
ESG und Nachhaltigkeitsmanagement gehören aktuell zu den TOP-Themen in der Führungsetage. Aber was bedeutet das in der Praxis? ESG steht für Environment, Social, Governance – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Die Kriterien geben Aufschluss darüber, wie umwelt- und klimafreundlich ein Unternehmen handelt, wie gut Aspekte wie Arbeits- und Gesundheitsschutz eingehalten werden oder über welche Steuerungs- und Kontrollprozesse Unternehmen verfügen. Nachhaltigkeit ist dabei kein Selbstzweck: Kunden bevorzugen nachhaltige Produkte, Mitarbeitende wünschen sich ein ökologisch bewusstes Agieren ihrer Arbeitgeber, Investoren bevorzugen ESG-orientierte Anlagen. Der Gesetzgeber erweitert mit der „Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)“ bei Unternehmen ab 250 Mitarbeitern die Berichtspflichten um ESG-Aspekte.
Fast zweit Drittel der Firmen haben Zuständigkeiten auf Geschäftsführungsebene geschaffen.
79 Prozent sehen im Zusammenführen aller relevanten Nachhaltigkeitsdaten in einem einheitlichen System die größten Schwierigkeiten. 77 Prozent benennen ein Berechnungsmodell, das möglichst präzise Daten liefert, etwa ein CO2-Kalkulator, als die zweitgrößte Schwierigkeit.
67 Prozent finden im Monitoring der Maßnahmen, um ihre Wirkung zu erfassen, eine weitere Hürde.
„Green Washing“ sei kein Thema bei den befragten Unternehmen. So stellt ein Befragungsteilnehmer fest: „Wir machen Kompensation erst, wenn es gar nicht anders geht“. Die Unternehmen wollen mehrheitlich zu einer nachhaltigen Wirtschaft aufbrechen und verfolgen dieses Ziel mit großer Ernsthaftigkeit. Dies zeigen auch die Tiefeninterviews der Studie: kein Unternehmen bezweifelt die
Dringlichkeit des Themas.
Das hat in der Praxis positive Konsequenzen: So verfügen 87 Prozent der Unternehmen laut eigener Aussage über das notwendige Know-how, um die Klimaziele gemäß Treibhausgasprotokoll (GHG) zu messen. Fast jedes zweite befragte Unternehmen gibt an, CO2-bilanzierungsfähig zu sein. Dieser hohe Wert mag erstaunen, lässt sich aber dadurch erklären, dass vor allem Unternehmen befragt wurden, die bereits über ein Nachhaltigkeitsmanagement verfügen. Und fast jeder zweite Mittelständler (45%) ist bereits jetzt in der Lage, die Berichtspflichten zu erfüllen.
Die Regulierung gehöre zu den wichtigsten Treibern beim Engagement für mehr Nachhaltigkeit. Dieser Aussage stimmen 74 Prozent der Befragten zu, doch Gesetze sind nicht der einzige Ansporn. Kunden (64 Prozent) und Mitarbeiter (58 Prozent) sorgen ebenfalls für gehörig Druck in Richtung Nachhaltigkeit. Das ist ein klares Zeichen für die gesellschaftliche Bedeutung, die das Thema inzwischen erreicht hat.
Einige Unternehmen steigen in die Kreislaufwirtschaft ein, etwa das Familienunternehmen Marantec. Der Spezialist für Antriebs- und Steuerungstechnik will Ökonomie und Ökologie zusammenführen. Er berücksichtigt dabei den gesamten Lebenszyklus seiner Produkte, beispielsweise mit einem Rücknahmesystem für defekte Bauteile.
WKW nutzt etwa 40 Prozent Recyclingmaterial in seinen Produkten. Das Unternehmen steigert diesen Anteil kontinuierlich und führt Recycling-Innovation ein: Aluminiumteile mit deutlich reduziertem CO2-Fußabdruck. Die Neuentwicklung trägt den Markennamen NEWTRAL. Das Aluminium wird mit Energie aus Wasserkraft hergestellt, unter Abwärmenutzung weiterverarbeitet und mit reinem Ökostrom gefertigt. Die Profile werden unter anderem für die nachhaltige Herstellung von Elektroautos genutzt.
Aber:
Die Kreislaufwirtschaftsquote der Wirtschaft in Deutschland liegt nur bei mageren 13 Prozent, wie Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes auf der re:publica in Berlin erläuterte. Der Durchschnitt in Europa liegt sogar noch niedriger.
