Wie schon von t3n und viele andere Medien vor einigen Tagen berichteten, steigt RTL steigt aus dem terrestrischen Fernsehen “DVB-T” aus. Damit werden die entsprechenden Sender künftig nicht mehr über Antenne zu empfangen sein sondern ausschließlich über Kabel, Internet und Satellit. Als Grund gibt die RTL-Geschäftsleitung ökonomische Gründe an.
Der Preis für die Verbreitung sei teuer, die vermarktungstechnischen Möglichkeiten ungünstig. Ab Ende 2014 wird es also kein VOX, RTL, RTL2 und Super-RTL mehr über Antenne mehr geben. ProSiebenSat1 wird wohl folgen. Wen juckt es, werden einige jetzt denken. Über Kabel, Satellit und Internet wird man ja reichlich mit Fernsehen versorgt.
“Kluge mobile Geräte (Kommandozentrale) und dumme Bildschirme (Projektionsfläche). Die Inhalte selbst liegen in der Wolke. Fernsehhersteller können Apples Airplay-Technologie lizensieren und in ihre Fernseher integrieren. Für alle anderen Geräte wird es einen Receiver-Stick geben, der nahezu jeden Fernseher in einen Apple-Fernseher verwandelt.”
Ich finde es allerdings wichtig, auf die politisch Verantwortlichen dieser dummen Technologie via Antenne zu verweisen, die noch nicht einmal einen Rückkanal vorweisen kann. Vor zehn Jahren hatte ich dazu einige Beiträge geschrieben. Hier nur ein kleiner Auszug:
Eine Studie der Düsseldorfer Prism Consulting kritisierte damals die Umstellung von analogem auf digitales terrestrisches Fernsehen (DVB-T) scharf: Rein wirtschaftlich gesehen sei die Investition in digitales terrestrisches Fernsehen absoluter Unsinn, heißt es in der Analyse.
“Wenn die Kosten mit der Nutzungscharakteristik zusammengeführt werden, ergeben sich jährliche Kosten pro Fernsehprogramm je nutzender Wohneinheit bei Kabel in Höhe von 14 Cent, bei Satellit 49 Cent und bei Terrestrik 24,50 Euro”, so die Berechnungen von Prism Consulting.
Aufgrund der unterschiedlichen Nutzungscharakteristik von Rundfunk und Fernsehen sehen in Deutschland die technischen Zugänge der Teilnehmer sehr verschieden aus. Den terrestrischen Antennenzugang nutzen beim Radio etwa 85 Prozent der Teilnehmer.
“Hingegen werden beim Fernsehempfang bundesweit nur noch rund acht Prozent der Geräte mit terrestrischem Empfang versorgt, Kabelempfang deckt etwa 55% der Teilnehmer ab, der andere große Teil versorgt sich über Satellit.”
Es müsse also die Frage gestellt werden, ob die geringe Penetration bei terrestrischem Fernseh-Empfang die Einführung von DVB-T wirklich sinnvoll macht.
Schon im heutigen Vergleich mit den alternativen Übertragungsmedien Kabel und Satellit erweise sich die Terrestrik als das weitaus kostspieligste Medium. So würden die Kosten für die deutschlandweite Kabeleinspeisung eines Fernsehprogramms bei rund 2,5 Millionen Euro liegen. Für die flächendeckende Abstrahlung über Satellit liege man jährlich bei über sechs Millionen Euro. Die Ausgaben von ARD und ZDF für die terrestrische Abstrahlung ihrer eigenen Programme betragen zirka 225 Millionen Euro pro Jahr.
Rein wirtschaftlich würden die DVB-T-Investitionen daher keinen Sinn machen und es sei daher auch nicht erstaunlich, dass privatwirtschaftlichen Konzerne und Konsortien daran kaum Interesse zeigen.
Hintergrund der Studie war der Start der digitalen terrestrischen Technik im Ballungsraum Berlin-Brandenburg am 1. November 2002. Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) forcierte eine harte Umstellung auf digitales terrestrisches Fernsehen. Übrigens auf Kosten der GEZ-Gebührenzahler. Eine so kostspielige Infrastruktur mehr oder weniger flächendeckend in Deutschland zusätzlich aufzubauen, war von Anfang an Schwachsinn.
Ich betrachte das Ganze mit einem lächelnden und einem weinenden Auge. Zum einen bin ich verärgert darüber dass man erst teuer die Geräte dafür anschaffen musste (so ein DVB-T Receiver hat damals über 200 Euro gekostet ; letztes Jahr Fernseher mit integriertem DVB-T Tuner gekauft) und sich nun bald wieder etwas neues aneignen muss. Zum anderen bin ich nicht wirklich traurig darüber, da man alles was man unbedingt sehen möchte im Internet zur Verfügung gestellt wird. Ein wenig tut es mir aber immer um die ältere Generation leid, die immer wieder umlernen müssen. Ich selbst kenne das aus Erfahrung, dass das einstellen von Sendern für manch einen älteren Menschen zu Raketenwissenschaft wird. Von den Kosten mal ganz abgesehen.
Beste Grüße,
Kerstin
Auf reisen sind kleine dvb t Mini-Fernseher schon sehr praktisch. zum beispiel während olympischen spielen oder fußball weltmeisterschaft und anderen events. aber auch für sämtlichen anderen fernsehempfang. zumal die bandbreiten des mobilen internets für mediatheken bisher auch noch nicht ausreichend üppig ausentwickelt sind. die frage der rentabilität stellt sich natürlich. will man sich diesen mobilen luxus leisten oder nicht.
PS. sogar in der wohnung erlebe ich diese kleinen mini fernseher sehr praktisch. insbesondere im bad wo ich mir nicht extra einen neuen großen fernseher kaufen will
Keine Frage. Alles sehr praktisch. Aber dafür werden eben auch unsere GEZ-Gebühren auf den Kopf gehauen. Und wenn wir von Verschwendung von Gebühren-Gelder sprechen, sollten wir über das kostspielige DVB-T-Projekt nicht schweigen.
Besser wäre es das Geld in den Breitbandausbau und Internet via Mobilfunk zu investieren. Das hat im Gegensatz zu DVB-T Zukunft!
Stimmt, denn da liegt auch die Zukunft des Fernsehens.