
“Die deutsche Wirtschaftsleistung liegt derzeit nahezu auf demselben Niveau wie zu Beginn der Corona-Pandemie vor knapp vier Jahren. Deutschland verzeichnet damit seit Beginn der Corona-Pandemie das geringste Wachstum aller Volkswirtschaften des Euro-Raums. Zwar kam Deutschland zunächst noch vergleichsweise gut durch die Corona-Pandemie. Während der Energiekrise entwickelte sich die deutsche Wirtschaft jedoch sehr schwach. Gegenüber dem Vorjahr dürfte die Wirtschaftsleistung im aktuellen Jahr schrumpfen und im kommenden Jahr deutlich langsamer wachsen als in den 2010er-Jahren”, so die Wirtschaftsweisen in ihrem Jahresgutachten, das sie dem Bundeskanzler überreichten.
Die steigenden Energiepreise und der hohe Anteil energieintensiver Industrien haben die Wirtschaft belastet. Doch dank umfangreicher Maßnahmen zur Umstellung der Energieversorgung und zur Abfederung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Energiekrise konnte ein noch tieferer Einbruch verhindert werden. Unternehmen und Haushalte haben sich angepasst. Dennoch weist das Jahresgutachten auf erhebliche Wachstumshemmnisse in den kommenden Jahrzehnten hin.
Diese Hemmnisse sind nicht neu und wurden bisher nicht ausreichend angegangen. Die demografische Alterung wird den Anteil der 20- bis 64-Jährigen an der Gesamtbevölkerung verringern und das inländische Arbeitsvolumen reduzieren. Das Produktivitätswachstum und das Wachstum des Kapitalstocks sind seit Jahrzehnten rückläufig. Dies zeigt sich in niedrigen Gründungsraten und mangelndem Risikokapital für junge Wachstumsunternehmen. Eine Entwicklung, die sich seit dem Jahr 2000 abzeichnet und von KfW-Research gut dokumentiert ist. KfW-Chefvolkswirtin Friederike (Fritzi) Koehler-Geib, PhD spricht von der Notwendigkeit, schon in Schulen und Hochschulen Gründungswissen zu vermitteln. Was die Finanzierung anbelangt, passiere schon einiges. Etwa den Zukunftsfonds. “Wir haben die Startup-Strategie der Bundesregierung, die muss jetzt umgesetzt werden.” Gründungsbildung sei ein wichtiger Ansatz. Schon in der Sekundarstufe II sollte Entrepreneurship-Wissen vermittelt werden. “Ökonomische Bildung ist in Deutschland ein ganz großes Thema, das viel stärker in den Fokus rücken muss”, so Koehler-Geib gegenüber Sohn@Sohn.
Um das Wachstumspotenzial zu stärken, müssen beide Entwicklungen angegangen werden, sagten die Wirtschaftsweisen. Verbesserte Erwerbsanreize und Reformen der Zuwanderungspolitik könnten den Rückgang des Arbeitsvolumens dämpfen. Gleichzeitig sollte die Innovations- und Investitionstätigkeit gesteigert werden, um die Wirtschaft zu modernisieren und das Produktivitätswachstum zu steigern. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), dynamische Gründungen und junge Wachstumsunternehmen können entscheidend zur Modernisierung der Wirtschaft beitragen. Die Wirtschaftspolitik sollte den damit verbundenen Strukturwandel unterstützen. Ein zu enger Fokus auf gefährdete Wirtschaftsbereiche würde die notwendige Umverteilung von Ressourcen zu neuen Geschäftsfeldern bremsen. Sohn@Sohn besprechen das im Adhoc-Livetalk mit der Wirtschaftsweisen Professorin Veronika Grimm in den nächsten Tagen.
Auf der Digital X in Köln sind übrigens sehr viele Signale an die Wirtschaftspolitik in Deutschland ausgesendet worden, um als Volkswirtschaft zukunftsfähig zu bleiben. Etwa von Benjamin Springub. Er ist der Mann hinter dem Programm “Schubkraft” bei der Telekom.
Springub spricht mit Begeisterung über seine Arbeit. “Jede Inspiration ist gut”, sagt er, “sie treibt uns an, sie treibt Deutschland an, sie treibt unsere Wirtschaft an.”

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