beiwerk der Bildungslandschaft sind, sondern inzwischen essenzielle Bestandteile. Sie bieten zwar Einblicke in den Arbeitsmarkt, sind aber oft nicht in den Curricula integriert. Besser ist es, spezielle Institute für Unternehmensgründungen zu schaffen. Dennoch bleibt die Frage, wie man die junge Generation effektiv für Selbstständigkeit und Entrepreneurship begeistert, insbesondere in einem bürokratisch komplexen Land wie Deutschland.

Konträr zur gängigen Kritik, dass diese Generation wenig leistungsbereit sei, zeigen empirische Daten sowie individuelle Beobachtungen, dass viele durchaus engagiert und ehrgeizig sind. Die Herausforderung für Hochschulen und Unternehmen liegt daher nicht nur in der Struktur, sondern auch in der Kommunikation. Zum Beispiel kritisieren 42 Prozent der Befragten, dass sie Stellenangebote nicht verstehen. Die junge Generation will einen sinnvollen Beitrag leisten und muss daher im Dialog auf eine Weise erreicht werden, die ihr dies ermöglicht.

Unternehmen und Hochschulen sollten ihre Rekrutierungsstrategien überdenken, um den Fokus der jungen Generation auf Themen wie „Mission“ und „Beitrag“ besser einzufangen. Schließlich sind es nicht nur die Inhalte, sondern auch die Kanäle und die Sprache, die entscheidend sind.

Das Gemurmel über die angebliche Leistungsverweigerung der jungen Generation ist mehr als ärgerlich. Ist auch Thema meiner New-Management-Kolumne für Haufe.

Ausschnitt:

Es regiert die schnelle Meinung und Aburteilung. Gekämpft wird in ideologischen Schützengräben. Je intensiver die abgefeuerten Stinkbomben riechen, um so mehr steigt die Zahl der Repostings und Likes.

Vom kranken Mann in Europa bis zur angeblich zweitklassigen deutschen Technologie-Nation im Vergleich zu China und USA wird alles an „Fakten“ instrumentalisiert, um das eigene Weltbild zu untermauern. Sachlichkeit und der Versuch des Abwägens stören da nur. Ablehnung von Bundesjugendspielen: Beleg für die verweichlichte junge Generation, die sich nicht mehr anstrengen wolle. Keine einzige Medaille bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften sei ein Indikator für den Abstieg einer ganzen Nation. Das Vorrunden-Aus bei der Fußball-WM in Katar zeuge von Mittelmaß und Bräsigkeit.

Einzelfall-Empirismus

Wir könnten international nicht mehr mithalten und seien kein Champion bei Innovationen mehr. So lassen sich die dämlichen Analogien endlos fortsetzen. Die Leistungsmoral junger Leute sei unter aller Kanone. Es dominiere eine “Verpisser”-Kultur in Komfortzonen und dergleichen mehr. Einzelfall-Empirismus auf dem Niveau von Horoskop-Schreiberlingen.

Dabei zeigt das auf der Zukunft Personal vorgestellte aktuelle Karrierebarometer, dass die junge Generation leistungsbereit ist und dafür auch ordentlich bezahlt werden möchte. Was für eine Überraschung für all jene, die komplette Jahrgangs-Kohorten mit vorurteilsgeladenen Zerrbildern überzieht.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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