Die Mehrwegquote ist seit 30 Jahren in Deutschland im freien Fall und liegt nur noch bei 40 Prozent.
Das Aufkommen an Einweg-Müll hat den Angaben der EU-Kommission zufolge in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 20 Prozent zugenommen und erreichte 2020 in den 27 EU-Staaten 79,3 MillionenTonnen, was einer Durchschnittsmenge von 177 kg pro Person entsprach. Bis 2030 wird ein Anstieg um weitere 19 Prozent erwartet, falls keine Maßnahmen ergriffen werden. Für Plastik wird sogar ein Zuwachs von 43 Prozent prognostiziert.
Defizite beim Gebäudemanagement.
Laut Schätzungen des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) kann der Einsatz von Wärmepumpen in Deutschland pro Jahr etwa 15 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Diese Schätzung basiert auf dem Stand von 2020 und berücksichtigt sowohl den Einsatz von Luft-Wasser-Wärmepumpen als auch Erdreich- und Grundwasser-Wärmepumpen.Es ist wichtig anzumerken, dass die tatsächlichen CO2-Einsparungen variieren können und von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, darunter die energetische Effizienz des Gebäudes, das Nutzungsverhalten der Bewohner und die Art der Stromerzeugung, die zur Versorgung der Wärmepumpen genutzt wird.Im vergangenen Jahr war der Beitrag zum Reduktion von CO2-Emissionen noch überschaubar. Der BWP geht von vier Millionen Tonnen aus, bei einem Bestand von 1,4 Millionen Wärmepumpen. Ziel der Bundesregierung ist, bis 2030 rund sechs Millionen Wärmepumpen einzubauen. Dann kommt man ungefähr auf 15 bis 16 Millionen Tonnen CO2.
Da ist aber viel mehr möglich bei einer besseren Organisation der Arbeitswelt: Das noch immer in vielen Unternehmen geläufige Modell ein Beschäftigter = ein Arbeitsplatz sei überholt, so Samir Ayoub bei der Vorstellung seines Buches “Mach*s menschlich” auf der Zukunft Personal Süd in Stuttgart.
“Für jede Aufgabe immer nur denselben Ort zu nutzen, unterstützt die Menschen nicht bei der Arbeit. Auch ist eine solche Arbeitsweise weder wirtschaftlich noch nachhaltig. Für beides ist die Flächennutzung zu hoch. 30 Millionen Wissensarbeiter nutzen im deutschsprachigen Raum rund 750 Millionen Quadratmeter Bürofläche. Das entspricht der 15-fachen Fläche des Stadtgebiets von Köln. Bedenkt man zudem, dass rund 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen durch die Bau- und Immobilienwirtschaft verursacht werden, wird erkennbar, dass eine effiziente Raumnutzung unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten geboten ist. Nimmt man die weltweit steigenden Miet- und Immobilienpreise in Ballungsräumen hinzu, kann auch an den wirtschaftlichen Vorteilen flexibler und effizienter New-Office-Strategien kein Zweifel bestehen”, erläutert Ayoub.
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Rolle der Personalabteilung:
Homeoffice für den Klimaschutz:
Jeder nicht gefahrene Kilometer entlastet den Verkehr, senkt die Emission von klimarelevanten Treibhausgasen um 141 Gramm pro Personenkilometer. In der Pandemie ist untermauert worden, dass fast jeder zweite Arbeitsplatz dezentral organisiert werden kann – mit mobilen Arbeitsplätzen, im Homeoffice, in Coworking-Spaces und Workation. Gehen wir im Optimum davon aus, dass wir die gefahrenen Kilometer halbieren können, wie in der Pandemie, dann kommen wir auf ein Einsparungspotenzial von 180 Milliarden Kilometer. 141 Gramm = 0,141 Tonnen. 180 Milliarden x 0,141 Tonnen = 25.380.000 Tonnen.
Also knapp 26 Millionen Tonnen klimarelevante Treibhausgase können jährlich eingespart werden, wenn wir die Arbeit dezentraler gestalten. Ohne Abgaben, ohne Gesetze, einfach durch intelligente Organisation der Arbeit.
Siehe auch:
Wie ökologisch sind eigentlich Produkte aus Holz und Papier?
Vor allem im Verkehr und bei den Gebäuden werden die Klimaziele klar verfehlt, so der Expertenrat für Klimafragen.