
“Abermals stecken wir in einer Rohstoffkrise. Abermals erleben wir, wie Knappheiten unseren Alltag bestimmen. Gas, Kupfer, Computerchips, Raps, Arbeitskräfte – auf vielen Märkten wird es eng. Lieferengpässe legen die Produktion lahm. Preise schießen in die Höhe. Die Inflationsraten ziehen an, die Notenbanken sind unschlüssig, ob es sich um vorübergehende Verspannungen handelt oder um den Beginn einer neuen Ära, die eine entsprechend straffere Geldpolitik erfordert“, schreibt Henrik Müller in seiner Spiegel-Kolumne und verweist auf wichtige Ereignisse in dieser Woche:
“Achten Sie am Dienstag auf das EU-Energieministertreffen und am Donnerstag auf die EZB-Ratssitzung sowie neue Zahlen zu Inflation und Wachstum am Freitag.” Das werden wir tun.
“Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten bremsen die Konjunktur. Aber das wird vorbeigehen. Märkte sind gewöhnlich ziemlich gut darin, rasch auf Mangelsituationen zu reagieren: Steigende Preise sorgen für Kapazitätsausweitungen und Ausweichreaktionen der Verbraucher”, so Müller.
Was die Beschaffung und die Vorprodukte anbelangt, wäre ich nicht zu optimistisch. Allein der Chipmangel wird uns in den nächsten Monaten und Jahren beschäftigen.
Viele Akteure kochen zudem ihr politisches Süppchen, verschärfen Handeslsbeschränkungen, blockieren die Realisierung von Verträgen oder führen Strafzölle ein, um nationalistische Interessen zu bedien. So führte Trump Strafzölle auf kanadisches Holz ein. Käferplagen und Waldbrände reduzierten die Holzbestände und treiben die Holzpreise nach oben. Europäische Sägewerke exportieren jetzt vor allem in die USA und nach China. In Deutschland fehlt Holz von Bau- bis zur Verlagsbranche.
Der Chipmangel trifft mit voller Wucht die Autoindustrie: “Im Stammwerk in Wolfsburg könnte Volkswagen in diesem Jahr so wenig Autos bauen wie zuletzt im Jahr 1958. ‘Es müsste schon ein Wunder geschehen, wenn wir das Vorjahresniveau bis Jahresende erreichen sollten’, sagt ein Insider. Bereits im vergangenen Jahr baute VW in Wolfsburg erstmals seit über 60 Jahren weniger als eine halbe Million Autos. Nach drei Quartalen in diesem Jahr kam das Werk nun gerade auf 300.000 Fahrzeuge, erfuhr die ZEIT aus Unternehmenskreisen. Offiziell bestätigt der Konzern den Rückgang nur allgemein, der Mangel an Halbleitern habe ‘zu einer hohen Anzahl von nicht produzierten Fahrzeugen’ geführt. Wie es weitergeht? Volkswagen rechnet weiter mit Engpässen, auch über 2021 hinaus”, berichte die Zeit.
Und das Manager Magazin berichtete schon in der Januar-Ausgabe: Über 80 Prozent der Containerflotte werden von drei Megapartnerschaften der Reeder kontrolliert: den „zwei M“ (Maersk, MSC), einer chinesisch-französischen Kooperation (Cosco, CMA CGA, Evergreen) und „The Alliance“, die Hapag-Lloyd und mehrere Asiaten umfasst. “Da liegt der Verdacht nahe, dass die Preise über Gebühr nach oben gezogen werden.”
Das wäre dann ein Thema für die Wettbewerbshüter in Deutschland und Europa.
Seit einigen Monaten stressen wir dieses Thema bei DigitalX. Erst jetzt habe ich den Eindruck, dass die Tragweite des Problems bei Ökonomen und politischen Entscheidern ankommt.