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GEMA-Abgabeninflation: Wer seine Kunden nicht versteht, muss sie härter bestrafen

Eigentlich ist die 1850prozentige Abgaben-Erhöhung für Speichermedien wie USB-Sticks ein weiteres trauriges Symbol für die Unfähigkeit von Verwertungsgesellschaften, tragfähige Geschäftsmodelle für die digitale Welt zu entwickeln. Wer seine Kunden nicht versteht, muss sie härter bestrafen.

Kleine Zwischenbemerkung, um den Urheber dieser Gebühren-Story noch einmal hervorzuheben: Die Aufdeckung dieses Preiswuchers gelang einzig und allein dem Blogger Heinrich Rudolf Bruns – nicht dapd, nicht Welt, nicht SZ oder sonstige Medien, die sich zu fein sind, Blogs als Quelle zu zitieren!

Dieses USB-Schelmenstück der GEMA ist unterstreicht, dass sowohl Verwertungsgesellschaften als auch die beteiligten Industrien nicht in der Lage sind, zeitgemäße Geschäftsmodelle für die digitale Welt zu etablieren.

Das begann schon vor 15 Jahren, als Napster startete. Der Dienst bediente in erster Linie das Bedürfnis der Menschen nach einem bequemen und unmittelbaren Zugriff auf Entertainment-Inhalte. Statt sich mit dem Grundbedürfnis der Internet-Nutzer auseinanderzusetzen, empörten sich die Industriebosse über Internet-Piraterie. Als der Musikmanager Tim Renner in einer hitzigen Debatte des Bundesverbandes Musikindustrie die Chefs der großen Plattenfirmen fragte, wer denn schon einmal Napster genutzt habe, hob kein einziger Sitzungsteilnehmer die Hand.

Genau hier fängt das Problem der Gestern-Manager an:

„Alle Musik war dank Napster jederzeit verfügbar. Das und nicht der Fakt, dass man nichts zahlte, machte den Dienst zum Erlebnis. Das Gefühl war dabei wie beim ‚Kohlenklau‘ – man tat es mangels anderer Möglichkeit, war aber mitnichten stolz auf sich. Hätte man sich seitens der Musikindustrie inhaltlich mit dem illegalen Konkurrenten beschäftigt, statt ihn ungesehen und ungenutzt zu verdammen, hätten wirkliche, legale Alternativen nicht fünf (iTunes), respektive zehn (Spotify) Jahre nach Napster auf sich warten lassen“, sagt Renner.

Die Musikindustrie habe ihre Kunden im Internet entweder gar nicht oder schlecht bedient – aus Unkenntnis oder Ignoranz. Und das wird auch so bleiben. Ähnlich desaströs ist das Versagen der Verlage bei der Einrichtung von einfachen und komfortablen Bezahlmodellen. Micropayment als Stichwort.

Macht also in Euren Künstler-Hütten und Verwerter-Höhlen weiter Bubu-Heiaheia und überlasst die Drecksarbeit den Abmahnfabriken und Staatsanwälten. So macht man sich wenigstens nicht die Finger schmutzig.

Nur so eine Randbemerkungen. Das Hase-und-Igel-Spiel können GEMA & Co. nicht gewinnen. Physische Datenträger wie USB-Sticks sind sowas von vorgestern. Setzt Euch mal mit den Themen von morgen auseinander:

Vernetzte Services ohne physikalische Limitierungen – Wenn aus der Kreditkarte eine App wird.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

4 Kommentare zu "GEMA-Abgabeninflation: Wer seine Kunden nicht versteht, muss sie härter bestrafen"

  1. Der letzte Satz ist Klasse! Auf in die Cloud!

  2. Naja, hin und wieder braucht man auch in und mit ner Cloud mal nen physischen Datenträger, von daher ist dieses “perpetuum mobile des Geldabzockens” gar nicht mal so dumm gedacht.

  3. USB-Sticks nutze ich nie für Musik.

  4. usb-stick noch hin und wieder im auto ja, aber auch sd-cards sind ja inbegriffen. und gerade hier sind nun auch jene betroffen, die mit handy und / oder digicam eigene fotos machen. da zahlt dann der urheber quasi auch dafür, dass er urheber sein darf. oder hab ich was falsch bei der abgabe verstanden?

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