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Geheimnis um Schufa-Scoring gelüftet? Von wegen :-( @basicthinking @OpenSchufa

Hulk des Monats

Die Schufa lüftet das Geheimnis um ihren Score, berichtet Basic Thinking: “Die Schufa startet aktuell eine Transparenzoffensive. Mit einem neuen Logo und einer neuen Webseite möchte die deutsche Wirtschaftsauskunftei dabei ihr Image aufpolieren. Denn jahrelange Geheimniskrämerei und undurchsichtige Machtstrukturen ließen das Ansehen der Schufa allmählich bröckeln.”

Die Auskunftei will ihren sogenannten Score eigenen Angaben zufolge deshalb „transparent, verständlich und nachvollziehbar erklären“.

“Einige Faktoren und Informationen würden sich zudem grundsätzlich negativ auf den Score auswirken. Dazu gehören unter anderem eröffnete Insolvenzverfahren, erteilte Restschuldbefreiung, Haftbefehle zur Erzwingung einer eidesstattlichen Versicherung sowie Saldo nach Gesamtfälligstellung und Saldo nach gerichtlichen Entscheidungen“, so Basic Thinking.

Die Berechnungsformel bleibt allerdings weiter geheim. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erzielen, müsse die Score-Berechnung laut Schufa zumindest in Teilen ein Geschäftsgeheimnis bleiben. Andernfalls könne der Score manipuliert werden und hätte damit keinen Wert mehr.

“Die Formel sei jedoch der zuständigen Datenschutzbehörde bekannt. Unabhängige Wissenschaftler:innen würden diese kontrollieren. Außerdem seien sämtliche Score-Berechnungen laut Schufa datenschutzkonform. Ein negativer Score könne sich um Laufe der Zeit außerdem wieder verbessern, beispielsweise dann, wenn Verträge ordnungsgemäß erfüllt werden”, so Basic Thinking. Was für eine Beruhigungspille. Alles nicht transparent, nicht nachvollziehbar und damit keine Änderung des Status quo. Die Headline von BT ist schlicht falsch.

Es geht vor allem um die Berechnungsformel für den sogenannte Basis-Score. Gerade hier kommt Wahrscheinlichkeitsrechnung ins Spiel und spuckt Prognosen aus, ob ein Kunde seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen wird oder nicht. Und genau können Fehler auftreten mit ziemlich üblen Kollateralschäden, die bis zur Verweigerung des Kreditantrages reichen können.

Die Schufa verlässt sich darauf, dass die ihr von Händlern und Banken gemeldeten Daten korrekt und vollständig sind. Machen die Vertragspartner in ihren Meldungen an die Schufa Fehler, dann kann das dazu führen, dass diese falsche oder unvollständige Daten speichert. So hat die Stiftung Warentest 2012 die Beratung in Banken getestet. Dabei stellte sich heraus, dass einige Bankberater danach an die Schufa meldeten, der Kunde habe bei ihnen einen Kredit aufgenommen. In Wahrheit hatte er sich aber nur nach den Konditionen erkundigt. Solche falschen Einträge schädigen die Bonität des Verbrauchers; die Schufa ist verpflichtet, sie zu korrigieren. Leider hat der Bundesgerichtshof vor einigen Jahren einen Revisionsantrag einer Klägerin abgelehnt, genaue Auskünfte zu bekommen, welche Merkmale zur Scoreberechnung in welcher Gewichtung in das statistische Verfahren einfließen. Schufa hat lediglich Auskunft zu erteilen, welche personenbezogenen, insbesondere kreditrelevanten Daten bei ihr gespeichert und in die Berechnung der Wahrscheinlichkeitswerte eingeflossen sind.

Damals schrieb ich in meiner The European-Kolumne: Liebwerteste Gichtlinge des BGH, ich weiß nicht, wie viel mathematische Kompetenz der zuständige Senat mitbringt, das Urteil ist jedenfalls ein Witz und sollte die Politik dazu veranlassen, den Datenschutz und das Strafrecht zu verschärfen, um die Datensammler offline und online besser kontrollieren zu können. Ob valide Rechenergebnisse vorliegen, kann ich nur nachprüfen, wenn die Formeln offengelegt werden, Transparenz über die Rechenmethodik herrscht und ich als Betroffener das Ergebnis von externen Sachverständigen überprüfen lassen kann.

Über den Autor

gsohn
Diplom-Volkswirt, Wirtschaftsblogger, Livestreamer, Moderator, Kolumnist und Wanderer zwischen den Welten.

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